Eisenmangelanämie

Eine Eisenmangelanämie betrifft in etwa 25 bis 30 Prozent der Weltbevölkerung und gehört zu den häufigsten Ursachen einer Blutarmut, der sogenannten Anämie. Die Folgen können Müdigkeit, Kopfschmerzen, eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit und eine erhöhte Infektanfälligkeit sein. Eine Diagnose stellt der Arzt aufgrund eines großen Blutbildes, wo sämtliche Werte kontrolliert werden. Als Therapie können eine Ernährungsumstellung oder Eisensubstitutionen helfen.


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Eisenmangelanämie

Was versteht die Medizin unter einer Eisenmangelanämie?

Unter einer Eisenmangelanämie versteht die Medizin eine Störung des blutbildenden Systems. Dabei kommt es aufgrund eines Eisenmangels zu einer verminderten Bildung von Erythrozyten, dem Hauptbestandteil der menschlichen Blutzellen und von Hämoglobin, einem Bestandteil der Erythrozyten.
 
Hämoglobin ist ein ringförmig aufgebautes Molekül, in dessen Mitte Eisen eingebunden ist. Es ist für die rote Farbe unseres Blutes, die rosige Hautfarbe und die rötlichen Schleimhäute verantwortlich. Die wichtigste Funktion ist aber die Sauerstoffversorgung unserer Zellen.
 
Wenn zu wenig Eisen im Körper vorhanden ist, werden weniger rote Blutkörperchen gebildet und der Sauerstofftransport in unserem Blut funktioniert nicht mehr. So können auch die Körperorgane nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Eisen kann der Körper nicht selbst bilden, sondern wird vorwiegend über unsere Nahrung im oberen Teil des Dünndarms aufgenommen, wobei maximal 20 Prozent des zugeführten Spurenelements tatsächlich gespeichert werden.

Was sind die Symptome einer Eisenmangelanämie?

Eisenmangel kann sich vorerst nur schleichend durch Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Energielosigkeit bemerkbar machen. Bleibt der Mangel unentdeckt, kommt es zu Blutarmut und einem Mangel an roten Blutkörperchen, wodurch die Körperzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden.
 
Grundsätzlich lassen sich die Symptome in drei grobe Gruppen teilen:
 
Allgemeine Anämiesymptome:
 
Dazu gehören Blässe der Haut und der Schleimhäute, körperliche Schwäche, Atemnot bei Belastung, Herzrhythmusstörungen oder Herzgeräusche.
 
Haut- und Schleimhautsymptome:
 
Hierzu zählen trockene Haut, Rillenbildung und Brüchigkeit der Nägel, „Mundecken“, Haarausfall, Zungenbrennen und Schluckbeschwerden.
 
Unspezifische psychische oder neurologische Störungen:
 
Dabei kann es sich um Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, leichte Erregbarkeit, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen bis hin zur Ohnmacht handeln. In seltenen Fällen kann eine Eisenmangelanämie die Ursache eines Restless-Legs-Syndroms, ein unangenehmer Drang, die Beine in inaktiven Phasen zu bewegen oder das Pica-Syndrom, eine seltene Essstörung, bei der Betroffene abnorme Lust auf nicht zum Verzehr geeignete Stoffe, wie Erde, Papier, Steine, Sand oder Farbe haben, sein.

Welche Ursachen hat eine Eisenmangelanämie?

Die häufigsten Ursachen von Eisenmangel können zum einen in einer mangelhaften Eisenzufuhr durch die Nahrung liegen oder in Blutungen, die auch unbemerkt oder chronisch verlaufen können. Ein Eisenmangel aufgrund einer nicht ausreichenden Aufnahme über den Darm wie bei der Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) ist eher selten der Fall. Grundsätzlich entsteht ein Eisenmangel bei einem Missverhältnis zwischen der Aufnahme durch die Nahrung, dem Bedarf des eigenen Körpers und dem Eisenverlust.
 
