Eierstockkrebs (Overialkarzinom)
INHALTSVERZEICHNIS
Was versteht die Medizin unter Eierstockkrebs?
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Wie sehen die Symptome von Eierstockkrebs aus?
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Welche Ursachen kann Eierstockkrebs haben und was sind Risikofaktoren?
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Deuten Tumore an Eierstöcken immer auf Eierstockkrebs hin?
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Wer ist am häufigsten von Eierstockkrebs betroffen?
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Wie lässt sich Eierstockkrebs diagnostizieren?
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In welche Stadien lässt sich Eierstockkrebs einteilen?
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Welche Arten von Eierstockkrebs gibt es?
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Wie sieht der Verlauf von Eierstockkrebs aus?
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Wie sieht die Prognose bei Eierstockkrebs aus?
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Wann müssen die Eierstöcke entfernt werden?
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Wie sieht die Nachsorge nach Eierstockkrebs aus?
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Kann erneut Eierstockkrebs auftreten?
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Kann ich Eierstockkrebs vorbeugen?
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Übernimmt die Krankenkasse die Behandlungskosten?
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Das Wichtigste zusammengefasst
Der Eierstockkrebs oder das Ovarialkarzinom ist ein bösartiger Tumor, der die Eierstöcke befällt. Im Frühstadium machen sich nur unspezifische Symptome bemerkbar, was dazu beiträgt, dass die Krankheit oft erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt wird
Risikofaktoren sind ein höheres Lebensalter, vor allem die Postmenopause, Kinderlosigkeit, Unfruchtbarkeit, Übergewicht, Brustkrebs, eine späte Menopause, ein frühes Auftreten der ersten Regelblutung, eine Mutation der Gene BRCA 1 oder 2, die Einnahme von Östrogenen oder Gestagenen zur Zyklusstimulation oder das Auslösen von Eisprüngen im Rahmen einer künstlichen Befruchtung oder zur Steigerung der Fruchtbarkeit
Alles, was die Eisprungfrequenz senkt, wirkt sich protektiv aus. Dazu zählt die Einnahme von Ovulationshemmern, Geburten, lange Stillzeiten, eine Sterilisation sowie die vollständige Entfernung der Gebärmutter oder der Eileiter/ Eierstöcke, außerdem körperliche Aktivität und Sport
Die Behandlung besteht aus einer Operation oder einer Chemotherapie, in den meisten Fällen entscheiden sich die Ärzte aber für eine Kombination aus beiden Verfahren. Im Rahmen der Rezidivbehandlung oder bei fortgeschrittenen Karzinomen können auch Antikörper wie Bevacizumab und Olaparib sowie die Strahlentherapie eingesetzt werde
Was versteht die Medizin unter Eierstockkrebs?
Die Medizin versteht unter einem Eierstockkrebs oder einem Ovarialkarzinom einen malignen Tumor des Ovars oder der Tube, also des Eierstocks oder des Eileiters. Die Erkrankung betrifft in Deutschland jährlich etwa 9.000 Frauen, in Österreich etwa 1.000 Frauen. Das Ovarialkarzinom ist der zweithäufigste bösartige Genitaltumor der Frau und ist mit einer hohen Sterblichkeit verbunden. Die Medizin unterscheidet außerdem verschiedene Typen des Ovarialkarzinoms nach dem histologischen Bild. Grob lassen sich vier Typen unterscheiden: epitheliale Tumoren, die etwa 60 bis 70 Prozent der Ovarialkarzinome ausmachen, Keimzelltumoren, die die Ärzte in circa 15 bis 20 Prozent der Fälle diagnostizieren sowie Keimstrang-Stroma-Tumoren und Ovarialmetastasen, die mit fünf bis zehn sowie fünf Prozent den geringsten Anteil ausmachen. Diese vier Typen umfassen wiederum verschiedene Tumorarten.
Wie sehen die Symptome von Eierstockkrebs aus?
