Long Covid: Krankheitsbild, Behandlungsmöglichkeiten & Erkenntnisse

Seit nunmehr über zwei Jahren hat die Pandemie die Welt fest im Griff. Auch wenn die Fallzahlen in der warmen Jahreszeit erneut gesunken sind, leiden viele Menschen an den Nachwirkungen der Infektion. Long Covid nennt sich dieses Leiden, das mittlerweile auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Krankheitsbild anerkannt wird. Etwa zehn bis zwanzig Prozent aller Menschen, die sich mit Corona infiziert haben, sind davon betroffen. Bei Personen über 65 Jahren ist es sogar jeder Vierte. Long Covid kann sich auf unterschiedle Art und Weise bemerkbar machen, doch die Grundsymptome sind bei vielen Betroffenen gleich. Wie sehen diese nun konkret aus, welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und welche Erkenntnisse konnten über Long Covid in den letzten Jahren gewonnen werden? Der Artikel gibt einen Überblick.


AUTOR

Medizinischer Experte

CO-AUTOR

Online-Redaktion

Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.


Zuletzt aktualisiert: 19. Oktober, 2022



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Auch wenn die Fallzahlen in der warmen Jahreszeit erneut gesunken sind, leiden viele Menschen an den Nachwirkungen der Infektion.


Long Covid nennt sich dieses Leiden, das mittlerweile auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Krankheitsbild anerkannt wird.


Etwa zehn bis zwanzig Prozent aller Menschen, die sich mit Corona infiziert haben, sind davon betroffen.


Long Covid kann sich auf unterschiedle Art und Weise bemerkbar machen, doch die Grundsymptome sind bei vielen Betroffenen gleich.

Symptome, die mit Long Covid in Zusammenhang stehen

Jeder Mensch ist anders – und daher verlaufen auch Coronavirus-Infektionen unterschiedlich. Dasselbe gilt für Long Covid. Auch diese Krankheit kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Symptome, unter denen jedoch ein Großteil der Long-Covid-Patienten leidet, sind anhaltende, die Erkrankung überdauernde oder häufig wiederkehrende Atemwegsbeschwerden. Das zeigt auch eine große Studie der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC). Auch Kurzatmigkeit oder der Verlust des Geruchssinns zählen hierzu. Dazu kommen eine dauerhafte Erschöpfung und eine deutliche Abnahme der Leistungsfähigkeit. Auch Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme können mit Long Covid in Zusammenhang stehen. In anderen Studien und Befragungen tauchen Brust- sowie Kopf- und Gliederschmerzen immer wieder auf. Kurios ist auch die Tatsache, dass Long-Covid-Erkrankte nicht selten über viel stärkere Symptome klagen, als bei der eigentlichen COVID-19-Infektion.
 
Neueste Studien, wie jene der University of Birmingham, die in der Fachzeitung „Nature Medicine“ publiziert wurde, brachten darüber hinaus Symptome wie Haarausfall, Libidoverlust oder Ejakulationsstörungen ans Licht. Daneben wurden in dieser Analyse, für die Gesundheitsdaten von 2,4 Millionen Menschen in Großbritannien herangezogen wurden, Beschwerden wie Gehirnnebel, Fieber, Gliedmaßenschwellungen, Darminkontinenz, Übelkeit, Erbrechen oder Anhedonie, also fehlende Freude, genannt. Alleine diese Auflistung veranschaulicht, wie komplex das Thema Long Covid ist und wie breit gefächert die Symptome sind. „Sie können nicht vollständig durch andere Aspekte wie Risikofaktoren des Lebensstils oder chronische Gesundheitszustände erklärt werden“, fasst Studienautor Shamil Haroon zusammen. Aktuell gibt es daher auch noch keinen Marker, mit dem sich Long Covid sicher diagnostizieren ließe. Die Forschung arbeitet auf Hochtouren und sucht beispielsweise eine Möglichkeit, um die Erkrankung im Blut nachzuweisen.

Ab welchem Zeitraum spricht man von Long Covid?

Was hingegen mittlerweile klar definiert wurde, ist der Zeitraum. Unter dem Begriff „Long Covid“ werden demnach alle Symptome zusammengefasst, die mehr als vier Wochen nach dem Beginn einer Covid-19-Erkrankung fortbestehen oder neu auftreten.

Inwiefern spielen Antikörper eine Rolle?

