Colitis ulcerosa

Die Colitis ulcerosa gehört wie auch der Morbus Crohn und die Kollagene Kolitis zur Gruppe der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Diese Erkrankungsgruppe geht mit entzündlichen Veränderungen des Magen-Darm-Trakts einher und zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Erkrankungsgipfel der Colitis ulcerosa ist das dritte bis fünfte Lebensjahrzehnt, Männer und Frauen sind ungefähr gleich häufig betroffen. Während die Erkrankung früher vor allem in der westlichen Welt beobachtet wurde, steigt die Anzahl der Diagnosen in den letzten Jahren auch im Nahen Osten und in Asien.


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Colitis ulcerosa

Was versteht die Medizin unter einer Colitis ulcerosa?

Bei der Colitis ulcerosa handelt es sich um eine chronische, nicht ansteckende, entzündliche Erkrankung des Dickdarms, welche auf die Darmschleimhaut beschränkt ist.

Welche Ursachen hat eine Colitis ulcerosa?

Eine eindeutige Ursache konnte die Forschung bislang nicht feststellen. Angenommen wird eine genetisch bedingte und durch zahlreiche Umweltfaktoren wie Ernährung, Bewegungsmangel, Nikotinkonsum oder Hygienemängel ausgelöste beziehungsweise verstärkte Fehlfunktion des Immunsystems, das fälschlicherweise die Darmschleimhaut als „Feind“ erkennt und angreift (Autoimmunerkrankung).

Was sind die Symptome einer Colitis ulcerosa?

Verantwortlich für die typischen Symptome ist eine großflächige Entzündung der Dickdarmschleimhaut, die in dieser Phase in ihrer Funktion stark eingeschränkt ist.
 
Es kommt daher zu Schmerzen und sehr unregelmäßigem Stuhlgang, der abwechselnd von Verstopfungen und Durchfällen geprägt ist. Letztere sind häufig extrem stark und in der Konsistenz schleimig-blutig. Betroffene müssen häufig mehrere Male pro Stunde auf die Toilette, sodass viele im Alltag massiv eingeschränkt sind und sich kaum trauen die Wohnung zu verlassen.
 
Hinzu kommt meist eine begleitende Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme, häufig werden im akuten Stadium bestimmte Lebensmittelbestandteile nicht vertragen, was die Situation erschwert. Starke Blähungen reduzieren zudem das allgemeine Wohlbefinden.
 
Der chronische Entzündungszustand geht häufig mit Fieber und einer allgemeinen Schwäche einher, die chronischen Durchfälle und der damit verbundene Verlust von Flüssigkeit verstärken diesen Zustand.
 
Ein Faktor, der eine Unterscheidung zum ebenfalls häufig vorkommenden Morbus Crohn möglich macht, ist das Vorkommen sogenannte extraintestinaler (außerhalb des Darms) auftretende Symptome. Dazu gehören entzündliche, autoimmunbedingte Manifestationen an folgenden Stellen:
 

  • Haut (Erythema nodosum als entzündliche Veränderung des Unterhautfettgewebes)
  • Wirbelsäule (Ankylosierende Spondylitis)
  • Gelenken (arthritische Veränderungen)
  • Augen (Entzündungen der Augen- oder der Regenbogenhaut)

Wie ist der Krankheitsverlauf einer Colitis ulcerosa?

Die akute Entzündung, welche auch für die eigentliche Symptomatik verantwortlich ist, verläuft typischerweise in Schüben. Nur selten kommt es zum sogenannten chronisch-aktivem Verlauf, der von einer anhaltenden Symptomatik und chronischen Schmerzzustand geprägt ist.
 
Wann, warum genau und wie stark ein Schub verläuft, ist unklar. Angenommen wird, dass psychischer und physischer Stress sowie anderen Erkrankungen eine essenzielle Rolle spielen. In jedem Fall ist die Erkrankung nicht heilbar, Ziel der Therapie ist vielmehr die Frequenz der Schübe und damit der akuten Entzündungszustände zu reduzieren und Langzeitschäden des Darms zu verhindern.

Welche Komplikationen bei einer Colitis ulcerosa können auftreten?

Die Colitis ulcerosa gilt als Präkanzerose, womit das Risiko für die Entstehung eines Dickdarmkrebs durch die Erkrankung als erhöht gilt. Eine Komplikation des akuten Entzündungszustades ist das sogenannten toxische Megakolon.
 
Hierbei kommt es zu einer enormen Erweiterung beziehungsweise Aufblähung des Dickdarms, hervorgerufen wahrscheinlich durch unterschiedliche Entzündungsmediatoren und Botenstoffe.
 
Das Krankheitsbild geht mit starken Schmerzen und hohem Fieber einher und stellt einen medizinischen Notfall dar. Wird nicht sofort gehandelt, kann es zur Perforation des Darms, zu Blutungen und zum Multiorganversagen kommen.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Colitis ulcerosa?

Wie bei jeder Diagnostik steht die Anamnese an erster Stelle. Der Arzt wird Dich nach der Art der Symptome, aber auch nach Informationen über Deine Reisevergangenheit, Vorerkrankungen, Ernährungsgewohnheiten und Familienanamnese fragen – all dies sind wichtige Faktoren in der Diagnosefindung.
 
