Nabelbruch

Wenn Eltern nach der Geburt bei ihrem Baby eine Wölbung am Bauchnabel entdecken, kann sich dahinter ein Nabelbruch verbergen. Bei rund fünf bis zehn Prozent aller Neugeborenen tritt ein solcher Bruch auf, der sich jedoch oftmals von selbst innerhalb der ersten vier Lebensjahre zurückbildet, wodurch dann kein chirurgischer Eingriff erforderlich ist. Kommt es bei Erwachsenen zu einem Nabelbruch, ist hingegen in den meisten Fällen eine Operation unvermeidlich.



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Nabelbruch

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Was versteht die Medizin unter einem Nabelbruch?

Ein Nabelbruch beschreibt eine Lücke beziehungsweise einen Riss in den Bindegewebshüllen im Nabelbereich. Weitere Begriffe, die in der Medizin geläufig sind, sind die Nabelhernie oder Umbilikalhernie, wobei das lateinische Wort Hernie für Bruch steht. Um die Erkrankung besser verstehen zu können, ist es wichtig, die Ausdrücke Bruchpforte, Bruchsack und Bruchinhalt voneinander abgrenzen zu können. 
Die Bruchpforte bezeichnet die bei einem Nabelbruch entstandene Lücke in den Bindegewebshüllen. Durch diese Lücke kann sich die innerste Schicht der Bauchwand, das sogenannte Bauchfell, schieben, wodurch eine kleine Ausstülpung entsteht – der Bruchsack. Mitunter verlagern sich aber auch Teile der Bauchorgane in diese Ausstülpung, was medizinische Experten Bruchinhalt nennen.

Wie sehen die Symptome von einer Nabelhernie aus?

Bei einer Umbilikalhernie sind meist eine Schwellung und Vorwölbung im Nabelbereich sichtbar, die sich in die Bauchhöhle zurück drücken lassen. In vielen Fällen berichten Patienten über ein gelegentliches Ziehen, Schmerzen bestehen zunächst meist nicht. Körperliche Belastungen und Husten können jedoch die Vorwölbung des Nabels verstärken und Schmerzen verursachen. Bei Kindern kann es infolge des Nabelbruchs zu uncharakteristischen Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen und Darmstörungen kommen. Wenn es zu einer Verlagerung von Darmgewebe in den Bruchsack kommt und dieses eingeklemmt ist, können starke Schmerzen auftreten und der Bruch kann sich bläulich verfärben.

Wie stellt der Arzt die Diagnose?

Der Arzt kann die Diagnose anhand einer körperlichen Untersuchung stellen. Dabei befindest Du Dich in Rückenlage, wodurch der Mediziner die Bruchpforte in der Bauchwand mit den Händen gut ertasten und somit deren Größe und Struktur beurteilen kann. Außerdem überprüft er, ob sich der Bruchsack in die Bauchhöhle zurück drücken lässt, was meist problemlos möglich ist. Lässt sich die Vorwölbung nicht in den Bauchraum zurückverlagern, haben sich voraussichtlich Bauchorgane in den Bruchsack verlagert und sind möglicherweise eingeklemmt, was lebensbedrohlich sein kann. Eine eindeutige Feststellung, ob Bauchorgane eingeklemmt sind, kann eine anschließende Ultraschalluntersuchung liefern.

Welche Ursache hat eine Nabelhernie?

Um die Ursache betrachten zu können, ist eine Unterteilung in eine angeborene und eine erworbene Nabelhernie entscheidend. Während der Schwangerschaft hat der Embryo zunächst natürlicherweise eine kleine Lücke in der Bauchwand, durch die die Nabelschnur führt. Der Sinn dieses Nabelbruchs besteht darin, die sich rasch entwickelnden Darmschlingen in die Nabelschnur zu verlagern, da die noch kleine Bauchhöhle nicht ausreichend Platz für den Darm bieten kann. In den meisten Fällen verschließt sich die Öffnung bis zur neunten Schwangerschaftswoche wieder. Ist dies nicht der Fall, kommt es zu einem angeborenen Nabelbruch, der die häufigste Form eines Nabelbruchs darstellt. 
Mitunter entwickelt sich eine Nabelhernie aber erst im Laufe des Lebens. Die Bauchwand des Körpers verfügt über Schwachstellen wie beispielsweise den Bauchnabel, die bruchanfällig sind. Kommt es nun zu einem erhöhten Innendruck im Bauchraum, kann sich eine Lücke entwickeln. Mediziner sprechen dann von einem erworbenen Nabelbruch.

