Raucherbein (Periphere arterielle Verschlusskrankheit, Schaufensterkrankheit)

Die PAVK (peripher arterielle Verschlusskrankheit) ist auch unter dem Namen Schaufensterkrankheit bekannt. Eine weitere ursachenbezogene Bezeichnung ist das “Raucherbein”. Die Ursache der Erkrankung, die ein zunehmender Verschluss der Beinarterien ist, tritt zwar häufig, aber nicht ausschließlich bei Rauchern auf. Den Namen Schaufensterkrankheit verdankt die PAVK der Tatsache, dass Betroffene durch zu enge Gefäße und mangelnde Sauerstoffversorgung der Beinmuskulatur nur sehr langsam und wenig gehen können, sozusagen nur von Schaufenster zu Schaufenster.


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Inhaltsverzeichnis

Raucherbein (Periphere arterielle Verschlusskrankheit, Schaufensterkrankheit)

Was versteht die Medizin unter einem Raucherbein?

Das Raucherbein ist eine Gefäßerkrankung, die von einer zunehmenden Verengung der Beinarterien und mangelnden Blutversorgung der unteren Extremitäten gekennzeichnet ist. Grundsätzlich kann die Erkrankung nicht nur die Arterien der Beine, sondern die des gesamten Körpers betreffen, wird allerdings je nach Region anders bezeichnet (CAVK bei Gefäßverengungen im Gehirn, KHK bei Erkrankung der Herzkranzgefäße).

Wie sehen die Symptome eines Raucherbeins aus?

Die Erkrankung verläuft lange Zeit asymptomatisch, es kommt zu schrittweisen Veränderungen der Gefäßwände und zunehmender Verengung des Gefäßdurchmessers. Über einen langen Zeitraum (oft Jahre und Jahrzehnte) sind diese Umbauprozesse vom Körper gut toleriert und verursachen keine Beschwerden. Eine eigentliche Symptomatik tritt erst dann auf, wenn die Muskulatur nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt werden kann, wobei dies meist erst bei Belastung der Fall ist. Es kommt zu belastungsabhängigen, krampfartigen Schmerzen, die sich im Ruhezustand bessern. Unter Umständen sind die Füße zudem kalt und eher blass.

Eine PAVK kann allerdings auch mit akuten Beschwerden einhergehen, dies geschieht, wenn es zu einem plötzlichen Verschluss des ohnehin schon engen Gefäßes kommt (Thrombus), sodass die Versorgung auch unabhängig von Belastung vollständig unterbrochen ist. Dieses Ereignis stellt einen Notfall dar und geht mit massiven Schmerzen, eiskalten Füßen und fehlenden Fußpulsen einher.

Wie ist der Krankheitsverlauf bei einem Raucherbein?

Unterschieden werden vier Stadien der Erkrankung, je nachdem wann und bei welchem Belastungsgrad die Beschwerden auftreten. Bei Stadium I sind Gefäßveränderungen bereits radiologisch nachweisbar, jedoch noch keine Symptome vorhanden, von Stadium IV spricht der Spezialist, wenn die Schmerzen auch in Ruhe vorhanden sind und die Durchblutung dermaßen eingeschränkt ist, dass es zu Wundheilungsstörungen und leicht zu Verletzungen mit hohem Infektionsrisiko kommt.

Was sind die Ursachen für das Raucherbein?

Die Ursachen sind recht vielfältig und meist eine Kombination aus mehreren Faktoren:

  • Rauchen
  • Diabetes mellitus
  • Hohe Blutfettwerte
  • Mangelnde Bewegung
  • Fettleibigkeit
  • Bluthochdruck
  • Hohe Cholesterinwerte

All diese Faktoren tragen dazu bei, dass es zu mikroskopisch kleinen Ablagerungen in den Gefäßwänden kommt, wodurch die Gefäßfunktion (automatisches Eng- und Weitstellen der Gefäße) beeinträchtigt ist. Die Ablagerungen in den Gefäßwänden führen zu andauernden Entzündungsreaktionen des Immunsystems, wodurch ein Thrombus entsteht. Die Ablagerungen nehmen langsam aber stetig zu, man spricht von einer Gefäßverkalkung (Arteriosklerose).

Wie lässt sich ein Raucherbein diagnostizieren?

Ein ausführliches Gespräch und das Erheben typischer Risikofaktoren sind meist wegweisend. Betroffene berichten von typischen Symptomen mit reduzierter Gehstrecke, sie klagen, dass sie immer wieder stehen bleiben und eine Pause einlegen müssen, bevor sie weitergehen können. Eine laborchemische Untersuchung des Blutes kann ebenfalls sehr aufschlussreich sein, was Risikofaktoren wie hoher Blutzucker oder hohe Blutfettwerte betrifft.

In einem nächsten Schritt wird ein Ultraschall der Beingefäße und eine Druckmessung durchgeführt (ABI-Index-Erhebung), die Untersuchung ist schmerzlos und gibt Informationen über die Durchblutung der Füße. Um Gefäßveränderungen noch genauer darstellen zu können, wird meist eine Computertomografie angefertigt, dadurch lässt sich die Verengung genau lokalisieren.

Wer ist am häufigsten von einem Raucherbein betroffen?

