Borderline (Persönlichkeitsstörung)

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) oder anders genannt das Borderline-Syndrom ist eine schwere psychische Störung. Sie fällt unter die sogenannten „emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen“ und betrifft etwa drei Prozent der Bevölkerung. Meist tritt sie schon im Jugendalter oder bei jungen Erwachsenen auf, zwischen den Geschlechtern gibt es keinen Unterschied. Da sowohl Symptome von neurotischen als auch psychotischen Störungen typisch für diese Krankheit sind, wird sie nach einem psychoanalytischen Verständnis „Borderline“, also Grenzlinie, genannt. Gekennzeichnet ist eine BPS von einer emotionalen Instabilität, einer Impulsivität und einem gestörten Selbstbild. Patienten leiden unter starken Stimmungsschwankungen, die vor allem in zwischenmenschlichen Beziehungen zu Problemen führen können. Dabei wechseln sie innerhalb kürzester Zeit zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Sie können ihre Gefühle schwer einordnen oder kontrollieren, was sich in heftigen Gefühlsausbrüchen und einer inneren Anspannung zeigt.


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Medizinischer Experte

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Online-Redaktion

Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.


Zuletzt aktualisiert: 2. Mai, 2023



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Unter einer Borderline-Persönlichkeitsstörung verstehen Mediziner eine schwere psychische Störung, die meist schon im Jugendalter auftritt und oft Traumatisierungen oder instabile zwischenmenschliche Beziehungen im Kindesalter als Ursache hat


Ärzte unterscheiden zwischen einem impulsiven Typ, welcher durch emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle geprägt ist und einem Borderline-Typ, dem zusätzlich zu den schon genannten Symptomen ein verzerrtes Selbstbild, ein dauerhaftes Gefühl der Leere, instabile zwischenmenschliche Beziehungen und eine Neigung zu selbstschädigendem Verhalten bis hin zur Suizidalität zugrunde liegt


Typische Anzeichen einer Borderline-Erkrankung sind heftige Gefühlsausbrüche und eine innere Anspannung, welche Betroffene durch selbstschädigendes Verhalten zu lindern versuchen


Die Behandlung einer Borderline-Störung besteht aus einer Psychotherapie, welche durch eine medikamentöse Therapie unterstützt werden kann

ICD-10-GM-2020 F60-F69

Was versteht die Medizin unter Borderline?

In der Medizin gilt das Borderline-Syndrom als schwerwiegendes psychiatrisches Krankheitsbild. Im Jahre 1938 prägt Adolf Stern in Anlehnung an Sigmund Freuds psychoanalytischen Grundverständnis der Krankheit den Begriff „Borderline“. Schon Freud ordnet die Krankheit als Grenzgebiet zwischen einer Neurose und einer Psychose ein, da Patienten Symptome beider psychischer Erkrankungen zeigten. Die Borderline-Störung oder „emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs“ wird heute den emotional instabilen Persönlichkeitsstörungen zugeordnet.
 
Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung
 
Typisch für das Krankheitsbild sind eine ausgeprägte Impulsivität, instabile aber gleichzeitig intensive zwischenmenschliche Beziehungen, Stimmungsschwankungen und eine gestörte Selbstwahrnehmung sowie ein gestörtes Selbstbild. Betroffene leiden häufig unter einer inneren Anspannung, welche sie durch selbstschädigendes Verhalten zu lindern versuchen. Hinzu kommen oft ein Gefühl innerer Leere, Dissoziationserlebnisse und eine große Angst vor dem Verlassenwerden. Häufig wird die Krankheit auch von anderen psychischen Störungsbildern, wie Depressionen, Essstörungen, Drogenmissbrauch etc. begleitet
 
Die „Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ (ICD-10) unterscheidet zwei Erscheinungsformen der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung:
 

  • Der impulsive Typ ist durch emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle gekennzeichnet.
  • Der Borderline-Typ umfasst neben den oben genannten Merkmalen noch weitere, wie in etwa ein gestörtes Selbstbild.

In den „Diagnostischen und statistischen Leitfaden psychischer Störungen“ wurde die Borderline-Störung erst 1980 aufgenommen.

Wie sehen die Symptome von Borderline aus?

