Prostatakrebs

Kaum eine Erkrankung ist so gefürchtet wie der Krebs. Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellt er heutzutage die häufigste Todesursache in Europa dar. Jeder kennt wahrscheinlich jemanden im Familien- oder Freundeskreis, der Krebs hat, überlebt hat oder daran verstorben ist. Der Prostatakrebs gehört zu den häufigsten Erkrankungen beim Mann und wird oftmals mit einem Verlust der Männlichkeit assoziiert. Meist wird angenommen, dass die Diagnose Prostatakrebs unweigerlich mit einer Entfernung des Organs einhergeht, was wiederum mit Ängsten und Unsicherheiten rund um die männliche Potenz verbunden ist. Im Folgenden sollen daher einige Unklarheiten gelöst und Fragen beantwortet werden.


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Prostatakrebs

Hinweis: Dieser Beitrag dient zur Information über Prostatakrebs. Es ist jedoch möglich, dass einzelne der hier aufgeführten Leistungen noch nicht von unseren Ärzten angeboten werden. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Dir bald für weitere Behandlungsfelder einen Spezialisten bieten zu können. Bei Fragen zu unserem Leistungsspektrum kannst Du Dich gerne jederzeit bei uns melden!

Was versteht die Medizin unter Prostatakrebs?

Der Prostatakrebs ist eine bösartige Erkrankung der Zellen der männlichen Vorsteherdrüse, im medizinischen Fachjargon auch Prostata genannt. In der Prostata wird ein Teil der Samenflüssigkeit gebildet, die dann zusammen mit den Spermien das Ejakulat bildet. Anatomisch liegt die Prostata an der Blase und dem Enddarm an, durch sie hindurch verläuft zudem die Harnröhre, was sowohl für Symptome des Prostatakrebs als auch für den Zustand nach erfolgter Therapie ausschlaggebend ist.

Wie sehen die Symptome bei Prostatakrebs aus?

Wie manch andere Krebsformen auch bleibt Prostatakrebs leider sehr lange symptomlos und wird daher meist erst bei weit fortgeschrittener Größe oder Metastasenbildung entdeckt. Früherkennungsmaßnahmen im Sinne von regelmäßigen Kontrollen ab einem gewissen Alter sind daher empfohlen und unbedingt einzuhalten. Nimmt der Prostatatumor an Größe zu, werden umliegende Strukturen wie beispielsweise die Harnröhre oder Nerven abgedrückt. Erste Symptome sind daher in vielen Fällen Probleme beim Harnlassen, häufiges nächtliches Urinieren, Erektionsstörungen oder in seltenen Fällen Blutbeimengungen im Harn.

Was sind die Ursachen für Prostatakrebs?

Eine bösartige Tumorerkrankung wie auch der Prostatakrebs ist stets auf eine Entartung von funktionierenden Zellen zurückzuführen. Warum diese Entartung stattfindet, ist im Falle des Prostatakrebs nicht geklärt. Eine Rolle spielen in jedem Fall genetische Faktoren (die Erkrankung tritt familiär gehäuft auf), die Ernährung, hormonelle Faktoren sowie der Lebensstil. Auch ist das Alter ein entscheidender Aspekt, denn die Erkrankung tritt mit zunehmenden Alter häufiger auf und erreicht im siebten Lebensjahrzehnt den Gipfel.

Welche Folgen hat Prostatakrebs für die Betroffenen?

Die Folgen sind individuell sehr unterschiedlich und abhängig vom Zeitpunkt der Diagnose, der Größe, Ausbreitung und eventuell bereits stattgefundener Metastasenbildung. Ist der Tumor auf die Prostata begrenzt und wächst nur langsam und wenig aggressiv, kann die Erkrankung gut behandelt werden und bringt nur wenige Einschränkungen mit sich. Bei Metastasenbildungen hingegen sind je nach Organ mehr oder weniger einschränkende Symptome zu erwarten und Therapiemaßnahmen durchzuführen.

