Akutes Atemnotsyndrom (ARDS)

Das akute Atemnotsyndrom, auch kurz als ARDS bezeichnet, ist eine fulminante und potenziell lebensbedrohliche Erkrankung der Lunge. Ausgelöst wird sie durch eine überschießende Immunreaktion, die wiederum selbst unterschiedliche Ursachen oder zugrundeliegende Erkrankungen haben kann. Das akute Atemnotsyndrom ist stets ein medizinischer Notfall, der intensivmedizinisch behandelt werden muss - trotz intensiver und multimodaler Behandlung, hat das akute Atemnotsyndrom je nach Schweregrad meist keine gute Prognose.


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Zuletzt aktualisiert: 24. Juni, 2021

INHALTSVERZEICHNISInhaltsverzeichnis

Das akute Atemnotsyndrom – in der medizinischen Fachsprache häufiger als ARDS (acute respiratory distress syndrome) bezeichnet, ist eine Form des akuten Lungenversagens, das durch eine überschießenden Entzündungsreaktion der Lunge auf unterschiedliche Reize ausgelöst wird.

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Das Hauptsymptom des akuten Atemnotsyndroms ist die erschwerte Atmung und Kurzatmigkeit, auch als Dyspnoe bezeichnet. Ein- und Ausatmung können weniger tief durchgeführt werden, dafür beschleunigt sich die Atemfrequenz immer weiter (Tachypnoe). Mit der mangelnden Fähigkeit suffizient zu atmen, geht eine zunehmende Unruhe und Panik einher.

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Die Diagnose ARDS ist oftmals gar nicht so eindeutig, da akute Atemnot ein eher unspezifisches Symptom ist, das auf mehrere Ursachen und auch auf unterschiedliche Organsysteme hinweisen kann.

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Die Ursachen des akuten Lungenversagens sind vielfältig und können sowohl von der Lunge selbst, als auch von anderen Organen ausgehen (systemische Ursachen).

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Ein ARDS muss auf jeden Fall stationär in einem Krankenhaus (meist auf der Intensivstation) behandelt werden – die Alarmierung der Rettung ist demnach in jedem Fall notwendig.

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Die wohl wichtigste Maßnahme ist die sofortige Verständigung des Notarztes und möglichst rasche Einlieferung ins Spital.

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Die wohl wichtigste Maßnahme ist die sofortige Verständigung des Notarztes und möglichst rasche Einlieferung ins Spital.

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Die Prognose ist häufig trotz intensivmedizinischer Behandlung keine gute. Vor allem bei schweren Formen verläuft die Behandlung zu 50% mit tödlichem Ausgang.

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Ja! Denn bei einem ARDS handelt es sich um einen medizinischen, lebensbedrohlichen Notfall, der sofortige intensivmedizinische Betreuung benötigt.

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Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Bei einem akuten Atemnotsyndrom handelt es sich um eine Erkrankung der Lunge, die einem akuten Lungenversagen gleich kommt. Das Lungenversagen führt zur reduzierten Aufnahme von Sauerstoff und Abgabe von Kohlendioxid, wodurch alle Organsysteme erheblichen Schaden nehmen können


Das ARDS verläuft in mehreren Stadien - wichtigste Symptome sind zunehmende Atemnot auch ohne Belastung, Blaufärbung der Schleimhäute, zunehmende Schwäche und Müdigkeit bis hin zum Bewusstseinsverlust


Zu den möglichen Ursachen eines akuten Atemnotsyndroms zählen eine schwere Lungenentzündung, eine Blutvergiftung, großflächige Verbrennungen oder Polytraumata nach schweren Unfällen mit hohem Blutverlust


Die Behandlung eines ARDS erfolgt in der Regel intensivmedizinisch - wichtigste Maßnahme ist die Behandlung der zugrundeliegenden Ursache

ICD-10-GM-2020 J80.

Was versteht die Medizin unter einem akuten Atemnotsyndrom (ARDS)?

