Tinea (Dermatophytose)
INHALTSVERZEICHNIS
Was ist eine Tinea?
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Welche Formen der Tinea gibt es?
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Was sind die Symptome einer Dermatophytose?
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Welche Ursachen hat eine Tinea?
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Wie lässt sich eine Tinea behandeln?
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Was kann ich selbst bei einer Infektion mit Dermatophyten tun?
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Wie kann ich einer Tinea vorbeugen?
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Wie wird eine Dermatophytose diagnostiziert?
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Was kostet die Behandlung einer Tinea und übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
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Das Wichtigste zusammengefasst
Bei der Tinea handelt es sich um eine Infektion mit dem Fadenpilz (Dermatophyt). Die Übertragung erfolgt entweder durch direkten Kontakt mit anderen Infizierten (sowohl Mensch als auch Tier) oder über einen Gegenstand, der kontaminierte Haare oder Hautschuppen enthält.
Dermatophyten sind hornliebend, sie ernähren sich von Bestandteilen der Hornhaut. Sie befallen daher am ehesten keratinreiches Gewebe wie die Haare, Nägel oder Bereiche mit viel Hornhaut.
Die Symptome einer Tinea können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Am häufigsten und typisch sind rundliche, an den Rändern leicht durch Pusteln erhabene Rötungen, die stark schuppen und jucken.
Die Therapie erfolgt über den Haut- oder Hausarzt durch antimykotische Salben oder Tabletten. Nur bei schweren Verläufen ist ein Krankenhausaufenthalt mit stationärer, intravenöser Therapie notwendig. Die Behandlung kann sich egal in welcher Form verabreicht über mehrere Wochen bis Monate ziehen, da eine Tinea sehr hartnäckig sein kann. Ein Krankenstand ist in der Regel nicht notwendig.
Was ist eine Tinea?
Als Tinea wird eine Infektion der Haut mit einer bestimmten Pilzart, den Dermatophyten, verstanden, daher auch der synonyme Begriff Dermatophytose. Dermatophyten sind eine weltweit vorkommende Pilzart, die verschiedene Unterarten umfasst, die wiederum sowohl Menschen als auch einige Tiere (Katzen, Rinder) als Wirte benutzen. Dermatophyten ernähren sich von Keratin und besiedeln ausschließlich verhorntes Gewebe, führen daher zu Infektionen der Haut, der Nägel und der Haare.
Insgesamt gehört die Dermatophytose zu den häufigsten Infektionserkrankungen überhaupt, die Sporen der Pilze können auch außerhalb eines Wirtes, zum Beispiel auf Böden oder unterschiedlichen Oberflächen, lange Zeit überleben und pathogen (krankheitsauslösend) bleiben.
Ist eine Tinea ansteckend?
Ja, eine Tinea ist durchaus ansteckend. Die Tinea ist eine Infektionserkrankung, bei der die Pilzsporen von Wirt zu Wirt weitergegeben werden, die Ansteckung erfolgt dabei durch direkten Hautkontakt. Da die Sporen sehr langlebig sind, kann die Ansteckung auch zwischengeschaltet über kontaminierte Gegenstände (Handtücher, Böden, Bürsten, Kleidung …) weitergegeben werden.
Welche Formen der Tinea gibt es?
Tinea ist hierbei der Überbegriff für die Mykose (Pilzinfektion) mit den Erregern Dermatophyten. Je nachdem, welcher Körperteil die Infektion betrifft, wird in der medizinischen Fachsprache der lateinische Zusatz für die Region angehängt.
So ergeben sich Formulierungen wie Tinea corporis (Dermatophytose des Körperstamms), Tinea pedis (Dermatophytose der Füße), Tinea unguium (Dermatophytose des Nagels) und weitere. Zu den häufigsten befallenen Körperregionen gehören die Nägel und Füße, da hier recht häufig kleinste Hautverletzungen vorkommen, durch die die Sporen eindringen können. Die Übertragung erfolgt hierbei meist über kontaminierte Schuhe oder Böden. Besonders häufig ist eine Infektion in Nassbereichen wie Schwimmbädern oder Sauna, in denen eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht.
