Vor allem eher junge Patienten stehen meist voll im Berufsleben und managen nebenbei Beziehung, Haushalt und Kinder. Zusätzlich zur Sorge um die eigene Zukunft und die Frage, wie und ob man mit der Krankheit fertig wird und was alles auf einen zukommt, sind Betroffene dann mit der Sorge um die eigenen Kinder konfrontiert.
Habe ich weiterhin die Kraft mich um sie zu kümmern? Werde ich sie weiterhin aufwachsen sehen? Soll ich sie über die Situation aufklären? Und wenn ja, welche Worte soll ich wählen und wie viel darf und soll ich ihnen sagen?
Gerne neigt man dazu, die Wahrheit zu verbergen, so zu tun als wäre alles in Ordnung, um die Kinder nicht unnötig zu beunruhigen. Doch schon seit längerem wissen Experten, dass Kinder aufmerksamer sind als wir denken und sehr wohl merken, wenn etwas nicht stimmt.
Sie spüren die Ängste und Unsicherheiten der Eltern und verstehen nicht, warum weniger Zeit und Aufmerksamkeit für sie bleibt. Psychologen raten daher, offen anzusprechen, was geschieht und warum es Mama oder Papa nicht gut geht.
Von größter Bedeutung dabei ist außerdem Kindern verständlich zu machen, dass sie selbst keine Schuld an dem Zustand haben. Grundsätzlich sollte die gesamte Therapiedauer hindurch eine offene Gesprächskultur bestehen! Kinder müssen das Gefühl bekommen, dass sie miteinbezogen werden und jederzeit Fragen stellen dürfen – nur so kann das nötige Vertrauen gestärkt werden, denn sie wollen als gleichwertig behandelt werden und ebenso helfen wie der Rest der Familie und Freunde. Sie lernen dabei, mit Veränderungen umzugehen, sich an schwierige Situationen anzupassen und Rücksicht auf den kranken Elternteil zu nehmen.
Natürlich stellt sich auch die Frage, ab welchem Alter man Kinder mit so einer Diagnose und schlechter Nachricht konfrontieren „darf“. Zwar gibt es hier keine verlässliche Regel, denn jedes Kind ist anders und im selben Alter dennoch in der Entwicklung unterschiedlich weit, doch ist es sinnvoll, sobald die sprachlichen Ressourcen und das Verständnis vorhanden sind, behutsam die Situation zu erklären und vor allem die Möglichkeit zu geben sich auf künftige Veränderungen im Alltag einzustellen.
Leider läuft es manchmal ganz anders. Der Schock sitzt tief, man möchte verdrängen, was vor sich geht und was alles noch auf einen zukommt. Es den Kindern zu sagen, würde die Diagnose noch realer machen und unnötig Ängste verbreiten. Die medizinische und psychologische Betreuung richtet sich selbstverständlicherweise an die Erkrankten selbst, lange Zeit wurde wenig Rücksicht darauf genommen, dass Angehörige und Kinder genauso mitleiden. Kinder merken, wenn ihnen etwas verheimlicht wird, sie erleben dies als psychische Belastung, die sich auf Dauer durchaus negativ auf den Gesamtzustand auswirken kann. Folgende Symptome und Verhaltensauffälligkeiten können dabei auftreten und gleichzeitig Hinweis sein, dass das Kind im Stillen mitleidet:
Sollte es zu Symptomen dieser Art kommen, ist es auf jeden Fall ratsam, eine psychologische Betreuung in Anspruch zu nehmen. Dabei werden die Kinder einzeln betreut, es werden jedoch ebenfalls Familiensitzungen angeboten, in denen mit professioneller Hilfe ein offenes Gesprächsklima geschaffen wird, in dem Sorgen, Ängste und zukünftige Verhaltensweisen angesprochen werden können.
Gleichzeitig können solche Angebote nicht erst genutzt werden, wenn familiäre Probleme, Ängste und Verhaltensauffälligkeiten bereits bestehen, sondern sollten schon frühzeitig und präventiv in Betracht gezogen werden. Das gemeinsame Gespräch unterstützt nicht nur Kinder, sondern auch Partner und den Patienten selbst. Hierbei stehen ganz unterschiedliche Formen von Betreuung zu Verfügung. Diese können entweder langfristig und über das gesamte Erkrankungsstadium hinweg erfolgen, oder aber eine einmalige, in manchen Fällen auch rein telefonische Hilfestellung sein, bei der von Spezialisten gelernt wird, wie und mit welchen Worten man die Diagnose selbst, aber auch Ängste, Hoffnungen und Wünsche, den Angehörigen mitteilt.
Die Psychoonkologie, also die spezialisierte psychologische Betreuung Krebskranker, gilt heute als eigene Zusatzausbildung, die jedem Patienten und jeder Patientin zu Verfügung steht. In den meisten Fällen wird der behandelnde Krebsspezialist im Krankenhaus selbst Kontakte zu psychoonkologischen Anlaufstellen empfehlen, sollte dies nicht der Fall sein, gibt es zahlreiche Adressen in Österreich, Deutschland und der Schweiz, an die Du Dich wenden kannst: