Korsakow-Syndrom (Morbus Korsakow)

Das Korsakow-Syndrom (Morbus Korsakow) ist eine spezielle Form der Amnesie, einer starken Gedächtnisstörung. Betroffene leiden unter einer eingeschränkten Gedächtnisleistung, Gedächtnisstörungen und füllen Gedächtnislücken mit älteren Erinnerungen oder frei erfundenen Inhalten auf. Es handelt sich um eine chronische Veränderung im Gehirn, die durch einen Schlaganfall, eine schwere Kopfverletzung oder einem Tumor hervorgerufen werden kann. Oft geht dem Korsakow-Syndrom eine Wernicke-Enzephalopathie voraus, eine durch einen schweren Vitamin-B1-Mangel ausgelöste Gehirnentzündung. Neben bösartigen Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt verursachen Mangelernährungen, Essstörungen und Alkoholmissbrauch diesen Vitaminmangel. Während eine frühzeitige Behandlung der Wernicke-Enzephalopathie zu einer vollständigen Genesung führen kann, ist das Korsakow-Syndrom nicht heilbar.


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Zuletzt aktualisiert: 21. April, 2023



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Das Korsakow-Syndrom ist eine unheilbare Schädigung des limbischen Systems im Gehirn. Oft entwickelt sich diese Erkrankung aus einer bestimmten Gehirnentzündung, der Wernicke-Enzephalopathie.


Die Betroffenen leiden an einer eingeschränkten Gedächtnisleistung, vor allem bei neu erlebten Ereignissen. Gedächtnislücken werden mit alten Erinnerungen oder mit frei erfundenen Inhalten aufgefüllt. Auch motorische Einschränkungen und Sehstörungen sind möglich.


Die Ursache für das Korsakow-Syndrom sind schwere Kopfverletzungen, bösartige Veränderungen im Gehirn oder eine Gehirnentzündung. Die Wernicke-Enzephalopathie wird häufig durch einen Vitamin-B1-Mangel hervorgerufen, der mitunter durch jahrelangen Alkoholmissbrauch oder einer Essstörung entsteht.


Durch eine Überwindung der Alkoholsucht oder Essstörung und der Gabe von Thiamin kann bei einigen Patienten eine leichte Besserung erreicht werden und eine Verschlimmerung der Symptome verhindert werden. Bei vielen Betroffenen sind die Einschränkungen aber nicht reversibel und sie sind auf therapeutische Hilfe bis hin zur dauerhaften sozialen Betreuung angewiesen.

ICD-10-GM-2020 F10

Was versteht die Medizin unter einem Korsakow-Syndrom?

Das limbische System ist ein entwicklungsgeschichtlich alter Teil unseres Gehirns. Es besteht aus verschiedenen Hirnarealen und liegt ringförmig um den Thalamus, in dem die Sinneseindrücke verarbeitet werden. Alle Hirnfunktionen sind ein Zusammenspiel verschiedener Hirnareale, doch gilt das limbische System als Steuerung der Funktionen wie Gedächtnis, Emotionen, Lernen, Nahrungsaufnahme, Verdauung und Fortpflanzung.
 
Alle Schädigungen des limbischen Systems rufen eine Gedächtnisstörung, das typische Symptom des Korsakow-Syndroms hervor. Vor allem bei Beeinträchtigungen der Bereiche der Mamillarkörperchen (Corpora mamillaria), die für Gedächtnisprozesse zuständig sind, oder des Hippocampus, die wichtigste Struktur bei der Generierung von Erinnerungen.

Beim Korsakow-Syndrom kommt es zu Gedächtnislücken, die Betroffene mit alten Erinnerungen oder frei erfundenen Inhalten füllen.

Welche Rolle spielt die Wernicke-Enzephalopathie bei einem Morbus Korsakow?

Die Wernicke-Enzephalopathie ist eine Gehirnentzündung, verursacht durch eine Hypovitaminose, einem schweren Mangel an Vitamin-B1 (Thiamin). In vielen Fällen geht sie dem Korsakow-Syndrom voraus. In diesem Zusammenhang spricht der Mediziner von einem Wernicke-Korsakow-Syndrom.
 
Die Symptome beider Erkrankungen sind dabei ähnlich. Betroffene zeigen Unruhe, Desorientiertheit, Gedächtnisstörungen und haben Schwierigkeiten, neue Informationen aufzunehmen und zu behalten. Weiters treten Kopfschmerzen, Fieber, Koordinationsstörungen in Bewegungen (Ataxie), Augenbewegungsstörungen mit starrem Blick, Pupillenstörungen und Sehstörungen auf.
 
