Medizinstudium weltweit: Ein Vergleich der Studienmöglichkeiten im Ausland
Das Wichtigste zusammengefasst
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Diese Vorteile hat ein Medizinstudium im Ausland
Ein internationales Medizinstudium kann es deutschen Studenten ermöglichen, trotz Numerus Clausus sofort mit ihrer Ausbildung zu beginnen. Zudem bieten viele ausländische Universitäten angenehmere Studienbedingungen als deutsche Hochschulen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um mehr Praxisnähe oder eine bessere Ausstattung. Auch das internationale Denken und die Sprachkenntnisse, die Studenten im Ausland sammeln, helfen ihnen in ihrem zukünftigen Leben weiter.
Was muss ich bei einem Medizinstudium im Ausland beachten?
In welchen Ländern erfülle ich die Voraussetzungen?
Während deutsche Universitäten die Zulassung an den Numerus Clausus binden, können in anderen Ländern verschiedene Anforderungen gelten. Manchmal müssen Studenten einen Aufnahmetest bestehen, in anderen Fällen ist der Zensurendurchschnitt relevant. Auch Sprachtests oder -nachweise in der Landessprache können verlangt werden.
Spreche ich die Unterrichtssprache?
Am nächsten liegen deutsch- oder englischsprachige Länder. Alternativ sollten Studenten nach Universitäten suchen, die den Unterricht auf Englisch abhalten, oder die Landessprache lernen.
Wird mein Studium anerkannt?
Ein Medizinstudium im Ausland bringt nichts, wenn die Approbation in Deutschland nicht anerkannt wird. Deshalb empfiehlt sich grundsätzlich ein Studium innerhalb der Europäischen Union. Studenten sollten bedenken, dass die Anerkennung des Medizinstudiums Verfahrensgebühren mit sich bringt.
Gibt es einen Platz für mich?
Nicht jede Universität bietet Studienplätze für Ausländer an. Im Gegensatz dazu besitzen einige Hochschulen sogar Ausländerquoten, welche deutschen Studenten das Einschreiben erleichtern.
Wo möchte ich leben?
Das ausgewählte Land sollte auch als allgemeiner Wohnort attraktiv wirken. Denn ein Fernstudium ist in der Medizin nicht möglich. Die Studenten müssen einen umfangreichen Praxisanteil absolvieren. Im Fernstudium sind diese Erfahrungen nicht realisierbar.
So viel kostet ein internationales Medizinstudium
Viele Universitäten im Ausland verlangen Studiengebühren. Ihre Höhe hängt nicht nur vom Land ab, sondern auch davon, ob die Hochschule staatlich oder privat ist. Studenten können allerdings mit 3.000 bis 12.000 Euro in europäischen Staaten rechnen. Hierzu kommen die Lebenshaltungskosten, die ebenfalls abhängig vom Land differieren. Wer bei der Bewerbung Hilfe in Anspruch nimmt, muss zusätzlich Vermittlungsgebühren an die jeweilige Agentur zahlen.
Zur Finanzierung des Studiums können angehende Mediziner Auslands-BAföG beantragen. Weitere Förderprogramme wie Erasmus oder Promos stehen Studenten offen, die die jeweiligen Bedingungen erfüllen.
Wo kann ich studieren? Das Medizinstudium im Ländercheck
Frankreich
Das französische Medizinstudium zählt zu den besten der Welt. Zwar wird zunächst jeder zugelassen, doch nach dem ersten Jahr stehen schwierige Siebungsklausuren an. Diese Prüfungen bestehen nur 20 Prozent der Studenten. Vor allem ohne sehr gute französische Sprachkenntnisse stehen die Chancen schlecht. Doch wer bestanden hat, kann in Zukunft von einer besonders praxisnahen Ausbildung profitieren. Zudem ist Frankreich aufgrund der Nähe gerade für Süddeutsche wie prädestiniert.
Großbritannien
Um in Großbritannien Medizin zu studieren, müssen Sprachnachweise erbracht und ein Aufnahmetest bestanden werden. Außerdem werden der Zensurendurchschnitt des Schulabschlusses und Praktika im Gesundheitswesen einbezogen. Wer an der Universität akzeptiert wurde, freut sich über ein sehr praxisbezogenes Studium. Schon nach zwei Jahren Theorie werden die Studenten vollständig in ein Ärzteteam einbezogen. Auf diese Weise erlangen sie umfassende Erfahrungen und Souveränität im Umgang mit Patienten.
Italien
In Italien macht die Abiturnote nur 20 Prozent des Gewichts für eine Studienzulassung aus. Bedeutend wichtiger sind der Aufnahmetest und ein persönliches Gespräch. Ausländische Studenten müssen außerdem eine Bescheinigung über die Gleichwertigkeit ihres Schulabschlusses mit dem italienischen vorlegen. Das geht theoretisch sogar mit der Fachholschulreife. Das Studium selbst ist vergleichsweise theorielastig. Im Krankenhaus sehen die Studenten den Ärzten mehr über die Schultern und dürfen weniger selbst arbeiten.
