Distale Radiusfraktur
INHALTSVERZEICHNIS
Was versteht die Medizin unter einer distalen Radiusfraktur?
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Wie macht sich eine distale Radiusfraktur bemerkbar?
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Wie lässt sich eine distale Radiusfraktur behandeln?
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Was sind mögliche Spätfolgen bei einer distalen Radiusfraktur?
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Welche Ursachen hat eine distale Radiusfraktur?
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Wie ist die Prognose bei einer distalen Radiusfraktur?
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Übernimmt die Krankenkasse die Kosten bei einer distalen Radiusfraktur?
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Das Wichtigste zusammengefasst
Eine distale Radiusfraktur definiert einen Handgelenkbruch, also den Bruch einer der beiden Speichen (Radius) im Unterarm.
Der Bruch entsteht in den meisten Fällen durch einen Sturz, den die betroffene Person mit der Hand abzufangen beziehungsweise abzufedern versucht.
Betroffen sind vor allem ältere Personen, da deren Knochen bereits durch jahrelange Abnutzung und eventuelle Vorerkrankungen wie Osteoporose (Knochenschwund) an Stabilität verloren haben, allerdings kann es auch bei jüngeren Menschen zu einer distalen Radiusfraktur kommen – zum Beispiel infolge eines Sport- oder Verkehrsunfalls.
Alle zweckmäßigen Kosten, die im Rahmen der Diagnose und Therapie des Handgelenkbruchs entstehen, übernimmt die zuständige Krankenkasse.
Was versteht die Medizin unter einer distalen Radiusfraktur?
Bei einer distalen Radiusfraktur handelt es sich um einen Bruch der Speiche im Unterarm, die wir in der Medizin als den Radius bezeichnen. Noch genauer bezeichnet der medizinische Begriff einen handgelenknahen Bruch einer der beiden Unterarmknochen, also der Speichen, die in etwa einen bis drei Zentimeter vom Handgelenk entfernt sind. Die distale Radiusfraktur unterscheidet sich von einer einfachen Radiusfraktur aufgrund des Bruchortes, aber darüber hinaus auch in Bezug auf die Behandlung, wobei „distal“ in der Medizin „von der Körpermitte entfernt“ bedeutet.
Der Handgelenkbruch stellt die häufigste Art der Fraktur im menschlichen Körper dar. Betroffen sind vorwiegend ältere Menschen mit bereits vorhandenen Vorerkrankungen wie einer Osteoporose, die wir in der Umgangssprache auch als Knochenschwund bezeichnen. Aber auch gebrechliche Personen sind einem höheren Sturzrisiko ausgesetzt, wobei beim Versuch, den Sturz abzufedern, meist die Handgelenke zum Einsatz kommen und es dadurch häufiger zu Brüchen des Radius kommt.
Doch auch junge Erwachsene können davon betroffen sein, primär jene, die gerne Sport betreiben oder eine körperlich anspruchsvolle Arbeit verrichten. Betroffen können demnach sowohl junge als auch ältere Personen sein, allerdings gehören hauptsächlich Menschen über dem 50. Lebensjahr zur Risikogruppe, davon vorrangig Frauen. Bei den unter 50-jährigen Betroffenen erleiden Männer geringfügig häufiger einen Handgelenkbruch als Frauen. Bei rund drei Viertel der betroffenen Patienten ist ein einfacher Speichenbruch nachzuweisen, beim letzten Viertel sind auch Gelenkflächen von der Verletzung betroffen, was wiederum die Heilung erschweren kann.
Welche Formen werden bei einer Radiusfraktur unterschieden?
Wir unterscheiden je nach Lokalisation, Form des Bruches und der Beteiligung der umliegenden Gelenke zwischen mehreren Formen einer distalen Radiusfraktur.
Darüber hinaus lässt sich die distale Radiusfraktur in eine sogenannte Flexionsfraktur (Smith-Fraktur) und eine sogenannte Extensionsfraktur (Colles-Fraktur) unterteilen. Hierbei spielt ist es relevant, ob bei einem eventuellen Sturz die Hand gestreckt oder gebeugt war. Bei einer Streckung des Handgelenks winkelt sich die Hand bei einem Sturz in Richtung Handrücken – deswegen sprechen wir von einer Dorsalflexions- beziehungsweise einer Extensionsfraktur. Das zum Handgelenk hin gelegene Knochenstück verschiebt sich dabei also in Richtung Handrücken. Durch einen Sturz auf ein gebeugtes Handgelenk winkelt sich die Hand in Richtung der Handinnenfläche – diese Fraktur bezeichnen wir als eine Flexionsfraktur. In Falle eines Sturzes auf eine gebeugte Hand verrutscht das zum Handgelenk hin gelegene Knochenstück also in Richtung Handinnenfläche.