Da der Eierstockkrebs lange Zeit keine oder nur unspezifische Symptome verursacht, ist es besonders schwer, die Erkrankung im Frühstadium zu erkennen. Durch ihre anatomische Lage haben Tumore der Eierstöcke viel Platz zu wachsen, ohne dabei Beschwerden zu bereiten. Trotzdem gibt es Anzeichen, die auf ein Ovarialkarzinom hinweisen können und weswegen Du einen Frauenarzt aufsuchen solltest. Vor allem, wenn die Symptome noch nicht lange bestehen und stärker als normale Zyklusbeschwerden sind, ist dies angeraten. Solche Symptome sind zum Beispiel eine Zunahme des Bauchumfangs (die sogenannte Bauchwassersucht), unbestimmte Verdauungsbeschwerden wie zum Beispiel Verstopfung, Übelkeit oder Erbrechen, Völlegefühl und Blähungen, Blutungen außerhalb der Periode oder nach den Wechseljahren sowie ein allgemeines Müdigkeits- und Erschöpfungsgefühl.
Weitere Anzeichen können Beschwerden im Oberbauch, akute Bauchbeschwerden, Gewichtsveränderungen vor allem starke ungewollte Gewichtsabnahme, Nachtschweiß, Atemnot, Vermännlichung, Zyklusstörungen oder eine Störung der Fruchtbarkeit sein. Selten kommt es auch zum Beispiel zu Thrombosen oder Problemen beim Harnlassen. Natürlich können diese Symptome vielerlei zum Teil harmlose Ursachen haben und weisen nicht zwangsläufig auf eine Krebserkrankung hin. Wenn die Symptome nicht nach kurzer Zeit von allein wieder verschwinden, solltest Du dies abklären lassen. Wenn der Arzt den Krebs frühzeitig erkennt, bestehen bessere Behandlungsmöglichkeiten und ggf. Heilungschancen.
Welche Ursachen kann Eierstockkrebs haben und was sind Risikofaktoren?
Risikofaktoren, die das Eintreten einer Eierstockerkrankung wahrscheinlicher machen, sind zum Beispiel ein höheres Lebensalter, vor allem wenn Du Dich bereits in der Postmenopause befindest. Auch Kinderlosigkeit, Unfruchtbarkeit, Übergewicht sowie Brustkrebs gehören zu den Risikofaktoren. Auch eine späte Menopause sowie ein frühes Auftreten der ersten Regelblutung können sich negativ auswirken. Wenn Du Verwandte hast oder selbst weißt, dass Du eine Mutation der Gene BRCA 1 oder 2 hast, also erblichen Brust- und Eierstockkrebs bekommen kannst, solltest Du dies mit Deinem Gynäkologen besprechen und gegebenenfalls Maßnahmen einleiten. Wenn Du Östrogene oder Gestagene zur Zyklusstimulation einnimmst oder im Rahmen einer künstlichen Befruchtung oder zur Steigerung der Fruchtbarkeit Eisprünge auslöst, erhöht dies leider auch Dein Risiko für Eierstockkrebs.
Deuten Tumore an Eierstöcken immer auf Eierstockkrebs hin?
Tumore an den Eierstöcken sind nicht unbedingt ein Zeichen für Krebs. In vielen Fällen – etwa 75 Prozent – handelt es sich stattdessen um benigne Eierstockzysten oder gutartige Tumore. Eierstockzysten sind mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume, die sich im oder auf dem Eierstock bilden. Sie sind relativ weit verbreitet. Möglich ist auch, dass es sich um einen Ovarialtumor handelt, dieser aber auf einen Eierstock begrenzt bleibt und sich nicht im Körper ausbreitet.
Ein gutartiger Tumor zeichnet sich durch eine gleichmäßige innere Gewebestruktur und eine glatt begrenzte Randstruktur ohne Auflagerungen aus und es besteht keine vermehrte Gewebebildung. Der Douglasraum, eine taschenförmige Aussackung des Bauchfells zwischen dem Mastdarm und der Gebärmutter, enthält bei gutartigen Tumoren in der Regel keine Flüssigkeit. Eine Ausnahme bildet das Meigstumor. Bösartige Tumoren dagegen haben unregelmäßige Verdickungen der inneren Gewebestruktur und eine unscharf begrenzte Randstruktur.
Des Weiteren sind sie meist größer als fünf Zentimeter und enthalten sowohl zystische als auch solide Anteile. Es kommt zu einer zentralen Gefäßneubildung und freier Flüssigkeit im Douglasraum. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die meisten Eierstocktumore gutartig sind und sich erfolgreich behandeln lassen. Viele bilden sich sogar von selbst wieder zurück. Auch gutartige Ovarialtumore können sehr groß werden, verursachen aber keine Symptome, weswegen sie meistens bei einer Routine- Ultraschalluntersuchung entdeckt werden.
