Morbus Crohn

Morbus Crohn ist ein Leiden, welches nicht nur als selten eingestuft wird und daher wenigen Menschen ein Begriff ist, sondern auch eines, das bis heute noch Fragen offenlässt. Die Wissenslage bezüglich der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung ist zwar lückenhaft, viele wichtige Informationen bezüglich Risiken, Verlauf und Therapie sind aber bereits bekannt und wir haben diese für Dich zusammengetragen.


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Online-Redaktion

Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.


Zuletzt aktualisiert: 19. Juli, 2023



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Morbus Crohn ist durch eine starke Darmentzündung gekennzeichnet. Die chronische Krankheit vollzieht sich in Schüben, es gibt auch beschwerdefreie Phasen


Die Ursachen für die Entstehung von Morbus Crohn sind nicht bekannt


Typische Symptome von Morbus Crohn sind krampfartige Bauchschmerzen, Durchfall und Fieber


Die Behandlung erfolgt mit entzündungshemmenden Medikamenten, oft kommt es zu Operationen

Was versteht die Medizin unter Morbus Crohn?

Bei Morbus Crohn (kurz: MC) handelt es sich um eine chronische, entzündliche Darmerkrankung, welche in Schüben verläuft und möglicherweise auf eine Autoimmunkrankheit zurückzuführen ist. Die charakteristischen Entzündungen und Schwellungen des Morbus Crohn befallen bevorzugt den Dünn- und Dickdarm und bei ersterem vor allem den letzten Abschnitt, Terminales Ileum genannt. Dabei ist oft nicht nur die Schleimhaut, sondern jeweils alle Schichten der Darmwand betroffen. Prinzipiell kann der Morbus Crohn vom Mund bis zum After jeden Abschnitt des Verdauungstrakts betreffen, selbst die Haut um den After. Typisch für die Crohn-Krankheit ist der diskontinuierliche, segmentale Befall (sog. skip lesions) der Darmschleimhaut, das heißt, es können mehrere Bereiche gleichzeitig von Entzündungen betroffen sein, die sich mit gesunden Darmabschnitten abwechseln. Die Erkrankung ähnelt der Colitis ulcerosa, welche ebenfalls eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) ist.

Bei Morbus Crohn (kurz: MC) handelt es sich um eine chronische, entzündliche Darmerkrankung

Wer ist am häufigsten betroffen?

Morbus Crohn – wie auch Colitis ulcerosa – kann jeden treffen. Die Verbreitung der Krankheit hat in den letzten Jahrzehnten weltweit insgesamt zugenommen, wobei sie am häufigsten in nordeuropäischen und angelsächsischen Bevölkerungen vorkommt. Sie tritt in beiden Geschlechtern etwa gleich oft auf und es lässt sich zudem eine familiäre Häufung der Erkrankung beobachten. Die meisten Menschen bekommen Morbus Crohn vor dem 30. Lebensjahr, mit einem Häufigkeitsgipfel zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr, weshalb bei Morbus Crohn von einer „jungen“ Erkrankung gesprochen wird.

Was sind Symptome von Morbus Crohn?

Zu den typischen Symptomen gehören:

 

  • Krampfartige Bauchschmerzen (oft im rechten Unterbauch und nach dem Essen)
  • Chronischer Durchfall (zuweilen mit Blut im Stuhl)
  • Fieber
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust (durch anhaltende Übelkeit)

 

Die Beschwerden treten für gewöhnlich in Schüben auf (ein derartiger Schub dauert meist mehrere Wochen an) und können danach ohne Behandlung wieder verschwinden.

Was sind die Ursachen für Morbus Crohn?

Über die genaue Ursache der Erkrankung herrscht bisher noch Unklarheit. Vermutet wird, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der das
Immunsystem den eigenen Körper angreift und die zu einer verminderten Fähigkeit bestimmter Zellen zur korrekten Bakterienerkennung und -bekämpfung führt. Außerdem werden unterschiedliche Risikofaktoren diskutiert, die das Auftreten begünstigen. So spielen vor allem erbliche Komponenten, aber auch die Ernährung und Umweltfaktoren (z.B. Rauchen), eine Rolle.