AO-Klassifikation
Eine Einteilung der Brüche ist in drei Gruppen nach der Klassifikation der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese (AO-Klassifikation) möglich, die noch genauer auf die Form des Bruches eingeht. Typ A beschreibt dabei einen Bruch außerhalb der Gelenkflächen (extraartikulär), Typ B wiederum einen Bruch mit teilweise bestehender Gelenkbeteiligung (partiell intraartikulär) und Typ C einen Bruch mit kompletter Gelenkbeteiligung (intraartikulär). Erstere Form der distalen Radiusfraktur ist die weitaus häufiger vorkommende Fraktur.
Diese drei Einteilungen (A, B und C) lassen sich darüber hinaus in weitere drei Untergruppen untergliedern (1, 2 und 3 für verschiedene Schweregrade der distalen Radiusfraktur). Die Untergliederungen definieren die Beteiligung der Elle (Ulna) sowie den Grad der Zerstörung noch genauer. Dies ist vor allem für die Therapieentscheidung bedeutsam. Hierbei ist es auch wichtig zu definieren, ob zusätzlich das Radio-Ulnar-Gelenk (jenes Gelenk, das zwischen der Elle und der Speiche im distalen Bereich liegt) mitbeteiligt ist, da verbleibende Fehlstellungen in diesem Gelenkanteil die Funktion der Umwendbewegung wesentlich beeinflussen können.
Grünholzfraktur
Eine Sonderform der distalen Radiusfraktur, die vorwiegend bei Kindern und Jugendlichen auftreten kann, ist die sogenannte Grünholzfraktur. Bei heranwachsenden Personen wie Kindern und Jugendlichen treten besondere Formen von Brüchen auf, da die Knochen in dem Alter noch sehr elastisch sind. Unter einer Grünholzfraktur verstehen wir einen unvollständigen Bruch, bei dem die Außenschicht des Knochens (Kortikalis) teilweise noch intakt ist, da an dieser Stelle die Bruchenden des Knochens aneinanderhängen und die Speiche nicht vollständig durchgebrochen ist. Am häufigsten ereignet sich eine Grünholzfraktur bei langen Röhrenknochen.
Wie macht sich eine distale Radiusfraktur bemerkbar?
Solltest Du eine Vermutung haben, dass Du Dir Dein Handgelenk gebrochen hast, solltest Du unbedingt einen Arzt für Orthopädie und Unfallchirurgie aufsuchen, der sich zunächst nach Deinen Beschwerden und dem Unfallhergang erkundigt.
Bei einem Bruch der Speiche nahe dem Handgelenk verspürst Du die Schmerzen, wie erwartet, hauptsächlich im betroffenen Abschnitt. Diese können in Ruhelage vorkommen, verstärken sich jedoch zumeist durch etwaige Bewegung.
Am stärksten sind die Schmerzen bei einer Auswärtsdrehung der Hand oder einer Unterarmdrehung. Wenn das betroffene Handgelenk dabei noch dazu nach außen gedreht ist oder der Unterarm auch, kann ein Handgelenkbruch zu stark unangenehmen Schmerzen führen.
Zu den häufigsten Symptomen einer distalen Radiusfraktur gehören gewisse Druckschmerzen, Schmerzen beim Bewegen der betroffenen Hand, eine Schwellung des Unterarms beziehungsweise des Handgelenks sowie eine sichtbare Fehlstellung der Knochen beziehungsweise des Handgelenks (je nach Schwere des Bruchs).
Außerdem sind auch eventuelle Funktionsstörungen möglich, da die betroffene Hand aufgrund der Störung im anatomischen Aufbau an Kraft verliert und nicht mehr ihre volle Funktion erfüllen kann, was zu einer erheblichen Einschränkung der Funktion führt, was wiederum bis zum völligen Funktionsverlust führen kann. Darüber hinaus sind auch eine Kraftminderung sowie Gefühls- und Empfindungsstörungen häufig; zum Beispiel, wenn es aufgrund der Fraktur zu einem Abklemmen oder Einengen eines Nervens kommt.