Es gibt unterschiedliche Modelle, welche die Symptome der Krankheit festlegen, wobei alle Modelle von einem impulsiven, emotional instabilen Verhalten von Borderline-Patienten ausgehen. Betroffene sind oft aggressiv und können kaum stabile Beziehungen führen. Ihr Denken ist schwarz-weiß, wobei sie zwischen einer Idealisierung und einer Herabwertung ihrer Mitmenschen schwanken. Sie empfinden gleichzeitig Angst vor Nähe und vor dem „Verlassenwerden“. Oft sehen sie nur mehr in selbstverletzenden Verhalten oder Suizidversuchen eine Lösung.
 
Zusammengefasst zeigen sich folgende Anzeichen einer Borderline-Erkrankung:
 
Störungen der Affektregulation
Betroffene haben Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu benennen und zu regulieren. Zudem leiden sie unter einer niedrigen Reizschwelle für die Auslösung von Emotionen und einem hohen Erregungsniveau, was sich in heftigen Gefühlsausbrüchen zeigt. Der Patient wird regelrecht von seinen Emotionen überschwemmt und verliert die Kontrolle über sie. Dies hat unerträgliche Spannungszuständen zur Folge und kann zu einer verzerrten Körperwahrnehmung führen, was in der Fachsprache als „Dissoziation“ bezeichnet wird. Betroffene empfinden keine Schmerzen mehr und nehmen alles wie durch einen Schleier wahr.
 
Um diesen Gefühlszustand wieder loszuwerden und in die Realität zurückkehren zu können, greifen sie auf gefährliche und selbstverletzende Verhaltensweisen zurück. Viele schneiden sich mit Messern oder Rasierklingen oder fügen sich Verbrennungen zu. Andere balancieren auf Brückengeländern oder rasen auf der Autobahn. Weitere problematische Verhaltensmuster sind Drogenmissbrauch, ein ständiger Wechsel von Sexualpartnern, ein pathologisches Kaufverhalten, Zwangshandlungen, aggressive Durchbrüche oder ein gestörtes Essverhalten.
 
Doch auch andere Emotionen wie Schuld, Scham, Ohnmacht und Selbstverachtung treten häufig auf und beeinträchtigen zwischenmenschliche Beziehungen.
 
Zu den Symptomen von Borderline können unter anderem extreme Stimmugsschwankungen gehören
 
Gestörtes Selbstbild und Schwankungen im Selbstwertgefühl
Patienten sind sich ihrer selbst sehr unsicher und können schwer erklären, wer sie wirklich sind, da sie sich von sich selbst sehr weit entfernt fühlen. Dies zeigt sich in einem Gefühl der inneren Leere und Langeweile, was mit den Schwierigkeiten mit der eigenen Identität zusammenhängt. Oft plagen sie Selbstzweifel und ihr Selbstbild ist weitgehend instabil. Zudem ändern Betroffene oft ihre Pläne, wodurch es ihnen schwerfällt, ein angestrebtes Ziel zu verfolgen. Auch der eigene Körper wird meist sehr negativ eingeschätzt.
 
Probleme mit der Regulation von Nähe und Distanz
Betroffen haben oft das Gefühl, anders zu sein, wodurch sie von anderen Menschen auf Distanz gehen. Auf der anderen Seite haben sie große Verlustängste, wodurch sie wichtige Menschen an sich binden versuchen. Diese Diskrepanz zwischen Nähe und Distanz kann zu häufigen Trennungs- und Wiederannäherungsprozessen führen, was häufig eine Überlastung der Sozialkontakte zur Folge hat.
 
Gestörte kognitive Funktionsfähigkeit
Häufig kommt es zu dissoziativen Phasen, in denen traumatische Erlebnisse erneut durchlebt werden. Diese empfinden Betroffene als emotional real. In manchen Fällen kommt es dabei zu einer Derealisation, bei der die Umwelt als fremd empfunden wird oder zu einer Depersonalisation, bei der Betroffene das eigene ICH als fremd wahrnehmen.
 
Verhaltensauffälligkeiten
Die deutlichsten Probleme zeigen Betroffene im zwischenmenschlichen Bereich, welcher durch Missverständnisse, Fehleinschätzungen und Problemen bei der Wiederherstellung von Beziehungen nach einer Enttäuschung geprägt sind.
 
