Achalasie
INHALTSVERZEICHNIS
Was versteht die Medizin unter einer Achalasie?
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Welche Ursachen hat die Achalasie?
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In welche Stadien lässt sich die Achalasie einteilen?
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Welche Symptome treten bei einer Achalasie auf?
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Wie wird eine Achalasie diagnostiziert?
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Wer ist am häufigsten von einer Achalasie betroffen?
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Welche Folgen hat die Erkrankung für die Betroffenen?
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Welche konservativen Behandlungen gibt es bei der Achalasie?
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Wann muss die Achalasie chirurgisch behandelt werden?
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Was muss vor der Operation beachtet werden?
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Wie verläuft die Operation der Achalasie?
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Welche Risiken und Komplikationen können durch eine Operation auftreten?
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Was muss nach der Operation beachtet werden?
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Kann ich eine Achalasie vorbeugen?
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Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
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Das Wichtigste zusammengefasst
Chronische Erkrankung der Speiseröhre, in deren Rahmen vor allem Schluckbeschwerden als Symptom dominieren, weitere Symptome sind das Aufstoßen unverdauter Nahrung, Schmerzen hinter dem Brustbein, Gewichtsverlust und Mundgeruch
Mediziner unterscheiden die primäre von der sekundären Achalasie, der Unterschied liegt vor allem in den Ursachen und im Verlauf
Dein Arzt kann entweder mit konservativen Methoden versuchen, die Beschwerden zu lindern oder auch auf eine Operation zurückgreifen. Welche Methode sich am besten eignet, entscheidet er individuell
Du solltest bei Verdacht auf eine Achalasie unbedingt einen Arzt aufsuchen, da die Erkrankung unbehandelt schwere Komplikationen mit sich bringen kann
Hinweis: Dieser Beitrag dient zur Information über die Achalasie. Es ist jedoch möglich, dass einzelne der hier aufgeführten Leistungen noch nicht von unseren Ärzten angeboten werden. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, Dir bald für weitere Behandlungsfelder einen Spezialisten bieten zu können. Bei Fragen zu unserem Leistungsspektrum kannst Du Dich gerne jederzeit bei uns melden!
Was versteht die Medizin unter einer Achalasie?
Mediziner verstehen unter einer Achalasie der Speiseröhre eine seltene Motilitätsstörung, also eine Beweglichkeitsstörung. Dabei erschlafft der untere Schließmuskel beim Schluckakt nur unzureichend. Die Kontraktionen in der röhrenförmigen Speiseröhre sind ausschließlich simultan, das heißt, die Peristaltik funktioniert nicht vorwärtsgerichtet. Bei der Achalasie sind die Nerven parallel und nicht in Reihe geschaltet- der Nahrungstransport und das Öffnen des Ringmuskels im Ausgang der Speiseröhre sind nicht regulär organisiert.
Welche Ursachen hat die Achalasie?
Welche Ursache der Achalasie zugrunde liegt, ist abhängig davon, ob es sich bei Dir um eine primäre oder eine sekundäre Achalasie handelt. Bei der primären Achalasie können die Ärzte keine eindeutigen Ursachen feststellen, auch wie die Erkrankung entsteht, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar, genetische Ursachen (Triple-A-Syndrom, Trisomie 21, familiäre Viszerale Neuropathie, Achalasie-Mikrozephalie-Syndrom) können nicht ausgeschlossen werden. Weiters vermuten Mediziner Schädigungen unklaren Ursprungs im Bereich der Speiseröhre, vor allem des Plexus myentericus. Infektionen oder Autoimmunerkrankungen kommen bislang auch als Ursachen für die primäre Achalasie in Frage. Die primäre Achalasie tritt häufiger auf als die sekundäre Achalasie. Für diese konnten eindeutige Ursachen identifiziert werden, wie zum Beispiel Speiseröhrenkrebs oder die Chagas-Krankheit. Diese schädigen die Nervenbahnen im Bereich der Speiseröhre und beeinträchtigen so die reguläre Funktion der Speiseröhrenperistaltik und des
Speiseröhrenschließmuskels.
In welche Stadien lässt sich die Achalasie einteilen?
Insgesamt gibt es drei unterschiedliche Stadien. Im ersten Stadium (hypermotile Form) ist die Speiseröhre “überbeweglich” und es kommt zu kräftigen Kontraktionen. In Stadium II (hypomotile Form) reduziert sich die Beweglichkeit der Speiseröhre bereits langsam und sie wird “träger”. Im dritten und letzten Stadium (amotile Form) stellen sich die Kontraktionen der Speiseröhre schließlich komplett ein.
Welche Symptome treten bei einer Achalasie auf?
