Bandscheibenvorfall

Die Bandscheiben befinden sich zwischen den Wirbelkörpern der Wirbelsäule und verbinden die einzelnen Wirbel miteinander. Die Hauptaufgabe der Bandscheiben besteht darin, der Wirbelsäule ihre Druckstabilität und Beweglichkeit zu geben. Sie sind also als knorpelige Stoßdämpfer zwischen den Rückenwirbeln angelegt. Wird das Gewebe der Bandscheibe immer mehr nach innen Richtung Wirbelkanal gedrückt, so spricht man von einem Bandscheibenvorfall.


AUTOR

Medizinischer Experte

CO-AUTOR

Online-Redaktion

Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.


Bandscheibenvorfall

Hinweis: Dieser Beitrag dient zur Information über den Bandscheibenvorfall. Es ist jedoch möglich, dass einzelne der hier aufgeführten Leistungen noch nicht von unseren Ärzten angeboten werden. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Dir bald für weitere Behandlungsfelder einen Spezialisten bieten zu können. Bei Fragen zu unserem Leistungsspektrum kannst Du Dich gerne jederzeit bei uns melden!

Was versteht die Medizin unter einem Bandscheibenvorfall?

Aufgrund von Abnutzungserscheinungen oder jahrelanger Fehlhaltung, kann es zu Verschiebungen der Bandscheiben kommen. Im Extremfall reißt der Faserring, wodurch der gallertige Kern austreten kann. In weiterer Folge drückt dieses Gewebe auf Rückenmarksnerve und löst dementsprechend starke Schmerzen im Rückenbereich und gegebenenfalls Lähmungserscheinungen aus. Im Bereich des Halses kann es zu ausstrahlenden Schmerzen in die Arme, im Bereich der Lendenwirbelsäule und damit ebenfalls in die Beine kommen.

Wie sehen die Symptome bei einem Bandscheibenvorfall aus?

Welche Symptome bei einem Bandscheibenvorfall auftreten, hängt davon ab, wie stark sich die Bandscheiben verschieben. Vor allem Rückenschmerzen und Nackenschmerzen können sehr typische Symptome für einen Bandscheibenvorfall sein, nicht jeder Rückenschmerz ist allerdings ein Problem der Bandscheibe, sondern vielmehr muskulär bedingt. Es kann aber auch zum Ausfall von Nervenfunktionen kommen, wenn der Druck auf die Nerven zu hoch ist. Bemerkbar macht sich dies in Form von Taubheitsgefühlen und Lähmungserscheinungen.

Welche Ursachen hat ein Bandscheibenvorfall?

Bei Entlastung nehmen die Bandscheiben Nährflüssigkeit auf und geben sie bei Belastung wieder ab. Wenn der Austausch der Nährstoffe gestört ist, so kann dies dazu führen, dass die Bandscheiben an Elastizität verlieren. Speziell Bewegungsmangel, Übergewicht und schweres Heben begünstigen die Entstehung eines Bandscheibenvorfalls. Auch die einseitige Belastung, zum Beispiel bei langem Sitzen, kann zu einem gestörten Nährstoffaustausch der Bandscheiben führen, denn der Faserring wird dadurch spröde. Somit werden die Bandscheiben flacher und können Stöße nicht mehr so gut abfangen.

Wie diagnostiziert ein Arzt einen Bandscheibenvorfall?

Meist reicht eine sorgfältige körperliche Untersuchung, durch den Arzt, aus, um die Diagnose zu stellen. Erst wenn die Beschwerden längere Zeit, also über sechs Wochen, andauern, so ist eine Diagnostik mit einem klassischen Röntgen, einer Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) sinnvoll.

Wer ist am häufigsten davon betroffen?

Von einem Bandscheibenvorfall kann grundsätzlich jeder betroffen sein. Am häufigsten sind jedoch Schwangere, übergewichtige Menschen und Menschen in hohem Alter betroffen. Aber auch Personen mit sitzenden Tätigkeiten leiden sehr oft darunter, da sie leichter zu Fehlhaltungen der Wirbelsäule neigen. Überbelastungen beim Sport können ebenfalls ein Auslöser sein.

Welche Folgen hat der Bandscheibenvorfall für die Patienten?

Ein Bandscheibenvorfall löst oft plötzliche starke Schmerzen aus. Diese können in Beine, Schultern und Arme ausstrahlen. Auch Gefühlsstörungen wie Kribbelgefühl, Taubheit oder Lähmungserscheinungen sind dabei möglich. Sehr oft verstärken sich die Schmerzen durch Husten, Niesen oder Pressen, da sich dabei der Druck auf den Nerv erhöht. Durch diesen Schmerz verspannt sich die Rückenmuskulatur und wenn die Bandscheibe auf die Nervenfasern drückt, können Lähmungen entstehen.

Welche nicht-operativen Behandlungsmethoden gibt es?

Eine konservative Therapie reicht in den meisten Fällen zur Linderung der Schmerzen aus. Nicht-operative Maßnahmen bei einem Bandscheibenvorfall sind einerseits eine medikamentöse Schmerztherapie und andererseits eine Physiotherapie. Die Physiotherapie besteht vor allem aus bestimmten Übungen, die von Physiotherapeuten, je nach Ausmaß der Erkrankung, angepasst werden. Aber auch sogenannte minimal-invasive Schmerztherapien zählen dazu, etwa verschiedene Injektionsverfahren. Dabei werden über feine Kanüle Schmerzmittel direkt in die Bandscheibe und in das umliegende Gewebe eingebracht.

Wann ist eine Operation sinnvoll?

