Skidaumen



Der Begriff „Skidaumen“ steht für eine ulnare Seitenbandruptur oder ulnare Kollateralbandruptur am Daumengrundgelenk. Was sich genau hinter diesen medizinischen Fachausdrücken verbirgt und alle wichtigen Informationen bezüglich Ursache, Symptome Diagnose und Behandlung bekommst Du in diesem Beitrag zu lesen.


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Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.


Zuletzt aktualisiert: 5. Juli, 2023



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Ein Skidaumen ist eine Verletzung des inneren Seitenbandes am Daumengrundgelenk


Beschwerden können sich in Form von Schmerzen, Schwellung, Druckempfindlichkeit und einem Bluterguss äußern. Der Daumen lässt sich mehr als gewöhnlich seitlich abspreizen. Infolge zunehmender Instabilität des Daumens kann eine Bewegungsunfähigkeit resultieren<


Die häufigste Ursache für einen Skidaumen ist eine abrupte äußere Krafteinwirkung auf den abgespreizten Daumen, die zum Beispiel bei einem Sturz während des Skifahrens entstehen kann


Bei einem operativen Eingriff vernäht der Mediziner die Bandenden miteinander, befestigt das Band am Knochen oder führt unter Umständen eine Bandplastik durch. Der genaue Ablauf unterscheidet sich je nach Schweregrad der Verletzung

Was versteht die Medizin unter einem Skidaumen?

Die Hand des menschlichen Körpers ist aus mehreren Gelenken aufgebaut. Ein Gelenk, das bei der Entstehung eines Skidaumens eine entscheidende Rolle spielt, ist das Daumengrundgelenk. Dieses Gelenk ist die Verbindung zwischen dem ersten Mittelhandknochen und dem Fingergrundglied des Daumens und ermöglicht ein Beugen und Strecken des Daumens. Ein Band, das sogenannte ulnare Kollateralband, das sich an der Innenseite des Daumens befindet, ist wichtig für die seitliche Stabilität im Grundgelenk. Es schützt den Daumen bei dessen Streckung oder Beugung vor einem seitlichen Abknicken. Kommt es zu einem (Teil-)Riss dieses Bandes, beispielsweise infolge einer Sportverletzung, spricht man umgangssprachlich von einem Skidaumen.

Skidaumen

Wie sehen die Symptome eines Skidaumens aus?

Kurze Zeit nach dem Unfall kommt es zu einer Schwellung des betroffenen Daumens, die mit Schmerzen und einer Druckempfindlichkeit insbesondere im Bereich des Daumengrundgelenks einhergeht. Mitunter bildet sich ein Bluterguss. Weiterhin ist ein Skidaumen durch eine Instabilität gekennzeichnet. Typischerweise lässt sich der Daumen mehr als üblicherweise seitlich abspreizen.

Welche Ursache hat die Erkrankung?

Die häufigste Ursache für einen Skidaumen ist eine abrupte äußere Krafteinwirkung auf den abgespreizten Daumen, die zum Beispiel bei einem Sturz entstehen kann. Die einwirkende Kraft führt zu einer Überdehnung des Daumens nach außen, wodurch das ulnare Seitenband teilweise oder komplett reißen kann.

Wie diagnostiziert ein Arzt einen Skidaumen?

Zu Beginn des Arztgespräches erkundigt sich Dein behandelnder Mediziner nach Deinen Beschwerden und etwaigen Sportverletzungen oder Stürzen in Deiner Vergangenheit. Anschließend folgt eine Begutachtung Deines Daumens und der Arzt prüft die Beweglichkeit des Daumengrundgelenks mithilfe verschiedener Übungen. Treten bei deren Ausführung Bewegungs- oder Druckschmerzen auf und der Daumen lässt sich auffällig weit seitlich abknicken, kann er meist schon einen ersten Verdacht erheben, dass es sich bei dem Krankheitsbild um einen Skidaumen handelt. Um die Diagnose zu sichern, folgen bildgebende Verfahren. Knöcherne Bandausrisse oder begleitende Brüche lassen sich durch eine Röntgenaufnahme erkennen. Mittels Ultraschallbildern oder Magnetresonanztomografie-Aufnahmen lässt sich feststellen, inwieweit Bänder und die Gelenkkapsel beeinträchtigt sind.

Wer ist am häufigsten davon betroffen?