Wie diagnostiziert der Arzt Prostatakrebs?

Die einfachste diagnostische Maßnahme ist eine sogenannte digital-rektale Untersuchung, also ein Betasten der Prostata durch den Arzt und Feststellen von etwaigen Form- und Größenveränderungen. Diese zwar leicht unangenehme aber schnelle und simple Methode wird auch in den Vorsorgeuntersuchungen angewendet. Weitere wichtige diagnostische Maßnahme ist die Bildgebung. Zum Einsatz kommen sowohl Ultraschalluntersuchungen als auch PET-CT und MRT. Diese unterschiedlichen Modalitäten sind vor allem in der Beurteilung des Tumorstadiums, in welches Aussagen über Tumorgröße, Wachstum und Metastasenbildung einfließen, notwendig.

Durch eine Blutabnahme lässt sich der sogenannte PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) bestimmen, der als Maßstab für die Aktivität der Prostatazellen gilt. Der Wert wird außerdem auch in der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung erhoben. Eine Biopsie, also eine Gewebeentnahme direkt aus der Prostata und anschließende histologische Untersuchung des Gewebes, ist nicht nur aussagekräftigster Beweis für das Vorliegen einer Krebserkrankung, sondern lässt auch eine genaue Klassifizierung der Krebsart zu.

Gibt es auch nicht-operative Behandlungen?

Ja, mehrere nicht-operative Verfahren stehen zur Verfügung und sind der chirurgischen Entfernung der Prostata teilweise sogar gleichwertig.

Strahlentherapie

Das Prinzip der Strahlentherapie beruht auf der Anwendung ionisierender Strahlung auf das erkrankte Organ, wodurch das Zellwachstum gehemmt wird. Strahlentherapie kann entweder von außen, also perkutan (= durch die Haut) angewendet werden, oder als sogenannte Brachytherapie erfolgen, wobei hier eine Strahlenquelle nahe der Prostata implantiert wird und kontinuierlich Strahlung abgibt. Der Eingriff ist weniger invasiv als die Entfernung der Prostata und gleichsam auch nebenwirkungs- und komplikationsärmer.

Hormontherapie

Da die Prostata maßgeblich vom männlichen Hormon Testosteron beeinflusst wird, ist die Drosselung des Hormons gleichsam auch eine Möglichkeit, das Tumorwachstum zu drosseln. Diese Therapieform wird begleitend zu anderen angewendet und geht mit zahlreichen Nebenwirkungen einher, die auf den Hormonentzug zurückzuführen sind.

Abwartende Therapie

Auch das Nicht-Intervenieren ist eine anerkannte Möglichkeit und wird bei ganz bestimmten Gegebenheiten wie einem niedrigen  und nicht ansteigenden PSA-Wert und einer bestimmten Tumorgröße angewendet. Bei dieser Art der “Therapie” sind allerdings ein regelmäßiges Überwachen der Werte und wiederholte Biopsien notwendig.

Wann muss operiert werden?

Wann und ob operiert werden muss, hängt natürlich zum einen vom Wunsch des Patienten ab und ist zum anderen vom sogenannten Staging, also von der durchgeführten Stadieneinteilung des Prostatakarzinoms abhängig. Entscheidender Parameter ist vor allem der PSA-Wert und die Frage, ob sich bereits Metastasen in anderen Organen gebildet haben. Ist der Tumor nur auf die Prostata beschränkt, stellt die Entfernung eine meist recht sichere Möglichkeit dar, um die Erkrankung auch zu limitieren.

Wie verläuft der Eingriff bei Prostatakrebs?