Abgesehen vom Körperteil selbst kann die Tinea auch noch nach ihrer Eindringtiefe unterschieden werden. So spricht der Facharzt von einer oberflächlichen Infektion (Tinea superficialis), wenn die Infektion lediglich die abgestorbene Zellschicht der Hornhaut betrifft und nur eine leichte Symptomatik mit sich bringt. Bei einer tieferliegenden Infektion (Tinea profunda) gelingt es den Erregern über die Haarfollikel in tiefer gelegene Hautschichten vorzudringen und eine schwerwiegendere Symptomatik mit Mitreaktion des Lymphsystems, Fieber und allgemeiner Abgeschlagenheit zu erzeugen. Weitere Informationen zu dieser Krankheit bei Tieren findest du auch auf diesem Tierarzt Portal.
Was sind die Symptome einer Dermatophytose?
Die Symptome unterscheiden sich je nachdem, ob es sich um eine oberflächliche oder tiefer liegende Infektion handelt. Bei einem oberflächlichen Befall bildet sich im infizierten Bereich eine kreisförmige Rötung aus, die an den Rändern leicht erhaben erscheint.
Die Begrenzungen zur nicht infizierten Haut können durch kleine Pusteln und Bläschen markiert sein. In der Mitte der rundlichen Infektion erscheint die Haut eher aufgehellt. Die Haut erscheint in diesem Bereich sehr trocken, bildet Schuppen aus und neigt zu Juckreiz. Breitet sich die Infektion aus, können die runden Areale miteinander verschmelzen und sich zu einer größeren geröteten Fläche entwickeln.
Ein Eindringen der Erreger in tiefer gelegene Hautschichten geschieht in der Regel nur im Rahmen einer zusätzlichen Infektion mit Bakterien (Superinfektion) nach lokalem Trauma durch Kratzen oder sonstiger Verletzung oder bei Menschen mit geschwächtem oder überschießendem Immunsystem, beispielsweise bei Autoimmunerkrankungen oder medikamentöser, immunsuppressiver Therapie. In diesem Fall kommt es zur Ausbildung größerer Knoten und Geschwüre, einer stärkeren, großflächigeren Rötung, Eiterbildung und deutlich zunehmenden Juckreiz.
Welche Ursachen hat eine Tinea?
Ursache der Erkrankung ist eine Infektion mit unterschiedlichen Fadenpilzarten (Dermatophyten), deren Sporen von Mensch zu Mensch, von Tier zu Mensch oder auch von unterschiedlichen Gegenständen auf den Menschen übertragen werden. Eintrittspforte für die Sporen stellen meist die Haarfollikel oder kleinste oberflächliche Verletzungen der Haut dar.
Die Sporen besitzen ein Keratin-auflösendes Enzym, das das Eindringen in die Hornhautschicht ermöglicht. Dort verbleiben die Sporen und wachsen zu Fadenpilzen heran. Dermatophytosen können je nach Immunlage sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und langwierig verlaufen. So sind zum einen latente Formen möglich, bei denen der Erreger durch das Immunsystem nicht erkannt wird und die Symptome daher nicht oder nur sehr schwach vorhanden sind. Da sich das Immunsystem gegen den Erreger nicht wehrt, kommt es zum chronischen Verlauf. Andererseits kann es zur überschießenden Immunreaktion kommen, bei der eine fulminante Infektion entsteht. Bei milden Verläufen wird der Erreger durch das Immunsystem erkannt und bekämpft, was allerdings bis zu mehreren Monaten in Anspruch nehmen kann.
Wie lässt sich eine Tinea behandeln?
Nicht jede Tinea muss unbedingt behandelt werden – je nach Körperregion kann das Abwehrsystem mit ein bisschen Geduld den Erreger auch selbst ausschalten. Ausnahme bildet eine Tinea der Nägel – hier ist eine Spontanheilung praktisch ausgeschlossen und selbst die medikamentöse Behandlung sehr mühsam und häufig nur sehr langsam wirksam.
