Unter einem Schneiderballen versteht die Medizin eine Exotose, also eine hervorstehende Schwellung am Grundgelenk des kleinen Zehs. Ein Schneiderballen entsteht durch das Überstehen des fünften Mittelfußköpfchens am Fußaußenrand, wodurch sich Hornhaut und Schleimbeutelreizungen bilden. Folge der Fehlstellung sind häufig Schuhprobleme und Druckschmerzen.
Einen entstandenen Schneiderballen bemerkst Du durch schmerzhafte Druckstellen über dem fünften Mittelfußköpfchen. Die betroffene Stelle ist gerötet und geschwollen. Besteht die Reizung über längere Zeit, bilden sich unter Umständen auch Schleimbeutelentzündungen. Auch eine Verformung des Kleinzehs in Richtung der Großzehe ist nicht unüblich.
Ursächlich für die Entstehung eines Schneiderballens ist ein unbehandelter Spreizfuß. Dabei ist der Mittelfußknochen aufgefächert und der Fußaußenrand erfährt einen immer höheren Druck. Deswegen solltest Du das Tragen von hohen Schuhen vermeiden. In Folge der erhöhten Druckbelastung bilden sich Druckstellen (Hühneraugen), Schleimbeutelentzündungen und Verhornungen der Fußhaut. Als weitere Ursache lässt sich ein zu kräftiger Mittelfußknochen identifizieren, da dieser stärkerer mechanischer Belastung ausgesetzt ist. Auch der Winkel zwischen dem vierten und fünften Mittelfußknochen kann überdurchschnittlich groß sein, was wiederum zur Entstehung eines Spreizfußes führen kann. Wenn der fünfte Mittelfußknochen eine Biegung aufweist, bei der sein Mittelfußköpfchen am weitesten außen liegt und daher extrem starken Druck von außen enthält, kann sich ebenfalls ein Schneiderballen entwickeln. Wie nun ersichtlich ist, kann ein Schneiderballen sowohl angeboren als auch im Laufe des Lebens erworben sein.
Bei Verdacht auf einen Schneiderballen solltest Du vorzugsweise einen Orthopäden aufsuchen. Dieser führt zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch und untersucht ich danach eingehend. Er beurteilt Fehlstellungen, eventuelle Instabilitäten sowie Haut- und Weichteilverhältnisse. In einigen Fällen wurden auch Durchblutungs- oder Empfindungsstörungen berichtet, auf welche Dein Arzt testet. Um die Diagnose zu sichern, kann Dein Arzt zusätzlich Deinen Fuß auf zwei Ebenen unter Belastung röntgen.
Frauen sind deutlich häufiger von der Erkrankung betroffen als Männer.
Meistens ist der Verlauf langsam und chronisch, der Spreizfuß verstärkt sich häufig und die Chance für einen Schneiderballen oder andere Komplikationen steigt. Damit gehen dann auch immer stärker werdende chronische Schmerzen einher.
Im Fokus von konservativen Therapieansätzen steht die Therapie der Spreizfußdeformität. Zu diesem Zweck lässt Du Dir orthopädische Einlagen nach Maß anfertigen, sodass Dein Fuß in seinem Längs- und Quergewölbe unterstützt wird. Auch Zehenspreizer kannst Du im Rahmen einer nicht-operativen Therapie zur Verminderung der Symptome verwenden. Kurzfristige Interventionen sind Kühlung des betroffenen Gebiets, sowie die Verwendung von speziellen Druckstellenpflastern.
Ist die Deformität Deines Fußes sehr stark ausgeprägt, schreitet die Fehlstellung schnell voran und hat eine konservative Therapie nicht zum gewünschten Behandlungserfolg geführt, kann Dein Arzt mit Dir zusammen eine Operation erwägen. Dabei kommen unterschiedliche Verfahren in Betracht, die sich nach Schwere der Erkrankung, eventueller Instabilität und möglichen bereits vorhandenen Arthrosen richten.
In Absprache mit Deinem Arzt solltest Du blutverdünnende Medikamente wie zum Beispiel Plavix, ASS, Thrombo ASS, Marcoumar oder Aspirin absetzen. Auch auf Alkohol und Nikotin solltest Du etwa zwei Wochen vor dem Eingriff verzichten, den die beiden Stoffe können sich negativ auf Deine Wundheilung auswirken.
Abhängig von Deiner individuellen Fehlstellung kann der Chirurg mögliche Operationsmethoden erwägen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Der behandelnde Arzt kann den prominenten Knochen an der Außenseite des fünften Mittelfußknochenkopfs entfernen oder aber den fünften Mittelfußknochen schneiden und neu positionieren. Diese Operationsmethode nennt sich Chevron-Osteotomie und eignet sich vor allem für Patienten mit stärkeren Verformungen. Bei einer Schneiderballen-Operation solltest Du etwa drei bis vier Tage lang in der Klinik bleiben. Nach circa 14 Tagen entfernt Dein Arzt die Fäden. In einigen Fällen wird während des Eingriffs ein Fremdkörper, zum Beispiel eine Titanplatte zur Stabilisierung, in das betroffene Gebiet eingebracht. Nach etwa neun bis zwölf Monaten wird dieses ambulant bei örtlicher Betäubung wieder entfernt und Du kannst die Klinik nach etwa 20 Minuten wieder selbständig verlassen.
Nach der Operation kannst Du Deinen Fuß sofort wieder voll belasten, allerdings nur in Verbindung mit einem speziellen Verbandsschuh. Drei Wochen lang sollst Du außerdem einen Zügelverband mit Korrekturwirkung tragen. Nach etwa vier Wochen fertigt Dein Arzt ein Kontrollröntgenbild an, um den Heilungsverlauf einschätzen zu können.
Neben den allgemeinen Operationsrisiken können bei einer Operation des Schneiderballens Wundheilungsstörungen, Durchblutungsstörungen und verzögerte Knochenheilung sowie Pseudoarthrosen auftreten. Auch nach einer zunächst erfolgreichen Operation kann die Deformität wieder auftauchen.
Am besten beugst Du dem Schneiderballen vor, indem Du auf gut sitzende Schuhe achtest. Hohe Schuhe wie High Heels solltest Du vermeiden, genau wie zu enge Schuhe. Gehe so oft wie möglich barfuß und trainiere Deine Fußmuskeln. Vor allem die kleinen intrinsischen Fußmuskeln zwischen den Knochen tragen dann den Fuß besser und stabilisieren diesen.
Im Normalfall übernehmen die Krankenkassen die Kosten, wenn Dein Arzt Dir eine Bescheinigung über die medizinische Notwendigkeit des Eingriffs ausstellt. Falls Du Dir unsicher bist, frag am besten bei Deinem Versicherungsträger oder bei unseren Spezialisten nach.
Der Schneiderballen, oder Taylor’s bunion, ist eine Zehfehlstellung, die auf eine Spreizfußdeformität rückführbar ist. Im Verlauf der Erkrankung verschiebt sich die Kleinzehe in Richtung der Großzehe. Der Schneiderballen ist eine Folgeerkrankung des Spreizfußes. Frauen sind wesentlich häufiger von der Erkrankung betroffen, ein möglicher Grund hierfür stellt das Tragen von hohen Schuhen dar.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Maja Lechthaler
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
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