Insgesamt nimmt die Anzahl der an PAVK-Betroffenen weltweit zu. Zurückzuführen ist dies zum einen auf die immer weiter steigende Lebenserwartung, zum anderen auf einen gewissen Lebensstil, der gerne auch als “westlich” bezeichnet wird. Gemeint ist damit eine Kombination aus wenig Bewegung, vorwiegend sitzende Tätigkeit, Ernährung vor allem in Form von industriell gefertigten und stark gezuckerten Lebensmitteln und zunehmende Fettleibigkeit in der Bevölkerung. Früher war das Raucherbein vor allem eine Erkrankung der Männer, jedoch sind heute zunehmend auch Frauen betroffen, da auch immer mehr Frauen rauchen. Insgesamt leiden 10%-15% der weltweiten Bevölkerung an einer PAVK, und ein Viertel davon sind Frauen.

Können nur Raucher ein Raucherbein bekommen?

Nein! Wie bereits beschrieben ist eine Vielzahl an Risikofaktoren in den Prozess involviert. Nicht jeder Raucher entwickelt ein Raucherbein und umgekehrt leiden auch Patienten unter einer PAVK, die in ihrem Leben niemals geraucht (Achtung, auch Passivrauch ist schädlich!!) jedoch andere Risikofaktoren haben.

Welche Folgen hat die Erkrankung?

Die Erkrankung bedeutet oftmals eine starke Einschränkung der Lebensqualität und Beeinträchtigung der alltäglichen Routine. Betroffene leiden unter Schmerzen und sind in ihrer Mobilität stark eingeschränkt, können oftmals nicht mehr selbstständig einkaufen gehen, Besorgungen erledigen oder arbeiten. PAVK im Stadium IV geht mit häufigen Infektionen und offenen Wunden einher, im schlimmsten Fall droht eine Amputation des Beines, wenn Gefahr einer Blutvergiftung besteht.

Wie lässt sich ein Raucherbein behandeln?

Der Erste und wohl wichtigste Behandlungsschritt ist der sofortige Rauchstopp sowie eine Modifizierung des eigenen Lebensstils – gesunde ausgewogene Ernährung (Prävention der Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ II) und regelmäßige Bewegung sind von großer Bedeutung.

Medikamentöse Therapie

Obwohl sich die Arteriosklerose (Verkalkung der Gefäße) selbst nicht direkt behandeln lässt, kommt eine Fülle an Medikamenten infrage, die die häufigsten Risikofaktoren wieder in die Norm bringen. Dazu gehört eine gute Blutzuckereinstellung bei Diabetikern, eine medikamentöse Blutdrucksenkung, eine Senkung der Cholesterin- und übrigen Blutfettwerte sowie eine gerinnungshemmende Therapie, durch die das Blut weniger leicht zu Thrombosierungen neigt.

Interventionelle Therapie

Darunter versteht der Spezialist eine sogenannte Ballondilatation oder Stentimplantation. Dabei wird mit einem Katheter unter radiologischer Durchleuchtung die Engstelle aufgesucht und von innen mit einem Ballon aufgedehnt beziehungsweise unter Umständen durch eine metallische Gefäßstütze (Stent) offen gehalten.

Chirurgische Therapie

Dazu zählen alle offen-operativen Verfahren, bei denen der Arzt den betroffenen Gefäßabschnitt entfernt und die Gefäßenden wieder zusammennäht oder sogenannte Bypass-Techniken, bei denen der Spezialist eine künstliche Überbrückung durch ein Ersatzgefäß schafft.

Bei sehr fortgeschrittenen Veränderungen (PAVK Stadium IV) ist die Durchblutung so stark eingeschränkt, dass auch im Ruhezustand Muskulatur, Haut und Nerven nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden. Dies führt zu sogenannten trophischen Störungen, das heißt, dass Verletzungen der Haut nicht mehr heilen und Krankheitserreger nicht mehr zur Genüge durch das Immunsystem bekämpft werden können. Im schlimmsten Fall droht eine Blutvergiftung (Sepsis), weshalb als letzter Ausweg eine Amputation des Beins vorgenommen werden muss.

Welche Komplikationen können während der Behandlung auftreten?

Bei der rein medikamentösen Therapie ist zu beachten, dass jedes Medikament auch Nebenwirkungen haben kann. Falls in dieser Richtung ein Verdacht besteht, sollte der Wirkstoff sofort abgesetzt und eventuell auf einen anderen ausgewichen werden. Interventionelle Verfahren haben in der Regel den Vorteil, dass sie rascher und einfacher durchführbar sind, keine Vollnarkose benötigen und sich die Patienten daher schneller erholen. Interventionelle Verfahren arbeiten allerdings meist mit Durchleuchtungsverfahren und Kontrastmittel, gehen daher mit einer bestimmten Strahlendosis einher und bergen Risiken bei Kontrastmittelallergien.

Wie kann ich einem Raucherbein vorbeugen?

Kaum einer Pathologie kann man so effizient vorbeugen wie der Arteriosklerose und daraus resultierenden Folgeerkrankungen wie dem Raucherbein und ähnlichen Gefäßveränderungen. Die Vermeidung der genannten Risikofaktoren kann die Entwicklung einer PAVK selbst in einem hohen Alter (in dem aufgrund der physiologisch nachlassenden Elastizität der Gefäße das Risiko ebenso steigt) unterbunden werden.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Ja. Bei medizinisch notwendigen Behandlungen übernehmen die Krankenkassen in der Regel die gesamten Kosten. Das gilt sowohl für eine medikamentöse Therapie durch den Internisten als auch interventionelle und chirurgische Verfahren durch Gefäßspezialisten. Solltest Du Dir trotzdem unsicher sein, dann kannst Du einfach bei Deinem Arzt oder Versicherungsträger nachfragen.