Über die Hälfte der Betroffenen begehen Suizidversuche, wobei die höchste Gefährdung bei 20- bis 30-Jährigen zu beobachten ist. Danach nimmt das impulsive Verhalten im Normalfall ab. Die Suizidrate liegt dennoch zwischen drei und zehn Prozent. Oft kommen noch begleitende Erkrankungen wie unter anderem eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Essstörungen oder eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hinzu.

Wie grenzt sich Borderline von anderen Erkrankungen ab?

Oft ist eine Borderline-Erkrankung auch unter Fachleuten schwer zu erkennen, weshalb sie häufig erst nach jahrelanger Behandlung anderer im Vordergrund stehender Beschwerden festgestellt werden kann. Folgende psychischn Störungen zeigen die gleichen oder ähnliche Symptome wie eine Borderline-Persönlichkeitsstörung:
 
Schizophrenie
Unter einer Schizophrenie verstehen Ärzte eine schwerwiegende psychische Störung, bei der Betroffene eine verzerrte Wahrnehmung der Umwelt und der eigenen Person haben. Sie hören in etwa Stimmen oder sehen Bilder, die in der Realität nicht existieren. Ein weiteres typisches Merkmal ist ein Verfolgungswahn oder der Glaube daran, fremdgesteuert zu werden. Mögliche Folgen sind: sozialer Rückzug, Antriebslosigkeit, Freudlosigkeit und eine emotionale Abgestumpftheit sowie eine mangelnde Motivation. Gleich wie bei einer Borderline-Störung können auch bei Schizophrenen emotionale Ausbrüche beobachtet werden.
 
Es ist manchmal nicht so leicht, Borderline von anderen sychischen Erkrankungen zu unterscheiden
 
Bipolare Störung
Diese psychische Erkrankung ist durch Impulsausbrüche und manische und depressive Phasen, die sich einander abwechseln, gekennzeichnet. Das Ziel der Behandlung liegt in deren Reduktion oder Vermeidung. Anders als bei einer Borderline-Störung zeigen sich bei Betroffenen in den „gesunden“ Phasen jedoch keine sozialen Schwierigkeiten, was bedeutet, dass sie sehr wohl zu tiefen stabilen zwischenmenschlichen Beziehungen fähig sind.
 
Depressionen
Im Gegensatz zu einem Borderline-Syndrom, bei dem es sich um eine Störung der Affektkontrolle handelt, haben Depressive mit einer gestörten Grundstimmung zu kämpfen. Typische Anzeichen einer Depression sind demnach Antriebslosigkeit, Interessenverlust und körperliche Symptome wie Schlaflosigkeit, Appetitstörungen oder Schmerzzustände. Etwa zehn bis fünfzehn Prozent aller Betroffenen sterben durch Suizid.
 
Paranoia
Bei einer Paranoia stehen Wahnbilder im Vordergrund, die aus einer verzerrten Wahrnehmung der Umwelt resultieren. Betroffene fühlen sich verfolgt und entwickeln häufig eine extrem feindselige, misstrauische, ängstliche und aggressive Haltung anderen Menschen gegenüber. Sie sind oft der Überzeugung, dass andere sich gegen sie verschwören. Damit zählt die paranoide Persönlichkeitsstörung zu den schwersten psychischen Erkrankungen überhaupt, da Betroffene oft auch ihre Therapeuten als feindselig wahrnehmen.

Welche Typen von Borderline gibt es?

Die Weltgesundheitsorganisation, kurz WHO, unterscheidet zwei Borderline-Typen:
 

  • Impulsiver Typ: Typisch für diesen Typen sind eine emotionale Instabilität und eine mangelnde Impulskontrolle. Betroffene sind aggressiv, reizbar bis explosiv und fallen durch unberechenbares Verhalten auf.
  • Borderline-Typ: Zu den oben genannten Symptomen kommen noch ein verzerrtes Selbstbild, ein dauerndes Gefühl der Leere, instabile zwischenmenschliche Beziehungen und die Neigung zu selbstschädigendem Verhalten bis hin zur Suizidalität hinzu.

