Lymphdrainage

Als Lymphdrainage bezeichnet man eine physikalische Therapie zur Förderung des Abflusses der Lymphflüssigkeit. Durch massierende Handbewegungen fördern Therapeuten hierbei den Abtransport der Lymphflüssigkeit aus Armen und Beinen. Gerade bei älteren Menschen treten nämlich Erkrankungen und Abnutzungserscheinungen der Organe auf, die zu einer Lymphstauung führen. Kann die Lymphflüssigkeit nicht aus dem Bindegewebe entfernt werden, schwellen die Extremitäten an. Dann können mitunter auch schwer heilende Wunden die Folge sein. Die Lymphdrainage kann hierbei in vielen Fällen eine effektive Therapie darstellen. Alle wichtigen Informationen dazu findest Du in diesem Beitrag!


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Lymphdrainage

Was versteht die Medizin unter einer Lymphdrainage?

Sprechen wir über die Lymphdrainage, so stellt sich zunächst die Frage, was Lymphe eigentlich ist. Als Bindeglied zwischen Blut und Gewebsflüssigkeit stellt die Lymphe ein wichtiges Abtransport-System des Körpers dar. Mit dem arteriellen, dem sauerstoff- und nährstoffreichen Blut, gelangt auch Flüssigkeit in das gesamte Gewebe unseres Körpers. Vor allem unsere Muskeln und Organe benötigen viel Energie. Dort gibt das Blut nun, neben den Nährstoffen und dem Sauerstoff auch Flüssigkeit ab, unser Körper besteht immerhin zu 70 bis 90 Prozent aus Wasser. Zudem würde der Transport von Nährstoffen wie Zucker und Salzen ohne den gleichzeitigen Transport von Wasser nicht funktionieren, da das Transportsystem des Körpers auf dem Austausch von Wasser besteht. Zusätzlich erfüllt die Flüssigkeit im Körpergewebe noch eine reinigende Rolle. Ähnlich einem Fluss werden die Körperzellen von ihm durchspült und so unbrauchbare Stoffe gelöst und abtransportiert.

Die meiste über das Blut ins Gewebe transportierte Flüssigkeit gelangt auch über die Blutgefäße wieder zurück. Der übrige Anteil landet gemeinsam mit größeren Molekülen zunächst in den Lymphgefäßen. Aber die Lymphe transportiert nicht nur Abfallstoffe. Sie bringt auch große Nährstoffe wie spezielle Eiweiße und langkettige Fette ins Körpergewebe und erfüllt somit eine wichtige Funktion im Stoffwechsel unseres Körpers. Und schließlich schwimmen in der Lymphe auch viele Abwehrzellen, die unseren Organismus von dort aus überwachen und vor eindringenden Erregern schützen. Diese speziellen Abwehrzellen heißen übrigens Lymphozyten, und nun ist wohl nur noch unschwer zu erkennen, woher die Lymphe ihren eigenartigen Namen hat. Im alltäglichen Sprachgebrauch bezeichnet man die Lymphozyten als weiße Blutkörperchen.

Als Lymphdrainage bezeichnet die Medizin nun die Entfernung der gestauten Lymphflüssigkeit im Gewebe von Armen und Beinen durch spezielle Handgriffe von außen. Diese führen speziell geschulte Therapeuten durch. Manuell kann man so den Abtransport der Lymphe fördern und die Patienten spürbar entlasten. Lymphdrainagen stellen somit eine einfache, effiziente und vor allem nebenwirkungsarme Therapie gegen die sogenannte Wassersucht dar.

Wie wirkt eine Lymphdrainage?

Die Lymphdrainage entfaltet ihre Wirkung über die mechanischen Kräfte, die die massierenden Hände auf das Gewebe übertragen. Dadurch gelangt die gestaute Lymphflüssigkeit leichter in den Körperstamm. Dies ist einfach zu verstehen, wenn man sich den Transportmechanismus der Lymphgefäße einmal genauer anschaut: Ähnlicher einer Pumpe transportieren die Lymphgefäße die Flüssigkeit durch Pumpbewegungen, die im Ruhezustand cirka zehnmal pro Minute stattfinden. Stimulieren äußere und innerkörperliche Prozesse die Lymphknoten, so kann sich diese Anzahl immerhin auf das Doppelte steigern und die Lymphe so besser abfließen. Genau dies machen sich Therapeuten bei der Lymphdrainage zunutze: Durch die gezielten Handbewegungen können sie die Lymphgefäße aktivieren und zu häufigerem Pumpen anregen. Nach einigen Wiederholungen kommt es so zu einer deutlich gesteigerten Durchflussrate in den Lymphgefäßen.