Über die genaue Ursache der Erkrankung herrscht bisher noch Unklarheit

Wie unterscheidet sich Morbus Crohn von Colitis ulcerosa?

Die beiden Darmerkrankungen sind sich in ihren Symptomen, dem Krankheitsverlauf und dem Krankheitsbild recht ähnlich, was ihre diagnostische Abgrenzung manchmal schwierig macht. Auch bei Colitis ulcerosa kommt es zu entzündlichen Schüben in der Darmwand, wobei sich die Entzündungen hier auf den Dickdarm, vor allem den Mastdarm, beschränken und ausschließlich die äußere Schleimhaut befallen, während bei Morbus Crohn verschiedene Abschnitte im gesamten Magen-Darm-Trakt betroffen sind und der Mastdarm nur selten eine Rolle spielt.

Wie lässt sich Morbus Crohn diagnostizieren?

Den Verdacht auf Morbus Crohn erhält der Arzt, wenn bei Dir die typischen Symptome auftreten, Du also immer wieder krampfartige Bauchschmerzen und Durchfall hast und, vor allem, wenn Morbus Crohn in Deiner Familie bereits vorkommt oder wenn Du von Problemen in der Aftergegend berichtest. Der Arzt tastet zunächst den Bauchraum ab, um eine mögliche Verhärtung in der Gegend des rechten Unterbauchs zu erfühlen. Führt dies bei Dir zu Druckschmerzen, kann das ein erster Hinweis sein.

 

Bluttest
Nach einer genauen Anamnese kann der Arzt einen Bluttest bei Dir machen. Zwar weist kein Labortest den Morbus Crohn spezifisch nach, doch er kann Anzeichen einer Entzündung, wie Blutarmut und eine hohe Zahl weißer Blutkörperchen im Blut nachweisen und wird in der Regel vor weiteren Diagnoseverfahren eingesetzt.

 

Darmspiegelung
Erst, wenn ein Verdacht auf Morbus Crohn vorliegt, wird eine Gastroskopie, eine Darmspiegelung, erforderlich. Durch eine eingeführte Kamera kann der Arzt Deine Darmschleimhaut von innen betrachten und die charakteristischen Gewebeveränderungen entdecken. Diesem Gewebe werden Proben entnommen und anschließend im Labor untersucht.

 

Bildgebende Verfahren 
Wenn Du mit starken Bauchschmerzen zum Arzt gekommen bist und auch das Abtasten des Bauches für Dich schmerzhaft war, kann zudem ein Ultraschall, eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) des Bauchbereichs durchgeführt werden. Mit einem Ultraschall kann der Arzt überprüfen, ob Deine Darmwand verdickt ist, was bei Morbus Crohn häufig der Fall ist. Durch CT oder MRT können Blockierungen, Abszesse sowie Fisteln gefunden werden oder aber andere mögliche Ursachen der Bauchentzündung (wie z. B. eine Blinddarmentzündung) ausfindig gemacht werden.

Die Beschwerden der Krankheit – wie lang anhaltende Durchfälle, Bauchkrämpfe, Appetitlosigkeit – können von sehr leicht bis sehr stark reichen

Welche Folgen hat Morbus Crohn für Betroffene?

Die Beschwerden der Krankheit – wie lang anhaltende Durchfälle, Bauchkrämpfe, Appetitlosigkeit – können von sehr leicht bis sehr stark reichen. Durch das schubweise Auftreten, kann es zudem durchaus Perioden von bis zu einigen Monaten geben, in welcher die Krankheit zum erliegen kommt. Jedoch wird der immer wiederkehrende Wechsel zwischen dem „normalen Leben“ und den Beeinträchtigungen in unterschiedlichen Lebensbereichen, wie Freizeit, Sport, Partnerschaft und Sexualität, die während der Schübe hinzunehmen sind, selten als Erleichterung beschrieben. Er bedeutet ständigen Stress, denn die Angst vor dem nächsten Schub belastet auch die symptomfreie Zeit.