Circa 80 Prozent aller Eisenanämien sind auf chronische Blutungen wie einer verstärkten Menstruationsblutung oder versteckte Blutungen im Magen-Darm-Trakt, Polypen, Karzinomen, Darmgeschwüren oder Blutungen aufgrund einer Operation zurückzuführen. In Zeiten eines erhöhten Bedarfs, wie in der Schwangerschaft oder Extremsport, solltest Du deshalb vermehrt Eisen zu Dir nehmen.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Eisenmangelanämie?

Wenn Du unter einer ständigen Müdigkeit, Energielosigkeit, Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwierigkeiten leidest, solltest Du Deinen Hausarzt oder einen Internisten aufsuchen und ein großes Blutbild machen lassen.
 
Dabei zieht der Arzt nicht nur den Eisenanteil im Blut als Parameter heran, sondern untersucht noch den Wert des Eisenspeicherproteins Ferritin, die Hämoglobinkonzentration im Blut und die Sättigung des Eisentransportproteins Transferrin, welche bei mindestens 15 Prozent liegen sollte. Da ein hoher Ferritin-Wert auch auf eine Lebererkrankung oder Entzündungen hindeuten kann, sollte der Arzt in diesem Fall weitere Untersuchungen durchführen. Auch hört der Spezialist in manchen Fällen das Herz ab, um etwaige Herzgeräusche frühzeitig zu entdecken.
 
Für eine umfassende Diagnose führt der Arzt mit Dir zudem ein ausführliches Anamnesegespräch durch, in dem er Vorerkrankungen notiert und Informationen zu Essgewohnheiten einholt. Im Falle des Verdachts eines chronischen Blutverlustes sollten diesbezügliche Untersuchungen wie eine Magen- oder Darmuntersuchung durchgeführt werden. Bei einer ernährungsbedingten Eisenanämie ist es zudem ratsam, einen Ernährungsberater aufzusuchen.

Wie wird eine Eisenmangelanämie behandelt?

Für den Arzt ist es vorerst wichtig, die genaue Ursache für den Eisenmangel zu finden. Erst dann kann eine gezielte Behandlung beginnen. Durch eine langfristige, bewusste Ernährung nimmst Du im Normalfall ausreichend Eisen zu Dir.
 
Gegebenenfalls wird Dir der Arzt zusätzlich Eisentabletten oder -dragees verschreiben, um deine Eisenspeicher wieder aufzufüllen. Dazu stehen unterschiedliche Präparate zur Verfügung, die nach Schweregrad dosiert werden können. Leider können diese Präparate auch Nebenwirkungen, wie Übelkeit, Verstopfung, Durchfall oder Bauchschmerzen verursachen, weshalb viele Ärzte dazu raten, die Tabletten eher während oder nach einer Mahlzeit einzunehmen, obwohl sie dadurch schlechter wirken. Die Medikamente solltest Du auch drei bis sechs Monate nach Verschwinden der Anämie weiter nehmen.
 
Sollte diese Art der Therapie aber keinen Erfolg bringen, können Eiseninfusionen direkt in die Venen helfen. Gerade für Menschen, die schon an einer Eisenanämie erkrankt sind, bieten Infusionen eine gute Möglichkeit, Eisenreserven wieder rasch aufzubauen. Pro Infusion ist eine Gabe von etwa 1000 mg Eisen möglich. Bei Vorerkrankungen, schweren Nebenwirkungen bei einer oralen Therapie, einer langen Anwendungsdauer oder einer gestörten Aufnahmefähigkeit des Körpers von Eisen wird der Spezialist eher zu Eiseninfusionen greifen.

Welche Folgen hat ein Eisenmangel für den Betroffenen?

Normalerweise lässt sich eine Eisenmangelanämie gut behandeln. Bei schweren Blutungen kann sich die Therapie jedoch länger hinziehen. Bei einem anhaltenden sehr niedrigen Hämoglobinwert kann gerade bei älteren Menschen das Risiko von Herzrhythmusstörungen, einer Angina Pectoris oder Herzenge und eines Herzinfarkts steigen.