Es gibt aber noch ein weiteres Modell vom amerikanischen Psychologen Theodore Millon, welches zwischen vier Untergruppen der Borderline-Störung unterscheidet, wobei die Gruppen vielmehr als Orientierung bei der Diagnose fungieren und nicht klar voneinander abgetrennt gesehen werden:
 

  1. Der entmutigte Borderliner: Wirkt abhängig von anderen, hohes Bedürfnis nach Zuwendung und Anerkennung, anhänglich, insgeheim starke Wut auf andere, mangelndes Selbstwertgefühl, Wut ist nach innen gerichtet, selbstverletzendes/suizidales Verhalten.
  2. Der impulsive Borderliner: Oberflächlich, langweilt sich schnell, energetisch, schnell frustriert und wütend, fühlt sich leicht missverstanden und im Stich gelassen, Kontrollverhalten.
  3. Der mürrische Borderliner: Reizbar, leicht frustriert, tendiert zu Wutausbrüchen, ungeduldig, schnell frustriert und desillusioniert, Gefühl der Wertlosigkeit, Angst vor Enttäuschung starrsinnig, trotzig, passiv-aggressiv gegenüber Menschen, die er nicht mag – liebevoll in Partnerschaften.
  4. Der selbstzerstörerische Borderliner: Selbst sein ärgster Feind, kein stabiles Selbstwertgefühl, braucht andere Menschen, um sich zu bestätigen, Angst vor dem Verlassenwerden, selbstverletzendes oder suizidales Verhalten, launisch, Bitterkeit gegenüber anderen.

Es gibt verschiedene Borderline-Typen

Welche Ursachen hat Borderline?

Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass mehrere Faktoren zu einer Entstehung einer Borderline-Störung beitragen können. Dazu gehören:
 

  • Genetische Veranlagung: Studien gehen davon aus, dass eine BPS zu etwa 40 Prozent genetisch bedingt sein kann, wobei die Suche nach bestimmten Genen oder Genorten bislang erfolglos war. Erklärt wurde diese Tatsache durch Genmodifikationen, die umweltbedingt entstehen können.
  • Umwelteinflüsse: Eine Langzeitstudie kam zu dem Ergebnis, dass feindseliges Verhalten und Streit unter Eltern die Erkrankungswahrscheinlichkeit erhöht. In der Medizin besteht weitgehend eine Einigkeit darüber, dass vor allem Beziehungsstörungen in der kindlichen Entwicklung zu einer Erkrankung führen können. Dazu zählen in etwa traumatische Erlebnisse, wie bei einem sexuellen Missbrauch oder einer emotionalen Vernachlässigung. Doch auch Verlusterlebnisse in der Kindheit oder Konflikte im Jugendalter sowie eine überbehütete Kindheit können eine Borderline-Störung auslösen.
  • Neurobiologie: Umfangreiche Studien mit Gehirnscans konnten belegen, dass es bei Betroffenen einer BPS häufig zu einer Unterfunktion im Präfrontalen Cortex, dem Frontallappen kommt. Das ist der Bereich der Großhirnrinde an der Stirnseite des Gehirns, welcher für die Bewertung und Verarbeitung von emotionalen Impulsen, Stress, Gefahrensignalen und von Ängsten zuständig ist. Bei einer Funktionsstörung kommt es zu den Borderline-typischen Impulsstörungen.

Wer ist am häufigsten von Borderline betroffen?

Die Anzahl der Betroffenen ist schwer festzulegen, da sich nicht alle Borderliner in Therapie begeben. Schätzungen gehen von etwa drei Prozent der Bevölkerung aus, wobei der Anteil bei den Fünfzehnjährigen mit über sechs Prozent am höchsten ist. Bei den über 40-Jährigen leiden noch etwa 0,7 Prozent an einer Borderline-Störung.
 
Die Krankheit entwickelt sich meist schon im Kindesalter, jedoch kann sie da oft noch nicht eindeutig diagnostiziert werden. In den letzten Jahren gibt es Hinweise, die auf eine Zunahme der Erkrankten hindeutet. So berichten Kinder- und Jugendpsychiater von vermehrten Selbstverletzungen ihrer Patienten. Zwischen den Geschlechtern konnte bislang kein Unterschied festgestellt werden, wobei Frauen sich eher einer Behandlung unterziehen als Männer, weswegen sie in der Statistik aufscheinen.

Welche Folgen kann Borderline für die Betroffenen haben?

