Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Facharzt!

Was ist ein Facharzt?

Als Facharzt wird ein Arzt bezeichnet, der über eine zusätzliche Ausbildung auf einem speziellen Gebiet der Medizin verfügt. Um sich Facharzt nennen zu dürfen, erfordert es unter anderem eine mehrjährige Ausbildung in einem medizinischen Fachbereich sowie eine positiv absolvierte Facharztprüfung.

Was unterscheidet einen Facharzt von einem Hausarzt?

Unter dem weitverbreiteten Begriff „Hausarzt“ versteht man in Österreich einen Praktischen Arzt oder Arzt der Allgemeinmedizin. Er ist sozusagen der Allrounder unter den Ärzten. Der Hausarzt ist in medizinischen Belangen oft die erste Instanz im Gesundheitssystem und bildet in weiterer Folge, falls nötig, die Schnittstelle zum Facharzt. In Österreich werden Ärzte in Ausbildung zum Allgemeinmediziner auch als „Turnusärzte“ bezeichnet.

 

In anderen Ländern der EU – darunter auch in Deutschland – sehen die Regelungen etwas anders aus: In Deutschland wurde die Berufsbezeichnung „Praktischer Arzt“ durch den Titel „Facharzt für Allgemeinmedizin“ abgelöst. Das bedeutet, dass sich seit einigen Jahren jeder Allgemeinmediziner ebenso der Weiterbildung zum Facharzt sowie der Facharztprüfung unterziehen muss. Ärzte, die vor dieser Regelung schon als Praktischer Arzt fungierten, dürfen die neue Bezeichnung zwar führen, aber das berechtigt diese Ärzte zu nichts Weiterem, da sie die für den Facharzttitel vorgesehene Weiterbildung nicht durchlaufen haben.

 

In Deutschland bilden das erfolgreich abgeschlossene Medizinstudium gemeinsam mit der Approbation (Berufserlaubnis vom Staat) die Grundsteine, um mit der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin zu beginnen. Der Facharzttitel ist zudem Voraussetzung für eine Niederlassung in einer eigenen Praxis, in der auch Kassenpatienten behandelt werden können

 

Auch in der Schweiz wird diese Thematik etwas anders gehandhabt: Die Weiterbildungsprogramme Innere Medizin und Allgemeinmedizin wurden zusammengelegt, was nach Absolvierung der Weiterbildung zur Titelbezeichnung „Facharzt für Allgemeine Innere Medizin“ führt. Diese Weiterbildung ermöglicht eine berufliche Ausrichtung als Hausarzt in einer Praxis oder als Internist im Spital.

Wie ist die Ausbildung aufgebaut und wie lange dauert sie?

Dass man als Arzt praktizieren beziehungsweise eine Weiterbildung beginnen kann, erfordert in erster Linie ein erfolgreich abgeschlossenes Medizinstudium. Je nach Fachrichtung benötigen Mediziner mindestens sechs Jahre für die Ausbildung zum Facharzt. Während die Ausbildung für den Allgemeinmediziner in Österreich etwas anders aufgebaut ist, durchläuft die Ausbildung zum Facharzt grundsätzlich drei Stadien:

 

1. Basisausbildung von neun Monaten
Die Basisausbildung ist Pflicht für Allgemeinmediziner oder künftige Fachärzte. In der Basisausbildung erlernen die Mediziner klinische Basiskompetenzen in konservativen und chirurgischen Fächern sowie der Notfallmedizin.

 

2. Sonderfach-Grundausbildung von (je nach Fachrichtung) 27 Monaten
Vermittelt Grundkompetenzen im gesamten Gebiet des Sonderfaches.
Bei internistischen und chirurgischen Sonderfächern verkürzt sich die Sonderfach-Grundausbildung auf 15 Monate.

 

3. Sonderfach-Schwerpunktausbildung (je nach Fachrichtung) 36 Monate
Ein Teil der Sonderfach-Schwerpunktausbildung kann in Lehrpraxen oder Lehrgruppenpraxen niedergelassener Fachärzte oder in Lehrambulatorien vollzogen werden.

Der jeweils vorherige Ausbildungsschritt muss erfolgreich absolviert sein, um fortfahren zu können. Durchgeführt werden die Ausbildungen in dafür zugelassenen und anerkannten Weiterbildungsstätten wie zum Beispiel Krankenhäuser, Lehrpraxen etc.

 

In Deutschland ist der Allgemeinmediziner verpflichtet, die Facharztausbildung im Bereich Allgemeinmedizin gemäß oben genannten Stufenprinzip zu absolvieren, um als Facharzt in Allgemeinmedizin praktizieren zu können. In Österreich hingegen müssen Praktische Ärzte zwar keine Facharztausbildung und -prüfung abschließen, dafür aber folgenden Ausbildungsschritte nachgehen, bevor die Mediziner die Prüfung zum Arzt für Allgemeinmedizin bei der Österreichischen Ärztekammer absolvieren können:

 

1. Basisausbildung von neun Monaten

 

2. Mindestens 27 Monate Ausbildung als Turnusarzt „Spitalsturnus“ (Rotation durch verschiedene Fächer)

 

3. Anschließend mindestens 6 Monate in Lehrpraxen

 

Die Weiterbildungsinhalte sind durch die Weiterbildungsordnung der Landesärztekammern geregelt. Die Facharztprüfung wird bei den jeweiligen zuständigen Landesärztekammern absolviert, welche auch für die Prüfungsorganisation und -ordnung zuständig sind. In der Schweiz sind Fachstellen für die Facharztprüfungen zuständig.

