Demenz

Demenz ist eine fortschreitende, chronische Erkrankung des Gehirns. Denken, Gedächtnis, Auffassung, Rechnen, Orientierung, Sprache, Lernfähigkeit und das Urteilsvermögen sind davon beeinträchtigt. Obwohl Demenz-Erkrankungen üblicherweise im Alter auftreten, handelt es sich dabei um keine normale Alterserscheinung. Es gibt verschiedene Formen von Demenz, für die auch verschiedene Behandlungsansätze zur Verfügung stehen.


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Zuletzt aktualisiert: 3. November, 2023



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Als Demenz bezeichnet die Medizin chronisch oder fortschreitende Krankheiten des Gehirns, die die Gedächtnisleistung beeinträchtigen


Die Ursachen und Risikofaktoren sind vielfältig, bisher jedoch nicht restlos geklärt


Umso früher die Diagnose erfolgt, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten


Eine Demenzerkrankung kann nur verlangsamt werden. Eine Heilung ist nur in Ausnahmefällen möglich

Was versteht die Medizin unter Demenz?

Bei Demenz handelt es sich um keine bestimmte Krankheit, sondern um das gemeinsame Auftreten bestimmter Symptome, welche durch unterschiedliche Erkrankungen des Gehirns ausgelöst werden können. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Krankheit. Sie macht ca. 60-70% der weltweit bestehenden Demenzerkrankungen aus. Aufgrund krankhafter Prozesse, die noch nicht umfassend geklärt sind, sterben Gehirnzellen rascher ab als normal.
 
Bei einer Demenz kommt es zu einem Gedächtnisverlust. Betroffene verlieren nach und nach ihre Erinnerungen
 
Es kommt zu Vergesslichkeit und einer fortschreitenden Beeinträchtigung wichtiger Gehirnfunktionen. Häufig verändert eine Demenzerkrankung auch das zwischenmenschliche Verhalten. Demenz tritt dabei vor allem bei älteren Menschen auf. Aufgrund der Entwicklung der Bevölkerungsstruktur ist in den nächsten Jahrzehnten auch ein Anstieg der Demenzerkrankungen zu erwarten.

Was sind die Symptome von Demenz?

Betroffene zeigen Symptome auf verschiedenen Ebenen. Im intellektuellen und kognitiven Bereich zeigen sich Störungen der Merkfähigkeit, Orientierungsstörungen, Zerstreutheit und Konzentrationsstörungen. Ebenso kommt es zu Problemen mit dem Sprachverständnis und dem sprachlichen Ausdruck. Stimmung und Befindlichkeit sind ein weiterer Bereich, in dem sich Symptome einer Demenz zeigen. Bei Patienten kommt es zu Antriebslosigkeit, Unruhe, Ängstlichkeit und Stimmungsschwankungen. Betroffene neigen zu diffuser Verstimmtheit und es kommt zu einem affektiven Rückzug, das heißt Gefühlsregungen sind nicht mehr erkennbar. Oft wirken Betroffene teilnahmslos, reizbar oder aggressiv.
 
Auf einer körperlichen Ebene kann es zu Gangstörungen, vor allem in Form von kleinschrittigem Trippeln kommen. Ebenso treten im weiteren Verlauf häufig Stuhl- und Harninkontinenz auf.

Welche Formen von Demenz werden unterschieden?

Es gibt primäre und sekundäre Demenzformen. Kommt es zu einer Schädigung des Hirngewebes, handelt es sich um die primäre Form. Sie machen den Großteil der Demenzerkrankungen aus. Die sekundäre Form hingegen wird durch Geschehnisse oder Störungen ausgelöst, die nicht direkt im Gehirn passieren.

Welche Ursachen hat Demenz?

Die unterschiedlichen Formen der Demenz haben unterschiedliche Ursachen. Bei etwa sieben von zehn Fällen handelt es sich um eine Alzheimer-Erkrankung. Sie tritt meist nach dem 65. Lebensjahr auf. Die Ursachen sind bisher unklar. Ein plötzlicher Beginn und eine stufenweise Verschlechterung der Demenz weisen auf eine vaskuläre Demenz hin. Ursache ist eine Hirndurchblutungsstörung, beispielsweise aufgrund von Arteriosklerose, Schlaganfall oder Hirninfarkt. Von dieser Form sind mehr Männer als Frauen betroffen. Eiweißablagerungen im Gehirn, sogenannte Lewy-Körperchen können ebenfalls eine Demenz auslösen. Sie entstehen manchmal bei Patienten mit einer Parkinson-Erkrankung.
 
Sind zunächst Nervenzellen im Stirn- und Schläfenbereich betroffen, handelt es sich um eine frontotemporale Demenz. Der Fronto-Temporal-Lappen steuert Gefühle und soziales Verhalten. Zu Beginn dieser Form kommt es daher zu Persönlichkeitsveränderungen. Diese Form der Demenz tritt bereits im fünften oder sechsten Lebensjahrzehnt auf.
 
