Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)
INHALTSVERZEICHNIS
Was versteht die Medizin unter Schwangerschaftsdiabetes?
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Wie sehen die Symptome von Schwangerschaftsdiabetes aus?
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Welche Ursachen hat Schwangerschaftsdiabetes?
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Was ist der Unterschied zwischen Schwangerschaftsdiabetes und einem “normalen” Diabetes?
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Wer ist am häufigsten von Schwangerschaftsdiabetes betroffen?
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Welche Folgen kann Schwangerschaftsdiabetes für Mutter und Kind haben?
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Wann sollte die Schwangere unbedingt einen Arzt aufsuchen?
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Wie diagnostiziert der Arzt Schwangerschaftsdiabetes?
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Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Schwangerschaftsdiabetes?
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Was kann man selbst bei Schwangerschaftsdiabetes machen?
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Schwangerschaftsdiabetes und Ernährung: Was muss ich beachten?
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Wie ist die Prognose bei Schwangerschaftsdiabetes?
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Wie lässt sich Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen?
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Was kostet die Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes?
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Übernehmen die Krankenkassen die Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes?
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Das Wichtigste zusammengefasst
Schwangerschaftsdiabetes oder Gestationsdiabetes ist eine Form der Zuckerkrankheit, die erstmals in der Schwangerschaft auftritt und nach der Geburt wieder verschwindet
Häufig wird ein Schwangerschaftsdiabetes nicht erkannt, da er symptomlos verläuft. Typische Anzeichen können ein starkes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen oder Müdigkeit und wiederkehrende Harnwegsinfekte sein
Der Arzt diagnostiziert einen Gestationsdiabetes mithilfe eines Glukosetoleranztests, welcher zwischen der 24. und der 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt wird
Behandelt wird ein Schwangerschaftsdiabetes durch eine Ernährungsumstellung, mehr Bewegung oder der Gabe von Insulin
ICD-10-GM-2020 O24
Was versteht die Medizin unter Schwangerschaftsdiabetes?
Unter Schwangerschaftsdiabetes verstehen Ärzte eine Stoffwechselstörung, welche aufgrund des veränderten Hormonhaushaltes während der Schwangerschaft zu einem erhöhten Blutzuckerwert führt, welcher sich nach der Geburt jedoch wieder normalisiert. Die Krankheit wird medizinisch auch als Gestationsdiabetes,
Gestationsdiabetes mellitus oder Typ-4-Diabetes bezeichnet. Als Risikofaktoren einer Erkrankung zählen unter anderem Übergewicht, ein Alter über 30 Jahren und eine erbliche Vorbelastung mit Diabetes mellitus. Betroffene Frauen bemerken häufig nichts von der Erkrankung, da diese symptomlos verläuft. Jedoch kann ein Schwangerschaftsdiabetes unbehandelt zu schweren Komplikationen für die Mutter und ihr Kind führen.
Wie sehen die Symptome von Schwangerschaftsdiabetes aus?
Die typischen Symptome eines Diabetes mellitus sind meist nur sehr mild ausgeprägt und werden häufig als Begleiterscheinung der Schwangerschaft interpretiert. Dazu zählen starker Durst, häufiges Wasserlassen, Müdigkeit und Schwäche. Weitere Anzeichen, die auf eine Erkrankung hindeuten können, sind:
- Häufige Harnwegsinfekte oder Scheidenentzündungen, da der erhöhte Zuckergehalt im Urin Bakterien und Pilzen eine gute Basis zur Vermehrung bietet,
- eine erhöhte Fruchtwassermenge, welche im Ultraschall festgestellt werden kann,
- eine übermäßige Größe- und Gewichtszunahme des Fötus,
- Bluthochdruck
Welche Ursachen hat Schwangerschaftsdiabetes?
Die genauen Ursachen und Mechanismen sind sehr komplex und bis heute noch nicht bis ins Detail geklärt, jedoch spielen sowohl genetische Faktoren also auch der Lebensstil eine bedeutende Rolle.
