Bauchfellentzündung

Unter einer Bauchfellentzündung wird eine akute und ernst zu nehmende Erkrankung verstanden, die unbedingt einer raschen ärztlichen Intervention bedarf. Das Bauchfell, auch Peritoneum genannt (daher auch der fachsprachliche Begriff der Peritonitis), ist eine dünne zweilagige Muskulatur, die sich über die meisten inneren Organe stülpt und gleichzeitig wichtige Versorgungsbahnen (Blutgefäße, Lymphabflüsse, Nerven) enthält bzw. durchlässt.


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Bauchfellentzündung

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Was versteht die Medizin unter einer Bauchfellentzündung?

Eine Peritonitis ist eine entzündliche Erkrankung des Bauchfells, die sowohl örtlich begrenzt (lokal) als auch über das gesamte Bauchfell verteilt (diffus oder auch generalisiert) auftreten kann.

Wie sehen die Symptome einer Bauchfellentzündung aus?

Die Symptome unterscheiden sich je nach Ausbreitung der entzündlichen Reaktion. Bei lokalen Bauchfellentzündungen sind die Symptome oftmals recht unspezifisch – die Betroffenen klagen über Bauchschmerzen, empfinden Schmerzen bei Druck auf die entzündete Stelle oder leiden unter Appetitlosigkeit, Übelkeit und Darmentleerungsstörungen.

Die generalisierte Peritonitis hingegen ist eine schwerwiegende Erkrankung, die meist mit starken Symptomen einhergeht. Dazu gehört das sogenannte akute Abdomen – ein Überbegriff für eine Kombination an Symptomen, bestehend aus bretthartem Bauch, Abwehrspannung, heftigem Schmerz, erhöhtem Puls und Blutdruck sowie beschleunigte Atemtätigkeit bis hin zur Hyperventilation. Hinzu kommen Fieber, Übelkeit, Erbrechen, eine Störung der Magen- und Darmtätigkeit und im schlimmsten Fall Kreislaufversagen.

Was sind die Ursachen für die Bauchfellentzündung?

Die Ursache ist meist infektiöser Natur, Auslöser sind bakterielle Infektionen, entweder des Bauchfells selbst (primäre Peritonitis, siehe unten) oder eines anderen Organs, das mit dem Bauchfell in Berührung steht und somit eine Ausbreitung zulässt. Auch nicht-infektiöse Ursachen kommen infrage, hierzu zählen vor allem chemische Reizungen in Folge eines Flüssigkeitsaustritts aus anderen Organen oder aber eine Streuung einer vorhandenen Krebserkrankung ins Bauchfell.

Welche Formen der Bauchfellentzündung gibt es?

Primär
Eine primäre Peritonitis bedeutet, dass das Bauchfell auch ursprünglicher Ort des Infektionsgeschehens ist. Die Bakterien werden dabei entweder über Blut und Lymphe oder über die Durchwanderung der Darmwand ins Bauchfell eingebracht, wo sich dann eine Entzündung entwickelt.

Sekundär
Bei einer sekundären Peritonitis wird das Bauchfell im Rahmen eines pathologischen Geschehens in einem anderen Organ gereizt. Häufig handelt es sich dabei um Entzündungen des Blinddarms, der Gallenblase, der Darmschlingen oder der Bauchspeicheldrüse, die dann auf das Bauchfell übergreifen. Auch Perforationen, also Durchbrüche der Organwand und Entleerung des Inhalts (wie beispielsweise bei einem Magengeschwür), können zur Peritonitis führen, da aggressive Verdauungssäfte das Bauchfell reizen.

Tertiär
Unter der tertiären Peritonitis versteht der Mediziner eine anhaltende oder wiederkehrende Entzündung trotz erfolgter chirurgischer Intervention.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Bauchfellentzündung?

In der Regel wendet der Spezialist mehrere diagnostische Maßnahmen an:

Befragung und körperliche Untersuchung
Erhoben werden die genauen Symptome und Kreislaufparameter (Puls, Blutdruck, Atmung, EKG). Eine sorgfältige Untersuchung des Bauches kann erste Hinweise auf den Ursprung der Erkrankung liefern.

Laborchemische Untersuchung des Blutes
Entzündungsparameter im Blut können generell Hinweis auf ein entzündliches Geschehen im Körper sein, geben allerdings noch keine Auskunft über die genaue Ursache. Interessant sind hierbei vielmehr auch die Funktionsparameter der einzelnen Organe, die einerseits Hinweise auf eine mögliche primäre pathologische Quelle sein können, andererseits im Verlauf Auskunft über mögliche Organschäden geben können.

Bildgebende Untersuchung
Im Ultraschall lassen sich schnell freie Flüssigkeit oder freie Luft feststellen, außerdem kann er bei sekundärer Bauchfellentzündung hinweisend für das ursprünglich erkrankte Organ sein.

Punktion
Die im Rahmen einer Entzündung auftretende Flüssigkeit sammelt sich im Falle einer Peritonitis zwischen den zwei “Blättern” des Bauchfells an. Diese Flüssigkeit kann gezielt punktiert, entnommen und untersucht werden. Es lassen sich dadurch direkt Bakterien nachweisen, andererseits können durch die Qualität der Flüssigkeit und die nachgewiesenen Zellen seltenere Bauchfellentzündungsursachen (beispielsweise Krebs) ausgeschlossen werden.

Wer ist am häufigsten davon betroffen?