Die Behandlung erfolgt klassischerweise durch sogenannte Antimykotika, die je nach Verlauf und Ausprägung entweder topisch (lokal) oder systemisch (oral/intravenös) verabreicht werden müssen.
Antimykotika sind speziell gegen Pilzerreger entwickelte Substanzen, die die Synthese bestimmter Bestandteile der Zellmembranen der Pilze hemmen und dadurch deren Lebensfähigkeit und Vermehrung verhindern. Die topische Anwendung erfolgt mittels Salben oder Cremes, die auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden. Die Behandlung muss meist über mehrere Wochen bis Monate erfolgen. Beim Versagen der topischen Therapie oder Vorliegen einer tiefen Tinea mit ausgeprägteren Symptomen wie Fieber und allgemeinen Krankheitsgefühl werden die Antimykotika als Tabletten oder intravenöse Lösung verabreicht, sodass sie in die Blutbahn eindringen und sozusagen von innen den Erreger bekämpfen. Auch eine Kombination beider Therapieformen ist möglich. Bei fortgeschrittenen und systemischen Infektionen können und müssen häufig zusätzlich antientzündliche und fiebersenkende Medikamente zum Einsatz kommen.
Was kann ich selbst bei einer Infektion mit Dermatophyten tun?
Auch wenn die Infektion möglicherweise keine Schmerzen oder Juckreiz verursacht, solltest Du unbedingt möglichst rasch zum Arzt und eine Therapie starten, da die Infektion dennoch auf andere Personen übertragen werden kann.
Wichtig ist zudem, eine begonnene Therapie auch wirklich über den vom Arzt vorgegebenen Zeitraum durchzuziehen und nicht nach einigen Tagen wegen scheinbarer Besserung der äußerlichen Symptomatik abzubrechen. Denn auch wenn die oberflächlichen Hautveränderungen gebessert sind, kann der Pilz noch im Körper verblieben sein und bei Absetzen der Therapie zu einem neuerlichen Aufkeimen der Symptome führen.
Abgesehen von der antimykotischen Therapie ist auch die richtige Pflege der erkrankten Haut nicht zu unterschätzen:
Vermeide unbedingt häufiges Kratzen der Haut – auch wenn der Juckreiz stark ist. Durch das Aufkratzen entstehen weitere Verletzungen der Haut, durch die wiederum andere Erreger eindringen oder die Pilzsporen verschleppt werden können. Folge können systemische Infektionen mit Fieber und hohen Entzündungswerten sein, die eine weitaus aggressivere und langwierigere Therapie nach sich ziehen. Falls Juckreiz auftreten sollte, kannst Du Dich an Deinen Arzt wenden, der Dir unterstützend juckreizlindernde Tabletten oder Salben verordnen wird.
Achte auf eine gründliche Reinigung der betroffenen Haut, meide häufigen Kontakt mit Waschgels, Seifen oder Lotionen. Am besten ist die Pflege mit klarem Wasser und gründliches Abtrocknen mit einem sauberen Handtuch danach.
Verwendete Kleidungsstücke und Handtücher sollten unbedingt nach jedem Gebrauch mit hoher Temperatur gewaschen werden, um die Pilzsporen nicht zu verschleppen. Dies könnte nämlich sowohl andere Personen im Haushalt als auch Dich selbst (Infektionen anderer Körperstellen) betreffen.
Meide im Internet angepriesene Hausmittel wie Essig- oder Knoblauchumschläge – für die Wirksamkeit solcher Methoden gibt es keine wissenschaftlichen Belege, und auch wenn die oberflächlichen Hautveränderungen verschwinden, heißt dies nicht, dass die Infektion überstanden ist. Der Erreger verbleibt meist trotzdem in der Haut und kann zu Reaktivierungen der Infektion führen.
Wie kann ich einer Tinea vorbeugen?