Wie der Name der Verletzung bereits vermuten lässt, sind häufig Personen betroffen, die beim Skifahren einen Sturz erleiden, bei dem der Daumen in der Schlaufe des Skistocks hängen bleibt und beim Aufkommen ein Abspreizdruck auf den Daumen ausgeübt wird. Jedoch kann es auch bei anderen Sportarten zu einem (Teil-)Riss des Seitenbandes kommen. Weitere Risikofaktoren stellen Ballsportarten wie Handball oder Basketball dar, wobei hier der Sturz mit der Hand auf den Ball oder das Fangen eines sehr kraftvollen Wurfes typische Verletzungsmuster darstellen. Ebenfalls kann ein Skidaumen beim Turnen oder Kampfsportarten auftreten. Nur selten entsteht ein Skidaumen infolge einer chronischen Schädigung des ulnaren Kollateralbandes.

Welche Folgen hat ein Skidaumen für die Patienten?

Bei frühzeitiger Behandlung und konsequenter Nachsorge sind die Heilungsaussichten bei einem Skidaumen sehr gut. Kommt es jedoch zum Ausbleiben einer entsprechenden Therapie, können Komplikationen und Spätfolgen in Form von einer zunehmenden Instabilität des Daumens auftreten, die dauerhaft bestehen bleiben kann. Dadurch droht eine schmerzhafte Gelenkarthrose. Weiterhin können Betroffene unter einer sehr eingeschränkten Bewegungsfähigkeit des Daumens leiden, sodass kräftigeres Greifen und Zudrücken oftmals nicht mehr möglich sind.

Skidaumen

Welche Verletzungsgrade gibt es bei einem Skidaumen?

Mediziner unterscheiden bei einem Skidaumen je nach Schwere folgende Verletzungsgrade: 
Das Stadium 1 ist durch eine Überdehnung mit kleineren Faserrissen des Seitenbandes gekennzeichnet. Im Stadium 2 besteht ein kompletter Riss des Bandes. Das Stadium 3 ist durch einen knöchernen Ausriss des Bandes beschrieben, was bedeutet, dass das Band mit einem Stück vom Knochen abgerissen ist. Im Stadium 4 ist das gesamte Daumengrundgelenk mit ausgekugelt. 
Eine Sonderform des Skidaumens ist die sogenannte Stener-Läsion, bei der ein Teil des Bandrestes vom ulnaren Seitenband gegen den Rand einer Sehnenplatte schlägt oder von dieser bedeckt wird. Aufgrund der Lage der Enden des gerissenen Seitenbandes können diese nicht von selbst zusammenwachsen, weshalb ohne operativen Eingriff keine Heilung möglich ist.

Welche nicht-operativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Konservative Behandlungsmethoden erfolgen meist bei einer Zerrung und einem teilweisen Einriss des Bandes. Auch wenn das Band gerissen ist und die Bandenden so aneinander liegen, dass sie von selbst wieder zusammenwachsen können, ist eine nicht-operative Therapie angezeigt. Diese umfasst zunächst eine Ruhigstellung des Daumengrundgelenks für etwa drei bis sechs Wochen mit einer Daumenschiene aus Kunststoff oder Gips. Bei bestehenden Schmerzen oder starken Schwellungen kann Dir Dein Arzt auch entzündungshemmende Arzneimittel verordnen. Danach folgt eine Bewegungstherapie der Hand, um die Kraft und Beweglichkeit des Daumens wiederherzustellen.

Führt eine konservative Behandlung zu keiner Besserung, kann ein operativer Eingriff notwendig werden. Handelt es sich um eine Stener-Läsion, das ist eine besondere Form des Ski-Daumens, dann muss zwangsläufig operiert werden. Hier verschiebt sich die Sehnenplatte so ungünstig, dass das gerissene Band eingeklemmt wird und so nicht mehr in seine Ausgangsposition zurück kann. Das bedeutet wiederum, dass das Band nicht wieder anheilen kann. Eine alleinige Ruhigstellung bringt in diesem Fall nicht viel, denn Dein Daumen würde auf diese Weise immer instabil bleiben.

Was muss ich vor einer Operation beachten?

Die Operation wird in den meisten Fällen unter Plexusanästhesie durchgeführt, bei der der Narkosearzt ein Betäubungsmittel in die großen Nervenbahnen im Gebiet der Achselhöhle einspritzt. Bei einem solchen Eingriff solltest Du bis zu sechs Stunden vor der Anästhesie nichts mehr essen und trinken und auf das Rauchen verzichten. Ob Du unter Umständen im Vorfeld der operativen Behandlung Medikamente absetzen musst, solltest Du in einem persönlichen Gespräch mit Deinem Operateur oder Anästhesisten abklären. Etwa 14 Tage vor der Operation solltest Du jedoch auf blutverdünnende Medikamente wie Plavix, ASS, Thrombo ASS, Marcoumar oder Aspirin verzichten.