Das akute Atemnotsyndrom – in der medizinischen Fachsprache häufiger als ARDS (acute respiratory distress syndrome) bezeichnet, ist eine Form des akuten Lungenversagens, das durch eine überschießenden Entzündungsreaktion der Lunge auf unterschiedliche Reize ausgelöst wird. Ein weiteres, häufig gebrauchtes Synonym ist der Begriff “Schocklunge”.
 
Das akute Atemnotsyndrom - in der medizinischen Fachsprache häufiger als ARDS (acute respiratory distress syndrome) bezeichnet, ist eine Form des akuten Lungenversagens

Wie sehen die Symptome eines akuten Atemnotsyndroms aus?

Das Hauptsymptom des akuten Atemnotsyndroms ist die erschwerte Atmung und Kurzatmigkeit, auch als Dyspnoe bezeichnet. Ein- und Ausatmung können weniger tief durchgeführt werden, dafür beschleunigt sich die Atemfrequenz immer weiter (Tachypnoe). Mit der mangelnden Fähigkeit suffizient zu atmen, geht eine zunehmende Unruhe und Panik einher.
 
Im weiteren Verlauf kommt es zur zunehmenden Erschöpfung – Betroffene nehmen eine typische gebückte Position ein, um die Atemmuskulatur zu aktivieren, aber auch darunter kommt es nur zur ungenügenden Sauerstoffversorgung, sodass eine allgemeine Ermüdung bis hin zur Zyanose (Blaufärbung der Haut und Schleimhäute) eintritt. Durch sich in der Lunge ansammelnde Flüssigkeit treten Rasselgeräusche auf, die anfangs nur mit dem Stethoskop, später auch mit freiem Ohr gehört werden können. Im fortgeschrittenen Stadium kann es durch die mangelnde Sauerstoffversorgung der inneren Organe und des Gehirns zum Multiorganversagen, Bewusstseinsverlust und Herzstillstand kommen. In einigen Fällen kann ebenfalls eine Verwirrtheit bei der betroffenen Person auftreten.

Wie wird das akute Atemnotsyndrom diagnostiziert?

Die Diagnose ARDS ist oftmals gar nicht so eindeutig, da akute Atemnot ein eher unspezifisches Symptom ist, das auf mehrere Ursachen und auch auf unterschiedliche Organsysteme hinweisen kann. Dementsprechend wird die Diagnose nur dann gestellt, wenn die Ursache eine Lungenpathologie ist und andere Organe (beispielsweise das Herz) nicht ursächlich beteiligt sind. Eine solche Beteiligung des Herzens schließt der Arzt üblicherweise mittels Laboruntersuchung des Blutes, EKG und Herzultraschall aus.
 
Zu den aktuellen Kriterien für die Diagnose ARDS gehören zudem auch der akute Beginn, eine unzureichende Oxygenierung (Sauerstoffanreicherung) des Blutes und eindeutige Veränderungen im Lungenröntgenbild.

In welchen Phasen verläuft das akute Atemnotsyndrom?

Insgesamt gibt es drei Phasen:
 
Exsudative Phase
Diese findet zwischen dem ersten und dem siebten Tag statt. Hier erhöht sich das Gewicht der Lunge stark, während der Sauerstoffgehalt in der Lunge bereits immer weiter sinkt.
 
Frühe proliferative Phase
Diese setzt ab dem dritten Tag ein und zeichnet sich durch ein immer fester werdendes Lungengewebe aus, welches zudem nach und nach eine gräuliche Farbe annimmt.
 
Späte prolifertavie Phase
Die dritte und letzte Phase beginnt ab dem siebten Tag. Die Lunge färbt sich in ein sehr dunkles Rot, auch “Hepatitisrot” genannt.

Welche Ursachen hat das ARDS?

Die Ursachen des akuten Lungenversagens sind vielfältig und können sowohl von der Lunge selbst, als auch von anderen Organen ausgehen (systemische Ursachen).
 