Wer ist davon betroffen?

Statistisch betrachtet sind Neugeborene relativ häufig von einer Nabelhernie betroffen. Das gilt insbesondere für Neugeborene, die zu früh auf die Welt kommen und dadurch über ein niedrigeres Geburtsgewicht verfügen. Zwei von drei Babys mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm leiden unter einem Nabelbruch. 
Im Erwachsenenalter haben Frauen im Vergleich zu Männern ein etwa viermal so großes Risiko an einem Nabelbruch zu erkranken. Besonders kritisch für Frauen ist das 40. bis 50. Lebensjahr. Risikofaktoren stellen hierbei vorausgegangene Schwangerschaften und ein schwaches Bindegewebe dar. Generell ist bei einer Schwangerschaft die Bauchdecke großen Belastungen ausgesetzt. Das gilt auch für Übergewicht und häufiges schweres Heben. Weitere Risikofaktoren können eine genetische Veranlagung zur Bindegewebsschwäche, ehemalige operative Eingriffe im Bauchraum sowie Rauchen sein. 
Des Weiteren können bestimmte Erkrankungen wie unter anderem Diabetes, Leberzirrhose, Bauchwassersucht und chronische Lungenerkrankungen zu einem Nabelbruch führen.

Welche Folgen kann ein Nabelbruch haben?

Wenn Darmgewebe im Bruchsack eingeklemmt ist, kann akute Lebensgefahr bestehen. Der Körper kann dann unter Umständen eine ausreichende Durchblutung und Versorgung mit Sauerstoff des Darmanteils nicht mehr gewährleisten, wodurch dieser droht, abzusterben. 
Eine solche Einklemmung betrifft statistisch drei bis fünf Prozent der Personen, die unter einem Nabelbruch leiden. Beschwerden, die auf eine Einklemmung hinweisen, sind plötzlich auftretende starke Schmerzen, die mit Übelkeit, Erbrechen und Fieber einhergehen können. Weiterhin kann es im Rahmen einer Einklemmung zu einer Blaufärbung des Nabelbruchs kommen und die Vorwölbung lässt sich nicht mehr zurückdrücken.

Wann ist eine Nabelbruch-OP notwendig?

Bei Kindern kommt es meist bis zum vierten Lebensjahr zu einem Spontanverschluss des Nabelbruchs, weshalb in diesem Zeitraum keine Operation notwendig ist. Auch liegt in diesem Alter ein geringes Risiko vor, dass es zu einer Einklemmung von Darmabschnitten kommt. Ebenso verschließt sich oftmals eine in der Schwangerschaft aufgetretene Nabelhernie von selbst. 
Bei älteren Kindern und Erwachsenen tritt in den meisten Fällen jedoch kein Spontanverschluss ein und es besteht die Gefahr einer Einklemmung, weshalb hier in der Regel eine Operation des Nabelbruchs erforderlich ist. 
Zwingend notwendig ist ein sofortiger operativer Eingriff, wenn es zu einer Einklemmung gekommen ist, da hierbei akute Lebensgefahr bestehen kann.

Was muss ich vor der Operation beachten?

Eine Nabelbruchoperation erfolgt in den meisten Fällen unter Vollnarkose, alternativ ist der Eingriff auch im Dämmerschlaf möglich. Durchführbar ist sie sowohl ambulant als auch stationär. Welche Narkoseart und Operationstechnik bei Dir zur Anwendung kommen, hängt von individuellen Faktoren ab und entscheidet sich im Vorfeld im Rahmen der Diagnostik und Operationsplanung.

Wie verläuft die Nabelbruchoperation?

Grundsätzlich lassen sich ein geschlossenes und ein offenes Operationsverfahren voneinander unterscheiden.

Offenes Operationsverfahren

Bei kleineren unkomplizierten Brüchen kommt meist die sogenannte Spitzy-Methode zum Einsatz. Dabei setzt der Mediziner einen bogenförmigen Schnitt am Nabelrand, um anschließend den Bruchsack vom Nabel entfernen zu können. Im nächsten Schritt sorgt er für einen Verschluss der Bruchöffnung, indem er die Bindegewebsschichten mit einer direkten Naht vernäht. Abschließend verschließt er den anfangs gesetzten Hautschnitt mit einer speziellen Nahttechnik.

Handelt es sich hingegen um einen ausgeprägteren Nabelbruch, kommt bevorzugt die sogenannte Dick-Mayo-Methode zur Anwendung. Dieses Verfahren zielt darauf ab, die Bauchwand nachhaltig zu stärken und mehr Stabilität zu gewährleisten. Mediziner wählen diese Methode daher auch dann, wenn im Vorfeld wiederholt Nabelbrüche aufgetreten sind.
 Mithilfe einer speziellen Nahttechnik, der Fasziendopplung, vernäht der Operateur die Bauchwandschichten überlappend und verbindet diese fest mit dem Nabel. Mitunter setzt er ein stabilisierendes Kunststoffnetz ein, was weiteren Nabelbrüchen vorbeugt.

Geschlossenes Operationsverfahren mit Laparoskopie

Hierbei handelt es sich um ein minimal-invasives Verfahren, bei dem der Operateur nur einen kleinen Hautschnitt setzt. Durch diesen führt er eine Kamera und spezielle Operationsinstrumente ein und verschließt anschließend den Bruch. Unter Umständen kann auch hierbei ein verstärkendes Kunststoffnetz erforderlich sein. 
Die Vorteile bei diesem Operationsverfahren bestehen unter anderem darin, dass postoperativ weniger Schmerzen auftreten und Betroffene eine kürzere Erholungszeit benötigen.

Was muss ich nach der Behandlung beachten?

In der Regel verläuft die Heilungsphase ohne Komplikationen, leichte Schwellungen und Blutergüsse können jedoch auftreten. Gegen bestehende Schmerzen kann Dir Dein Arzt Schmerzmittel verschreiben. Je nach Beruf kannst Du nach ein bis zwei Wochen wieder arbeitsfähig sein. Innerhalb der ersten drei Monate solltest Du jedoch keine schweren Lasten heben. Wenn bei Dir nur ein kleiner Nabelbruch vorlag, kannst Du nach ungefähr drei Wochen leichte körperliche Tätigkeiten ausüben. 
Bei Kindern sollten Eltern nach dem Eingriff darauf achten, dass diese zunächst nicht zu wild toben. Treten ansonsten keine weiteren Beschwerden auf, ist ein Besuch des Kindergartens bereits nach wenigen Tagen wieder möglich. Das Risiko des Wiederauftretens einer Nabelhernie ist mit acht bis zehn Prozent relativ gering. Es ist dabei umso höher, je größer die Brustpforte war. Auch bei schwer übergewichtigen Personen besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit eines erneuten Auftretens.

Kann ich eine Nabelhernie vorbeugen?

Eine angeborene Nabelhernie lässt sich nicht vorbeugen, aber Du kannst das Risiko für das Auftreten eines erworbenen Nabelbruchs reduzieren, indem Du die Risikofaktoren Übergewicht und schwere körperliche Belastung vermeidest. Speziell beim Heben schwerer Lasten solltest Du die Bauchdecke nicht zu stark belasten. Gezielte Übungen können die Bauchdecke stärken und den Bauchnabel entlasten. Weiterhin ist der Verzicht auf Nikotinkonsum ratsam.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

In der Regel übernehmen die Krankenkassen die Kosten für eine Nabelbruch-Operation. Bei einigen Krankenkassen kann es jedoch vorkommen, dass zusätzliche Kosten anfallen, beispielsweise bei einem stationären Krankenhausaufenthalt, bei dem Du pro Pflegetag einen Kostenbeitrag leisten musst. Das gilt insbesondere dann, wenn es sich um keine Not-Operation handelt.

 

Quellen

Kerbl, R. et al.: Checkliste Pädiatrie. Thieme, Stuttgart 2011

rzteblatt.de (letzter Zugriff: 18.06.2019)

Universitätsklinikum Leipzig