Grundsätzlich können Personen aller Altersklassen betroffen sein. Bei jüngeren Personen entstehen primäre Bauchfellentzündungen meist hämatogen (=über das Blut eingeschleppt) oder im Rahmen einer Blinddarmentzündung. Bei älteren Personen ist häufig eine Cholezystitis (Gallenblasenentzündung) oder eine Divertikulitis (Darmschleimhautentzündung) ursächlich. Risikogruppen für eine primäre Peritonitis im höheren Alter sind vor allem Personen mit chronischen Lebererkrankungen, Diabetes mellitus oder Autoimmunerkrankungen.

Gibt es auch nicht-operative Behandlungen?

Eine rein konservative, also nicht-chirurgische Therapie kommt bei lokalen, leichten Formen zum Einsatz und erfolgt antibiotisch. Ist ein operativer Eingriff notwendig, wird meist ebenfalls begleitend mit Antibiotika therapiert. Weitere nicht-operative Maßnahmen umfassen die Stabilisierung des Kreislaufes, die Gabe von Flüssigkeit und die Überwachung der Organfunktionen bei schweren Verlaufsformen.

Wann muss operiert werden?

Vor allem ausgedehnte, generalisierte Formen aber auch sekundäre Bauchfellentzündungen werden in erster Linie chirurgisch behandelt, um zum einen die primäre Quelle der Entzündung zu finden und den Schaden besser beurteilen zu können, zum anderen, um das primär entzündete Organ zu behandeln, beziehungsweise zu entfernen (z.B. Gallenblasenentfernung, Blinddarmentfernung, Behandlung eines Magendurchbruchs).

Wie verläuft der Eingriff bei einer Bauchfellentzündung?

Den „einen“ Eingriff bei der Bauchfellentzündung gibt es nicht, vielmehr richtet sich die Operationsmethode nach dem Ursprung der Entzündung. Grundsätzlich gilt es die Infektionsquelle zu entfernen (operative Entfernung von Gallenblase, Blinddarm oder eines Darmteils) sowie Bauchfell und Bauchhöhle zu spülen und somit von ausgetreten Flüssigkeiten, Eiter oder bereits gebildeten Abszessen und Nekrosen zu befreien. Handelt es sich um eine Perforation eines Organs im Rahmen eines Geschwürs, wird dieses entfernt und die “Durchbruchsstelle” übernäht. Häufig handelt es sich um einen akuten Eingriff, der keine lange Vorbereitung – und Bedenkzeit gewährt. Der Eingriff erfolgt in der Regel in Vollnarkose und kann sowohl offen als auch laparoskopisch durchgeführt werden.

Was muss ich nach dem Eingriff beachten?

Da die Zeit nach der Operation maßgeblich von der Ursache und Schwere der Bauchfellentzündung sowie der Art des Eingriffs abhängt, kann hier unmöglich eine einheitliche Beschreibung erfolgen. Im Grunde aber gilt nach einem operativen Eingriff am Bauch, dass die Muskulatur geschwächt ist und bei Aktivierung Schmerzen auftreten können. Sportliche Betätigung sowie das Heben von schweren Gegenständen sollte vermieden werden. Je nach Eingriff muss eventuell eine spezifische Diät eingehalten werden beziehungsweise sind weitere Medikamente notwendig. Geht die ursprüngliche Entzündung von einem Darmteil aus, muss vorübergehend ein künstlicher Darmausgang geschaffen werden, bis der betroffenen Abschnitt verheilt ist. Daher ist in diesem Fall stets mit einer Nachoperation zu rechnen. Eventuell muss während der Operation eine Drainage gelegt werden, die vermehrte Flüssigkeit aus dem Bauchraum ableitet und auch nach der Operation einige Tage verweilt. Die Dauer des Krankenhausaufenthalts variiert demnach stark.

Welche Risiken und Komplikationen können auftreten?

Wie bei jedem operativen Eingriff sind Komplikationen wie Nachblutungen, postoperative Schmerzen, Infektionen, Wundheilungsstörungen, Unverträglichkeitsreaktionen auf das Narkosemittel sowie die intraoperative Verletzung wichtiger Strukturen möglich. Vor allem Darmoperationen bergen besondere Risiken wie beispielsweise eine Undichtheit der neuen End-zu-End-Verbindung, postoperativer Darmirritationen und Bewegungsstörungen bis hin zum Darmverschluss und Ausbildung von sogenannten Fisteln (=unnatürliche Gewebeverbindungen zwischen einem inneren Hohlorgan und anderen Organen oder der Körperoberfläche). Spezielle Risiken der einzelnen Eingriffe variieren und sollten im Aufklärungsgespräch stets mit der Notwendigkeit und den Vorteilen der Operation abgewogen werden.

Wie kann ich eine Bauchfellentzündung vorbeugen?

So gut wie gar nicht. Als einzige vorbeugende Maßnahme kann die Empfehlung gelten, bei gastrointestinalen Symptomen und Verdacht auf entzündliche Erkrankungen von Darm, Gallenblase, Blinddarm, Bauchspeicheldrüse oder Magen nicht auf eine Verschlechterung zu warten und damit ein Übergreifen auf das Bauchfell zu begünstigen, sondern rasch einen Arzt aufzusuchen.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Ja! Die Krankenkasse kommt für Kosten rund um die stationäre Aufnahme, den operativen Eingriff, die Nachbehandlung und die medikamentöse Begleittherapie auf.