Eine Vorbeugung ist insofern gut möglich, indem Du Dich über mögliche Übertragungswege informierst und diese meidest. Die Übertragung erfolgt meistens über direkten Hautkontakt mit anderen Infizierten oder über mit Hornhautschuppen kontaminierte Gegenstände wie Kämmen, Bürsten, Handtüchern oder diversen Kopfbedeckungen. Vor allem Fuß- und Nagelpilz werden häufig in Nassbereichen übertragen, sodass es ratsam ist, in Sauen, Schwimmbädern und generell auf nassen Böden stets Schuhe zu tragen und die Füße immer gründlich abzutrocknen. Auch kannst Du Deine Badeschlapfen ab und zu desinfizieren, um auch wirklich sicherzugehen, dass keine Du keine Erreger mitschleppst.
Risikofaktoren für eine schwere Infektion sind Defekte des Immunsystems entweder im Sinne von Autoimmunerkrankungen oder durch immunsupprimierende Eingriffe und Erkrankungen wie Krebstherapien, Zustand nach Transplantationen oder HIV-Infektion. Betroffene sollen und müssen ganz besonders vorsichtig sein. Da der Fadenwurm auch von Tier auf Mensch übertragen werden kann, gehört auch eine regelmäßige Untersuchung der Haustiere beim Tierarzt auf einen Fadenpilzbefall zu den vorbeugenden Maßnahmen. Für Haustiere steht zudem auch eine Impfung zur Verfügung.
Wie wird eine Dermatophytose diagnostiziert?
Solltest Du den Verdacht haben, Dich mit Dermatophyten angesteckt und infiziert zu haben, dann ist der Hausarzt beziehungsweise der Hautarzt der beste Ansprechpartner. Die Diagnose kann der erfahrene Spezialist meist nur durch eine genaue Erhebung der Krankengeschichte und der Symptomatik (Anamnese) und durch eine Begutachtung der Hautveränderungen stellen.
Bei therapieresistenten Infektionen oder uneindeutigem Aussehen der Hautveränderungen wird Dein Arzt zusätzlich Probenmaterial (Haare, Hautschuppen, Nägel) entnehmen und diese im Labor (zum Beispiel durch direkten Nachweis oder Anlegen einer Kultur) untersuchen lassen, um den genauen Dermatophytentyp zu erfahren und noch gezielter behandeln zu können. Dadurch können auch mögliche andere Diagnosen ausgeschlossen werden.
Was kostet die Behandlung einer Tinea und übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Die Behandlung erfolgt rein medikamentös und wird im Normalfall vollständig von der Krankenkasse übernommen. Lediglich die Rezeptgebühren oder gewisse Prozentsätze an Selbstbehalt bei Krankenhausaufenthalten (im Falle eines sehr schweren Verlaufs mit notwendiger stationärer Betreuung) musst Du selbst tragen. Auch die Vorstellung, Diagnostik und Kontrolle durch den Arzt wird durch die Krankenkasse gezahlt, sofern es sich um einen Arzt mit Kassenvertrag handelt. Du kannst Dich zu den Kosten auch direkt bei Deinem Versicherungsträger oder Arzt informieren, dann weißt Du bereits vor der Behandlung, was Du selbst zahlen musst und was nicht.
Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl
Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.
Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.
Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Eine Tinea beziehungsweise Dermatophytose ist eine Erkrankung durch eine bestimmte Pilzart, den Dermatophyten (Fadenpilzen). Die Tinea gehört damit zu den sogenannten Mykosen, ein Überbegriff für Pilzerkrankungen bei Mensch und Tier. Mykosen – so auch die Tinea – sind Erkrankungen, die meist Haut und Schleimhäute befallen, durch bestimmte antimykotische Medikamente gut zu therapieren sind und kaum ernsthafte Symptome und Verläufe mit sich bringen. Anders ist es bei Menschen mit ausgeprägten Defekten des Immunsystems, hier kann auch eine „einfache“ Dermatophyten-Infektion zu schwerwiegenden Symptomen führen. Was genau die Tinea ist, wie Du Dich vor einer Ansteckung schützt und wie die Erkrankung behandelt wird, erfährst Du hier.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 25. Oktober, 2023