Roemheld-Syndrom

Bei Beschwerden, die das Herz und die Brustgegend betreffen, wie ein sich plötzlich ändernder Herzrhythmus, Kurzatmigkeit und Beklemmungen, werden wir schnell in Alarmbereitschaft versetzt. Eine ernsthafte Erkrankung in diesen Bereichen kann schwerwiegende Folgen und eine lange Behandlung nach sich ziehen. Nicht immer ist die Lage jedoch so ernst, wie oft angenommen. Symptome wie die genannten treten auch bei Missständen im Verdauungssystem auf, etwa einem erhöhten Gasvolumen im Magen-Darm-Trakt oder Schleimhautentzündungen. In diesem Fall spricht man vom Roemheld-Syndrom, ein Muster an Symptomen, von denen sich einige auch auf die Brustgegend auswirken. Alles, was es über dieses Syndrom zu wissen gibt, liest Du hier.


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Roemheld-Syndrom

Was versteht die Medizin unter einem Roemheld-Syndrom?

Das Roemheld-Syndrom, welches in der Medizin auch als Gastrokardiales-Syndrom oder Magen-Herz-Syndrom bezeichnet wird, beschreibt weniger ein Krankheitsbild, als mehr eine Gruppe von Symptomen, wie Herzbeschwerden und Atemnot, die nicht etwa auf Ursachen in der Brust zurückzuführen sind, sondern durch eine übermäßige Gasansammlung im Magen-Darm-Trakt ausgelöst werden.
 

 
Leitsymptome sind unangenehme, jedoch oft harmlose Beschwerden des Herzens wie Brustenge und Brustschmerzen, welche häufig spontan und anfallsartig eintreten. Panik und Angst sind deshalb nicht selten chronische Begleiter des Roemheld-Syndroms. Erstmals wurde das Syndrom Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Arzt Ludwig von Roemheld beschrieben und nach diesem später auch benannt.

Was sind die Symptome eines Roemheld-Syndroms?

Das Roemheld-Syndrom setzt sich aus einer Vielzahl von Symptomen zusammen, von denen sich viele im Brust- und Herzbereich äußern und spontan eintreten. Zu den häufig auftretenden Symptomen gehören:
 
Gefühl ähnlich einer Angina pectoris oder anderer koronarer Herzkrankheiten
 

  • Beklemmungen in der Brust
  • Plötzliches Herzklopfen (Extrasystolen)
  • Sich schnell verändernder Herzrhythmus (Herzrasen oder ein verlangsamter Herzschlag)
  • Sinkender Blutdruck
  • Kurzatmigkeit bzw. schnelle, flache Atmung
  • Atemnot, Atemstörungen
  • Kreislaufbeschwerden, Kreislaufzusammenbruch

 
Diese Symptome können mitunter stark ausgeprägt sein, sodass sich Betroffene schwer erkrankt fühlen oder die Symptome einem eintretenden Herzinfarkt zuordnen. Wegen der Lokation der Beschwerden im Brustbereich und dem oft plötzlichen Auftreten, wird das Roemheld-Syndrom häufig von Angstzuständen und Panik der Betroffenen begleitet. Da sich die Ursache des Syndroms im Magen-Darm-Trakt befindet, sind ein ständiges Völlegefühl, ein harter, aufgedunsener Bauch und Blähungen erste Anzeichen.
 
Zusätzlich kann es zu verschiedenen Begleiterscheinungen kommen. Zu den typischen Beschwerden, die ein Roemheld-Syndrom begleiten können, gehören Schwindel, Hitzewallungen und eine erhöhte Schweißsekretion. Zudem kann es zu Schlafstörungen oder häufigem nächtlichem Erwachen kommen, was sich schwer auf die Psyche der Betroffenen auswirkt. Kreislaufstörungen oder sogar ein Kreislaufzusammenbruch zählen ebenfalls zu den Begleiterscheinungen.
 

Welche Ursachen hat das Roemheld-Syndrom?

Das Roemheld-Syndrom entsteht durch eine Gasansammlung im Magen-Darm-Trakt, die durch Blähungen verursachende Lebensmittel entsteht. Das vergrößerte Gasvolumen drückt von unten auf das Zwerchfell und schiebt dieses Richtung Brusthöhle, was wiederum Enge und anhaltenden Druck in den über dem Zwerchfell befindlichen Organen wie Herz und Lunge verursacht.
 
Das führt dazu, dass das Herz in seiner Höhle im Brustraum eingeengt wird und die Herzkranzgefäße verkrampfen: Das Herz wird weniger gut durchblutet und Herzrhythmusstörungen und heftiges Herzklopfen treten ein. Außerdem wirkt sich die Verengung auf die Lunge aus, denn diese kann sich nicht mehr vollständig entfalten, wodurch es zu Atembeschwerden und Kurzatmigkeit kommt.
 