Eine Abklärung und Behandlung ist trotzdem wichtig, da gutartige Tumore in seltenen Fällen bösartig werden können, Blutungen verursachen oder zu einer Stieldrehung des Eierstocks führen können, die so bald wie möglich operiert werden muss, da es ansonsten zu einem Absterben des Eierstocks mit ggf. Unfruchtbarkeit kommen kann.
Wer ist am häufigsten von Eierstockkrebs betroffen?
Am häufigsten sind Frauen im Alter von 60 bis 70 Jahren von einem Ovarialkarzinom betroffen. Bei einer genetischen Prädisposition lässt sich eine familiäre Häufung sowie ein jüngeres Erkrankungsalter (unter dem 30. Lebensjahr) beobachten. Keimzelltumoren treten in der Regel vor dem 50. Lebensjahr auf.
Wie lässt sich Eierstockkrebs diagnostizieren?
Um den Eierstockkrebs zu diagnostizieren, führt der Arzt zunächst ein Anamnesegespräch mit Dir, in welchem Du Deine Symptome schilderst und Dein Arzt Dir Fragen dazu stellt. Danach folgt die körperliche Untersuchung. Der Arzt tastet dabei Deine Bauchdecke und die weiblichen Geschlechtsorgane ab. Schon dies kann ihm erste Hinweise auf einen Tumor am Eierstock liefern. Meist folgt daraufhin eine gynäkologische Untersuchung inklusive transvaginalem Ultraschall des Unterbauchs. Durch diese Untersuchung kann der Arzt bereits die Größe, Lage und Beschaffenheit der Krebsgeschwülste einschätzen.
Zusätzlich erfolgt eine Blutuntersuchung mit Bestimmung bestimmter Tumormarker (CA-125). In vielen Fällen kann Dein Arzt nun bereits abschätzen, ob es sich um einen gutartigen oder einen bösartigen Tumor handelt. Mithilfe einer Computer- oder Magnetresonanztomografie kann der Arzt dann feststellen, wie weit sich die Krankheit bereits ausgebreitet hat. Zum Beispiel könnte er so Metastasen im Brust- oder Bauchraum entdecken. Hegt Dein Arzt den Verdacht, dass sich der Tumor bereits bis in die Blase oder den Enddarm ausgebreitet hat, kann er eine Blasenspiegelung oder eine Mastdarmspiegelung durchführen, um Gewissheit zu erlangen. Eine sichere Diagnose kann er allerdings erst stellen, wenn er eine Gewebeprobe genommen und diese untersucht hat.
In welche Stadien lässt sich Eierstockkrebs einteilen?
Der Eierstockkrebs verläuft in vier Stadien, die sich anhand der sogenannten FIGO-Klassifikation einordnen lassen. FIGO I beschreibt das früheste Stadium. Der Krebs hat bislang nur das Eierstockgewebe befallen, wobei einer oder beide Eierstöcke betroffen sein können. Im zweiten Stadium, FIGO II, hat sich der Tumor bereits im Becken ausgebreitet. In FIGO III, dem dritten Stadium, hat der Krebs bereits Metastasen ins Bauchfell oder in die Lymphknoten gestreut. FIGO IV beschreibt nun das letzte, stark fortgeschrittene Stadium. In einem solchen Fall befindet sich das Tumorgewebe bereits außerhalb der Bauchhöhle. Möglich sind zum Beispiel Fernmetastasen in der Leber, der Lunge, die über das Blut oder das Lymphsystem dorthin gelangen.
Welche Arten von Eierstockkrebs gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Ovarialtumoren. Der Epitheliale Eierstockkrebs ist für etwa 60 bis 70 Prozent der bösartigen Eierstockkrebsfälle verantwortlich. Der häufigste maligne epitheliale Tumor ist dabei der seröse Tumor, der in etwa 50 Prozent der Fälle diagnostiziert wird. Zu den epithelialen Tumoren zählen außerdem der muzinöse Tumor, der endometroide Tumor, der hellzellige Tumor, der kleinzellige Tumor, der Brenner-Tumor, der mesodermale Tumor sowie eine Reihe unklassifizierbarer Tumoren. Keimzelltumoren beginnen – wie der Name schon sagt – in den Keimzellen, also den Zellen, aus denen die Eizellen entstehen.
