Klumpfuß

Der Klumpfuß ist eine angeborene oder erworbene Fehlstellung des Fußes, bei der mehrere Fehlbildungen zusammenwirken. Unbehandelt verschlimmern sich die Symptome und auch eine Behandlung gestaltet sich zunehmend schwieriger. Daher solltest Du schon bei den ersten Anzeichen einen Arzt aufsuchen. Er bespricht dann nach ausführlicher Diagnostik, welche Behandlungsmethode für Dich infrage kommt. Bei regelmäßiger Therapie von Anfang an bestehen sehr gute Heilungschancen, Du solltest jedoch auch nach erfolgreicher Behandlung des Klumpfußes regelmäßig einen Orthopäden aufsuchen, da es ab und zu vorkommt, dass sich die Füße auch nach erfolgreicher Heilung wieder verschlechtern.


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Inhaltsverzeichnis

Klumpfuß

Was versteht die Medizin unter einem Klumpfuß?

Mediziner bezeichnen die als Klumpfuß bezeichnete Fehlstellung des Fußes auch als Pes equinovarus. Die Fehlstellung besteht aus mehreren Komponenten, dem Spitzfuß, dem Hohlfuß, der Vorfußadduktion (Sichelfuß), einer Supination und einer Varusstellung der Ferse. Bei dieser Erkrankung sind die Fußsohlen nach innen rotiert, da die Fuß- und Wadenmuskulatur nicht ausreichend funktioniert, auch die Unterschenkelmuskulatur ist deutlich verringert. Diese Beeinträchtigung tritt doppelt so häufig bei Jungen wie bei Mädchen auf und ist meist angeboren. Es kann sowohl nur einer als auch beide Füße betroffen sein.

Wie sehen die Symptome eines Klumpfußes aus?

Ein Klumpfuß ist schon durch Einschränkungen beim Gehen erkennbar. Betroffene laufen in leichteren Fällen auf dem Fußaußenrand, bei schwereren Verläufen auch auf dem Fußrücken, sofern das möglich ist. Vier verschiedene Merkmale zeichnen den Klumpfuß aus. Im Rahmen der Erkrankung bilden sich knöcherne Fehlbildungen, welche meist das Fersenbein betreffen. Durch die abgeschwächte oder verkürzte Muskulatur kommt es zu Fehlstellungen oder Verrenkungen in den Gelenken, wie dem Sprunggelenk. Wenn außerdem Sehnen oder Bänder verkürzt oder auch beschädigt sind, sind Einschränkungen im Kapsel-Band-Apparat möglich. Die sogenannte Klumpfußwade entsteht, wenn die Wadenmuskulatur verkrümmt und die Achillessehne verkürzt ist.

Welche Ursache hat die Erkrankung?

Da es sowohl erworbene als auch angeborene Formen des Klumpfußes gibt, unterscheiden sich auch die Ursachen. Zu einem angeborenen Klumpfuß kann es kommen, wenn ein Embryo so verdreht in der Gebärmutter liegt, dass die Beine im Wachstum eingeschränkt werden. Eine weitere mögliche Ursache stellt ein länger bestehender Fruchtwassermangel dar. Die letzte mögliche Ursache für einen angeborenen Klumpfuß ist eine frühkindliche Hirnschädigung durch Sauerstoffmangel. In Folge dessen kann es zu Deformitäten wie dem Klumpfuß kommen.

Zu den Ursachen für einen erworbenen Klumpfuß zählen unter anderem neurologische Erkrankungen, bei denen die Muskelversorgung gestört ist. Früher führte die Kinderlähmung oftmals zu einem Klumpfuß, durch eine gute Impfversorgung ist diese Ursache eher selten geworden. Hat ein Kind von Geburt an einen Neuralrohrdefekt, kann es passieren, dass die Unterschenkelmuskulatur ungenügend versorgt wird und sich somit ein Klumpfuß entwickelt. Ebenso bewirken Verletzungen, die den Nerv der Unterschenkelmuskulatur durchtrennen eine Unterversorgung des Muskels, welcher daraufhin schwindet und zum Klumpfuß führen kann. Die Unterversorgung des Muskels ist auch bei einer Durchblutungsstörung der Wadenmuskulatur-Arterie ursächlich für die Entwicklung der Erkrankung.