Gase wie Methan, Kohlenstoffdioxid oder Schwefelwasserstoff werden als Neben- oder Endprodukte des natürlichen Verdauungsprozesses von Nahrungsmittelbestandteilen freigesetzt. Ein zu hohes Gasvolumen entsteht bei Erkrankungen, welche das Entweichen von Darmgasen verhindern oder zu einer Überproduktion solcher Gase führen. Dazu gehören beispielsweise diverse Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Entzündungen des Magen-Darm-Traktes (Gastritis oder Enteritis) oder das Reizdarmsyndrom.
 
Aber auch harmlose Ursachen wie die Aufnahme von blähenden Lebensmitteln können unter Umständen zu einem gestörten oder verlangsamten Verdauungsprozess und einer übersteigerten Gasproduktion führen. Zu diesen Lebensmitteln und Inhaltsstoffen zählen Laktose, kohlensäurehaltige Getränke, Kohl, Hülsenfrüchte, Zwiebeln oder Stärke, die beispielsweise in Nudeln vorkommt.
 
Hier lässt sich noch anführen, dass auch ein Überessen, zu hastiges Essen und das Verschlucken von Luft durch Sprechen beim Essen zu Gas im Magen-Darm Bereich führen kann.

Wie diagnostiziert der Arzt das Roemheld-Syndrom?

Das Roemheld-Syndrom ist streng genommen keine eigenständige Krankheit. Bei Vorliegen von bestimmten körperlichen Symptomen und Symptommustern ohne organische Ursache, sprechen Ärzte von funktionellen Beschwerden. Daher erfolgt die Diagnose im Falle des Roemheld-Syndroms über eine Ausschlussdiagnose.
 

 
Das bedeutet, der behandelnde Arzt, in erster Instanz meist Dein Hausarzt, wird Dich zunächst auf andere mögliche Erkrankungen des Herzens der Brust und Lunge hin untersuchen. Dazu wird er Dich zunächst in einem Anamnesegespräch nach Deiner Krankheitsgeschichte, eventueller Medikamenteneinnahme, sowie nach den auftretenden Beschwerden fragen.
 
Anschließend wird in der Regel das Herz abgehört und ein EKG genommen, um die Herzaktivität zu beurteilen. Wenn der Arzt einen Verdacht auf das Roemheld-Syndrom hat, wird er möglicherweise gleichzeitig auch den Magen-Darm-Bereich abhören und -tasten. Aufgrund der ernsten und irreführenden Symptome im Brustbereich, wird das Roemheld-Syndrom oft lange nicht als solches erkannt.

Wann sollte Ich zum Arzt gehen?

Grundsätzlich gilt: Wenn Du Herzbeschwerden oder -unregelmäßigkeiten bei Dir feststellst, ist es immer wichtig, diese frühestmöglich beim Arzt abklären zu lassen. Zwar stecken nur in wenigen Fällen ernsthafte Herzerkrankungen dahinter, sollte eine solche aber tatsächlich vorliegen, ist schnelles Eingreifen erforderlich. Zudem kann der Arzt das Roemheld-Syndrom erst dann als Ursache in Erwägung ziehen, wenn andere Krankheitsbilder durch eine Untersuchung ausgeschlossen werden können.

Wie lässt sich das Roemheld-Syndrom behandeln?

Die Behandlung des Roemheld-Syndroms durch überschüssige Gasbildung erfolgt hauptsächlich über das Verhindern der erhöhten Gasansammlung im Magen-Darm-Trakt und somit des erhöhten Drucks auf das Zwerchfell.
 
Dazu ist es wichtig, dass Du zunächst die Ursachen für die Gasproduktion ausfindig machst, um diese behandeln (wie im Falle einer Nahrungsmittelintoleranz) oder auf sie verzichten zu können (etwa bei vermehrter Einnahme von blähenden Lebensmitteln).
 
In letzterem Fall empfiehlt es sich, auf rohe Lebensmittel zu verzichten, und lieber mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt einzunehmen als wenige größere Mahlzeiten, und auf übermäßigen Alkohol- und Nikotinkonsum zu verzichten.
 
Außerdem solltest Du darauf achten, nicht zu hastig zu essen und das Essen gut zu kauen, das hilft bei der späteren Verdauung. Ebenso hilft es, vor dem Schlafengehen keine zu schwere Kost mehr einzunehmen und sich regelmäßig zu bewegen.
 

 
Führen die Beschwerden bei Dir zu Angst und Panikattacken oder behindern sie Dich maßgeblich beim Schlafen, kann in Absprache mit dem behandelnden Arzt gegebenenfalls medikamentös nachgeholfen werden, um die übermäßigen Gasansammlungen zu behandeln.
 
Das Führen eines Ernährungstagebuches kann Dir dabei helfen, zu erkennen, nach welchen Mahlzeiten die Beschwerden vermehrt auftreten, damit Du diese in Zukunft vermeiden kannst.
 
Etwas schwieriger gestaltet sich die Behandlung, wenn das Roemheld-Syndrom im Rahmen eines Reizdarmsyndroms auftritt, da die genauen Ursachen dafür oft nicht vollständig erkannt werden.