Wie lässt sich eine distale Radiusfraktur behandeln?
Das Ziel der Behandlung eines Handgelenkbruchs ist es, jegliche Schmerzen zu lindern und die Funktion, die Beweglichkeit und die Kraft im Handgelenk und in der Hand so schnell wie möglich wiederherzustellen. Zur Linderung der Schmerzen verschreibt der Arzt sogenannte Analgetika, also Medikamente, die den Schmerz stillen und unterdrücken sollen. Welche weiteren Therapiemaßnahmen erfolgen müssen, hängt in erster Linie von der Art der Fraktur, eventueller Begleitverletzungen sowie dem Alter und dem Allgemeinzustand des betroffenen Patienten ab. Im Grunde stehen dem Arzt jedoch zwei Therapiemöglichkeiten zur Verfügung – entweder eine konservative, also nicht-operative Methode oder eine Operation.
Eine konservative Behandlung kommt dann infrage, wenn ein unkomplizierter Handgelenkbruch vorliegt, also im Prinzip ein Bruch, an dem keine Gelenkflächen beteiligt sind und der Knochen nicht oder nur geringfügig verschoben ist. Solche Brucharten lassen sich meist leicht wieder korrekt anatomisch ausrichten. Dieses anatomische Ausrichten bezeichnen wir in der Medizin als „Reponieren“. Im Zuge der Therapie erhält der Patient einen Stützverband, entweder einen Gips oder einen Softcast, der vier bis sechs Wochen an der betroffenen Stelle bleiben muss. Nach jeweils vier, sieben und elf Tagen kontrolliert der behandelnde Arzt den Heilungsverlauf der Fraktur mittels Röntgenaufnahmen.
Wie läuft die OP bei einer distalen Radiusfraktur ab?
Bei einem komplizierteren Handgelenkbruch muss der behandelnde Mediziner eine Operation durchführen. Zu den komplizierten Frakturen gehören:
- Handgelenkbrüche mit Beteiligung des Gelenks
- Frakturen, die am Bruchspalt stark auseinanderweiche
- offene Handgelenkbrüche (wenn Knochenbruchende durch die Haut hindurchragen)
- Handgelenkbrüche mit großem Weichteilschaden und/oder zusätzlichen Nerven- oder Gefäßschäden
- Handgelenkbrüche mit komplexen Begleitverletzungen (wie Schäden an den benachbarten Bändern)
- Handgelenkbrüche bei einer bestehenden Osteoporose
- Handgelenkbrüche, die sich durch konservative Maßnahmen nicht erfolgreich wieder in die korrekte anatomische Position reponieren lassen.
Das am häufigsten angewandte operative Standardverfahren bezeichnen wir als Osteosynthese. Dabei richtet und stabilisiert der Arzt den Bruch mithilfe einer winkelstabilen Metallplatte, die er erst nach der Reposition, also der Wiederherstellung der Normalposition des Knochens, mithilfe von Schrauben einschraubt. Dadurch erzielt er eine Fixierung der wiederhergestellten Position (Plattenosteosynthese). Alternativ kann er je nach individuellem Patientenfall auch eine Therapie mit Spickdrähten (Drahtfixierung) oder einem extern Metallgestell (externer Fixateur) anwenden. Angesichts dessen ist es wichtig, dass der behandelnde Mediziner jeden Fall einzeln bewertet und so die richtige Methode der Operation für den jeweiligen Patienten findet. Die Operation nimmt in etwa 45 bis 90 Minuten in Anspruch.
Nachsorge
Anschließend (und nach rund einem viertägigen stationären Aufenthalt) muss der Patient das Handgelenk für eine angemessene Zeit lang ruhigstellen – das Ausmaß der benötigten Ruhe ist dabei in erster Linie davon abhängig, welche Stabilität der Chirurg durch die Operation erzielen konnte.
In der Zwischenzeit sollte der Patient aber umliegende Muskel- und Gelenkareale möglichst schnell wieder gezielt belasten, um Funktionsstörungen entgegenzuwirken.
Hierzu eignet sich eine Krankengymnastiktherapie, bei der er mithilfe von geschulten Therapeuten Bewegungsabläufe von Fingern, Ellbogen und Schultern testen und normalisieren kann. Außerdem konzentriert sich die Therapie auch darauf, dass der Patient so früh wie möglich leichte Griffbewegungen ausführt und den betroffenen Arm nicht völlig ruhigstellt.