Die lilane Schleife ist unter anderem das Symbol für Demenz
 
Tritt die Demenz als eine Folgeerscheinung einer anderen Erkrankung auf, handelt es sich um eine sekundäre Demenz. Wenn die Grunderkrankung früh genug behoben wird, können sich auch die Demenz-Symptome wieder bessern. Mögliche Grunderkrankungen sind etwa Tumorerkrankungen, Stoffwechsel-Erkrankungen oder Infektionen des Gehirns mit bestimmten Bakterien, Viren oder Pilzen. Ebenso können bestimmte Medikamente wie Antidepressiva, blutdrucksenkende Medikamente oder angst- und spannungslösende Medikamente eine sekundäre Demenz begünstigen. Auch Kopfverletzungen können zu einer Demenz führen.

Wie häufig ist Demenz?

Bei Personen zwischen 60 und 70 Jahren leidet etwa eine von 100 Personen an einer Demenz-Erkrankung. In der Gruppe der 80 bis 85-Jährigen sind es bereits eineinhalb von 10 Personen. Bei Personen über 90 Jahren sind drei von 10 Personen betroffen. Mit steigender Lebenserwartung wird sich somit auch die Anzahl der demenzkranken Personen erhöhen.

Welche Folgen hat eine Demenz für Betroffene?

Geistige Fähigkeiten werden in Folge einer Demenz-Erkrankung abgebaut und die Bewältigung des Alltags wird zunehmend zur Herausforderung. Vor allem zu Beginn der Erkrankung leugnen die Betroffenen ihre Situation und versuchen ihre Symptome zu vertuschen. Für viele Betroffene stellt die Erkrankung auch eine große psychische und seelische Belastung dar.

Welche Stadien von Demenz gibt es?

Je nach Intensität der Symptome unterscheidet die Medizin drei Stadien der Demenz. Bei einer leichten Demenz ist der Betroffene im Alltag zwar beeinträchtigt, schafft es aber noch diesen alleine zu bewältigen. Manchmal kommt es zu Problemen dabei, einem Gespräch zu folgen oder Wörter zu finden. Erste Fehlhandlungen bei komplexen Handlungen treten auf.
 
Bei der mittleren Demenz wird die Alltagsbewältigung zunehmend schwieriger. Kleidungsauswahl oder Einkaufen werden für den Patienten zunehmend zur Herausforderung und Hilfestellung wird notwendig. Verhaltensstörungen wie Rastlosigkeit, Wahn und Angst nehmen zu. Es kommt zu Orientierungslosigkeit. Die Betroffenen reagieren oft gereizt und aggressiv, wenn Mitmenschen sie korrigieren. In diesem Stadium kann es auch zu kognitiver Harninkontinenz kommen. Der Betroffene erreicht die Toilette nicht rechtzeitig oder benutzt stattdessen beispielsweise einen Abfalleimer oder einen Sessel.
 
Bei einer schweren Demenz ist die alleinige Bewältigung des Alltags überhaupt nicht mehr möglich. In diesem Stadium kommt es auch zu motorischen Störungen und fortschreitenden Sprachstörungen. Viele Patienten sind bettlägerig und vergessen zu essen. Harn- und Stuhlinkontinenz sind weitere Symptome.
 
Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken

Welche Risikofaktoren begünstigen Demenz?

Obwohl die Ursachen für Demenz noch nicht vollständig geklärt sind, sind einige Risikofaktoren, die eine Entstehung begünstigen, bekannt. Dazu zählen neben hohem Lebensalter als Hauptfaktor und dem Geschlecht – Frauen sind häufiger betroffen als Männer –  auch das Bildungsniveau. Außerdem sind Menschen, die an Depressionen leiden oder wenige soziale Kontakte haben, häufiger betroffen. Auch andere Krankheiten wie Diabetes mellitus, Adipositas, Hypertonie, Schlaganfall oder Niereninsuffizienz begünstigen die Entstehung von Demenz.

Welche Komplikationen können auftreten?

Demenz schränkt nicht notwendigerweise die Lebenserwartung ein. Oft sterben Betroffene an einem „normalen“ Alterstod, da die Erkrankung erst im höheren Lebensalter eintritt. Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit versagt allerdings auch zunehmend das Immunsystem.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Demenz?

Erste Anzeichen einer Demenz nehmen Angehörige und Betroffene oft nicht wahr, oder spielen diese herunter. Deshalb kommt es oft erst dann zu einer Diagnose, wenn der Alltag bereits stärker beeinträchtigt ist. Am Beginn der Diagnose steht ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt. Auch Angehörige sind oft Teil dieses Gesprächs. Dabei werden frühere Erkrankungen sowie Erkrankungen von Verwandten, Medikamenteneinnahme, Persönlichkeitsveränderungen und Stimmungsschwankungen besprochen. Ebenso befragt der Arzt den Betroffenen zum Verlauf der Störungen, wahrgenommenen Veränderungen und Geschehnissen im sozialen Umfeld.
 