Meist tritt diese Krebsart bei jüngeren Frauen auf. Keimzelltumore sind auch die häufigsten gynäkologischen Tumore in der Schwangerschaft. Sie machen etwa 15 bis 20 Prozent aller Ovarialkarzinome aus. Zu dieser Art der Tumore gehören maligne Teratome, das Dysgerminom sowie das Chorionkarzinom. Keimstrang-Stroma-Tumore machen etwa fünf bis zehn Prozent der bösartigen Eierstockkrebs Fälle aus und betreffen in der Regel Patientinnen zwischen 60 und 70 Jahren. Dieser Tumor beginnt in den Bindegewebszellen und / oder den hormonproduzierenden Zellen der Eierstöcke. Zu den Keimstrang-Stroma-Tumoren gehören Granulosazelltumor sowie der Sertoli-Leydig-Tumor. Der Eierstockkrebs kann außerdem streuen, also Metastasen bilden. Zu den Krebsartigen, die gerne Ovarialmetastasen bilden, gehört das Endometriumkarzinom, das Mammakarzinom sowie gastrointestinale Karzinome.
Wie sieht der Verlauf von Eierstockkrebs aus?
In einem frühen Krankheitsstadium ist der Eierstockkrebs auf einen Eierstock begrenzt. In etwa drei Viertel der Fälle, in denen ein Ovarialkarzinom der Deckschicht vorliegt, wächst der Tumor schnell und ist aggressiv. Im weiteren Verlauf greift der Tumor oft zunächst auf Organe in der Nähe über, wie zum Beispiel auf den anderen Eierstock oder die Gebärmutter. Zellen, die aus dem Tumor stammen, können bald auch das Bauchfell und Organe der Bauchhöhle wie Darm oder Harnblase besiedeln. Besonders durch die Verbreitung der entarteten Zellen über die Lymphbahnen, aber auch über die Blutgefäße können auch die Lymphknoten sowie weiter entfernte Organe wie die Leber befallen werden.
Da die Beschwerden lange Zeit nur unspezifisch sind, bleibt der Eierstockkrebs oftmals sehr lange unbemerkt und kann sich ausbreiten. Etwa 75 Prozent der Ovarialkarzinome werden erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Wann der Tumor entdeckt und behandelt wird, hat außerdem einen immensen Einfluss auf die Lebenserwartung.
Um den Therapieverlauf beurteilen zu können, misst der Arzt spezifische Tumormarker im Blut. Wenn die Menge dieser Zellproteine ansteigt, ist dies möglicherweise ein Hinweis auf gewachsene Tumormasse. Der Tumormarker CA-125 wird ebenfalls gerne bei der Diagnosestellung herangezogen. Wichtig ist zu beachten, dass eine Erhöhung nicht unbedingt durch einen Tumor verursacht sein muss, sondern auch andere entzündliche Erkrankungen wie Endometriose häufig zu einer Erhöhung führen.
Wie sieht die Prognose bei Eierstockkrebs aus?
Die Prognose hängt wesentlich davon ab, wie früh der Tumor erkannt wird. Wenn sich bereits Metastasen in der Bauchhöhle gebildet haben, sinken die Heilungschancen drastisch. Ist die Erkrankung allerdings auf die Eierstöcke begrenzt, haben Betroffene eine sehr gute Prognose und Lebenserwartung. Wenn das Tumorgewebe durch eine Operation komplett entfernt wurde, bevor sich Metastasen bilden konnten, ist sogar eine vollständige Heilung möglich. Allerdings werden die meisten Fälle erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, da der Eierstockkrebs keine Frühsymptome zeigt.