Typisch für eine Achalasie sind Schluckbeschwerden, das Aufstoßen unverdauter Nahrung, Schmerzen hinter dem Brustbein, Gewichtsverlust und Mundgeruch. Die Erkrankung entwickelt sich schleichend. Anfangs haben Betroffene nur ab und zu leichte Beschwerden, so wie beim Schlucken fester Nahrung. Das Gefühl, die Nahrung würde im Hals stecken bleiben, führt dazu, dass Betroffene häufig nachtrinken. Ein Druckgefühl in der Brustregion hinter dem Brustbein ist ebenfalls typisch für eine Achalasie im Anfangsstadium. Schreitet die Erkrankung fort, treten zunehmend Schwierigkeiten beim Schlucken von Flüssigkeiten auf. Das ungewollte Aufstoßen tritt im fortgeschrittenen Stadium der Achalasie gehäuft auf, vor allem, wenn die Patienten sich hinlegen.
Betroffen leiden unter einem starken Völlegefühl, welches auch zu Erbrechen führen kann. Der typische bittere Geschmack im Mund fehlt, da der Speisebrei noch keinen Kontakt zur Magensäure hatte. Sodbrennen hingegen tritt nicht oder nur sehr selten auf, da der untere Speiseröhrenschließmuskel dauerhaft angespannt ist. Die aufgestoßene unverdaute Nahrung kann auch in die Luftröhre gelangen, wodurch sich die Personen verschlucken können. Besonders nachts passiert dies häufig, sodass Betroffenen oft unter nächtlichen Hustenattacken leiden. Die Speisereste in der Luftröhre und in den Bronchien können aber auch Lungenentzündungen auslösen. Weitere Symptome der Achalasie sind Gewichtsabnahme (bei primärer Achalasie geschieht dies langsamer als bei der sekundären Achalasie) und Mundgeruch. Dieser resultiert aus dem aufgestauten Nahrungsbrei, welcher von Bakterien besiedelt und von diesen abgebaut wird.
Wie wird eine Achalasie diagnostiziert?
Bei Verdacht auf eine Achalasie solltest Du einen Hausarzt oder einen Facharzt für innere Medizin und Gastroenterologie aufsuchen. Er befragt Dich zunächst im Rahmen des Anamnesegesprächs zu Deinen Symptomen beziehungsweise fragt, ob Dir typische Symptome aufgefallen sind. Anschließend untersucht der Arzt besonders Deinen Bauch und den Oberkörper. Dann leuchtet er in den Mund- und Rachenraum, um eventuelle Veränderungen feststellen zu können. Danach tastet er Deinen Hals ab, wodurch er zum Beispiel vergrößerte Lymphknoten am Hals erkennen kann. Außerdem tastet er noch Deine Schilddrüse ab. Auch bildgebende Verfahren können zur Diagnostik der Achalasie zum Einsatz kommen. Dafür eignen sich besonders die Speiseröhren- und Magenspiegelung, die Ösophagus-Breischluck-Untersuchung und die Druckmessung der Speiseröhre.
Wer ist am häufigsten von einer Achalasie betroffen?
Männer und Frauen sind gleich häufig von einer Achalasie betroffen, das typische Erkrankungsalter liegt zwischen 20 und 40 Jahren. Allerdings erkranken auch viele der Achalasie-Patienten erst im höheren Lebensalter. Kinder sind sehr selten betroffen.
Welche Folgen hat die Erkrankung für die Betroffenen?
Im Rahmen der Erkrankung kann es zu Sodbrennen und krampfartigen Schmerzen in der Brust kommen. Infolge dessen müssen Betroffene häufig würgen oder erbrechen. Auch eine Essstörung oder eine ungewollte Gewichtsabnahme können sich entwickeln, dies reduziert in weiterer Folge die körperliche Leistungsfähigkeit. Aufgrund der genannten Faktoren fällt es den Personen sehr schwer, in Gesellschaft essen. Die seelische Belastung durch die Achalasie sollte nicht unterschätzt werden.
Welche konservativen Behandlungen gibt es bei der Achalasie?
Dein Arzt kann versuchen, die Achalasie medikamentös zu behandeln. Allerdings hilft diese Methode nur bei etwa zehn Prozent der Betroffenen. Der verwendete Wirkstoff Nifedipin sorgt für eine Erschlaffung des Speiseröhrenschließmuskels. Auch Wirkstoffe aus der Gruppe der Nitrate sorgen für einen ähnlichen Effekt. Etwa 30 Minuten vor der Nahrungsaufnahme nimmst Du die Medikamente ein, damit der untere Speiseröhrenmuskel rechtzeitig erschlafft und die Nahrung leichter in den Magen gelangt. Dauert die Behandlung länger an, lässt die Wirksamkeit der Medikamente allerdings nach.
Bei einigen Patienten eignet sich eine Injektion mit Botulinumtoxin direkt in den unteren Speiseröhrenschließmuskel, damit sich der verengte Übergang zwischen Speiseröhre und Magen wieder weitet. Der Arzt kann die Injektion im Rahmen einer Magenspiegelung durchführen. Bei 90 Prozent der Betroffenen lassen sich die Symptome so verbessern, die Wirkung ist allerdings zeitlich begrenzt.