Wie diagnostiziert ein Arzt einen Klumpfuß?

Durch die deutliche Symptomatik erkennt der Arzt einen Klumpfuß recht schnell. Er veranlasst trotzdem ein Röntgenbild, worauf sich das Ausmaß der Fehlbildung genauer abbilden lässt. Da oft Einschränkungen in der Muskulatur für die Symptome verantwortlich sind, wenden Ärzte immer häufiger auch Ultraschalluntersuchungen an, um die Versorgung der Muskeln in der betroffenen Region festzustellen. Eine weitere Möglichkeit der Klumpfuß-Diagnostik ist die dynamische Fußdruckmessung oder auch Pedografie. Dabei misst Dein Arzt die Druckbelastung Deines Fußes im gleichmäßigen Stand.

Wer ist am häufigsten davon betroffen?

Besteht bei Dir eine Zwillingsschwangerschaft, haben Deine Kinder durch den begrenzten Platz im Mutterleib ein erhöhtes Risiko für den Klumpfuß. Männer sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen.

Welche Folgen hat ein Klumpfuß für die Patienten?

Ein Klumpfuß ist eine behandlungsbedürftige Erkrankung, welche nicht von selbst wieder besser wird. Daher ist es wichtig, dass Du so bald wie möglich eine Therapie beginnst. Wenn dies nicht geschieht, versteift sich der betroffene Fuß und eine konservative Heilung ist zu diesem Zeitpunkt schon sehr unwahrscheinlich. Die Schmerzen verschlimmern sich bei einem ausgeprägten, versteiften Klumpfuß noch mehr, vor allem bei Belastung. Der Klumpfuß kann allerdings bei sofortiger und regelmäßiger Behandlung auch vollständig geheilt werden.

Welche Schuhe sind bei einem Klumpfuß geeignet?

Zur Korrektur eines Klumpfußes verschreiben Orthopäden manchmal sogenannte Anti-Varus-Schuhe, diese sind medial enger als normale Schuhe. Außerdem haben sie eine versteifte Ferse, eine pronierende Fußlagerung und leichte Flügelabsätze. Allerdings ist die Verschreibung solcher Schuhe heutzutage eher die Ausnahme.

Welche nicht-operativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Nicht-operative Behandlungsmöglichkeiten des Klumpfußes eignen sich vor allem für Säuglinge direkt nach der Geburt, da zu diesem Zeitpunkt die Chancen für eine normale Entwicklung und eine vollständige Korrektur der Fehlstellung am besten sind. Die redressierende Gipsbehandlung nach Ponseti ist hierfür das Mittel der Wahl. Bei diesem Verfahren werden Klumpfüße mit speziellen Gipsverbänden nach und nach korrigiert. Der Gips wird einmal pro Woche gewechselt, die durchschnittliche Behandlungsdauer beläuft sich auf circa sechs bis acht Wochen. Falls sich die Verkürzung der Achillessehne nicht mit dieser Methode korrigieren lässt, führt der Arzt nach Abschluss der Gipsbehandlung eine kleine Operation durch, bei der die Achillessehne durchtrennt wird.

Im Säuglingsalter ist dieser Schnitt risikolos, da die Sehne in der korrigierten Stellung wieder zusammenwächst. Anschließend trägt das Kind nochmals für drei Wochen einen Gips. Bis zum sechsten Lebensmonat sollte es sowohl tagsüber als auch nachts spezielle Ponseti-Schienen tragen. Ab dann verkürzt sich die Tragedauer bis zum Alter von vier Jahren, die Schiene muss nur noch nachts getragen werden. Die Methode ist in mehr als 90% der Fälle erfolgreich.

Eine andere nicht-operative Methode stellt die Klumpfußbehandlung nach Bonnet-Dimeglio dar, welche Elemente der manuellen Therapie mit stabilisierenden Tapes und Gipsverbänden kombiniert. Im Gegensatz zur Ponseti-Therapie gipst der Arzt hierbei nur den Unterschenkel ein, nachdem er unter dem Gips spezielle Tapes platziert hat. Dadurch soll das Wachstum der Wadenmuskulatur und der Füße in die anatomisch korrekte Lage gelenkt werden. Beim Gipswechseln führt ein Physiotherapeut Methoden der manuellen Therapie durch, um den Prozess zu unterstützen. Ein Vorteil dieses Verfahrens ist die vermehrte Bewegungsfreiheit des Kindes.