Bei einer frühzeitigen Diagnose ist eine Wernicke-Enzephalopathie gut behandelbar und die Entstehung des Korsakow-Syndroms kann verhindert werden. Unbehandelt kann sie hingegen lebensgefährlich werden.

Was sind die Symptome bei einem Morbus Korsakow?

Das Leitsymptom ist eine spezielle Form der Amnesie. Der Mediziner unterscheidet zwischen der retrograden Amnesie, bei der alte Erinnerungen und Erlebnisse vergessen werden, und der anterograden Amnesie, bei der neu erlebte und gelernte Dinge nicht gespeichert werden können.
 
Vorherrschend bei den Betroffenen des Korsakow-Syndroms ist die anterograde Amnesie. In einigen Fällen vergessen Patienten neue Sachverhalte, die sie ein paar Sekunden zuvor erlebt haben. Mitunter verknüpfen die Patienten Erinnerungslücken neu erlebter Situationen mit alten Erinnerungen. Eine andere Möglichkeit ist die Konfubalation, bei der die Betroffenen die Gedächtnislücken unbewusst mit frei erfundenen Inhalten füllen.
 
Zeitweise ist aber auch das Altgedächtnis betroffen. So können sich Erkrankte nicht an die Zeit unmittelbar vor dem Ausbrechen der Krankheit erinnern. Die zeitliche Einordnung biografischer Ereignisse fällt ihnen schwer. Mitunter vergessen die Patienten auch, wo sie sich gerade befinden.
 
Menschen, die an dem Korsakow-Syndrom erkrankt sind, wirken konfus und desorientiert und zeigen eine verminderte Auffassungsgabe. Persönlichkeitsveränderungen kommen ebenso vor. So können Betroffene euphorisch und distanzlos sein, aber auch starke Gefühlsschwankungen, Depressionen, Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Müdigkeit oder schnellere Ermüdung durchleben.
 
Dazu zeigen sich körperliche Symptome wie ein schneller Herzschlag, verstärktes Kälteempfinden und blasse Haut. Eine Störung peripherer Nerven außerhalb des Gehirns und Rückenmark ist ebenfalls möglich. Diese sogenannte Polyneuropathie äußert sich unter anderem durch motorische Störungen wie Gangunsicherheiten, aber auch Missempfinden an den Gliedmaßen.

Typisch für das Korsakow-Syndrom ist eine ausgeprägte Orienteirungslosigkeit.

Welche Ursachen hat das Korsakow-Syndrom?

Neben der Wernicke-Enzephalopathie gibt es noch andere Faktoren, die die Krankheit hervorrufen können. Schwere Kopfverletzungen und Schädel-Hirn-Traumata, bösartige Veränderungen und Tumore, Hirnblutungen, zum Beispiel durch einen hämorrhagischen Schlaganfall oder eine Arterienerweiterung (Aneurysma) im Bereich der Arteria communicans anterior sowie operative Eingriffe im Gehirn können das limbische System schädigen.
 
Infektionen wie Borreliose, Enzephalitis, Meningitis, Typhus oder Fleckfieber sowie eine Viren-bedingte Gehirnentzündung kommen ebenfalls als Auslöser infrage. Aber auch eine Kohlenmonoxidvergiftung oder Sauerstoffmangel können einen Morbus Korsakow mit sich bringen. In einigen Fällen ist Morbus Korsakow bei einem Delir während des Alkoholentzugs aufgetreten.

Welche Risikofaktoren begünstigen einen Morbus Korsakow?

Der zugrunde liegende Vitamin-B1-Mangel der Wernicke-Enzephalopathie kann durch viele verschiedene Faktoren bedingt sein. Alkoholmissbrauch verstärkt auf verschiedene Weisen den Thiaminmangel. Zum einen nehmen diese Menschen ihre Energie zu einem großen Teil durch Alkohol auf, was einen Nährstoffmangel hervorruft. Zum anderen ist die Aufnahme des Vitamin-B1 gestört, da Alkohol den apikalen Transport nach oben hemmt.
 
Des Weiteren ist die Speicherung des Thiamins in der Leber erschwert. Dies hat weitreichende Folgen, da Vitamin-B1 auch in verschiedenen enzymatischen Prozessen einen wichtigen Kofaktor darstellt. Dadurch kommt es zu Schädigungen im Gehirn.
 
Bei einer Mangelernährung, zu langem Fasten, einseitiger Ernährung, aber auch einer Operation wie einer Magenverkleinerung, Magersucht und Bulimie kann zu wenig Vitamin-B1 aufgenommen werden.
 
