Unter einer Transplantation versteht man allgemein die Verpflanzung von menschlichen Körperteilen, also entweder von Organen wie beispielsweise einer Niere oder von Gewebe wie Haut. Doch auch Zähne lassen sich transplantieren, sodass beispielsweise Lücken im Gebiss geschlossen werden können.
Wie auch bei anderen Zahnersatzformen kann eine Zahntransplantation bei frühzeitigem Zahnverlust oder einer Nichtanlage von Zähnen notwendig werden. Ein vorzeitiger Verlust resultiert meist entweder aus einem traumatischen Einwirken, wie zum Beispiel ein Unfall, oder sehr ausgeprägten kariösen Veränderungen, die schon im Kindesalter auftreten.
Der Unterschied dieser beiden Methoden liegt vor allem im Material. Während bei einer Transplantation stets organisches – also menschliches oder tierisches – Material zur Anwendung kommt, ist ein Implantat immer etwas künstlich Hergestelltes. Bei Zähnen ist es genauso – bei der Transplantation wird ein echter Zahn neu eingesetzt, während das Implantat aus Titan speziell gefertigt wird.
Grundsätzlich werden Zahntransplantationen in erster Linie bei Kindern und Jugendlichen durchgeführt, da bei diesen einerseits genügend Zähne vorhanden sind, andererseits sich die Zähne und der Zahnhalteapparat noch im Wachstum befinden und daher die Chance eines vollständigen Wiederverfestigens des Zahns und der Wurzel im Knochen hier am höchsten ist. Handelt es sich um einen bereits ausgewachsenen Patienten, können Zahnwurzel und Zahnmark (Pulpa) oftmals nicht erhalten werden, weshalb zusätzlich eine endodontische Behandlung (Wurzelbehandlung) durchgeführt wird. In beiden Fällen müssen Faktoren wie die richtige Passform des Transplantats, die Beschaffenheit des darunterliegenden Knochens und der Weichteile und die allgemeine Gesundheit des Patienten beachtet werden. Ausschlussfaktor für eine Transplantation ist insbesondere eine ausgeprägte Entzündung des Zahnhalteapparats (Parodontium) beziehungsweise vorübergehende Schleimhautentzündungen.
Je nachdem auf welche Weise und zwischen welchen Organismen Organe beziehungsweise Gewebe übertragen wird, spricht man von unterschiedlichen Transplantationsarten:
Die autogene Transplantation bezeichnet eine Verpflanzung innerhalb eines Individuums. Es wird also beispielsweise ein Weisheitszahn gezogen und an derselben Person an einer anderen Stelle des Kiefers wieder implantiert. Ist ein Zahn durch Gewalteinwirkung herausgebrochen und vollständig erhalten oder von Anfang an verformt beziehungsweise schief aus dem Kiefer ausgetreten, kann der besagte Zahn noch an derselben Stelle wieder eingesetzt werden. Der Begriff „autologe Transplantation“ gilt heutzutage als veraltet, bezeichnet aber im Prinzip denselben Vorgang.
Die allogene Transplantation meint eine Übertragung innerhalb einer Spezies aber unterschiedlichen Individuen, also zwischen zwei unterschiedlichen Personen. Die meisten Organtransplantationen wie wir sie kennen sind allogene Transplantationen, bei denen beispielsweise jemand eine funktionierende Niere spendet, die einer kranken Person eingesetzt wird. Die xenogene Transplantation ist demnach die Übertragung zwischen unterschiedlichen Spezies. Ein Beispiel wäre die Verpflanzung einer Schweineherzklappe bei einem Menschen.
Welcher Zahn als Transplantat fungiert, hängt natürlich von der zu füllenden Lücke ab. Bei Kindern und Jugendlichen wird gerne auf Zähne zurückgegriffen, bei denen das Wurzelwachstum noch nicht abgeschlossen ist, da sich diese nach der Transplantation am besten entwickeln, also eine sehr gute Verankerung im Knochen, Versorgung und Wachstum des Zahns stattfindet. Abgesehen davon werden in der Transplantation von Zähnen hauptsächlich Weisheitszähne (dritter Molar) oder kleine Backenzähne (Prämolar) verwendet. Da Weisheitszähne in der Regel ohnehin entnommen werden, stellen sie das perfekte Transplantat dar, um kleine und große Backenzähne zu ersetzen. Der Ersatz von Schneidezähnen, die vor allem traumatisch bedingt verloren gehen, wird durch einen präparierten Prämolar vorgenommen. Ist der Zahn erhalten, jedoch funktionslos und nicht regelrecht gewachsen, wird er entnommen, präpariert und an derselben Stelle wieder implantiert.