 

Da die Erkrankung häufig bereits in jungen Jahren ihren Beginn hat und bisher zwar therapierbar, jedoch nicht heilbar ist, ist ein erhöhtes Risiko einer zusätzlichen psychischen Belastung (vor allem depressiven Reaktionen und Angststörung) gegeben. Wird die Krankheit früh erkannt und behandelt, gelingt es jedoch häufig recht gut, den fortschreitenden Verlauf abzubremsen und die Symptome zu lindern.

Wie ist der Verlauf von Morbus Crohn?

Da der Morbus Crohn, wie auch Colitis ulcerosa in Schüben auftritt, wechseln sich Phasen der Erkrankung mit ihren Beschwerden (Rezidiv) mit gesunden, also beschwerdefreien, Phasen (Remission) in unregelmäßigen Abständen ab. Warum sich die Krankheit in Schüben vollzieht, was neue Schübe auslöst und deren Schweregrad bestimmt, ist nicht bekannt. So kann Dir die Dauer von Schüben und beschwerdefreier Zeit, sowie die weitere Ausdehnung der Entzündung auch vom Arzt nicht vorhergesagt werden, jeder Krankheitsverlauf ist unterschiedlich. Entzündungen treten tendenziell immer im gleichen Abschnitt des Darms auf. Unbehandelt wird der Morbus Crohn den Darm wahrscheinlich fortschreitend und dauerhaft schädigen. Eine frühzeitige und wirksame Therapie kann das verhindern.

Welche Komplikationen können auftreten?

Im Verlauf der Krankheit kann es zu einer Reihe an Komplikationen kommen. Dazu zählen:

 

  • Verengungen des Darms (Stenosen), an den Stellen, die häufig entzündet sind und somit anschwellen. Man unterscheidet hierbei noch in entzündliche Stenosen, welche medikamentös behandelt werden und narbige Stenosen, welche in der Regel operiert werden.
  • Fisteln: entzündete tunnelförmige Verbindungsgänge zwischen benachbartem Gewebe oder Organen. Fisteln entleeren sich entweder durch die Haut nach außen oder aber in andere innere Organe und führen oft zur Ausbildung von Eiteransammlungen, sogenannten Abszessen. Diese müssen, wie im Fall der eitrigen Stenosen, operativ entfernt werden.
  • Ausbreitung auf andere Organe: Morbus Crohn kann neben dem Magen-Darm-Trakt auch andere Organe beeinflussen. Die Erkrankung kann zum Beispiel von Veränderungen an der Haut, den Augen oder Gelenken begleitet werden. Diese lassen sich in aller Regel jedoch lokal gut behandeln.

Wie lässt sich Morbus Crohn behandeln?

Zur Behandlung der Symptome und Abschwächung des Verlaufs sowie zur Verlängerung der beschwerdefreien Phasen werden spezielle Arzneimittel eingesetzt. Welche Medikamente Dir der Arzt verschreibt, hängt davon ab, wie intensiv die Entzündung verläuft und welche Bereiche des Magen-Darm-Trakts die Krankheit betrifft.

Zur Behandlung der Symptome und Abschwächung des Verlaufs sowie zur Verlängerung der beschwerdefreien Phasen werden spezielle Arzneimittel eingesetzt

Kortikosteroide (Hormone, die Kortison enthalten)
Kortison wirkt entzündungshemmend und verhindert, dass das körpereigene Immunsystem überreagiert. Es wird oral verabreicht und kann Fieber und Durchfall deutlich abschwächen und auch die Schmerzen und Empfindlichkeit im Bauch lindern. Nimmst Du das Medikament jedoch über längere Zeit ein, kann dies zu Nebenwirkungen, wie Übelkeit, Erbrechen und allgemeinem Unwohlsein führen. Deshalb wird Kortison bei plötzlichen Schüben verschrieben, um die akuten Beschwerden zu lindern, nach Rückgang der Entzündung aber wieder abgesetzt.