Meist tritt eine Borderline-Störung gemeinsam mit anderen Erkrankungen auf. Viele Betroffene kämpfen deshalb nicht nur mit psychischen Beschwerden, sondern auch mit körperlichen Folgen, wie Schlaf-, Ess- oder Trinkstörungen. Auch entwickeln sich häufig Alkohol- oder Drogenprobleme, welche weitere körperliche Schäden zur Folge haben können. Einige Betroffene leiden zudem unter Zwangshandlungen, wie in etwa zwanghaftes Putzen und Duschen, worunter ihre sozialen Kontakte leiden. Zudem haben viele Betroffene aufgrund ihrer Instabilität Schwierigkeiten, eine Berufsausbildung abzuschließen.
 
Doch auch das selbstverletzende und/oder suizidale Verhalten bleibt im sozialen Umfeld nicht unbemerkt. Betroffene schämen sich oft dafür, weshalb sie ihr Sozialleben auf das Nötigste reduzieren und öffentliche Bereiche sowie kurze Kleidung, die ihre Narben und Wunden offenbaren könnte, meiden. Oft trauen sich Betroffene nicht, über ihre Krankheit zu sprechen oder es fehlt ihnen an einer Krankheitseinsicht. Vor allem Kinder leiden sehr unter Elternteilen mit Borderline, da sie ihren Stimmungsschwankungen hilflos ausgesetzt sind. Das ständige Wechseln zwischen liebevoller Nähe und Zurückweisung verunsichert Kinder und zerstört deren Vertrauen. Sie übernehmen dann oft die Rolle der Erwachsenen und kümmern sich um ihre Eltern, da diese ihren Alltag nicht mehr bewältigen können.
 
Viele Menschen, welche von Borderline betroffen sind, fügen sich slebst Verletzungen zu

Wie erfolgt die Diagnose von Borderline?

Als erste Ansprechstelle für eine Abklärung einer Erkrankung dienen Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapeuten. Anfangs wird der Arzt Dich über Deine bisherige Lebensgeschichte, Krankheiten oder seelische Krisen befragen, wobei er das Hauptaugenmerk auf zwischenmenschliche Beziehungen sowie Deine Gefühlsregulation und selbstschädigendes Verhalten legt. Darüber hinaus schaut der Mediziner, ob die typischen Anzeichen einer Borderline-Störung, nämlich ein stark impulsives Verhalten, Stimmungsschwankungen, Störungen im Selbstbild und in den zwischenmenschlichen Beziehungen, vorhanden sind. Fünf der folgenden Kriterien nach dem Klassifikationssystem DSM-IV und ICD-10 müssen zudem vorhanden sein:
 

  1. Ein verzweifeltes Bemühen, reales oder imaginäres Alleinsein zu verhindern.
  2. Ein Muster von wechselnden instabilen und intensiven zwischenmenschlichen Beziehungen.
  3. Identitätsstörungen
  4. Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (z.B. Geldausgeben, Sex, Substanzmissbrauch, Essanfälle)
  5. Wiederkehrende Suiziddrohungen, -andeutungen oder –versuche oder selbstschädigendes Verhalten
  6. Affektive Instabilität, die durch eine ausgeprägte Orientierung an der aktuellen Stimmung gekennzeichnet ist (z.B. starke episodische Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit oder Angst)
  7. Chronisches Gefühl der Leere
  8. Unangemessen starke Wut oder Schwierigkeiten, Wut oder Ärger zu kontrollieren
  9. Vorübergehende stressabhängige paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome

Wie lässt sich Borderline behandeln?

Im Grunde sind die Erfolgschancen, eine Borderline-Störung zu heilen, eher gering, da Betroffene dazu neigen, ihren Therapeuten anfangs zu idealisieren, um ihn bei der kleinsten Enttäuschung extrem abzuwerten. Dadurch kommt es zu einem häufigen Therapeutenwechsel oder Therapieabbruch. Doch haben sich die Behandlungsmethoden in den letzten Jahren verbessert, wodurch mehr Patienten ihr Verhalten in den Griff bekommen können. Sollten Betroffene jedoch selbstverletzendes oder suizidales Verhalten zeigen, ist eine stationäre Behandlung zunächst zielführender, da sie dort von einem strukturierten Ablauf profitieren können. Eine ambulante Therapie hingegen gibt Patienten die Möglichkeit, Konflikte in ihrem gewohnten Umfeld zu bearbeiten und neue Verhaltensweisen zu erlernen. Für die Behandlung können folgende Verfahrensweisen zum Einsatz kommen:
 
Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT)
Diese Therapieform gehört der Gruppe der Verhaltenstherapie an. Sie zielt darauf ab, dass Betroffene sich nicht mehr selbst verletzen und die Therapie nicht abbrechen. In Gruppensitzungen werden neue Verhaltens- und Denkweisen erarbeitet, die zu einer Verbesserung der Eigenwahrnehmung sowie der Wahrnehmung anderer Menschen, einem besseren Umgang mit Krisen, Stress und den eigenen Gefühlen, Selbstkontrolle und einem Abbau des Schwarz-Weiß-Denkens führen sollen. In einer zweiten Phase rücken dann die belastenden Lebensereignisse in den Vordergrund, welche erst zu einer Erkrankung geführt haben. Dabei geht es nicht um deren Aufarbeitung, sondern um die Integration und Akzeptanz der persönlichen, aber abgeschlossenen Vergangenheit. In der letzten Therapiephase üben Betroffene, diese neuen Verhaltensmuster im Alltag anzuwenden und damit ihr Selbstwertgefühl zu steigern und persönliche Lebensziele umzusetzen.
 
Borderline sollte unbedigt therapeutisch behandelt werden
 
Psychodynamisch-konfliktorientierte Psychotherapie
Im Vordergrund stehen hierbei die Einsicht in Zusammenhänge zwischen den biografischen Erfahrungen und aktuellen problematischen Beziehungen und Verhaltensweisen. Anders als bei der DBT sollen dabei traumatische Erlebnisse aufgearbeitet werden.
 
Familientherapie
Vor allem bei Kindern und Jugendlichen ergibt es Sinn, die Familie in die Therapie mit einzubeziehen, da sie oft Grund der Störung ist. Nur so kann der Betroffene sein Denk- und Verhaltensmuster ändern.
 
Schematherapie oder schemfokussierte Therapie
Diese Form der Therapie geht davon aus, dass aufgrund ungünstiger Kindheitserlebnisse krankhafte Muster entstanden sind, die in weiterer Folge zu einer Borderline-Störung geführt haben. Das Ziel ist es, diese meist unbewussten Denk- und Handlungsmuster zu ändern.
 
Übertragungsfokussierte Psychotherapie
Die Theorie dieser Methode geht davon aus, dass eine gestörte Objekt-Subjekt-Beziehung Ursache der Erkrankung ist. Objekt ist dabei der Partner, der auf das Subjekt, den Borderline-Patient, reagiert. Diese gestörte Beziehung soll auf den Therapeuten übertragen und aufgearbeitet werden.
 
Mentalisierungsbasierte Therapie
Die Annahme dieser Methode basiert auf einer mangelhaften Ausprägung der Subjekt-Objekt-Differenzierung. Das bedeutet, dass der Borderline-Patient sein Verhalten und das der anderen schwer einschätzen kann. Daher zielt die mentalisierungsbasierte Therapie auf die Verbesserung dieser Fähigkeiten ab.
 
Skills Training
Dieses Training zielt darauf ab, dass Betroffene ihre Gefühle besser regulieren und dadurch ihren Alltag und Krisensituationen besser bewältigen können. Dabei lernen sie, mehr Ruhe in den Alltag zu bringen, ihre Anspannungen zu reduzieren und ihr Selbstwertgefühl zu steigern.
 
Medikamente
In manchen Fällen ergibt es Sinn, zusätzlich zur Psychotherapie Medikamente zu verabreichen, um extreme Stimmungsschwankungen und Gefühlszuständen in den Griff zu bekommen.
 
In manchen Fällen ist es sinnvoll, die Therapie mit Medikamenten zu begleiten

Welche Risikofaktoren können eine Borderline-Erkrankung verschlimmern?

Wenn Kinder bereits sehr früh massiv belastenden Situationen, wie eine Suchterkrankung eines oder beider Elternteile, Gewalt oder Armut, ausgesetzt waren, begünstigt dies die Entstehung einer Borderline-Störung. Diesen Kindern fehlte es an Schutz und Geborgenheit, stattdessen wurden sie traumatisiert. Negative Beziehungsmuster und -erfahrungen mit einer oder mehreren Bezugspersonen kann ebenfalls zu einer Erkrankung führen. Weitere Risikofaktoren sind das junge Lebensalter sowie psychiatrische Belastungen in der Familie.

Was kann ich selbst bei Borderline machen?