Nach der Operation betrachtet und kontrolliert der Arzt den Bruch anhand von angefertigten Röntgenbildern, um den Erfolg des Eingriffs abklären zu können, nach acht Wochen erfolgt eine weitere Röntgenkontrolle, um die Heilung der distalen Radiusfraktur dokumentieren zu können. Zudem muss der Chirurg die im Rahmen des operativen Eingriffs verwendeten Stützmaterialien nach gegebener Zeit wieder operativ entfernen. Meist geschieht dies nach frühestens sechs Monaten.
Wie kann ich die Heilung bei einer Radiusfraktur unterstützen?
Um die Heilung der distalen Radiusfraktur optimal unterstützen zu können, muss der Patient die betroffene Hand für längere Zeit ruhigstellen, aber gleichzeitig möglichst früh mit einer an ihn angepassten Krankengymnastiktherapie beziehungsweise Physiotherapie beginnen. Das Ruhigstellen des Handgelenks sollte sowohl bei einer konservativen als auch bei einer operativen Behandlung erfolgen. Hierbei solltest Du darauf achten, dass Du den Arm möglichst nicht herabhängen lässt und ihn sicherheitshalber nachts auf einem Kissen lagerst, um eventuelle Schwellungen zu vermeiden.
Im Rahmen einer konservativen Behandlung solltest Du bereits während Du noch den Gips trägst, mit der physiotherapeutischen Behandlung beginnen. Dabei bringt Dir der Physiotherapeut aktive und passive Mobilisationstechniken bei, die eine volle Beweglichkeit in den Schultern, Ellbogen und in den Fingern verbessern und ermöglichen sollen. Außerdem klärt er Dich darüber auf, welche Bewegungen erlaubt sind und welche Du stattdessen lieber vermeiden solltest. Zu Letzterem gehören unter anderem ein Aufstützen mit der erkrankten Hand sowie das Heben von schweren Gegenständen mit den Fingern der betroffenen Hand.
Durch diese Bewegungen könnte es nämlich durch die dabei entstehenden Kräfte zu einem Verschieben der Bruchstücke kommen. Bei eventuellen Komplikationen wie Schmerzen oder etwaigen Gefühlsstörungen solltest Du unbedingt noch einmal Rücksprache mit Deinem behandelnden Arzt halten. Nachdem der Gips ganz ab ist, kann der Physiotherapeut anfangen, alle beteiligten und angrenzenden Gelenke mitzuberücksichtigen und auch hier langsam eine volle Beweglichkeit zu erarbeiten.
Physiotherapie nach OP
Nach einem operativen Eingriff solltest Du möglichst früh mit einer an Dich angepassten Physiotherapie, bei der Du auch die angrenzenden Gelenke wie die Finger, den Ellenbogen und die Schulter berücksichtigen solltest, anfangen. Dein Physiotherapeut wird Dir in der anfänglichen Entzündungsphase abschwellende Maßnahmen wie eine Lymphdrainage sowie Bewegungen im schmerzfreien Bereich als auch Bewegungen ohne Belastung empfehlen.
Um etwaigen Schwellungen vorzubeugen, kannst Du die vom Therapeuten angeordneten Bewegungen in Kombination mit kühlenden Maßnahmen ausführen. Außerdem ist es ratsam, bereits im Rahmen der Physiotherapie großen Wert auf gängige Alltagsbewegungen zu legen, damit Du so früh wie möglich wieder Deine üblichen Alltagsgewohnheiten ausüben kannst – vor allem solltest Du hierbei Deine Finger trotz Verbands oder Gips am Handgelenk möglichst normal bewegen und einsetzen.
Drei bis sieben Tage nach der Operation, die wir als die Entzündungsphase bezeichnen, kannst Du mit verschiedenen aktiven und passiven Techniken anfangen, um die Beweglichkeit der Gelenke zu üben – auch diese Behandlungstechniken sollten jedoch im schmerzfreien Bereich erfolgen. Ab dem 21. Tag nach dem operativen Eingriff sollte das Gewebe stabilisiert sein. Zusätzlich steigt ab diesem Zeitpunkt auch die Elastizität und Belastbarkeit des Bindegewebes wieder. Ab sofort kannst Du also weitere wichtige Funktionen des Armes erarbeiten, die Du bis dahin vermeiden solltest – wie etwa die Stützfunktion.