In der Schwangerschaft kommt es zu einer erhöhten Hormonproduktion und zu einem veränderten Stoffwechsel. Vor allem in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft kurbelt der weibliche Körper die Produktion der Hormone Östrogene, Progesteron, Cortisol, Plazentalaktogen und Prolaktin an, um größere Energiemengen für eine optimale Entwicklung des Kindes bereitzustellen. Diese Hormone wirken jedoch häufig als Gegenspieler von Insulin, ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und die Zuckerverwertung des Körpers reguliert.
Die Folge ist eine zunehmende Insulinresistenz, was bedeutet, dass der mit der Nahrung aufgenommene Zucker nicht mehr ausreichend in die Zellen transportiert wird, da diese schlechter auf das Hormon ansprechen und damit mehr Zucker im Blut zurückbleibt. Um diesen Zustand auszugleichen, produziert die Bauchspeicheldrüse vermehrt Insulin, wodurch der Blutzuckerspiegel weiter ansteigt. Es entsteht Schwangerschaftsdiabetes.
Was ist der Unterschied zwischen Schwangerschaftsdiabetes und einem “normalen” Diabetes?
Der Schwangerschaftsdiabetes entwickelt sich erstmals während der Schwangerschaft. Dabei handelt es sich um eine Störung des Zuckerstoffwechsels. Die erhöhten Blutzuckerwerte treten dabei meist in der zweiten Schwangerschaftshälfte auf und verschwinden nach der Geburt, spätestens jedoch im Wochenbett wieder. Sollten erhöhte Zuckerwerte jedoch schon vor oder im ersten Drittel der Schwangerschaft festgestellt werden, sprechen Ärzte nicht von einem Diabetes mellitus. Dabei handelt es sich um einen schon vorhandenen oder bisher schlummernden Typ-2-Diabetes oder um einen Typ-1-Diabetes.
Diese beiden Formen entwickeln sich aus einer anderen Störung heraus, so ist beim Typ-1 meist die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse gestört, beim Typ-2 wirkt das Hormon nicht an den Organen. Im Unterschied zum Schwangerschaftsdiabetes müssen diese beiden Diabetesformen während und nach der Schwangerschaft weiter behandelt werden, um Folgeschäden für die Mutter und das Kind zu vermeiden. Eine bestehende Erkrankung an Typ-1-Diabetes kann in etwa das Risiko von Übergewicht und Diabetes beim Kind erhöhen.
Zudem können schlecht eingestellte Blutzuckerwerte den Blutglukosewert erhöhen und zu einem erhöhten Insulinspiegel im Fruchtwasser führen. Damit kommt es zu einer gestörten Gewichts- und Stoffwechselregulation des Kindes. Zudem kann die Erkrankung eine Frühgeburt zur Folge haben. Frauen mit bestehendem Diabetes oder einem erhöhten Risiko für Schwangerschaftsdiabetes sollten deswegen unter einer engmaschigen ärztlichen Überwachung stehen und ein Frühscreening in Anspruch nehmen.
Welche Risikofaktoren können Schwangerschaftsdiabetes begünstigen?
Folgende Risikofaktoren können einen Schwangerschaftsdiabetes begünstigen:
- Übergewicht: Starkes Übergewicht oder Fettleibigkeit – im Fachjargon Adipositas – entsteht meist durch eine ungesunde, fett- und zuckerreiche Ernährung und Bewegungsmangel. Übergewichtige Frauen haben generell ein erhöhtes Risiko für einen Typ-2-Diabetes und einen Schwangerschaftsdiabetes, da vor allem die Fettzellen am Bauch bestimmte Botenstoffe freisetzen, welche eine Insulinresistenz im Körper begünstigen. Deshalb muss dem Körper Insulin zugesetzt werden, damit der im Blut zirkulierende Zucker besser in die Zellen aufgenommen werden kann. Auch eine schnelle Gewichtszunahme während der Schwangerschaft kann diesen Prozess auslösen.
