Blumenkohlohr

Kampfsportarten wie Ringen, Kickboxen, Judo oder Mixed Martial Arts (MMA) liegen absolut im Trend. Da sie neben Kraft und Ausdauer auch Schnelligkeit und Flexibilität erfordern, sind sie ideal, um die körperliche Fitness zu verbessern. Erfolgt jedoch während der Ausübung kein geeigneter Schutz, bergen sie ein hohes Verletzungsrisiko. Das Blumenkohlohr kann bei diesen Sportarten in Folge einer starken Gewalteinwirkung auf das Ohr entstehen, wenn keine rechtzeitige Behandlung stattfindet.


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Blumenkohlohr

Was versteht die Medizin darunter?

Unter einem Blumenkohlohr, oft auch Ringerohr genannt, verstehen Mediziner eine aus einem Bluterguss resultierende Verformung des äußeren Ohres, die blumenkohlartig erscheint. In der medizinischen Fachsprache ist dieser Bluterguss der Ohrmuschel auch als Othämatom bekannt.

Was sind die Ursachen?

Das Ohr ist anatomisch in die drei Abschnitte Außen-, Mittel- und Innenohr gegliedert.
Das Außenohr, auch äußeres Ohr bezeichnet, besteht aus Knorpel, der unter anderem für die Formgebung des Ohres zuständig ist und das Ohr flexibel und beweglich hält. Die um den Knorpel liegende Haut ist von Blutgefäßen durchzogen, die den Knorpel mit Nährstoffen versorgen. Der Knorpel selbst enthält jedoch keine Blutgefäße.
Kommt es nun zu einer Krafteinwirkung auf die Ohrmuschel, beispielsweise durch einen festen Schlag oder starkes Reiben, kann es zur Ansammlung von Blut zwischen Knorpel und Haut kommen. Da dieses Blut nicht abfließen kann, entsteht ein Bluterguss (Hämatom).

Bei ausbleibender oder unzureichender Behandlung kommt es im Zuge einer fehlenden Nährstoffversorgung zum Absterben des Knorpels. Es resultiert daraus die blumenkohlartige Verformung der Ohrmuschel.
Eine weitere Ursache für eine solche Deformierung des Ohres kann ein unsachgemäß ausgeführtes Piercing an der Ohrmuschel sein, wodurch im Knorpelbereich Blutergüsse auftreten können und somit eine Schädigung des Knorpels eintritt.

Doch nicht immer sind Verletzungen Auslöser für ein Blumenkohlohr. In seltenen Fällen kann dieses Erscheinungsbild auch durch die Autoimmunkrankheit Polychondritis bedingt sein, bei der es ebenfalls zu einer Zerstörung des Knorpelgewebes kommt.

Wie sehen die Symptome aus?

Das Blumenkohlohr ist durch eine sichtbare, aber oftmals schmerzlose Schwellung gekennzeichnet, die Betroffene oft als kosmetisches Problem empfinden. Bei milder Ausprägung ist das Hören nicht beeinträchtigt.

Welche Folgen kann die Erkrankung haben?

In schwerwiegenden Fällen, wenn der durch den Bluterguss hervorgerufene Druck auf das Mittel- und Innenohr zu stark ist, kann sich eine Symptomatik in Form von Schwerhörigkeit und Tinnitus bis zum vollständigen Hörverlust zeigen. Des Weiteren können Kopfschmerzen, schwere Blutungen und eine verschwommene Sicht auftreten.

Wer ist davon betroffen?

Prinzipiell kann bei jeder Person in Folge einer starken Gewalteinwirkung am Ohr ein Blumenkohlohr entstehen. Besonders häufig finden sich Blumenkohlohren jedoch bei Kampfsportlern, die beispielsweise Ringen, Judo, Boxen oder Wrestling betreiben.
Mitunter kann sich auch bei Betroffenen von Unfällen oder physischer Auseinandersetzung eine solche Verletzung des Ohres bilden.

Was passiert vor einer Operation?

Bevor eine Operation stattfindet, sollte ein Mediziner Deinen Kopf und Hals auf etwaige weitere Verletzungen untersuchen. Wichtig ist hierbei vor allem, ein mögliches Schädel-Hirn-Trauma nicht zu übersehen, da dieses zu gefährlichen Hirnblutungen führen kann. Durch Hörtests kann der Arzt ebenfalls Funktionsstörungen des Ohres detektieren, beispielsweise bei einer bestehenden Schädigung des Trommelfells.

Was muss ich vor dem Eingriff beachten?

Absetzen bestimmter Medikamente

Verzicht auf Alkohol und Schlafmittel

Vier Wochen vor der OP auf Nikotin verzichten


 
Etwa zwei Wochen vor dem geplanten Eingriff solltest Du auf Acetylsalicylsäure, das in zahlreichen Schmerzmitteln enthalten ist, sowie auf Schlafmittel und Alkohol verzichten.
Dadurch kannst Du dazu beitragen, das Risiko für unerwünschte Blutungen zu minimieren.
Ebenfalls solltest Du bereits vier Wochen vor der Operation von Nikotinkonsum absehen, wodurch eine bessere Wundheilung erfolgen kann.

Welche verschiedenen Techniken/ Methoden gibt es?