Nach frühestens sechs Monaten entfernt der behandelnde Arzt auch das bei der Operation eingesetzte Plattenimplantat. Der genaue Zeitpunkt des Entfernens hängt jedoch von individuellen Faktoren wie den lokalen Beschwerden und dem Alter des Patienten ab.
Was sind mögliche Spätfolgen bei einer distalen Radiusfraktur?
In der Regel heilt ein Handgelenkbruch oft problemlos aus, vor allem bei stabilen Frakturen. In manchen Fällen kann es hierbei jedoch zu Komplikationen kommen, die letztendlich Spätfolgen mit sich bringen können. Zu diesen gehören in etwa eine eingeschränkte Beweglichkeit der betroffenen Hand, eine eventuelle Kraftminderung in der Hand sowie Bewegungseinschränkungen und/oder Gefühlsstörungen. Außerdem können in manchen Fällen auch Wundheilungsstörungen sowie Durchblutungsstörungen hinzukommen. In einzelnen Fällen kann die distale Radiusfraktur zum Entstehen eines Karpaltunnelsyndroms oder eine Arthrose führen.
Solltest Du nach einem Handgelenkbruch unter anhaltenden oder sogar zunehmenden Schmerzen oder Gefühlsstörungen leiden, solltest Du unbedingt sofort einen praktischen Arzt aufsuchen, damit der Mediziner mögliche Komplikationen frühzeitig erkennen und dementsprechend behandeln kann.
Welche Ursachen hat eine distale Radiusfraktur?
In den meisten Fällen ereignet sich ein Handgelenkbruch infolge eines Sturzes, den die betroffene Person mit der Hand abzufangen beziehungsweise abzufedern versucht. In der Regel führt dies dann zu der sogenannten Extensionsfraktur (Colles-Fraktur), bei der die Hand beim Aufprall gestreckt ist und das handgelensknahe Knochenfragment sich in Richtung des Handrückens verschiebt. Diese macht etwa 90 Prozent aller Radiusfrakturen aus, womit sie wesentlich häufiger auftritt. Seltener kommt es zu einer sogenannten Flexionsfraktur (Smith-Fraktur), bei der sich das handgelenksnahe Knochenfragment in Richtung der Handinnenfläche verschiebt.
Welche Risikofaktoren begünstigen eine distale Radiusfraktur?
Als Risikogruppe gelten primär ältere Personen, da deren Knochen bereits durch jahrelange Abnutzung und häufig durch vorhandene Vorerkrankungen wie Osteoporose (Knochenschwund) an Stabilität verloren haben. Da sie auch oft unsicherer und gebrechlicher beim Gehen sind, sind sie weniger agil und können eventuelle Stürze dementsprechend auch schlechter abfangen.
Neben der Gangunsicherheit gibt es außerdem noch weitere Faktoren, wie zum Beispiel Sehstörungen, Kreislaufprobleme oder Herzrhythmusstörungen, die das generelle Sturzrisiko zusätzlich erhöhen können und vor allem die Gefahr einer sturzbedingten distalen Radiusfraktur steigern. Dennoch kann es aber auch bei jüngeren Personen zu einem Handgelenkbruch kommen. Vor allem Kontaktsportarten wie Fußball, Basketball oder Handball sowie sprungzentrierte Sportarten wie Hoch- oder Weitsprung (aber auch kontaktarme Sportarten wie Joggen oder Radfahren wegen der Geschwindigkeit und der Abhängigkeit vom Terrain) erhöhen das Risiko eines Sturzes und demzufolge auch einer distalen Radiusfraktur.
Bei jüngeren Menschen sind die Knochen zwar stabiler, allerdings kann es durch eine große Gewalteinwirkung bei ihnen ebenfalls zu solchen Knochenbrüchen kommen. Je nach Fallwinkel, Schwere des Aufpralls und der dabei entstandenen Geschwindigkeit kann ein Sturz also auch bei jüngeren Patienten einen Handgelenkbruch zur Folge haben.
Wie ist die Prognose bei einer distalen Radiusfraktur?