Mit einem Mini-Mental-Status-Test (MMST) oder einem Uhrentest kann der Arzt im Anschluss den kognitiven Abbau bestimmen. Beim MMST muss der Patient einen Fragebogen ausfüllen. Die Punktzahl, die erreicht wird, weist auf das Stadium der Demenz hin. Weniger als zehn Punkte weisen auf eine schwere Demenz hin. Werden 20 bis 26 Punkte erreicht, liegt eine leichte Demenz vor. Beim Uhrentest muss der Patient das Ziffernblatt einer Uhr aufzeichnen und eine Uhrzeit eintragen. Der Arzt kann daraus auf das Demenzstadium schließen.
 
Im Frühstadium ist eine Demenz-Erkrankung allerdings nur durch ausführliche neuropsychologische Tests diagnostizierbar. Auch bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomografie, Computertomografie, PET-CT, EEG oder auch eine Szintigrafie können die Diagnose je nach Verdachtsdiagnose unterstützen. Um keine behandelbare Ursache zu übersehen beziehungsweise, um eine sekundäre Demenzform auszuschließen, sollten immer auch eine körperliche und neurologische Untersuchung sowie eine Blutentnahme erfolgen. Hierbei ist es hilfreich über ein kleines Blutbild den Vitamin-B12- Spiegel, den Blutzucker, die Leber- und Nierenwerte, die Elektrolyte sowie die Entzündungswerte und Schilddrüsenhormone zu bestimmen.
 
Demenzkranke Personen haben schwierigkeiten, sich an Dinge zu erinnern

Wie wird Demenz behandelt?

Je früher die Diagnose erfolgt, desto besser ist eine Demenz behandelbar. Zur Therapie stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Antidementiva sollen den Krankheitsverlauf verzögern und geistige Fähigkeiten erhalten. Je nach Symptomatik können auch Schlafmittel, Neuroleptika oder Antidepressiva verabreicht werden.
 
Die Demenz-Behandlung wird individuell auf den Patienten abgestimmt. Mögliche weitere Therapien sind Gedächtnistraining und Ergotherapie, psychologische und psychotherapeutische Methoden.

Was kann ich selbst tun?

Wenn Du vermutest, dass Du an Demenz erkrankt bist, solltest Du schnellstmöglich Deinen Arzt aufsuchen. Umso früher die Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten und die Chance den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen. Achte auf einen gesunden Lebensstil, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Reduziere den Konsum von Nikotin und Alkohol am besten auf null. Durch Gedächtnistraining kannst Du den Verlauf von Demenzerkrankungen positiv beeinflussen.

Kann ich einer Demenz vorbeugen?

Es besteht die Vermutung, dass Demenz seltener auftritt, wenn Menschen sich regelmäßig bewegen. Auch ein aktives soziales und geistiges Leben wirkt sich positiv aus. Eine Diabetes mellitus Erkrankung oder Probleme im Herz-Kreislaufbereich erhöhen hingegen das Risiko. Ebenso wie Übergewicht und Rauchen. Mit einem gesunden Lebensstil kannst Du das Risiko einer Demenz-Erkrankung somit verringern. Eine weitere zentrale Säule, um einer Demenz-Erkrankung vorzubeugen, ist geistig aktiv zu bleiben. Lernen, Lesen, Schreiben, Fremdsprachen lernen, Singen und Musizieren, soziales Engagement und regelmäßige Bewegung sind besonders empfehlenswert.

Wie können Angehörige mit Demenz-Patienten umgehen?

Erkrankt jemand an Demenz, betrifft das immer auch die Familienmitglieder und vor allem die Personen, mit denen der Wohnraum geteilt wird. Für Angehörige stehen Beratungseinrichtungen zur Verfügung. Sie müssen lernen, dass Verhaltensveränderungen des Angehörigen nicht willentlich passieren. Die Pflege eines Angehörigen kann eine große Herausforderung sein. Dabei ist es wichtig, einen Ausgleich zu finden und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Oftmals eignet sich die 24 Stunden Pflege optimal zur Pflege eines Demenzerkrankten.
 
Der Umgang mit demenzkranken Menschen kann schwer sein. Viel Geduld ist wichtig
 
Ein hilfreiches Konzept im Umgang mit demenzkranken Personen ist Validation. Dabei wird der Betroffene in seinen Handlungen und seinem Verhalten nicht kritisiert oder korrigiert. Ebenfalls förderlich für Betroffene ist es eine Routine zu haben. Es ist wichtig eine Balance zu finden und den Betroffenen nicht zu überfordern, aber dennoch die Chance zu geben, so viele Dinge wie möglich selbst zu machen. So kann der geistige Verfall verlangsamt werden. Gelassenheit, Geduld und Respekt sind wichtig im Umgang mit demenzkranken Personen.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für die Diagnose und Therapie einer Demenz-Erkrankung. Je nach Versicherungsträger kann es sein, dass ein Selbstbehalt anfällt. Genauere Informationen darüber erhältst Du direkt von Deinem behandelnden Arzt oder bei der Krankenkasse.
 
 
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