Erst wenn die konservativen Behandlungsmaßnahmen keinen Erfolg bringen, wird eine operative Therapie notwendig. Zudem muss operiert werden, wenn durch den Bandscheibenvorfall Nerven so stark eingeklemmt werden, dass dauerhafte Lähmungen drohen.

Was muss ich vor einer Operation beachten?

Du solltest am Tag der Operation nüchtern sein, das heißt nichts essen oder trinken, aber auch nicht rauchen. Wenn Du regelmäßig Medikamente nimmst, solltest Du den Arzt rechtzeitig darüber informieren. Denn einige Medikamente sollten ein paar Tage oder Wochen vor dem Eingriff abgesetzt werden, wie beispielsweise die blutverdünnenden Medikamente. Dazu zählen unter anderem Aspirin, Plavix, Marcoumar, ASS und Thrombo ASS.

Wie verläuft die Operation bei einem Bandscheibenvorfall?

Die Operation erfolgt durch offene Operationstechniken und dauert in der Regel nur 30 bis 60 Minuten. Dabei wird in Vollnarkose, über einen ca. 2,5 cm langen Hautschnitt, der Wirbelkanal am Rücken eröffnet. Danach wird der Bandscheibenvorfall mit feinen medizinischen Instrumenten entfernt und die eingeengte Nervenwurzel befreit. Von den Bandscheiben selbst wird nur ein Teil des Gewebes entfernt, sodass nach der Operation noch Gewebe als Stoßdämpfer vorhanden sind.

Was muss ich nach der Operation beachten?

Der Hautverschluss erfolgt durch einen Faden, welcher nach etwa 10-14 Tagen entfernt wird. Bis dahin ist Duschen nicht erlaubt, beziehungsweise solltest Du darauf achten, dass die Naht nicht nass wird. Du solltest Dich nach der Operation für ca. sechs Wochen körperlich schonen und keine schweren Gewichte heben. Allerdings ist es wichtig, dass Du die physiotherapeutischen Übungen, die Dir nach dem Eingriff genau erklärt werden, selbstständig zu Hause durchführst.

Welche Risiken und Komplikationen können auftreten?

Wie bei jedem Eingriff birgt auch diese Operation gewisse Risiken. Es kann zu Nachblutungen und Entzündungen kommen. Im schlimmsten Fall leiden die Betroffenen auch nach dem Eingriff noch unter Schmerzen, sofern die Kompression der betroffenen Nerven schon zu stark fortgeschritten war. Postoperative Narben und Narbenschmerzen sind ebenfalls selten aber möglich.

Wann kann ich nach der Operation wieder arbeiten oder Sport betreiben?

Ärzte sind sich einig, dass sich Menschen mit Bandscheibenproblemen oder -vorfällen nicht vor körperlicher Betätigung scheuen sollten. Bestimmte sportliche Übungen kräftigen die Rückenmuskulatur und verbessern die Körperhaltung bei Betroffenen. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Bewegung schonend für die Wirbelsäule ist. Die Physiotherapie steht Dir nach der Operation in der Regel begleitend zur Seite. Du solltest auf jeden Fall in den ersten drei Monaten nach der Operation größere Belastungen vermeiden. Nach dem Eingriff kannst Du langsam und vorsichtig kleine Spaziergänge unternehmen und diese jeden Tag steigern. Selbstständig Autofahren solltest Du erst ein Monat nach der Therapie. Individuelle Pläne und Schonzeiten besprichst Du mit Deinem Spezialisten.

Kann ich den Bandscheibenvorfall vorbeugen?

Jahrelange Fehlhaltungen können die Bandscheiben schädigen und einen Bandscheibenvorfall verursachen. Auch starke Belastungen der Wirbelsäule, vor allem durch oftmaliges Heben und Tragen schwerer Lasten, können einen Vorfall begünstigen. Starkes Übergewicht begünstigt die Entstehung eines Bandscheibenvorfalls ebenfalls. Eine kräftige Rückenmuskulatur stützt die Wirbelsäule, daher sind vorbeugende Maßnahmen sinnvoll. Das Risiko für einen Bandscheibenvorfall kannst Du verringern, indem Du schwere Lasten richtig hebst, also mit gebeugtem Knie und geradem Rücken. Unter anderem hilft Dir ein Krafttraining und regelmäßige Bewegung zur Mobilisation und Stärkung der Wirbelsäule. Zu den Sportarten, die helfen Bandscheibenschäden vorzubeugen, zählen beispielsweise Laufen, Schwimmen, Skilanglauf und Aerobic.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Die Kosten für die Diagnose werden von den Krankenkassen übernommen. Jedoch kann bei bestimmten Untersuchungen, zum Beispiel bei einer Magnetresonanztomografie, eine chefärztliche Bewilligung erforderlich sein. Auch die Kosten der Behandlung übernimmt die Krankenkasse meist vollständig, wobei bei bestimmten Behandlungen eine Bewilligung der Krankenversicherungsträger erforderlich sein kann. Am besten informierst Du Dich bei Deiner Krankenkasse über die jeweilige Kostenübernahme oder fragst unsere Spezialisten.

Quellen

M. Koller: „Therapie bei Bandscheibenerkrankungen“ J Neurol Neurochir Psychiatr. 2011; 12. (Letzter Zugriff: 22.05.2019)

Lühmann, D. et. al: Minimal-invasive Verfahren zur Behandlung des Bandscheibenvorfalls. DAHTA. 1. Auflage 2005. Köln

Hildebrandt & Pfingsten: Rückenschmerz und Lendenwirbelsäule: Interdisziplinäres Praxisbuch – entsprechend den Nationalen Versorgungsleitlinien. 2. Auflage. Urban & Fischer, 2011