Niederlande
Die Niederlande liegen nicht nur in unmittelbarer Nähe zu Deutschland. Auch die Sprachen sind sich sehr ähnlich. Deshalb können deutsche Studenten niederländische Vorlesungen für gewöhnlich problemlos verstehen. Für den Notfall werden in zwei Städten auch englischsprachige Studiengänge angeboten. Das Studium in den Niederlanden ist sehr praxisnah und patientenorientiert. Aufgrund des Numerus Fixus wird jedoch auch hier anhand der Schulnoten bewertet, wer studieren darf und wer nicht.
Österreich
Das österreichische Medizinstudium ähnelt dem deutschen. Wer in Österreich studiert hat, wird von hilfsbereiten Ärzten unterstützt, die gern Fragen beantworten. Leider erfolgt nach dem ersten Semester eine große Siebung, deren Erfolgsquoten den französischen ähneln. Außerdem erhalten nur Deutsche einen Studienplatz, die einen Zulassungsbescheid für eine deutsche Universität vorlegen können. Die Anforderungen im eigenen Land zu umgehen, ist in Österreich also nicht möglich. Zudem erkennt Deutschland in Österreich absolvierte Leistungsnachweise für das Physikum nicht mehr an.
Polen
Polen empfiehlt sich als Land für ein Medizinstudium aufgrund der Nähe zu Deutschland und den sehr ähnlichen Studieninhalten. In der Struktur unterscheiden sich die Studiengänge jedoch. Studenten in Polen müssen keine Staatsexamina ablegen, auch gibt es keine Unterscheidung zwischen einem klinischen und vorklinischen Teil. Viele Universitäten bieten englischsprachigen Unterricht an, weswegen ausländische Studenten nicht zwingend Polnisch sprechen müssen. Auch Aufnahmetests gibt es nur an wenigen Hochschulen.
Rumänien
Viele rumänische Universitäten bieten ihre Vorlesungen auf Englisch oder Französisch an. Zudem punktet das Land durch die praxisnahe Ausbildung, die bereits sehr früh im Studium beginnt. Um in Rumänien Medizin zu studieren, werden umfangreiche Bewerbungsunterlagen fällig. Auch ein Sprachnachweis für Englisch oder Französisch kann verlangt werden. Manche Universitäten führen zusätzlich einen Eignungstest durch. Für einige Studenten stellt auch die sehr strenge Anwesenheitspflicht einen Nachteil dar.
Schweiz
Für Ausländer ist es so gut wie unmöglich, in der Schweiz Medizin zu studieren. Das liegt daran, dass die Studienplätze schon für die Schweizer Studenten kaum ausreichend sind. Möglich ist eine Zulassung für Ausländer nur unter bestimmten Bedingungen. Diese werden zum Beispiel erfüllt, wenn der Bewerber schon seit mindestens fünf Jahren in der Schweiz lebt, Staatsbürger Liechtensteins ist oder einen schweizerischen Maturitätsausweis besitzt.
Spanien
Das spanische Medizinstudium wird teilweise auf Englisch abgehalten. Seine Inhalte und die Struktur ähneln denen des deutschen Studienganges. Medizinstudenten in Spanien dürfen viele praktische Erfahrungen machen. Zudem profitieren sie von Universitäten mit einer exzellenten Ausstattung und sehr kompetentem Personal. Die Zulassungsprüfung für die Universitäten besteht aus einem englischsprachigen Multiple-Choice-Test und einem persönlichen Gespräch auf Spanisch.
Tschechien
Für die Studienzulassung in Tschechien ist der Notendurchschnitt irrelevant. Stattdessen müssen die Anwärter ihre Kenntnisse in einer Aufnahmeprüfung nachweisen. Teilweise funktioniert das auch von Deutschland aus. In Tschechien gibt es mehrere Hochschulen, die ihre Vorlesungen in englischer Sprache anbieten. Zudem profitieren besonders ostdeutsche Studenten in Tschechien von der Nähe zu ihrem Heimatland.
Weitere Länder
Abgesehen, von dem bisher aufgeführten Ländern gibt es natürlich viele weitere Möglichkeiten für ein Studium im Ausland. Dazu gehören unter anderem Ungarn, die Slowakei, Lettland, Kroatien und Zypern.
Fazit: Medizin studieren im Ausland
Mit einem Medizinstudium im Ausland kann nicht nur der Numerus Clausus umgehen werden. Häufig finden Studenten in anderen Ländern auch bessere Studienbedingungen wie beispielsweise eine erhöhte Praxisorientierung. Besonders empfehlen sich osteuropäische Länder wie Polen und Tschechien, aber auch Spanien, England und die Niederlande. Ein Medizinstudium in der Schweiz oder Österreich hingegen gestaltet sich schwierig.
Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl
Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.
Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.
Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Der Gesundheitssektor steht vor zahlreichen Herausforderungen. Eine davon ist der Ärztemangel. Viele Studenten sind bereit, diesen auszugleichen, erfüllen aber nicht die Voraussetzungen, um in Deutschland Medizin zu studieren. Dann ist ein Studium im Ausland möglich. Bevor Studenten sich für ein Land entscheiden, sollten sie ihre Optionen vergleichen.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 20. Februar, 2024