 

Die Ausbildung erfolgt in Form eines Arbeitsverhältnisses und umfasst eine 35 Stunden Woche. Die Ausbildung kann grundsätzlich auch als Teilzeitmodell absolviert werden, jedoch verlängert sich die Dauer der Ausbildung dann aliquot. Gesetzlich besteht aber kein Rechtsanspruch auf eine Ausbildung in Teilzeit. Dies ist mit dem Dienstnehmer zu klären, der den Teilzeit-Dienstvertrag zustimmen muss.

Nach der Ausbildung besteht für Ärzte eine Fortbildungspflicht, die besagt, dass Mediziner ihre Kompetenzen laufend erweitern und ihr Wissen stets auf den aktuellen Stand der Forschung bringen müssen.

Welche Facharztrichtungen gibt es?

In Deutschland existieren derzeit 34 medizinische Fachgebiete, wobei diese grob in die Kategorien Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Chirurgie sowie weitere Sonderfächer eingeteilt werden können. Ähnlich sieht es auch in Österreich und der Schweiz aus, wobei die Allgemeinmedizin in Österreich keinen Facharzttitel erfordert.

Facharztprüfung bestanden. Und dann?

Um den Facharzttitel zu erhalten, müssen Ärzte, sobald sie die Facharztprüfung erfolgreich abgeschlossen haben, das Prüfungszertifikat zusammen mit dem Nachweis über die Mindestausbildungszeit und die Rasterzeugnisse bei der Landesärztekammer einreichen. Rasterzeugnisse sind Grundlage für die Bestätigung der Ausbildungszeit und werden für die jeweils zurückgelegten Ausbildungsetappen ausgestellt. Sie dienen als Nachweis für vermittelte Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten während der Weiterbildungszeit.

Zusatzausbildungen und -qualifikationen

Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Fortbildungen absolvieren viele Ärzte Zusatzausbildungen. Diese zusätzlichen Weiterbildungen sind ärztliche Qualifikationen, die ergänzend zum Facharzttitel erworben werden können. Ein Beispiel für eine Zusatzqualifikation ist „FEBOPRAS“.

Prim. Univ.-Prof. Dr. med. Matthias Rab, FEBOPRAS

EBOPRAS ist die Abkürzung für European Board of Plastic, Reconstructive and Aesthetic [MR1] Surgery und steht für die Angleichung der Fortbildung innerhalb Europas im Bereich Plastische, Ästhetischen und Rekonstruktiven Chirurgie. Um zu einem FEBOPRAS-(Fellow of  the European Board of Plastic, Reconstructive and Aesthetic [MR2] Surgery zu werden, können sich Fachärzte für Plastische Chirurgie einer schriftlichen und dann mündlichen Prüfung unterziehen. Diese Prüfung ist ein ausgezeichneter Gradmesser für eine fundierte Ausbildung zum Facharzt/Fachärztin für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie und ist ein Gradmesser im europäischen Konzert unseres Faches.

 

Die Auseinandersetzung mit dem Erlernten in der englischen Sprache sowie die annähernd gleiche Wissens- und Erfahrungsbasis ermöglicht einerseits den Brückenschlag zu europäischen KollegInnen und Abteilungen sowie zum viel geforderten „über den Tellerrand blicken“ und reduziert andererseits die Hemmschwelle auf Kongressen, Workshops und wissenschaftlichen Sitzungen nicht in der Muttersprache zu kommunizieren. Interessant ist dabei die Beobachtung, dass fast alle Fellows of EBOPRAS, die aus Österreich stammen, in Verantwortungs- und Führungspositionen sowie regelmäßig auf internationalen Kongressen als Speaker wiederzufinden sind. Die EBOPRAS Prüfung scheint sich offenbar wie ein Katalysator für den beruflichen Werdegang auszuwirken.“

 

[MR1]European Board!
[MR2]European Board!

Fazit.

Die ständig steigenden Ansprüche und Erwartungen von Patienten an Ärzte veranlasste viele EU-Länder dazu, den Facharzttitel auch für Allgemeinmediziner einzuführen, um eine gewisse Qualität zu sichern. Bis zum Facharzttitel vergehen fünf bis sechs Jahre, in denen sich Ärzte allgemeine und sonderfachspezifische Kompetenzen aneignen und in anerkannten Weiterbildungsstätten ausgebildet werden. Obwohl es sich in Österreich noch nicht durchgesetzt hat, sehen viele Kritiker die Einführung des Facharztes als Notwendigkeit und nicht nur als Option. Ob Österreich bald nachzieht und das Ausbildungssystem ebenfalls dahingehend ändert, bleibt abzuwarten.