Wenn er sich aber schon im Bauchraum ausgebreitet hat, stehen die Heilungschancen leider schlecht. Im Endstadium hat der Krebs den ganzen Körper befallen, auch Organe außerhalb der Bauchhöhle wie die Leber oder die Lunge enthalten dann möglicherweise Metastasen. Die Lebenserwartung beträgt dann meist nur 1-2 Jahre. Weitere Faktoren, die die Prognose beeinflussen, sind abgesehen vom Tumorstadium ein möglicher Tumorrest nach der Operation, (er zählt zum wichtigsten Prognosefaktor), der Allgemeinzustand sowie das Alter der Patientin und der feingewebliche Tumortyp.
Ebenfalls einen großen Einfluss auf die Prognose haben die Größe und die Erfahrung der Institution, in welcher Du Dich behandeln lässt. So weisen besonders gynökologische Zentren, die an Studien teilnehmen, bessere Therapiequalitäten auf. Die 5-Jahres-Überlebensrate gemittelt über alle Stadien, liegt bei Eierstockkrebs etwa bei 40 Prozent. Das bedeutet, dass fünf Jahre nach der Diagnose noch circa die Hälfte der Patientinnen am Leben ist. Insgesamt hat das Ovarialkarzinom die schlechteste Prognose aller gynäkologischen Krebserkrankungen.
Wann müssen die Eierstöcke entfernt werden?
Die Eierstöcke müssen entfernt werden, wenn sie entartetes Gewebe aufweisen. In manchen Fällen, bei nur einseitigem Befall in einem sehr frühen Krankheitsstadium und Kinderwunsch, kann der Arzt nur einen Eierstock entfernen, weitaus häufiger ist allerdings die beidseitige Entfernung. Außer den Eierstöcken entnimmt der Arzt auch die Gebärmutter, die Eileiter und das große Bauchnetz sowie ggf. Lymphknoten.
Wie lässt sich Eierstockkrebs behandeln?
Es gibt hauptsächlich zwei verschiedene Verfahren zur Behandlung von Eierstockkrebs:
Eine Operation gefolgt von einer Chemotherapie. In einem sehr frühen Stadium kann ggf. auf eine Chemotherapie verzichtet werden. Eine Strahlentherapie kommt Standardmäßig nicht zum Einsatz. Welche Therapieverfahren und in welcher Reihenfolge er letztendlich verwendet, hängt vom Stadium des Tumors ab. Die Operation spielt eine entscheidende Rolle bei der Behandlung eines Ovarialkarzinoms. In einem frühen Erkrankungsstadium ist das Ziel des Eingriffs, alle sichtbaren Tumorherde zu entfernen und besonders die exakte Ausdehnung des Tumors in der Bauchhöhle zu erfassen. In einem frühen Stadium der Erkrankung ist es außerdem wichtig zu wissen, ob auch die Lymphknoten befallen sind. Daher entfernt der Arzt üblicherweise auch die Lymphknoten im Bereich der Beckenwandgefäße sowie der Bauchschlagader und der Vene.
Ist Deine Erkrankung schon weiter fortgeschritten und der Bauchraum schon stark befallen, ist das Ziel der Operation eine exakte Entfernung aller Tumorherde. Deswegen ist häufig ein sehr ausgedehnter Eingriff nötig, der manchmal auch eine Teilentfernung des Darms umfasst. Auch die Chemotherapie ist ein essenzieller Bestandteil der Eierstockkrebsbehandlung und wird meist nach der Operation durchgeführt. Ist der Tumor weit fortgeschritten, kann die Chemotherapie zur Verkleinerung der Tumormasse auch vor der Operation angewendet werden. Die Mittel, die Dein Arzt zur Chemotherapie einsetzt, die Chemotherapeutika, sind Medikamente, welche dazu führen, dass möglicherweise verbliebene Krebszellen langsamer wachsen oder absterben.
Chemotherapeutika wirken nicht speziell gegen Tumorzellen, sondern gegen alle Zellen, die schnell wachsen, allerdings wachsen Tumorzellen am schnellsten im menschlichen Organismus. Es treten oft nicht unerhebliche Nebenwirkungen auf, zum Beispiel leiden auch andere Zellen im Körper, Haare, Knochenmark und Schleimhaut unter der Behandlung. Deswegen ist es sehr wichtig, dass Dich Dein Arzt während Du eine Chemotherapie erhältst, besonders engmaschig betreut.