Die Ballonerweiterung eignet sich ebenfalls als nicht-operative Behandlung der Achalasie. Sie kann während einer Magenspiegelung gesetzt werden, eine Operation ist nicht nötig. Bei der Ballondilatation dehnt der Arzt die Verengung des Übergangs von Speiseröhre und Magen mithilfe eines Ballons. Bei etwa 60 Prozent der Betroffenen führt diese Methode zu einem Rückgang der Symptome, allerdings birgt sie auch höhere Risiken als andere Methoden.
Wann muss die Achalasie chirurgisch behandelt werden?
Wenn die konventionellen Behandlungsmethoden bei Dir nicht zum gewünschten Ergebnis geführt haben, kann Dir Dein Arzt zu einer Operation raten. Besonders bei jungen Patienten ist die Myotomie oft das Mittel der Wahl.
Was muss vor der Operation beachtet werden?
Vor der Operation solltest Du mit Deinem Arzt und Deinem Anästhesisten reden, ob Du besondere Verhaltenshinweise beachten musst. Vor allem solltest Du erfragen, ob Du nüchtern zur Operation erscheinen musst. Wie vor jeder Operation solltest Du auf Alkohol und Nikotin verzichten und blutgerinnende Medikamente wie zum Beispiel Plavix, ASS, Thrombo ASS, Marcoumar oder Aspirin in Absprache mit Deinem Arzt aussetzen. Das gilt ebenfalls für Schlafmittel. Sprich am besten mit Deinem Arzt, denn dieser kann die gegebenenfalls ein Ersatzmedikament verschreiben.
Wie verläuft die Operation der Achalasie?
Im Rahmen der klassischen Operation durchtrennt der Chirurg den unteren, ringförmig verlaufenden Speiseröhrenschließmuskel. Dabei muss er aufpassen, dass er die Schleimhaut nicht verletzt. Deswegen muss die Muskeldurchtrennung durch einen Zugangsweg von außerhalb der Speiseröhre erfolgen, meistens über einen Schnitt am Brustkorb (transthorakal) oder am Oberbauch (transabdominal). Während des Eingriffs durchtrennt der Operateur nicht nur den Speiseröhrenschließmuskel, sondern führt auch eine Anti-Refluxoperation durch, durch welche verhindert werden soll, dass saurer Magensaft in die Speiseröhre zurückfließt.
Neuere Methoden sind die Laparoskopische Heller Myotomie, ein minimal-invasives Verfahren, welches auch mit der Antirefluxoperation kombiniert werden kann. Die perorale endoskopische Myotomie ist ein endoskopisches Verfahren. Nur wenige Ärzte operieren mittels dieser Technik, da es besondere Schulungen erfordert. Nach der aktuellen Datenlage weist diese Methode sehr gute Ergebnisse auf.
Welche Risiken und Komplikationen können durch eine Operation auftreten?
Eine Operation bedeutet für Deinen Körper immer Stress. Es ist also wichtig, dass Du ihm nach dem Eingriff die notwendige Ruhe gönnst. Wie bei allen Operationen lassen sich Verletzungen an Nerven, Blutungen und Infektionen nicht komplett ausschließen. Das gilt ebenfalls für Komplikationen im Bereich der Lungen.
Was muss nach der Operation beachtet werden?
Die ersten Tage nach dem Eingriff darfst Du nur kleine Nahrungsmengen zu Dir nehmen, um die Nähte nicht zu stark zu belasten. Hast Du eine Achalasie-Operation hinter Dir, solltest Du regelmäßige Nachsorgetermine in Anspruch nehmen, da Du ein erhöhtes Risiko hast, an einem Ösophaguskarzinom zu erkranken. Bei den Kontrollterminen führt Dein Arzt Magenspiegelungen durch, um eventuelle Veränderungen der Magenschleimhaut rechtzeitig zu entdecken und behandeln zu können.
Kann ich eine Achalasie vorbeugen?
Da die genaue Ursache für die primäre Achalasie unbekannt ist, kannst Du der Achalasie nicht vorbeugen. Allerdings kannst Du das Risiko für Erkrankungen, wie beispielsweise Speiseröhrenentzündungen, senken, die in weiterer Folge eine Achalasie auslösen können. Dazu solltest Du auf Alkohol und Nikotin verzichten.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Für eine medizinisch notwendige Behandlung einer Erkrankung kommen die Krankenkassen in aller Regel auf. Bist Du Dir nicht sicher, kannst Du bei Deinem Versicherungsträger nachfragen, welche Leistungen übernommen werden.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Bei der Achalasie handelt es sich um eine seltene Erkrankung der Speiseröhre, die chronisch verläuft und in zwei Formen, die primäre und sekundäre Achalasie, unterteilt werden kann. Betroffene haben neben einigen anderen Symptomen vor allem Schluckbeschwerden. Unbehandelt kann es im weiteren Verlauf der Erkrankung zu schwerwiegenden Komplikationen kommen. Die Behandlung kann auf konventionellem Wege oder mittels einer Operation durchgeführt werden, eine komplette Heilung ist aber kaum möglich.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 7. August, 2023