 

Immunsuppressiva (Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken)
Wenn Du auf Kortison nicht ansprichst, kann Dir der Arzt Immunsuppressiva verschreiben. Diese wirken besonders gut bei der Erhaltung von langen Remissionsphasen und lassen auch die Fisteln gut abheilen. Allerdings entfaltet sich ihre volle Wirkung oft erst nach ein bis drei Monaten und sie können in Einzelfällen schwere Nebenwirkungen verursachen. Daher muss eine regelmäßige Kontrolle der Effekte erfolgen.

 

Biologika (biotechnisch hergestellte Medikamente)
Auch Biologika wirken entzündungshemmend, indem sie in körpereigene Immunprozesse eingreifen. Sie werden verabreicht, wenn die oben genannten Therapien nicht gewirkt haben, oder Du diese nicht vertragen hast. Sie werden im akuten Schub eingesetzt und durch Selbstinjektion mit einer Fertigspritze oder aber durch eine Infusion beim Arzt verabreicht. Da eine mögliche Nebenwirkung die Verschlechterung eines bestehenden und unbehandelten Infekts ist, muss vorher abgeklärt werden, dass keine Infektionen bei Dir vorliegen.

 

Operationen
Wenn eine medikamentöse Behandlung aufgrund des fortgeschrittenen Verlaufs der Erkrankung nicht mehr greift und sich bereits Fisteln, Abszesse und Stenosen gebildet haben, kann ein operativer Eingriff zur Entfernung erkrankter Darmabschnitte Abhilfe schaffen. Tatsächlich müssen die meisten Personen mit Morbus Crohn in irgendeinem Stadium ihrer Erkrankung operiert werden. Zwar werden die Beschwerden auf unbestimmte Zeit erleichtert, die Krankheit wird dadurch aber nicht geheilt und es können sich weiterhin Entzündungen und Schwellungen an den Verbindungsstellen des restlichen Darms bilden. Durch medikamentöse Behandlung nach der Operation kannst Du dieser Tendenz entgegenwirken.

Kann ich dem Morbus Crohn vorbeugen?

Aufgrund der ungeklärten Ursache der Krankheit und dem vermuteten genetischen Anteil an der Entstehung von Morbus Crohn, sind die Möglichkeiten einer Vorbeugung eingeschränkt.

 

Einen der wenigen entscheidenden Einflüsse hat das Rauchen: Das Risiko für die Entwicklung von Morbus Crohn ist bei Rauchern doppelt so hoch wie bei Nichtrauchern. Sollte es in Deiner Familie Fälle von Morbus Crohn geben und Du Angst vor einer Entwicklung der Krankheit haben, ist es ratsam, mit dem Rauchen aufzuhören.
Auch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßiger Sport stehen in der Diskussion, den Ausbruch zu verhindern. Durch Kontrolluntersuchungen (ab 50 Jahren regelmäßige Darmspiegelung), kannst Du sichergehen, den Beginn von Morbus Crohn frühzeitig zu entdecken.

Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßiger Sport stehen in der Diskussion, den Ausbruch zu verhindern

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Als Patient kannst Du im Rahmen des Selbstbestimmungsrechtes entscheiden, welche Therapie bei Dir angewendet wird. Die soziale Krankenversicherung muss bei mehreren medizinisch gleichwertigen Therapien jedoch nur die kostengünstigere bezahlen.

 


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Dauer Dauer

1-3 Stunden

Ausfallzeit Ausfallzeit

Bis zu 8 Wochen

Stationärer Aufenthalt Stationär

7-10 Tage

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Morbus Crohn ist durch eine starke Darmentzündung gekennzeichnet. Die chronische Krankheit vollzieht sich in Schüben, es gibt auch beschwerdefreie Phasen


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Typische Symptome von Morbus Crohn sind krampfartige Bauchschmerzen, Durchfall und Fieber


Die Behandlung erfolgt mit entzündungshemmenden Medikamenten, oft kommt es zu Operationen

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