Üblich ist, dass Betroffene eine Kombinationstherapie aus zwei Medikamenten über die Vene erhalten. Die zwei Chemotherapie-Substanzen erhältst Du meist ambulant an verschiedenen Tagen. Ein Zyklus ist beendet, wenn beide Substanzen verabreicht worden sind. Die komplette Chemotherapie umfasst bei den gängigsten Substanzen normalerweise sechs Zyklen, wobei zwischen den Zyklen meist jeweils eine dreiwöchige Pause liegt.
In bestimmten Fällen kann Dein Arzt auch einen Teil der Chemotherapie – nämlich drei Zyklen – bereits vor der Operation verabreichen. Im Anschluss daran erfolgt die Operation zur Entfernung aller Tumorherde, gefolgt von den drei restlichen Chemotherapiezyklen. Außerdem entwickeln Wissenschaftler die Therapiekonzepte permanent weiter. Dazu gehört auch die Entwicklung von Antikörpertherapien, die ganz gezielt gegen den Tumor gerichtet sind, oder anderen Chemotherapeutika, die Du zum Beispiel oral einnehmen kannst, statt sie über die Vene zu erhalten, sowie die Entwicklung von sehr kleinen Medikamenten, sogenannten „small molecules“, die direkt in die Tumorzelle eindringen können.
Die Strahlentherapie wird bei der Behandlung von Eierstockkrebs eher selten angewendet, allerdings kann sie in speziellen Fällen wie zum Beispiel Rezidivsituationen durchaus nützlich sein.
Wie sieht die Nachsorge nach Eierstockkrebs aus?
Nach Abschluss der Erstbehandlung beginnen die Nachsorgeuntersuchungen. Sie umfassen etwa drei bis zwölf monatliche Untersuchungen, die abwechselnd an Deiner Klinik und bei Deinem betreuenden Gynäkologen durchgeführt werden. Bei jeder Untersuchung befragt Dich der Arzt zu Deinen Beschwerden und führt eine gynäkologische Untersuchung mit vaginalem Ultraschall durch. Eine regelmäßige Bestimmung der Tumormarker wird nicht mehr empfohlen, ebenso wie eine Computertomografie. Diese sollten nur bei Beschwerden durchgeführt werden.
Die Nachsorge ist einerseits eine Betreuung aber auch eine Behandlung von therapie- und tumorbedingten Beschwerden. Außerdem umfasst sie auch eine psychologische Betreuung und dient der Entdeckung von Tumorrezidiven, also einem Wiederauftreten der Erkrankung. Die Nachsorge ist immens wichtig, da durch sie eine möglicherweise wieder auftretende Krebserkrankung besser behandelt werden kann. Obwohl etwa 80 Prozent der Rezidive innerhalb von 2- 5 Jahren auftreten, ist es aber auch möglich, dass Tumore teilweise noch sehr spät wieder auftreten. Daher erfolgt die Nachsorge meistens für mindestens zehn Jahre nach Beendigung der Ersttherapie. Von einer vollständigen Heilung sprechen die Ärzte nach zwölf Jahren tumorfreiheit, die Sterblichkeitsrate entspricht dann der der Normalbevölkerung.
Kann erneut Eierstockkrebs auftreten?
Der Eierstockkrebs kann leider trotz Operation und Chemotherapie zurückkehren. In einem solchen Fall entsteht eine palliative Situation. Wenn die Ärzte die Krankheit nicht mehr heilen können, richtet sich die Therapie darauf, den Tumor so lange wie möglich aufzuhalten, Beschwerden zu lindern und die Lebenszeit der Betroffenen zu verlängern. Abhängig davon, wann und in welcher Form das Rezidiv auftritt, kann Dein Arzt erneut operieren (z.B Tumordebulking bei massiven Beschwerden) oder, wenn möglich, eine erneute platinhaltige Kombinationschemotherapie durchführen.
Dein Arzt empfiehlt Dir eine Operation, wenn es gute Aussichten gibt, den Tumor wieder vollständig zu entfernen und wenn Du in einer guten Allgemeinverfassung bist. Der Eingriff ist erfolgreich, wenn Dein Arzt das komplette auffällige Gewebe entfernen konnte. Wenn der Eierstockkrebs früher als ein halbes Jahr nach der Operation und dem Abschluss der ersten Chemotherapie auftritt, hat der Tumor offenbar nicht ausreichend auf die platinhaltige Chemotherapie angesprochen. Daher wechselt Dein Arzt in diesem Fall das Medikament.