In der Blutuntersuchung finden sich meist erhöhte Entzündungswerte (CRP und Leukozyten), gegebenenfalls kann auch eine Blutarmut (Anämie) als Folge der blutigen Stühle diagnostiziert werden. Ein wichtiges Element der Diagnostik ist zu dem die Stuhluntersuchung.
 
Zum einen können dadurch Infektionskrankheiten als Ursache ausgeschlossen werden, zum anderen sind Blut im Stuhl und bestimmte im Stuhl nachzuweisende Entzündungsfaktoren in der Beurteilung der Schleimhautverletzung aussagekräftig.
 
Tatsächliche Gewissheit bringt nur die endoskopische Untersuchung des Darms (Darmspiegelung), bei der der Arzt mit einer Kamera die Darmschleimhaut genau inspiziert und Gewebeproben entnehmen kann, die im Labor untersucht werden und die Diagnose bestätigen.
 
Die Durchführung der Untersuchung erfolgt in Analgosedierung, der Untersucher verabreicht Dir sowohl schmerzstillende als auch einschläfernde Medikamente, um den Vorgang so angenehm wie möglich zu machen.

Wie wird eine Colitis ulcerosa behandelt?

Unterschieden wird die Therapie des akuten Schubs von der sogenannten Erhaltungstherapie während der schubfreien Zeit. In der akuten Phase gilt es Schmerzen zu lindern und die Entzündung möglichst zu unterdrücken.
 
Mittel der Wahl ist meist Cortison, das der behandelnde Arzt sowohl als Tablette als auch als Infusion verabreichen kann und mit dem Rückgang der Symptome unbedingt wieder absetzen muss.
 
Sehr starke Durchfälle mit ausgeprägtem Schwächegefühl und Flüssigkeitsverlust müssen im Krankenhaus behandelt werden, um hier auch eine adäquate Flüssigkeitssubstitution und rasches Handeln bei Komplikationen zu gewährleisten.
 
Die Erhaltungstherapie bewirkt eine langfristige Unterdrückung des Immunsystems, hierbei kommen vor allem die Substanzen Mesalazin oder Azathioprin zum Einsatz.
 
Kommt es dennoch zu erneuten, schweren Schüben, kann Dich der Arzt nach Abklingen des Schubes zusätzlich mit spezifischen Antikörperpräparaten (sogenannten Biologica) behandeln. Diese modernen Substanzen werden labortechnisch hergestellt und richten sich gegen ganz spezifische Zellen des Immunsystems, die sie in ihrer Funktion blockieren.
 
Auch die chirurgische (Teil-)Entfernung des Dickdarms (Kolektomie) ist eine Therapieoption. Anschließend wird in einer zweiten Operation aus dem Dünndarm eine Art Enddarm konstruiert, der an den Darmausgang angeschlossen wird.
 
Er soll die Funktion des entfernten Mastdarms übernehmen und somit ist eine normale Stuhlentleerung möglich. Diese ist allerdings eher ein letzter Ausweg und wird nur bei folgenden Aspekten durchgeführt:
 

  • bei medikamentös nicht beherrschbaren Formen
  • bei Auftreten schwerer Komplikationen und Durchbruch der Darmschleimhaut
  • bei gesicherter Entartung und Entstehung eines Karzinoms (Dickdarmkrebs)
  • auf Wunsch der Patienten

Welche Folgen hat eine Erkrankung für Betroffene?

Verlauf und Folgen der Erkrankung sind in der Regel schwer vorhersehbar und individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Manche Personen leiden enorm, haben immer wieder akute Schübe und können kaum einem normalen Arbeits- und sozialen Alltag hinterhergehen, während andere nur milde Symptome aufweisen, die sehr rasch auf die Therapien ansprechen.
 
In jedem Fall handelt es sich um eine Erkrankung, die Dich Dein Leben lang begleiten wird, Du solltest mit mit häufigen Arztbesuchen und Spitalaufenthalten sowie langfristiger Einnahme von Medikamenten rechnen. Da das Risiko einer Zellentartung und Entstehung von Krebs erhöht ist, sind regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen und Darmspiegelungen durchzuführen.

Was ist der Unterschied zwischen einer Colitis ulcerosa und Morbus Crohn?

Beide gehören zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und sind in ihrer Symptomatik und Therapie recht ähnlich. Folgende Unterschiede lassen sich feststellen:
 
Lokalisation der Entzündung: die Colitis ulcerosa betrifft nur den Dickdarm, während Morbus Crohn im gesamten Magen-Darm-Trakt auftreten kann
 
Histologie der Schleimhaut: Colitis ulcerosa betrifft “nur” die beiden obersten Schleimhautschichten, während Morbus Crohn alle Wandschichten befällt und sich in diesen knotenförmigen Ansammlungen von Immunzellen befinden
 
Art der Komplikationen: Morbus Crohn ist keine Präkanzerose, führt hingegen häufig zu starken Verwachsungen.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Da es sich um medizinisch notwendige Maßnahmen handelt, bleibt Dir in der Regel kein Selbstbehalt, sondern es werden alle Leistungen sowohl diagnostischer als auch therapeutischer Natur von den Krankenkassen übernommen.
 
Bei Fragen zu diesem oder einem anderen medizinischen Thema steht Dir unser Forum zur Verfügung. Hier kannst Du Dich mit anderen Mitgliedern austauschen und unsere Ärzte kontaktieren!