Skidaumen

Wie verläuft die Operation eines Skidaumens?

Im Allgemeinen erfolgt die Operation eines Skidaumens ambulant und unter Plexusanästhesie. Nach Injektion des Betäubungsmittels kommt es innerhalb von 15 bis 30 Minuten zu einer Betäubung des kompletten Arms und der Hand, sodass der Operateur anschließend einen geschwungenen, etwa vier bis fünf Zentimeter langen Schnitt am Daumengrundgelenk setzen kann. Je nach Schwere der Verletzung beziehungsweise der Lokalisation des Risses des ulnaren Kollateralbandes unterscheidet sich nun die genaue Vorgehensweise. 
Ist das Band in sich gerissen, befindet sich also noch ein Bandstumpf am Knochen, vernäht der Chirurg die gerissenen Enden durch Bandnähte miteinander.

Wenn das Band direkt am Knochen abgerissen ist, fixiert der Mediziner dieses mit einem kleinen Anker aus Titan am Knochen, sodass das Band innerhalb weniger Wochen wieder am Knochen anwachsen kann. Ist das Band hingegen mit einem Knochenstück abgerissen, befestigt er dieses abhängig von der Größe des Knochenstückes mit einem Draht oder einer kleinen Schraube am Knochen. 
Bei lange zurückliegenden Verletzungen, bei denen sich häufig keine Bandreste mehr auffinden lassen, ist in der Regel eine Bandplastik erforderlich, bei der ein aus dem Unterarm entnommener Nerv im Bereich des Daumengrundgelenks eingebracht wird und dadurch eine ausreichende Stabilität des Gelenks gewährleistet.

Was muss ich nach der Operation beachten?

Nach der Operation erfolgt eine Ruhigstellung des Daumengrundgelenks per Gipsschiene über etwa zwei Wochen. Um die Wunde während dieses Zeitraumes inspizieren und versorgen zu können, wird dieser Gipsverband gegebenenfalls etwa alle zwei bis drei Tage vom medizinischen Personal erneuert. Nach der Entfernung der Fäden ist eine Fortdauer der Ruhigstellung für vier Wochen mittels Kunststoffschiene vorgesehen. Da das Daumenendgelenk und die restlichen Finger nicht mit Gips befestigt werden, solltest Du diese bereits während dieser Ruhigstellung beweglich halten. 
Um den operierten Daumen wieder Schritt für Schritt an die alltäglichen Bewegungen heranzuführen, ist eine Ergotherapie empfehlenswert. Eine volle Belastbarkeit ist meist erst nach mindestens drei bis vier Monaten wieder gegeben.

Welche Risiken und Komplikationen können auftreten?

Bei konsequenter Nachsorge ist die operative Therapie eines Skidaumens ein relativ sicherer Eingriff, die bei 95 Prozent aller Fälle zu einer dauerhaften Stabilität des Gelenks führt. Dennoch sind wie bei jeder Operation gewisse Risiken und Komplikationen nicht auszuschließen. Diese bestehen vor allem hinsichtlich möglicher Infektionen, die sich in Form von Schwellungen, Rötung und Schmerzen im Operationsgebiet äußern können. Dann ist eine erneute Öffnung der Wunde erforderlich, um die Infektion auszuräumen. Gegebenenfalls kann auch eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika notwendig sein. Des Weiteren kann es zu einer Verletzung eines kleinen Hautnervs im Operationsbereich kommen, wodurch Gefühlsstörungen auftreten können.

Kann ich einen Skidaumen vorbeugen?

Sicher vorbeugen lässt sich ein Skidaumen nicht. Jedoch kannst Du das Risiko für dessen Entstehung reduzieren, indem Du bei Sportarten, die hierfür ein erhöhtes Verletzungsrisiko darstellen, einen Tape-Verband um das Daumengrundgelenk anlegst, das eventuell auftretende Überdehnungen des inneren Seitenbandes abschwächt.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Die Krankenkassen übernehmen in der Regel alle anfallenden Diagnose- und Behandlungskosten. Falls Du Dir trotzdem unsicher sein solltest, dann frage am besten bei Deinem Versicherungsträger nach oder kontaktiere unsere Spezialisten.


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Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl

Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie


Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.

Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.

Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.

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