- Genetische Faktoren: Besteht Diabetes in der Familie bei Verwandten ersten Grades, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung
- Eine frühere Schwangerschaft mit Gestationsdiabetes: Experten gehen von einer 30 bis 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit aus, dass die Frau bei einer erneuten Schwangerschaft wieder an Diabetes mellitus erkranken kann
- Höheres Alter: Frauen höheren Alters haben ein erhöhtes Risiko, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, wobei die Definition von höherem Alter in der Fachwelt zwischen 35 und 45 Jahren schwankt
- Geburt eines Kindes mit mehr als 4.500 Gramm Körpergewicht oder eines Kindes mit schweren Fehlbildungen sowie einer Totgeburt
- Drei oder mehr Fehlgeburten hintereinander
- Bestimmte Medikamente: Arzneistoffe, wie in etwa Betablocker, Kortison oder einige Antidepressiva haben einen negativen Einfluss auf den Zuckerstoffwechsel, weshalb deren Einnahme zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko führt.
- Erkrankungen mit Insulinresistenz wie in etwa das Polyzystische Ovarialsyndrom, kurz PCO, bei dem es zu einem erhöhten Wert an männlichen Geschlechtshormonen kommt.
- Eine gestörte Glukosetoleranz sowie ein erhöhter Nüchternblutzucker von mehr als 90 mg/dl.
- Glukosurie: Ausscheidung von Glukose über den Harn durch die Niere.
- Ethnische Zugehörigkeit: Bei Frauen aus Mittelamerika, Afrika, aus dem Mittleren Osten oder Süd- und Ostasien wurde ein erhöhtes Risiko eines Schwangerschaftsdiabetes beobachtet.
Wer ist am häufigsten von Schwangerschaftsdiabetes betroffen?
Grundsätzlich hat die Zahl der Erkrankungen in den letzten 15 Jahren weltweit zugenommen. Einerseits liegt das an veränderten Screeningverfahren und der Einführung neuer Grenzwerte sowie den immer älter werdenden Müttern und einem bereits vor der Schwangerschaft erhöhtem Körpergewicht. Aber auch Frauen, die eine erbliche Vorbelastung in sich tragen, erkranken häufiger an einem Schwangerschaftsdiabetes. Zudem tragen Schwangere, die schon einmal ein Kind mit einem Körpergewicht von über 4.500 Gramm geboren haben, mehr als drei Fehlgeburten hatten und auch in einer früheren Schwangerschaft unter einem Diabetes mellitus litten, ein erhöhtes Erkrankungsrisiko in sich.
Welche Folgen kann Schwangerschaftsdiabetes für Mutter und Kind haben?
Bleibt der Schwangerschaftsdiabetes unentdeckt und damit unbehandelt, kann es einerseits zu einer Gefährdung der Entwicklung des Fötus und andererseits zu einer Reihe von Komplikationen kommen. Grund dafür ist die vermehrte Menge an Zucker, welche über die Plazenta und die Nabelschnur zum Kind kommt. Dieser überschüssige Zucker wird beim Ungeborenen in Fettdepots umgewandelt, weshalb es häufig zu einem erhöhten Geburtsgewicht von über 4.500 Gramm kommt. Andere Folgen, die beim Kind auftreten können, sind:
- Eine unzureichende Reifung der Organe, insbesondere der Lunge.
- Das Risiko für Fehlbildungen der Lunge und des Herzens sowie einer Frühgeburt ist bei sehr großen und schweren Kindern erhöht.
- Die Kinder leiden nach der Geburt an einer massiven Unterzuckerung.
- Häufig haben die Kinder ein erhöhtes Risiko, im späteren Leben übergewichtig zu sein oder an Diabetes zu erkranken.
- Auch für die werdende Mutter kann ein Schwangerschaftsdiabetes schwerwiegende Folgen haben:
- Betroffene Frauen haben ein erhöhtes Risiko eines Dammschnitts beziehungsweise ist aufgrund der Größe des Kindes häufiger ein Kaiserschnitt notwendig. Auch die Wehen können frühzeitig einsetzen.