Prinzipiell gibt es viele verschiedene Operationstechniken, um erkranktes Gewebe zu entfernen. Eines der häufigsten Verfahren ist die transurethrale Resektion der Prostata, auch TURP (oder TUR-P) genannt, bei der das Prostatagewebe mithilfe eines speziellen Instruments über die Harnröhre abgetragen wird. TURP zählt zu den Standardverfahren und ist eine sehr effektive Methode, die Beschwerden der Prostata dauerhaft lindern kann. Für den Eingriff der radikalen Prostatektomie, also der vollständigen Entfernung der Prostata, stehen unterschiedliche Zugangswege und Methoden zur Verfügung. Grundsätzlich kann sowohl offen als auch laparoskopisch operiert werden.

Bei offenen Operationen unterscheidet man die retropubische (hier wird der Schnitt am Unterbauch gesetzt) von der perinealen (der Schnitt erfolgt hier zwischen After und Penis) Operation.

Laparoskopische Eingriffe arbeiten mit Sonden, die über sehr kleine Bauchschnitte eingebracht werden. Eine dieser Sonden enthält eine Kamera, sodass der Operationsvorgang auf einen Bildschirm übertragen werden kann. Bei laparoskopischen Eingriffen wird heutzutage auf das moderne Da-Vinci-Verfahren zurückgegriffen, bei dem roboter-assistiert operiert wird.

Was muss ich nach dem Eingriff beachten?

Direkt nach der Operation verbleibt man unter Überwachung der Kreislaufparameter, danach findet eine Verlegung auf die Normalstation statt. Hier verbleibst Du in der Regel zwischen 10 bis 14 Tagen, darfst normal aufstehen, Dich bewegen und wie gewohnt essen und trinken. Leichte Schmerzen und schnelle Erschöpfung sind nach so einer Operation nicht verwunderlich.

Da im Zuge der Prostatektomie die Harnröhre durchtrennt und wieder zusammengenäht werden muss, muss Dir bis zum Verheilen der Wunde ein Harnkatheter gesetzt werden. In der Zeit nach dem Entfernen des Harnkatheters können anfangs Probleme auftreten Harn zu kontrollieren, da sich sowohl die Blase als auch der Schließmuskel an die neue Situation gewöhnen müssen. Eine anfängliche Inkontinenz oder häufiges Wasserlassen in der Nacht sind daher nicht ungewöhnlich.

Welche Komplikationen können auftreten?

Neben allgemeinen Komplikationen einer Narkose und eines operativen Eingriffs wie beispielsweise allergischen Reaktionen, erhöhten Blutverlust und Nachblutungsrisiko, postoperativen Schmerzen, erhöhter Infektionsgefahr und Bildung von Blutgerinnseln, birgt die Prostatektomie einige spezifische Komplikationen, die häufig auch für die Entscheidung zur Operation limitierend sind. Zu diesen gehören:

Inkontinenz

Wie bereits beschrieben ist eine anfängliche Inkontinenz nicht ungewöhnlich, bei Verletzungen des Schließmuskels oder der Harnröhre selbst kann das Problem allerdings bestehen bleiben.

Erektionsstörungen

Diese sind auf eine intraoperative Nervenverletzung zurückzuführen, in einigen Fällen muss der verantwortliche Nerv auch absichtlich entfernt werden, da er vom Tumor befallen ist.

Impotenz

Zwar werden die Samenzellen selbst nicht in der Prostata, sondern in den Hoden gebildet, die Flüssigkeit des Ejakulats allerdings stammt aus der Prostata und den umgebenden kleineren Drüsen, die in der Regel allesamt bei einer Prostatektomie entfernt werden. Bei bestehendem Kinderwunsch sollte also vor der Operation eine Spermienentnahme stattfinden.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Alle Kosten bezüglich Beratung, präoperativen Untersuchungen, der Operation selbst, Nachsorge und eventuellen Rehabilitationsaufenthalten werden von der Krankenkasse übernommen. Letztere müssen zwar meist bewilligt werden, bei entsprechender Diagnose besteht hier in der Regel allerdings kein Problem. Die Kosten für eine eventuelle Spermienentnahme und Einfrierung sind jedoch selbst zu tragen.