Viele Borderliner wollen selbst verstehen, was mit ihnen nicht stimmt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Du kannst einer Selbsthilfegruppe oder einer psychoedukativen Gruppe beitreten oder Einzelgespräche bei einem Therapeuten in Anspruch nehmen. Daneben gibt es zahlreiche Bücher über das Thema, mit denen Du Dich beschäftigen kannst. In bestimmten Trainings oder mithilfe Deines Therapeuten kannst Du lernen, neue Gewohnheiten aufzubauen und damit besser mit Deinen Kräften hauszuhalten. So lernst Du in etwa, Deine perfektionistischen Ansprüche zu reduzieren. Im Rahmen von sogenannten Skillsgruppen werden neue Fertigkeiten trainiert und in einem geschützten Rahmen geübt. Diese Fertigkeiten beziehen sich vor allem auf die Bereiche:
 

  • Stresstoleranz,
  • Umgang mit Emotionen,
  • zwischenmenschliche Fertigkeiten,
  • Achtsamkeit,
  • körperliche Gesundheit,
  • Probleme bewältigen

Wird eine Borderline-Erkrankung mit dem Alter schlimmer?

Der Höhepunkt der Krankheit liegt zwischen 20 und 30 Jahren, danach nehmen die Impulsdurchbrüche im Normalfall ab.

Lässt sich Borderline vorbeugen?

Da die Erkrankung aufgrund einer Kombination von genetischen und psychosozialen Einflüssen entsteht, ist es nicht möglich, Borderline vorzubeugen.

Was kostet die Behandlung von Borderline?

Die Kosten hängen vom Schweregrad der Erkrankung ab, doch musst Du für eine Psychotherapieeinheit zwischen 60 und 120 Euro rechnen.
 
Je nach Land und Versicherung, kann es sein, dass die Krankenkasse die gesamten Kosten für eine Therapie übernimmt

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Behandlung von Borderline?

In vertraglich gebundenen Einrichtungen ist eine volle Kostenübernahme möglich. Auch gibt es Kassenplätze bei Psychotherapeuten, welche von den Krankenversicherungsträgern bezahlt werden. Solltest Du selbst einen Therapeuten wählen, bekommst Du in Österreich je nach Krankenkasse zwischen 21,80 Euro und 50 Euro zurück. In Deutschland werden die Kosten für die Behandlung einer Borderline-Störung zu 100 Prozent übernommen, in der Schweiz muss diese von einem Arzt begleitet werden, damit Du Anspruch auf einen Kostenersatz hast. Daneben gibt es jedoch zahlreiche Zusatzversicherungen, die die Behandlung bezahlen.

Wohin kann man sich bei einer Borderline-Erkrankung wenden?

Solltest Du den Verdacht haben, dass Du an einer Borderline-Störung leidest oder jemanden kennst, wo Du vermutest, dass eine Erkrankung vorliegt, kannst Du Dich an einen Facharzt für Psychiatrie oder an einen Psychotherapeuten wenden, um Hilfe zu bekommen. Für Kinder und Jugendliche gibt es spezielle Einrichtungen, die Du kontaktieren kannst.
 

  • Unter der deutschen Website www.borderline-plattform.de findest Du hilfreiche Informationen zur Arzt- bzw. Therapeutensuche sowie Suche nach Selbsthilfegruppen, die auch von Angehörigen besucht werden können.
  • Unter psychiatrie.de findest Du viele Informationen zur Krankheit und Adressen, wo Du Dich hinwenden kannst.
  • Unter der deutschen Nummer 0049 (0)6897/939240 erreichst Du die Initiative Lichtweg, die Beratungen, therapeutische Angebote und rechtliche Informationen für Betroffene und Angehörige anbieten.
  • Umfangreiche Informationen und Adressen lokaler Anlaufstellen und Selbsthilfegruppen sowie Erfahrungsberichte und Austauschmöglichkeiten findest Du auf dieser Plattform: www.borderline-plattform.at
  • Als Angehöriger kannst Du Dir hier Hilfe suchen: www.bapk.de
  • In Österreich findest Du unter dem Stichwort Borderline auf der Website der Stadt Wien Hilfe: www.wien.gv.at/
  • Als Schweizer kannst Du hier Informationen finden: www.vask.ch und www.selbsthilfeschweiz.ch

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