Erkrankungen der Nieren und wiederholte Dialysen, starke Schwangerschaftsübelkeit, Tuberkuloseinfektionen oder andere schwere Grunderkrankungen wie Krebs können ebenfalls im Zusammenhang mit der Entstehung eines Thiaminmangels stehen. Bösartige Veränderungen im Magen-Darm-Trakt können die Aufnahme des Vitamins durch die Nahrung erschweren.
 
Bei Patienten, bei denen bereits ein leichter Mangel an Vitamin-B1 besteht, kann dieser durch eine Ernährung mittels Infusion verstärkt werden. Es scheint aber eine erbliche Veranlagung zu geben, die die Entstehung des Korsakow-Syndroms aus der Wernicke-Enzephalopathie begünstigt.

Wie diagnostiziert der Arzt einen Morbus Korsakow?

Oft kann ein Arzt bereits nach einem Gespräch mit den Patienten oder seinen Angehörigen einen Verdacht äußern. Besonders wenn eine Alkoholsucht, eine Wernicke-Enzephalopathie oder auch vorangegangene Kopfverletzungen, Operationen oder Gehirnentzündungen bekannt sind. In diesem Gespräch stellt der Arzt Fragen, um das Kurzzeitgedächtnis, die Orientierung und Merkfähigkeit oder zeitliche Reihung von Ereignissen zu überprüfen.
 
Da oft die Wernicke-Enzephalopathie dem Korsakow-Syndrom vorausgeht, untersucht Dich Dein Arzt auf diese Gehirnentzündung. Verschiedene Untersuchungen können Hinweise auf die Erkrankung liefern und andere Krankheiten ausschließen, einen spezifischen Test dafür gibt es aber nicht. Dazu zählen Blutuntersuchungen wie ein großes Blutbild, bei dem auch der Thiaminspiegel gemessen wird. Dieser hat aber nur bedingt Aussagekraft, da der Wert im Blut nicht unbedingt dem in der Zerebrospinalflüssigkeit (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) entspricht.
 
Weiters wird der Blutzucker und der Elektrolytspiegel gemessen sowie ein Leberfunktionstest, eine arterielle Blutgasmessung und ein Toxikologie-Screening auf giftige Fremdstoffe durchgeführt. Eine Hirnstrommessung (EEG) und Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit (Liquorpunktion) wird der Arzt ebenfalls verordnen.
 
Daneben gibt es noch bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (Kernspintomografie, MRT). Mit diesen Untersuchungen können auch andere Krankheiten ausgeschlossen werden, die mit ähnlichen Symptomen einhergehen wie Morbus Korsakow, wie Infarkte des Hirnstamms oder Demenz.

Einige Risikofaktoren wie Alkoholmissbrauch begünstigen das Entstehen eines Korsakow-Syndroms.

Wie wird das Korsakow-Syndrom behandelt?

Eine Wernicke-Enzephalopathie wird mit der oralen Einnahme oder intravenösen Gabe von Vitamin-B1 behandelt. Oft werden dazu Magnesium oder auch andere Vitamine verabreicht, je nach Ursache des Thiaminmangels. Damit können sich Augensymptome innerhalb eines Tages bessern. Verwirrung und Bewegungsstörungen können innerhalb eines Monats verschwinden.
 
Gedächtnisstörungen und Lernbeeinträchtigungen hingegen sind zeitweise nicht mehr umkehrbar. Besonders wenn sich bereits ein Korsakow-Syndrom entwickelt hat, reicht die Zufuhr von Vitamin B1 nicht mehr aus, um die Beeinträchtigungen zu behandeln. Dennoch lässt sich mit einer Thiaminzufuhr mitunter eine leichte Besserung feststellen und eine Verschlechterung verhindern.
 
Die Behandlung richtet sich dann nach den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen. Wenn Alkoholmissbrauch oder eine Essstörung die Ursache der Erkrankung ist, ist eine psychotherapeutische oder psychiatrische Therapie wichtig. Bereits eine ruhige Umgebung und strikte Alkoholabstinenz kann Patienten helfen.
 
Um mit bestehenden Beeinträchtigungen und Defiziten besser zu leben, können Patienten psychotherapeutische Behandlung in Anspruch nehmen. In einer neuropsychologischen Therapie trainiert ein Therapeut mit den Patienten ihre kognitiven Fähigkeiten und hilft ihnen, mit ihrer Krankheit und dem Gedächtnisverlust umzugehen. Mithilfe einer Ergotherapie trainieren Betroffene alltägliche Handlungen, die ihnen ihre Selbstständigkeit bewahren können.
 