Die Prognose der Behandlung und Heilung eines Handgelenkbruchs hängt in erster Linie von der Schwere des Bruchs ab. Die Ruhigstellung der Hand und des Unterarms mithilfe eines Gipses oder Softcasts sollte für bis zu sechs Wochen erfolgen, infolge einer operativen Behandlung lässt sich dieser Zeitraum eventuell sogar noch verkürzen. Allerdings kann es bis zu ein Jahr dauern, bis Du die endgültige Beweglichkeit und Kraft Deiner Hand wiederherstellen kannst, sofern Du regelmäßig Deine Übungen machst, die Dir Dein Physiotherapeut beibringt.
Bei schwereren Brüchen kann es unter Umständen zu Komplikationen und Folgebeschwerden kommen, die einer individuellen Behandlung bedürfen. Zu diesen gehören etwa eine eingeschränkte Beweglichkeit des betroffenen Handgelenks und der umliegenden Gelenke der Finger sowie eine Kraftminderung des Handgelenks und der Finger. Außerdem sind bleibende Fehlstellungen des Handgelenks (Deformitäten), Bewegungseinschränkungen und/oder Gefühlsstörungen (bei zusätzlichen Nervenverletzungen), Durchblutungsstörungen (bei Gefäßverletzungen), Wundheilungsstörungen, eine eingeschränkte Stützfunktion sowie ein verzögertes Abkippen der Fraktur möglich.
Bei Letzterem verschieben sich die Knochenbruchstücke und verdrehen sich nach Behandlungsversuch in eine unnatürliche Position. Manchmal verzögert sich zudem die generelle Heilung beziehungsweise bleibt sogar gänzlich aus, sodass der Bruch nicht verknöchert, sondern stattdessen ein sogenanntes „Falsch-Gelenk“ entsteht (Pseudoarthrose).
Wenn zudem das Handgelenk am Bruch beteiligt ist, steigt das Risiko einer Arthrose. Unter einer Arthrose verstehen wir eine Schädigung des Gelenkknorpels, der sich nicht selbst wieder reparieren kann. In einzelnen Fällen kann die distale Radiusfraktur zu einem sogenannten Karpaltunnelsyndrom führen, bei dem es zu einer Einklemmung des Mittelhandnervs im Handgelenkstunnel kommt. Überdies kann der Handgelenkbruch zu einem komplexen regionalen Schmerzsyndrom (Complex Regional Pain Syndrome beziehungsweise CRPS oder früher auch Morbus Sudeck genannt), generell chronischen Schmerzen oder Schulterschmerzen aufgrund der Fehlhaltung des Arms führen. Bei manchen Patienten kann sich zudem ein Riss der langen Daumenstrecksehne ereignen oder das im Rahmen der Operation eingesetzte Plattenimplantat lockern.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten bei einer distalen Radiusfraktur?
Alle notwendigen und zweckmäßigen Diagnose- und Therapiemaßnahmen übernimmt im Normalfall Deine zuständige Krankenkasse. Es kann jedoch passieren, dass Du bei einer privaten Sozialversicherung zunächst einen Anteil selber bezahlen musst, den Dir die Krankenkasse aber meist im Nachhinein zurückerstattet. Erkundige Dich hierzu am besten direkt bei Deinem Sozialversicherungsträger und lass Dich aufklären.
Distale Radiusfraktur – AMBOSS (letzter Zugriff: 23.02.2022)
Leitlinie Distale Radiusfraktur des Erwachsene – AWMF online (letzter Zugriff: 23.02.2022)
Lippisch, R., Lucas, B., Schüttrumpf, J.P. et al. Trauma Berufskrankh (2016) 18(Suppl 5): 413.
Radiusfraktur – Universitätsspital Zürich (letzter Zugriff: 23.02.2022)
Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl
Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.
Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.
Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Ein Handgelenkbruch, in der Medizin auch als distale Radiusfraktur bezeichnet, definiert einen Bruch einer beiden Unterarmknochen, der sogenannten Speichen. Meist kommt es zu dem Bruch aufgrund eines Sturzes, den die betroffene Person mit ihren Händen abzufedern versucht. Die Therapie erfolgt entweder auf konservative Art und Weise mithilfe von Ruhigstellen des gebrochenen Handgelenks mittels eines Gipses oder eines Softcasts, bei komplizierteren Brüchen muss der behandelnde Arzt einen operativen Eingriff durchführen. Wie genau Du die Behandlung einer distalen Radiusfraktur unterstützen kannst und wer in der Regel zur Risikogruppe zählt, erfährst Du im nachstehenden Beitrag.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 23. März, 2022