Aber auch andere Mechanismen helfen der Lymphdrainage dabei, ihre wohltuende Wirkung zu entfalten. Menschliche Berührungen fördern die Entspannung der Patienten und regen die Magen-Darm-Funktion über die Deaktivierung des Sympathikus an. Dieser ist ein Teil des sogenannten vegetativen Nervensystems und seit Urzeiten für Stressreaktionen verantwortlich. So liegt nahe, dass eine Hemmung des Sympathikus sowohl Psyche als auch Körper merklich entspannen kann. Dies hilft ebenfalls den Lymphgefäßen.

Zudem trägt die Berührung während der Lymphdrainage auch zur Schmerzlinderung über verschiedene körperliche Prozesse bei. Hauptverantwortlich dafür ist, dass der Therapeut während der Therapie neue Reize setzt und den Patienten sowohl gedanklich als auch auf einer rein sensiblen Ebene von dem Schmerz ablenkt. So setzt die Lymphdrainage also durch einfache und häufig durchgeführt Handbewegungen an vielen Stellen des Körpers an, um den Lymphabfluss zu fördern und den Allgemeinzustand Betroffener zu stärken.

Wann kommt die Lymphdrainage zum Einsatz?

Zum Einsatz kommt die Lymphdrainage zum Beispiel bei Erkrankungen, die zur Wassersucht in Armen und Beinen führen. Doch auch bei einfachen Schwellungen, wie beispielsweise nach einem Sturz oder nach einer Operation kann eine Lymphdrainage eingesetzt werden. Manche Frauen leiden während ihrer Periode unter extremen Wassereinlagerungen und erfahren mithilfe der Drainage eine Erleichterung.

Es können auch Nierenerkrankungen sowie Herzerkrankungen als häufige Verursacher der Wassersucht genannt werden. Obwohl in beiden Fällen unbedingt auch eine medikamentöse Therapie nötig ist, um die Ursache der Schwellung zu beheben, kann eine Lymhdrainagen-Therapie mitunter wirksam sein. Die genauen Details sollten Patienten aber zuvor mit ihrem Arzt besprechen, denn bei schweren Herzerkrankungen kann die Lymphdrainage durchaus auch eine Gefahr darstellen.

Auch bei sogenannten sekundären Lymphödemen spielt die Therapie eine entscheidende Rolle. Diese entstehen nicht, weil die Lymphgefäße prinzipiell zu schwach sind oder der Abfluss nicht gewährleistet ist, sondern durch vorangegangene Operationen. Lymphknoten und ihre Gefäße sind klein, und so kommt es schnell zu der Entfernung einiger Lymphbahnen während einer Operation. Außerdem entfernen Chirurgen im Rahmen von Krebs-Operationen häufig auch ganze Areale von Lymphknoten und ihren Gefäßen, weil sich der Krebs dort als erstes ausbreitet. Dies kann eine späte Tumor-Streuung verhindern. Bei Brustentfernungen nach Brustkrebs ist die Entfernung der angrenzenden Lymphknoten beispielsweise eine häufige Therapie. Durch die Entfernung der Lymphbahnen kommt es aber zumeist zwangsläufig zu einem verschlechterten Abfluss aus den Lymphgefäßen mit deutlich sichtbarer Stauung im dahinterliegenden Körperteil. Abgesehen von dem damit einhergehenden Schönheitsmakel können solche Schwellungen sehr schmerzhaft sein. Die Lymphdrainage kann hier eine gute Wirkung erzielen.

Einen weiteren Einsatzbereich finden Lymphdrainagen bei der Behandlung von Schwellungen durch Zerrungen oder Knochenbrüche. Außerdem können sie auch bei selteneren Erkrankungen wie Sklerodermie und Fibromyalgie Linderung bringen.