Die häufigste lungenspezifische Ursache ist die Lungenentzündung, des Weiteren können auch Unfälle (beispielsweise Lungenprellung) oder das Einatmen von unterschiedlichen schädigenden Stoffen (unter anderem auch im Rahmen einer Rauchgasvergiftung) zu einem ARDS führen. Auch eine Aspiration (das Einatmen von Flüssigkeit, beispielsweise von Wasser oder von Magensäure im Zuge eines Erbrechens oder einer Narkose) ist keine Seltenheit, diese begünstigt das Entstehen einer Lungenentzündung und wiederum eines ARDS.
 
Darüber hinaus gibt es eine Reihe an nicht-lungenspezifischen Erkrankungen und Zuständen, die eine Beteiligung der Lunge nach sich ziehen und damit die Entstehung eines akuten Atemnotsyndroms begünstigen. Dazu zählen fulminante Infektionen, die zur Blutvergiftung (Sepsis) führen, ein Schockgeschehen im Rahmen eines Herzstillstandes oder eines hohen Blutverlustes, hochgradige Verbrennungen, Entgleisungen des Säure-Basen-Haushaltes mit entweder Über- und Untersäuerung, Zustände nach schweren Unfällen mit mehreren Frakturen oder Schädel-Hirn-Trauma.
 
Unabhängig von der Ursache ist der Ablauf immer ein ähnlicher: Ausgelöst durch eine massive Beeinträchtigung des Organismus kommt es zur Entzündungsreaktion. Das Immunsystem reagiert auf den Reiz und bewirkt durch die Rekrutierung unterschiedlicher Immunzellen eine Erweiterung der Blutgefäße in der Lunge. Dadurch kommt es zum Austritt von Flüssigkeit aus den Gefäßen ins Lungengewebe und zum Lungenödem.
 
Die Ursachen des akuten Lungenversagens sind vielfältig und können sowohl von der Lunge selbst, als auch von anderen Organen ausgehen
 
Das Lungenödem schränkt die Funktion der Alveolen (Lungenbläschen) stark ein und verhindert zudem die Entfaltungsmöglichkeit der Lunge. Atmung und Gasaustausch können dadurch nur noch eingeschränkt stattfinden, Atemnot und eine reduzierte Sauerstoffversorgung der Organe sind die Folge.

Wann sollte ich den Notarzt rufen?

Ein ARDS muss auf jeden Fall stationär in einem Krankenhaus (meist auf der Intensivstation) behandelt werden – die Alarmierung der Rettung ist demnach in jedem Fall notwendig. Wann dies geschieht ist von Fall zu Fall unterschiedlich, da auch die Symptomatik und der Verlauf nicht bei jeder Person gleich sind. Zunehmende Atemnot und Schwäche, die bis dato nicht bestanden, können ein erster Hinweis sein und sind abzuklären. Spätestens bei einer bläulichen Verfärbung von Haut und Schleimhäuten oder einem Bewusstseinsverlust sollte jemand unbedingt die Rettung verständigen.

Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen soll ich bei ARDS einleiten?

Die wohl wichtigste Maßnahme ist die sofortige Verständigung des Notarztes und möglichst rasche Einlieferung ins Spital. Bis die Rettung eintrifft, ist es hilfreich die betroffene Person aufrecht und sitzend zu lagern, um die Arbeit der Atemmuskulatur zu unterstützen. Kommt es dennoch zum Kreislaufstillstand (fehlende Atmung und Puls) muss der Ersthelfer mit einer Reanimation beginnen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einem akuten Lungenversagen?

Die wohl wichtigste Maßnahme ist die sofortige Verständigung des Notarztes und möglichst rasche Einlieferung ins Spital. Bis die Rettung eintrifft, ist es hilfreich die betroffene Person aufrecht und sitzend zu lagern, um die Arbeit der Atemmuskulatur zu unterstützen. Sollte das nicht möglich sein, dann ist die stabile Seitenlage der richtige Schritt.
 
Wichtig ist ebenfalls, dass der Ersthelfer Kleidung entfernt, welche den Betroffenen zu sehr einengen könnten und damit ebenfalls die Atmung erschweren. Sollte der Betroffene unter einer Allergie leiden, sind die entsprechenden Notfallmedikamente zu verabreichen. Kommt es dennoch zum Kreislaufstillstand (fehlende Atmung und Puls) muss der Ersthelfer mit einer Reanimation beginnen, welche aus einer Herzdruckmassage und einer Mund-zu-Mund-Beatmung besteht.
 