Nun kommen zum Beispiel wöchentliche Chemotherapien mit pegyliertem liposomalem Doxorubicin, Topotecan oder Paclitytaxel zum Einsatz. Wenn Du im Rahmen Deiner Ersttherapie kein Bevacizumab verabreicht bekommen hast, kann Dein Arzt auch die bereits angeführten Chemotherapien mit dem Antikörper Bevacizumab kombinieren. Tritt das Rezidiv allerdings erst einige Zeit nach dem Abschluss der ersten Chemotherapie auf, kannst Du davon ausgehen, dass die erste Therapie erfolgreich war. In diesem Fall empfiehlt Dein Arzt eine erneute Therapie mit Carboplatin in Kombination mit pegyliertem liposomalem Doxorubicin, Gemcitabin oder erneut Paclitytaxel.
Je länger das platinfreie Intervall ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor auf eine erneute platinhaltige Therapie anspricht. Zusätzlich zur Kombinationstherapie aus Carboplatin und der 2. Substanz wie Gemcitabin kann Dir Dein Arzt zusätzlich Bevacizumab verabreichen oder bei einer genetischen Belastung mit dem BRCA1 oder 2 Gen Olaparib, da sich so oft das Zeitfenster bis zum Auftreten eines Rückfalls vergrößern lässt.
Kann ich Eierstockkrebs vorbeugen?
Du solltest bei Deinem Gynäkologen regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen durchführen lassen, um mögliche Auffälligkeiten direkt zu erkennen. Bedenke allerdings, dass nicht alle Untersuchungen von den Krankenkassen übernommen werden. Außerdem gibt es einige protektive Faktoren, also Schutzfaktoren, die das Risiko für die Entstehung eines Ovarialkarzinoms senken. Dazu gehört unter anderem die Einnahme von Ovulationshemmern wie der Antibabypille.
Allerdings können damit andere Nebenwirkungen einhergehen. Auch Geburten und lange Stillzeiten wirken sich positiv aus, ebenso wie eine Sterilisation. Bei dieser Operation verschließt oder durchtrennt Dein Arzt die Eileiter, damit keine Schwangerschaft mehr eintreten kann. Allerdings solltest Du Dir vor dem Eingriff genau überlegen, ob Du Deine Familienplanung bereits sicher abgeschlossen hast.
Außerdem ist es möglich, die Gebärmutter oder die Eileiter/ Eierstöcke komplett zu entfernen, da auch diese Eingriffe das Risiko vermindern, ein Ovarialkarzinom zu entwickeln. Zuletzt ist auch körperliche Aktivität und Sport ein nicht zu vernachlässigender protektiver Faktor. Generell lässt sich sagen, dass sich alles, was die Eisprungfrequenz senkt, schützend auswirkt.
Übernimmt die Krankenkasse die Behandlungskosten?
Die Krankenkassen übernehmen alle notwendigen und zweckdienlichen diagnostischen Methoden. Einzig die Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung von Eierstockkrebs zur Prävention in der Jahreskontrolle ist eine individuelle Gesundheitsleistung, für welche die Krankenkassen die Kosten in der Regel nicht übernehmen. Bei der Behandlung oder dem Klinikaufenthalt können je nach Versicherung ein Teil der Kosten oder Selbstbehalte anfallen, frage dazu am besten bei Deinem Versicherungsträger nach. Unsere Spezialisten stehen Dir ebenfalls gerne bei allen Fragen zur Seite.
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Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl
Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.
Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.
Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Der Eierstockkrebs ist ein sehr seltener bösartiger Tumor, das Lebenszeit-Risiko daran zu erkranken, liegt etwa bei einem Prozent. Das bedeutet, dass ungefähr eine von 100 Frauen irgendwann in ihrem Leben an Eierstockkrebs erkrankt. Obwohl die Erkrankung so selten ist, ist es die fünfthäufigste tumorbedingte Todesursache bei Frauen. Das liegt daran, dass ein Ovarialkarzinom tendenziell erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird und es sich meist um eine sehr aggressive Tumorart handelt. Die meisten Erkrankungen treten bei Frauen nach Beginn der Menopause auf.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 26. Mai, 2023