Handelt es sich um einen geplanten Eingriff, müssen natürlich einige Faktoren vorher berücksichtigt werden. Dazu gehört eine umfängliche zahnärztliche und kieferorthopädische Begutachtung, eine radiologische Bildgebung und die Sanierung etwaiger Entzündungsherde. Ein akuter Eingriff, beispielsweise nach einem traumatischen Verlust des Schneidezahns, kann nur durchgeführt werden, wenn der Zahn entsprechend gelagert und dann schnellstmöglich transplantiert wird. Zur richtigen Lagerung kann der Zahn entweder in Milch oder aber in ein Gefäß mit dem eigenen Speichel eingelegt werden. In einer solchen Form ist der Zahn dreißig Minuten bis eine Stunde haltbar – der Besuch beim Zahnarzt sollte also unverzüglich erfolgen.
Falls ein Zahn entnommen werden muss, werden Entnahme und Transplantation in einer Operationseinheit durchgeführt. Der zu transplantierende Zahn wird vorsichtig und unter Schonung der Wurzelhaut entnommen und während der Präparierung der zu füllenden Lücke in physiologische Kochsalzlösung oder im Blutserum des Patienten zwischengelagert. Zwischenzeitlich wird das Zahnfach (Alveole) für den neuen Zahn präpariert. Nach Einsetzen des Zahns muss dieser für die ersten Tage mit einer Naht fixiert werden. Muss der zu transplantierende Zahn nicht erst gezogen werden, sondern wird nach Ausfall mitgebracht, wird er kurzzeitig in eine antibiotische Lösung eingelegt, um das Keimrisiko zu verringern, und anschließend eingesetzt.
Neben allgemein chirurgischen Risiken wie einem hohen Blutungsrisiko nach der Operation oder Unverträglichkeitsreaktionen auf die Anästhesie können einige spezifische Risiken und Komplikationen auftreten. Dazu gehören Infektionen und Entzündungen, die zum frühzeitigen Verlust führen, da sie auf Wurzel und Pulpa übergreifen. Auch eine Wurzelresorption lässt sich nicht ausschließen. Dabei wird die entzündliche Wurzelresorption von der Umbauresorption (Ankylose) unterschieden. Bei der entzündlichen Reaktion führt die anhaltende Entzündungsreaktion zur langsamen Zerstörung der Wurzel, was in einem fehlenden Wachstum des Zahns und in einer Lockerung resultiert. Bei der Ankylose kommt es zu einem Umbauprozess der Wurzel im Knochengewebe. Dies passiert meist in Folge einer Verletzung der Wurzelhaut vor dem Einsetzen aber auch durch ein bisher unverstandenes Aktivieren der knochensubstanzaufbauenden Zellen.
Unmittelbar nach der Operation ist meist die Einnahme von entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten notwendig, außerdem wird zu Kühlung der Wunde und Schonung geraten. Eine ausgezeichnete Mundhygiene mit oralen Lösungen ist unumgänglich. Nach 7-10 Tagen werden die Nähte entfernt. In regelmäßigen Abständen wird der Spezialist eine klinische und radiologische Kontrolle vornehmen, um ein korrektes Einwachsen des Zahns zu überprüfen und Entzündungen auszuschließen. Auch weitere Behandlungsoptionen wie Überkronung oder kieferregulatorische Maßnahmen können nach vollständigem Verwachsen durchgeführt werden.
Vorteile
Nachteile
Wurzelresorptionsvorgänge sind leider keine Seltenheit und für das häufigste Nicht-Überleben der Transplantate verantwortlich. Durch sehr sauberes hygienisches Arbeiten und Vermeidung von Berührung der Wurzel, kann dieses Risiko allerdings reduziert werden.
Metaanalysen sprechen derzeit – bei komplikationslosem Verlauf – von einer Haltbarkeit von circa 10 Jahren, in Einzelfällen sind sogar 20 Jahre beschrieben. Zähne mit noch nicht abgeschlossener Wurzelentwicklung haben dabei eine bedeutend bessere Prognose.
Die Kosten für eine Zahntransplantation liegen grundsätzlich unter denen anderer Zahnersatzmethoden und werden darüber hinaus in der Regel von der Krankenkasse übernommen.
Die Transplantation von Zähnen gilt schon seit der Antike bekanntes und angewendetes Verfahren, das im Zahnersatz als interessante Alternative zu Implantationen, Krone oder Brücken angewendet wird. Wie genau die Transplantation eines Zahnes funktioniert, haben wir für Dich in hier zusammengefasst.
AUTOR
Dr. med. dent. Florian Lanza
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Maja Lechthaler
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
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