Wann muss ein Klumpfuß operiert werden?

Vor allem beim erworbenen Klumpfuß führen konservative Therapien wie die Ponseti-Methode oder die Klumpfußbehandlung nach Bonnet-Dimeglio selten zum gewünschten Erfolg. In einem solchen Fall legt Dir Dein Arzt eine Operation nahe.

Was muss ich vor einer Operation beachten?

In Absprache mit Deinem Arzt solltest Du blutverdünnende Medikamente wie zum Beispiel Plavix, ASS, Thrombo ASS, Marcoumar oder Aspirin absetzen. Auch auf Alkohol und Nikotin solltest Du etwa zwei Wochen vor dem Eingriff verzichten, denn diese beiden Stoffe können sich negativ auf Deine Wundheilung auswirken. Bis zu sechs Stunden vor der Operation darfst Du noch eine Kleinigkeit essen, Flüssigkeit, wie Tee oder Wasser, darfst Du bis zu zwei Stunden vorher noch zu Dir nehmen.

Wie verläuft die Operation bei einem Klumpfuß?

Je nach Ausprägung und Schweregrad des Klumpfußes gibt es verschiedene Operationstechniken, bei allen ist eine begleitende Physiotherapie sinnvoll. Meistens wird die Achillessehne verlängert sowie der Winkel zwischen Calcaneus und Talus korrigiert. Gleichzeitig richtet der Chirurg das Sprungbein und das Fersenbein auf. In einigen Fällen können zusätzlich Muskelverpflanzungen, Osteotomien oder Gelenkversteifungen nötig sein.

Was muss ich nach der Operation beachten?

Nach der Operation musst Du so bald wie möglich mit der postoperativen Physiotherapie beginnen, um Muskeln und Sehnen dauerhaft zu dehnen, Schonhaltungen zu vermeiden und Fehlhaltungen zu korrigieren. Außerdem solltest Du Dir orthopädisches Schuhwerk oder individuell angepasste Einlagen besorgen und diese auch konsequent tragen.

Welche Risiken und Komplikationen können auftreten?

Bei einer operativen Korrektur sind neben den allgemeinen Operationsrisiken wie Blutungen, Wundheilungsstörungen und Infektionen auch schwerere Komplikationen wie beschädigte oder zertrennte Nerven möglich. Falls Dir Allergien gegen gängige Narkosemittel bekannt sind, teile diese Deinem Arzt frühzeitig mit, damit hierbei keine Komplikationen auftreten. Leider ist es auch nach einer erfolgreichen Klumpfußoperation möglich, dass sich Dein Zustand nach etwa zwei bis drei Jahren wieder verschlechtert. In diesem Fall muss Dein Arzt erneut operieren. Auch Knochen oder Gelenke leiden unter der Fehlstellung, vor allem das Hüftgelenk. Die Hüftknochen rutschen des Öfteren aus den Gelenkpfannen und erschweren Patienten das Gehen. Generell verschleißen die Gelenke bei einer solchen Erkrankung schneller und bauen an Beweglichkeit ab. Eine unzureichende oder nicht erfolgte Behandlung führt zu signifikanten Folgeschäden an Knochen und Gelenken, es entstehen Fehlhaltungen, wodurch wiederum starke Schmerzen entstehen können.

Kann ich den Klumpfuß vorbeugen?

Konkret kann dem Klumpfuß leider nicht vorgebeugt werden. Allerdings kannst Du dafür sorgen, dass Dein Kind ein geringes Risiko hat, daran zu erkranken. Achte in der Schwangerschaft auf eine ausreichende Folsäurezufuhr. Aminopterin oder Methotrexat wirken wie Gegenspieler auf Folsäure und sollten in der Schwangerschaft strikt gemieden werden.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Die Behandlung des Klumpfußes wird vollständig von den Krankenkassen bezahlt, da es sich um eine medizinisch notwendige Intervention handelt. Bei weiteren Fragen kannst Du Dich aber gerne auch an unsere Spezialisten wenden.