Bei schwerwiegenden Verletzungen ist meist ein invasiver Eingriff nötig, bei dem je nach Größe und Sitz des Hämatoms unterschiedliche Techniken zum Einsatz kommen können.
Ist der Knorpel noch nicht abgestorben, folglich hat sich noch kein Blumenkohlohr ausgebildet, besteht die Möglichkeit der Knorpelfensterung, bei der der Chirurg ein kleines Fenster in die Ohrmuschel schneidet. Daraufhin kann das angestaute Blut durch diese kleine Öffnung abfließen. Eine andere Methode besteht darin, die verletzte Knorpelhaut über den Knorpel wieder richtig zu platzieren.
 
Beide Techniken führen zu einer wiederhergestellten Nährstoffversorgung des Knorpels.
Ist der Knorpel jedoch bereits abgestorben, ein Blumenkohlohr ist dementsprechend schon entstanden, muss eine Rekonstruktion des Ohres erfolgen. Hierbei schneidet der Mediziner den Knorpel aus dem Ohr heraus und ersetzt ihn mit einem Knorpel aus einem gesunden Bereich, beispielsweise von den Rippen.

Wie genau verläuft der Eingriff?

Bei Anwendung der Knorpelfensterung kann die Operation unter örtlicher Betäubung ambulant erfolgen. Der Chirurg setzt auf der Ohrmuschelrückseite einen Hautschnitt, sodass über ein angelegtes Knorpelfenster das Blut abfließen kann. Um ein Nachlaufen des Blutes zu verhindern, verschließt der Mediziner die Ohrmuschel beidseitig mit einer sogenannten Matratzennaht und bedeckt das Ohr mit einem straffen Verband. Der Eingriff dauert etwa eine Stunde. Bei rechtzeitiger Durchführung der Behandlung entstehen in der Regel keine bleibenden Schäden.

Welche Risiken und Komplikationen können auftreten?

Allgemeine Operationsrisiken umfassen unter anderem Blutung, Entzündung und Wundheilungsstörungen. Speziell bei einer operativen Korrektur des Ohres können sichtbare Knorpelkanten, eine überschießende Narbenbildung und Nekrosen der Haut auftreten. Ebenfalls ist zu beachten, dass es unter Umständen zu einem erneuten Bluterguss kommen kann.

Was muss ich nach der Behandlung beachten?

Nach der Behandlung bekommst Du einen Druckverband am Ohr angelegt, den Du für die ersten Tage nach der Operation tragen solltest. Dieser Druckverband soll dafür sorgen, dass es nicht erneut zu einer Flüssigkeitsansammlung zwischen Knorpel und Knorpelhaut kommen kann. Er unterstützt ebenfalls die Verwachsung zwischen den beiden Geweben.
Des Weiteren solltest Du für die ersten zwei Wochen ganztags und für weitere vier Wochen nachts ein Stirnband tragen. Gesellschaftsfähig bist Du nach etwa einer Woche. Du solltest für vier bis sechs Wochen nach dem Eingriff auf Sport verzichten. Die Nahtentfernung erfolgt etwa zehn Tage nach dem Eingriff.

Gibt es auch nicht-operative Methoden?

Sollte ein Bluterguss am Ohr auftreten, sollte ein Arzt die entsprechende Stelle punktieren.
Das bedeutet, dass dieser das Blut, das sich zwischen Haut und Knorpel angesammelt hat, mittels einer Hohlnadel (Kanüle) entfernt. Ein anschließend angelegter Druckverband gewährleistet, dass sich der Knorpel nicht verformt und die Ohrmuschel am Kopf anliegt.
Diese nicht-operative Methode sollte innerhalb von 48 Stunden nach entstandener Verletzung erfolgen, um dem Blumenkohlohr entgegenzuwirken.

Kann ich Blumenkohlohren vorbeugen?

Blumenkohlohren kannst Du vorbeugen, indem Du bei Sportarten wie Boxen, Wrestling, Rugby, Ringen und asiatischen Kampfsportarten auf einen geeigneten Schutz Deiner Ohren achtest. Spezielle Ohrschützer oder Helme mit integriertem Ohrschutz können dabei helfen.
Diese sind zumeist in ihrer Größe verstellbar, sodass Du eine entsprechende Größeneinstellung für Dich wählen kannst. Der Helm sollte nicht zu locker sitzen, da dieser sonst in unerwarteten Momenten fallen kann.
Sollte ein Schutz der Ohren nicht möglich sein und es zu einem Trauma kommen, ist eine schnellstmöglich medizinische Versorgung notwendig, um die Entstehung eines Blumenkohlohres zu verhindern.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Da bei einer operativen Korrektur von Blumenkohlohren meist keine medizinische Notwendigkeit besteht, übernehmen die Krankenkassen in der Regel nicht die anfallenden Behandlungskosten.

 
 

Weerda, H.: Chirurgie der Ohrmuschel. Verletzungen, Defekte und Anomalien. Thieme Verlag. Stuttgart 2004

Thomas Lenarz, Hans-Georg Boenninghaus: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde 14. Auflage, Springer 2012

Weerda, H.: Oto-Rhino-Laryngologie in Klinik und Praxis. Band 1, Thieme 1994