Osteochondrose

Rückenschmerzen gehören zu den wohl häufigsten Beschwerden überhaupt. Fast jeder Mensch ist mindestens einmal im Leben von Rückenschmerzen betroffen, viele müssen deswegen auch medizinisch behandelt werden. Die Ursachen sind durchaus vielfältig, vor allem falsche Belastung, Verspannungen und Übergewicht stehen hier im Vordergrund. Auch die Osteochondrosis intervertebralis ist mit Rückenschmerzen verbunden, hier ist es allerdings schon zu fortgeschrittenen und irreversiblen Veränderungen an der Wirbelsäule gekommen.


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Osteochondrose

Was versteht die Medizin unter einer Osteochondrose intervertebralis?

Bei der Osteochondrose handelt es sich um eine degenerative Erkrankung von Knochen und Gelenkknorpel, die vor allem an der Wirbelsäule auftritt.
 
Der Begriff setzt sich aus drei Teilen zusammen, die den zugrunde liegenden Mechanismus andeuten – “osteon” ist das altgriechische Wort für “Knochen”, “chondros” für “Knorpel” und „vertebra“ für Wirbel. Es handelt sich also um einen Verknöcherungsvorgang an den Wirbelkörpergelenken und der Bandscheiben.

Welche Formen der Osteochondrose gibt es?

Der Ausdruck Osteochondrose ist lediglich ein Überbegriff für verschiedene Verknöcherungsvorgänge an unterschiedlichen Gelenken im Körper und hat unterschiedliche Ursachen.
 
Zum einen ist die Osteochondrose ein physiologischer Vorgang während des kindlichen Wachstums: von den aus hyalinem Knorpel bestehenden Wachstumsfugen ausgehend kommt es zur natürlichen Verknöcherung und zum Längenwachstum des Knochens.
 
Der üblicherweise mit dem Begriff Osteochondrose bezeichnete krankhafte Verschleißvorgang an der Wirbelsäule ist im medizinischen Fachjargon korrekterweise die Osteochondrosis intervertebralis. Es handelt sich dabei um einen Umbauprozess von Wirbelkörpern und dazwischenliegenden Bandscheiben. Weitere Ausführungen zu Ursachen, Symptomatik und Behandlung werden sich auf diese häufigste Form beziehen.
 
Eine weitere Form ist die Osteochondrosis dissecans, eine Erkrankung, die vor allem an Knie- und Sprunggelenk auftritt. Betroffen sind vor allem Personen, die in ihrer Kindheit sportlich sehr aktiv waren. Der Knorpel wird hier nicht rasch genug zu Knochen umgebaut, sodass es zu einer abnormen dicken Knorpelschicht kommt.
 
Da der Knorpel nicht über eigene Blutgefäße versorgt wird, sondern dies durch Diffusion geschieht, kommt es zur Mangelversorgung tiefer liegender (also direkt dem Knochen aufliegender) Knorpelstrukturen, woraufhin diese absterben und abgestoßen werden. Resultat ist ein freies Knorpel-Knochenstück im Gelenk, was insbesondere Schmerzen und Bewegungseinschränkung mit sich bringt.
 
Auch bei der Osteochondrosis deformans, besser bekannt als Morbus Scheuermann, stehen osteochondrale Veränderungen im Vordergrund, es handelt sich um eine Wachstumsstörung der knorpeligen Wachstumszone der Wirbelkörper bei Kindern und Jugendlichen. Resultat ist die Ausbildung eines Buckels (Kyphose) im jungen Alter.

Welche Ursachen hat eine Osteochondrose?

Ursache der Osteochondrosis intervertebralis ist ein typischer Abnutzungsvorgang infolge jahrelanger Überbelastung und Fehlhaltung der Wirbelsäule (statische Belastung beim aufrechten Gang und immer höhere Lebenserwartung). Je mehr Gewicht die Wirbelsäule tragen musst, desto schneller verläuft der Prozess – Übergewicht beschleunigt also die Erkrankung.
 
Die Umbauprozesse betreffen zu Beginn die Bandscheibe, die an Elastizität verliert, vermehrt zusammengepresst und dadurch nachhaltig geschädigt wird. Die Bandscheibe wir nicht mehr zur Genüge mit Nährstoffen versorgt und degeneriert. Dadurch geht ihre Schutzfunktion verloren, die knöchernen Wirbelkörper nähern sich an, was nicht nur zu Schmerzen und Einschränkung der Mobilität führt, sondern auch nachfolgende Verknöcherungsprozesse einleitet.

Was sind die Symptome einer Osteochondrose?

Eine Osteochondrose kann sehr lange unbemerkt bleiben, erst wenn die Umbauprozesse sehr weit fortgeschritten sind, machen sich diese bemerkbar. Häufigstes Symptom sind Kreuzschmerzen, die von Betroffenen meist über lange Zeit nicht beachtet und lange vor sich her geschoben werden.
 