Ist eine Lymphdrainage schmerzhaft?

Nein, eine Lymphdrainage sollte, richtig ausgeführt, nicht schmerzhaft sein, sondern den mitunter bestehenden Schmerz lindern. Ein leichter Druckschmerz kann jedoch trotzdem nicht komplett ausgeschlossen werden.

Wann sollte auf eine Lymphdrainage verzichtet werden?

Obwohl die Lymphdrainagen bei vielen Erkrankungen einen effektiven Therapieansatz darstellt, existieren einige Situationen, in denen sie man sie lieber nicht anwenden sollte. Vor allem bei einer starken Herzinsuffizienz mit Ödemen, die ursächlich dem Herzversagen zuzuschreiben sind, ist die Lymphdrainage keine gute Idee. Auch Gerinnsel in den betroffenen Körperteilen, sogenannte Thrombosen, stellen eine Kontraindikation für Lymphdrainagen dar. Auch bei entzündlichen Vorgängen wie einer Infektion des Körperteils, beispielsweise in Form eines Rotlaufs, oder Fieber sollte man die Lymphdrainage nicht anwenden.

Wie verläuft die Behandlung?

Als besondere Form der Massage wendet die Lymphdrainage verschiedene, spezielle Griffe zur Entfernung der Lymphflüssigkeit an. Die Grundgriffe bezeichnen Therapeuten als stehender Kreis, Pumpgriff, Schöpfgriff und Drehgriff. Aus diesen setzt sich die ganze Behandlung zusammen. Der Therapeut beginnt zunächst am vom Körperstamm entferntesten Ende des betroffenen Körperteils und arbeitet sich dann mithilfe der genannten Griffe langsam vor. Abhängig von den zugrunde liegenden Erkrankungen existieren zudem noch spezielle Griffe, die man im Rahmen der Therapie anwendet. Am Ende einer Sitzung wickelt der Therapeut die entsprechende Stelle mit elastischen Binden ein, was man in der Medizin als Kompressionstherapie bezeichnet. Dank ihr kann man den Rückfluss in das Gewebe verhindern und neuerlicher Stauung bis zu einem gewissen Grad vorbeugen.

Wie lange dauert eine Lymphdrainage?

Eine Einheit der Lymphdrainagen-Therapie dauert in der Regel 30 bis 60 Minuten.

Wie oft muss die Lymphdrainage wiederholt werden?

Leider ist es nach einer einmaligen Sitzung nicht getan und die Ödeme kommen in den allermeisten Fällen wieder. Die größte Stauungsminderung kann man allerdings schon nach zwei Wochen fünfmal pro Woche stattfindender Therapie erzielen. Wie lange Betroffene die Therapie weiterführen müssen, ist jedoch sehr abhängig von Ursache der Lymphstauung und den individuellen Beschwerden der Betroffenen. Den genauen Therapieplan sollten Patienten deshalb mit dem behandelnden Arzt erstellen.

Welche Nebenwirkungen können bei einer Lymphdrainage auftreten?

Findet die Lymphdrainage bei schwerer Herzinsuffizienz oder Blutgerinnseln Anwendung, so können mitunter schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten. Bei Patienten mit Herzschwäche kann der angekurbelte Rücktransport der Lymphe das Herz zusätzlich belasten und die Grunderkrankung verschlimmern. Haben Betroffene Thrombosen, also Blutgerinnsel an den behandelten Stellen, können sich diese durch die Therapie weiter zum Herzen verschieben. Im weiteren Verlauf können sie dann zu einer gefährlichen Lungenembolie oder einem Schlaganfall führen. Beachtet man allerdings diese Kontraindikationen, führt eine Lymphdrainage in aller Regel zu keinen Nebenwirkungen.

Was kostet die Lymphdrainage und übernimmt die Krankenkasse die Kosten?

Die genauen Kosten lassen sich pauschal nicht nennen, allerdings stehen die Chancen gut, dass die Krankenkasse einen Teil, oder sogar die kompletten Kosten übernimmt, wenn Dir Dein Arzt eine Überweisung ausstellt.

 

Quellen

MSD Manual

Universitätsklinikum Freiburg

Universitätsklinikum Frankfurt