Daneben stehen auch zahlreiche alternative Behandlungen wie Akupunktur oder Homöopathie zur Verfügung, die bei bestimmten körperlichen Symptomen unterstützend wirken. Appetitlosigkeit, Durchfall und Erbrechen sind mit verschiedenen Heilkräutern behandelbar. Bewegung oder mäßiger Sport können gegen leichte Bewegungseinschränkungen und Muskelverspannungen helfen und haben eine positive Wirkung auf das Gemüt. Dein Arzt kann Dich bezüglich Sport und alternativen Behandlungsmethoden beraten.

Welche Folgen hat das Korsakow-Syndrom für Betroffene?

Anfangs ist es für die Betroffenen möglich, soziale Kontakte zu pflegen und zusammenhängende Gespräche zu führen. Daher bleibt die Erkrankung dem Umfeld lange verborgen. Mit dem Fortschreiten der Krankheit wird es für die Patienten immer schwieriger. Sie leben oft in ihrer eigenen Welt und vergessen viele Ereignisse. Zeitweise können sie sich nur mithilfe einer Biografiearbeit mit ihrem Therapeuten an ihre Lebensgeschichte erinnern.
 
Um sich in ihrer Umwelt und ihrem Alltag zurechtzufinden, brauchen sie Orientierungshilfen. Bei motorischen Störungen sind Betroffene auf Gehhilfen angewiesen. Einige Patienten hingegen haben so starke Gedächtnisstörungen oder andere Beeinträchtigungen der Alltags- und Sozialkompetenz, dass ihnen ein selbstständiges Leben nicht mehr möglich ist.
 
Dann sind die Betroffenen auf dauerhafte soziale Betreuung oder Unterstützung, wie zum Beispiel in einem Pflegeheim, angewiesen.

Essenziell für die Therapie des Korsakow-Syndroms ist eine gemeinsame Biografiearbeit mit einem Psychotherapeuten.

Wie kann ich einem Morbus Korsakow vorbeugen?

Nicht immer kann die Entstehung eines Korsakow-Syndroms verhindert werden. Weder eine schwere Kopfverletzung noch eine schwere Erkrankung wie ein Tumor oder ein Schlaganfall lassen sich bewusst vermeiden.
 
Einem Vitamin-B1-Mangel hingegen kann vorgebeugt werden. Eine ausgewogene Ernährung oder eine gezielte Thiamineinnahme im Falle einer Erkrankung können das Risiko einer Wernicke-Enzephalopathie und dementsprechend eines Korsakow-Syndroms senken. Wende Dich an Deinen Arzt, wenn Du von einer Essstörung oder einer Alkoholsucht betroffen bist.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung eines Korsakow-Syndroms?

Die Krankenkasse übernimmt die Kosten der Behandlung der körperlichen Symptome und des Vitamin-B1-Mangels. Auch psychotherapeutische oder psychiatrische Therapien werden bei einer ärztlichen Anordnung teilweise zurückerstattet.
 
Während die neuropsychologischen Diagnostik von der Krankenkasse bezahlt wird, ist die neuropsychologische Therapie oft nicht in den Leistungen inkludiert und der Patient muss selbst für die Kosten aufkommen. Die Krankenkasse kommt nicht für die Kosten alternativer Behandlungen auf.


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Die Betroffenen leiden an einer eingeschränkten Gedächtnisleistung, vor allem bei neu erlebten Ereignissen. Gedächtnislücken werden mit alten Erinnerungen oder mit frei erfundenen Inhalten aufgefüllt. Auch motorische Einschränkungen und Sehstörungen sind möglich.


Die Ursache für das Korsakow-Syndrom sind schwere Kopfverletzungen, bösartige Veränderungen im Gehirn oder eine Gehirnentzündung. Die Wernicke-Enzephalopathie wird häufig durch einen Vitamin-B1-Mangel hervorgerufen, der mitunter durch jahrelangen Alkoholmissbrauch oder einer Essstörung entsteht.


Durch eine Überwindung der Alkoholsucht oder Essstörung und der Gabe von Thiamin kann bei einigen Patienten eine leichte Besserung erreicht werden und eine Verschlimmerung der Symptome verhindert werden. Bei vielen Betroffenen sind die Einschränkungen aber nicht reversibel und sie sind auf therapeutische Hilfe bis hin zur dauerhaften sozialen Betreuung angewiesen.

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