Neben der Aufrechterhaltung weiterer Vitalparameter (Blutdruck und Puls) ist vor allem auch die Beherrschung der Entzündungsreaktion sehr wichtig. Liegt eine bakterielle Entzündung vor, muss eine antibiotische Therapie erfolgen, zudem kommen mit hoher Wahrscheinlichkeit antientzündliche Wirkstoffe (Cortisontherapie) zum Einsatz.
 
In einigen Fällen kann es zudem hilfreich sein, dem Patienten Blut zu entnehmen und anschließenden Sauerstoff zuzuführen oder Kohlenstoffdioxid zu entfernen. Auf diese Weise lässt sich die Herz- und Lungenfunktion des Patienten positiv beeinflussen.
 
In vielen Fällen kommt ebenfalls die Bauchlage während der künstlichen Beatmung zum Einsatz, denn laut einer französischen Studie aus dem Jahr 2013, lässt sich so der Patienten besser mit Sauerstoff versorgen und die Sterberate ging deutlich zurück, wenn die Beatmung in den ersten 16 Stunden in Bauchlage stattfand.

Wie ist die Prognose bei einem akuten Atemnotsyndrom?

Die Prognose ist häufig trotz intensivmedizinischer Behandlung keine gute. Vor allem bei schweren Formen verläuft die Behandlung zu 50% mit tödlichem Ausgang. Abhängig ist die Prognose vor allem von einem raschen und frühen Erkennen der Symptome und dem rechtzeitigen Einleiten notwendiger Therapien. Bei einer schnellen und guten Therapie überleben etwa 60-75% der vom akuten Atemnotsyndrom betroffenen Personen. Spricht die Behandlung schnell an, sind die Chancen ebenfalls sehr hoch, dass der Patient keine langfristigen Schäden davonträgt, sondern sich wieder vollkommen von der Erkrankung erholt.
 
Bei einer längeren künstlichen Beatmung können sich hingegen Narben auf der Lunge bilden. Diese bilden sich im Idealfall innerhalb weniger Monate nach dem Ende der künstlichen Beatmung wieder zurückbilden. Wenn nicht, können diese Narben Beschwerden auslösen. Je nachdem, wie stark die Narbenbildung ist, merkt der Betroffene dies entweder bereits bei alltäglichen oder erst bei anstrengenden Aktivitäten.
 
Das akute Atemnotsyndrom muss sofort behandelt werden, ansonsten droht der Tod

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung von ARDS?

Ja! Denn bei einem ARDS handelt es sich um einen medizinischen, lebensbedrohlichen Notfall, der sofortige intensivmedizinische Betreuung benötigt. Für eventuelle weitere Therapien, nach der erfolgreichen Behandlung der Erkrankung, kann es jedoch sein, dass ein Selbstbehalt anfällt. Frage hierzu am besten bei Deinem Arzt oder Versicherungsträger nach.


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Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Bei einem akuten Atemnotsyndrom handelt es sich um eine Erkrankung der Lunge, die einem akuten Lungenversagen gleich kommt. Das Lungenversagen führt zur reduzierten Aufnahme von Sauerstoff und Abgabe von Kohlendioxid, wodurch alle Organsysteme erheblichen Schaden nehmen können


Das ARDS verläuft in mehreren Stadien - wichtigste Symptome sind zunehmende Atemnot auch ohne Belastung, Blaufärbung der Schleimhäute, zunehmende Schwäche und Müdigkeit bis hin zum Bewusstseinsverlust


Zu den möglichen Ursachen eines akuten Atemnotsyndroms zählen eine schwere Lungenentzündung, eine Blutvergiftung, großflächige Verbrennungen oder Polytraumata nach schweren Unfällen mit hohem Blutverlust


Die Behandlung eines ARDS erfolgt in der Regel intensivmedizinisch - wichtigste Maßnahme ist die Behandlung der zugrundeliegenden Ursache

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