Typischerweise wird versucht mit Schonhaltungen entgegenzuarbeiten, was meist noch zu zusätzlichen Muskelverspannungen und Schmerzen führt. Je nach Höhe der Läsion und Beeinträchtigung der Bandscheiben können auch Nerven durch Einklemmung betroffen sein, was mit ausstrahlenden Schmerzen, Taubheitsgefühl und Missempfindungen einhergeht.
 
Am häufigsten betroffene Abschnitte sind Hals- und Lendenwirbelsäule. Bei Osteochondrose der Halswirbelsäule klagen Betroffene vor allem über Nackenschmerzen mit Ausstrahlung in Schultern und Arme sowie Kopfschmerzen. Die Lendenwirbelsäule betreffend treten die Schmerzen vor allem im unteren Rückenbereich auf, eine Ausstrahlung erfolgt über die Hüfte in die Beine.

Wie ist der Krankheitsverlauf bei einer Osteochondrose?

Die Krankheit verläuft insgesamt recht langsam, häufig treten erste Veränderungen schon im frühen Erwachsenenalter auf. Diese können allerdings lange kompensiert werden und sind daher selten schmerzhaft oder mobilitätsreduzierend.

Radiologisch werden bei der Osteochondrosis intervertebralis drei Stadien unterschieden. Das erste Stadium zeichnet sich durch sichtbare entzündliche Veränderungen oder einem Knochenmarködem aus. In Stadium zwei kommt es zu einer Degeneration des Knochens und im dritten Stadium zu einer Verhärtung des Knochens, einer sogenannten Sklerose.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Osteochondrose?

Eindeutig feststellen kann der Spezialist eine Osteochondrose nur mittels bildgebender Diagnostik. Neben einer Röntgenaufnahme ist hier vor allem die Magnetresonanztomographie wichtigstes Werkzeug. Während das herkömmliche Röntgenbild vor allem knöcherne Strukturen abzubilden vermag, lässt das MRT eine genaue Beurteilung der Bandscheiben und der umliegenden Nerven zu.

Welche Behandlungs- und Therapieformen gibt es?

Grundsätzlich ist eine Osteochondrosis intervertebralis nicht heilbar – die Umbauprozesse sind also nicht mehr rückgängig zu machen.
 
In der Behandlung einer Osteochondrose wird in erster Linie auf Mobilisierung, Heilgymnastik, Massagen und Physiotherapie gesetzt. Die Betroffenen lernen Rücken- und Bauchmuskulatur zu stärken, um Defizite ausgleichen zu können. Gleichzeitig werden Verspannungen der Muskulatur gelöst.
 
Medikamentös kann in erster Linie symptomatisch therapiert werden, zur Anwendung kommen Schmerzmedikamente, entzündungshemmende Medikamente und Muskelrelaxantien. Schlägt die Schmerzmedikation nicht an, kann gezielt infiltriert werden, was zwar unangenehm ist, doch effektiver und etwas länger wirkt.
 
In seltenen Fällen kann auch operativ behandelt werden. Vor allem bei massiven Einengungen der Nervenbahnen durch einen Bandscheibenaustritt oder Verknöcherungen mit nachfolgenden Sensibilitäts- und Bewegungsstörungen ist eine Operation notwendig. Da Eingriffe an der Wirbelsäule mit zahlreichen Risiken einhergehen, wird eine Operation so lange wie möglich vermieden.

Kann man einer Osteochondrose vorbeugen?

Von Bedeutung für die Vorbeugung einer Osteochondrosis intervertebralis ist die Vermeidung gängiger Risikofaktoren. Es gilt Übergewicht zu reduzieren, regelmäßige rückenstärkende Übungen und Sportarten, wie beispielsweise Schwimmen, zu betreiben und auf die richtige Haltung und schonendes Heben schwerer Lasten zu achten.
 
Grundsätzlich sind Abnutzungserscheinungen der Wirbelsäule ein Vorgang, der absolut normal und in einer immer älter werdenden Gesellschaft unvermeidbar ist, doch kann man diese durch solche vorbeugenden Maßnahmen häufig eine Zeit lang hinausschieben.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Ob die Krankenkassen die Kosten der Diagnose und Behandlung einer Osteochondrosis intervertebralis übernehmen oder nicht, ist von Fall zu Fall unterschiedlich.
 
Die Osteochondrose ist eine Erkrankung mit vielen therapeutischen Möglichkeiten, von denen nicht alle durch die Krankenkasse übernommen werden beziehungsweise jene Angebote, die die Krankenkasse übernimmt, häufig mit einer langen Wartezeit einhergehen. Dies betrifft vor allem Maßnahmen wie Massagen, Physiotherapie, Elektro- und Wärmetherapie.
 
Über die jeweiligen Angebote, Möglichkeiten der Inanspruchnahme und damit verbundenen Kosten können Dich allerdings sowohl dein Orthopäde als auch die zuständige Krankenkasse aufklären.