Wer ist am häufigsten davon betroffen?

Weltweit haben in etwa 600 Millionen Menschen eine Eisenmangelanämie. In Mitteleuropa sind davon vor allem Frauen im gebärfähigen Alter betroffen, da sie durch Menstruation, Schwangerschaft und Stillperiode einen erhöhten Eisenbedarf haben. Etwa 90 Prozent der erwachsenen Frauen nehmen Schätzungen zufolge täglich zu wenig Eisen zu sich, sodass jede fünfte davon eine unzureichende Eisenversorgung hat. Auch Mädchen in der Pubertät können davon betroffen sein. Bei Männern tritt der Mangel eher im Alter beziehungsweise bei Sportlern auf.

Was kann ich selbst bei einem Eisenmangel tun?

Du solltest auf eine ausgewogene, bewusste Ernährung achten und frische Lebensmittel bevorzugen. Vitamin-C reiche Nahrungsmittel fördern in etwa die Aufnahmefähigkeit von Eisen. Auf Kaffee, Tee oder Rotwein zum Essen solltest Du verzichten, da die darin enthaltenen Tannine (Gerbstoffe) die Eisenaufnahme hemmen.

Wie kann ich einer Eisenmangelanämie vorbeugen?

Mit einer ausgewogenen eisenreichen Ernährung kannst du Mangelerscheinungen vorbeugen. Achte dabei auf Faktoren, welche eine Aufnahme verbessern beziehungsweise verschlechtern. Vitamin-C haltige Nahrungsmittel und Fleisch in etwa fördern eine Aufnahme – schwarzer Tee oder Kaffee hingegen behindern sie. Vor allem Fisch, Nüsse und grünes Gemüse enthalten viel Eisen.
 
Falls Du Vegetarier bist, solltest Du reichlich eisenreiche pflanzliche Lebensmittel, wie Sojabohnen, rote Beete und Hirse zu Dir nehmen. Aufgrund mancher Grunderkrankungen, wie einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, kann aber nicht jede Eisenmangelanämie alleine durch eine ausgewogene Ernährung verhindert werden. Hier helfen Eisenpräparate.

Welche Nahrungsmittel haben einen hohen Eisengehalt?

Eisen aus tierischen Nahrungsmitteln wird grundsätzlich leichter vom Körper aufgenommen. Aber auch Fisch, Vollkornprodukte, Eier und grünes Gemüse sind gute Eisenlieferanten. Zudem enthalten auch grüne frische Gewürze, wie Petersilie, Majoran oder Thymian, reichlich Eisen.
 
Bei Deinem Ernährungsplan solltest Du vor allem auf Eisenverstärker, wie Vitamin C, Fleisch, Fisch, Fruchtsaft, Zitronensäure und Milchsäure, achten. Zu den Eisenräubern zählen Tee, Kaffee, Kalzium wie zum Beispiel in der Milch, Phosphate wie in Milchprodukten oder Cola, Phytate, welche in Vollkornprodukten vorkommen und Oxalsäure in Spinat oder Rhabarber.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Der zuständige Krankenversicherungsträger übernimmt im Normalfall die Kosten für alle notwendigen Untersuchungen und Therapien. Dein Arzt rechnet dabei mit Deinem Krankenversicherungsträger ab, wobei in manchen Fällen ein Selbstbehalt anfallen kann. Dazu befrage bitte Deinen Arzt. Im Falle eines Wahlarztes musst Du die Kosten selbst tragen und bekommst dann einen Teil von Deinem Krankenversicherungsträger zurück. Sollte ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein, könnten Kosten entstehen. Erkundige Dich dazu auf den jeweiligen Websites der Krankenhäuser. Die Kosten für eine Ernährungsberatung musst Du in den meisten Fällen selbst tragen.