Im Fokus einiger Studien rund um Long Covid stehen auch Antikörper. Kanadische Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass Long-Covid-Patienten im Blut Anzeichen einer Autoimmunerkrankung aufweisen. Laut der Studie, die im European Respiratory Journal erschienen ist, bilden sich bei vielen Betroffenen offenbar Antikörper, die gegen das eigene Gewebe gerichtet sind. Konkret hatten 80 Prozent aller untersuchten COVID-19-Patienten drei bis sechs Monate nach der Erkrankung zwei oder mehr solcher Antikörper nachweislich im Blut. Die Forschungsgruppe nimmt an, dass diese eine chronische Entzündungsreaktion auslösen können, die zu Erschöpfungszuständen und Problemen mit den Atemwegen führen kann. Das wiederum rücke Long Covid in die Nähe anderer Krankheiten, die ebenso auf Autoimmunvorgängen beruhen, wie etwa Rheuma.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Geforscht wird auch weiterhin intensiv an Therapiemöglichkeiten, die Long-Covid-Patienten langfristig helfen und zur völligen Genesung führen. Doch da nach wie vor noch nicht allzu viele gesicherte Erkenntnisse über das Virus vorliegen, stehen Mediziner und Betroffene dabei vor einigen Herausforderungen. Bekannt ist jedenfalls – und das zeigen nicht zuletzt auch die bereits genannten Studien –, dass die COVID-19-Infektion und Long Covid nicht nur den Körper negativ beeinflussen, sondern teilweise auch die Psyche. Eine Reha nach COVID-19 kann sich zum Beispiel als hilfreiche Maßnahme erweisen. Ziel dieser ist es, der betroffenen Person sowohl mit physikalisch-rehabilitativen Therapien, als auch mit Trainings zur mentalen Genesung wieder zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. Der individuelle Therapieplan umfasst unter anderem Kraft- und Ausdauertraining, Manualtherapien und autogenes Training. Nicht zu vergessen ist dabei auch die richtige Ernährung. Es geht also um eine ganzheitliche Therapie, mit der Long Covid behandelt wird.
 
Weitere Möglichkeiten sind das sogenannte Pacing und Coping. Beim Pacing geht es um ein gutes Energiemanagement für Fatigue Betroffene – Erkrankte lernen, sich ihre Kräfte gut einzuteilen und die individuellen Grenzen besser wahrzunehmen. Beim Coping steht hingegen die verbesserte Fähigkeit eines Menschen, mit belastenden Fähigkeiten umzugehen, im Fokus. Alle Maßnahmen beziehen sich generell auf die Symptomlinderung. Großes Augenmerk muss dabei auf den Behandlungsplan gelegt werden, der individuell an jede Person angepasst werden muss. Daher ist eine genaue Abklärung zu Beginn essentiell. Körperliche Symptome können darüber hinaus teilweise medikamentös behandelt werden, was über einen längeren Zeitraum allerdings weniger empfehlenswert ist.

Müdigkeit & Konzentrationsschwäche ohne vorherige Infektion – ist das möglich?

Die Antwort lautet: Es ist nicht nur möglich, sondern sogar sehr häufig der Fall. Rund 40 Prozent aller an COVID-19 erkrankten Personen äußern sich über Langzeitfolgen oder immer wiederkehrende Symptome. Doch auch 40,7 Prozent aller Nicht-Infizierten berichten, dass sie unter Müdigkeit und Erschöpfung, unter Antriebslosigkeit und unter Konzentrationsschwäche leiden. Dass die vergangenen Jahre nicht spurlos an der Gesellschaft vorbeigegangen sind, ist also offensichtlich. Auch die Sorge um neue Lockdowns und Maßnahmen, sowie die Angst, doch noch schwer zu erkranken, führen dazu, dass die Psyche überlastet und das Immunsystem geschwächt wird.
 
Bei nicht infizierten Personen beschränken sich die Symptome hauptsächlich auf Ermüdung und eine Einschränkung der Lebensfreude. Dennoch müssen auch diese Probleme ernst genommen werden, da es sonst zu einer Zunahme psychischer Erkrankungen kommen könnte. Der Gesundheitssektor steht somit vor einer enormen Herausforderung.
 
Fazit: Corona begleitet die Menschheit seit mehr als zwei Jahren – und das Virus wird bleiben. Wohl aber arbeitet die Forschung weiter im Rekordtempo und so können immer mehr wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die dazu führen, dass Medikamente, Therapiemöglichkeiten oder vorbeugende Maßnahmen verbessert werden.


Abonniere jetzt unseren YouTube-Kanal!

Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl

Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie


Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.

Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.

Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.

Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.

Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.

Du hast Fragen?

Wir helfen Dir gerne weiter.

Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Auch wenn die Fallzahlen in der warmen Jahreszeit erneut gesunken sind, leiden viele Menschen an den Nachwirkungen der Infektion.


Long Covid nennt sich dieses Leiden, das mittlerweile auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Krankheitsbild anerkannt wird.


Etwa zehn bis zwanzig Prozent aller Menschen, die sich mit Corona infiziert haben, sind davon betroffen.


Long Covid kann sich auf unterschiedle Art und Weise bemerkbar machen, doch die Grundsymptome sind bei vielen Betroffenen gleich.

Frage an MOOCI

Du hast Fragen zu diesem Thema?

  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.
Abonniere jetzt unseren YouTube-Kanal!

Die Experten bei MOOCI beantworten Deine Fragen!

Frage an die MOOCI Experten stellen

Experten bei MOOCI

Schritt 1 von 2

Frage an MOOCI Experten stellen

Stelle hier Deine Frage!