- Häufig müssen eine Saugglocke oder Zange bei der Entbindung eingesetzt werden.
- Patientinnen leiden häufiger unter Harnwegsinfekten oder Nierenbeckenentzündungen
- Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes haben häufiger Gestosen, auch Schwangerschaftsvergiftung genannt. Darunter verstehen Ärzte eine Anpassungsstörung des Körpers an die Veränderungen während der Schwangerschaft. Diese kann in manchen Fällen eine Frühgeburt auslösen.
- Betroffene haben ein erhöhtes Risiko, auch nach der Geburt an einem dauerhaften Diabetes zu erkranken.
- Bei einer späteren Schwangerschaft kann wieder ein Diabetes mellitus auftreten.
- Auch haben erkrankte Schwangere häufig zu viel Fruchtwasser, wodurch es zu einem frühzeitigen Blasensprung kommen kann.
Wann sollte die Schwangere unbedingt einen Arzt aufsuchen?
Falls Du einer Risikogruppe angehörst, also unter anderem eine familiäre Vorbelastung hast, übergewichtig bist oder über 35 Jahre alt, solltest Du frühestmöglich zu einem Frauenarzt gehen und Dich auf eine Diabetes-Wahrscheinlichkeit testen lassen. Auch wenn Du ein verstärktes Durstgefühl empfindest, häufiger auf die Toilette musst und Dich oft schlapp und müde fühlst, solltest Du Deinen Frauenarzt aufsuchen.
Wie diagnostiziert der Arzt Schwangerschaftsdiabetes?
Solltest Du vermuten, dass Du an einem Schwangerschaftsdiabetes leidest, dann wende Dich am besten an einen Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. In einem Anamnesegespräch klärt der Arzt mit Dir eventuelle Symptome wie starker Durst, Schwindel, Müdigkeit oder wiederholte Harnwegsinfekte ab, da diese zwar auf einen Diabetes mellitus hinweisen, aber auch andere Gründe haben können. Im Zuge einer routinemäßigen Schwangerenvorsorgeuntersuchung wird Dich der Mediziner dann körperlich untersuchen. Dazu führt er eine Blutdruckmessung durch und bestimmt unter anderem Dein Gewicht.
Zwischen der 24. und der 28. Schwangerschaftswoche findet in der Regel der Glukosetoleranztest, kurz oGTT, statt, welcher aus dem Diabetes-Vortest, auch Screening-Test, Suchtest oder 50-g-oGTT genannt und dem eigentlichen „Diagnosetest“, auch als 75-g-oGTT bezeichnet, besteht:
Für den Vortest musst Du nicht nüchtern sein. Du erhältst 50 Gramm Traubenzucker in 200 Milliliter Wasser aufgelöst zum Trinken. Eine Stunde später entnimmt der Arzt etwas Blut aus Deiner Armvene und misst Deine Blutzuckerwerte. Liegen diese unter 135 mg/dl, ist der Test unauffällig. Bei einem Wert zwischen 135 und 200 mg/dl solltest Du unbedingt einen weiteren Test zur genauen Abklärung machen, den sogenannten oralen Glukosetoleranztest.
Diesen Test musst Du nüchtern durchführen, da anfangs eine Nüchternblutzucker-Bestimmung erfolgt. Erst danach erhältst Du eine Zuckerlösung mit 75 Gramm gelösten Zucker. Nach einer und nach zwei Stunden nimmt Dir der Arzt erneute Blut aus der Vene ab und bestimmt die Blutzuckerwerte. Sollte einer der drei gemessenen Werte bestimmte Grenzwerte überschreiten, steht die Diagnose eines Schwangerschaftsdiabetes fest.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Schwangerschaftsdiabetes?
Im Regelfall reicht eine Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und eine Diät, um Deine Zuckerwerte unter Kontrolle zu behalten. Nur in etwa zwanzig Prozent der Fälle ist eine zusätzliche Gabe von Insulin notwendig. Andere Diabetesmedikamente sind für schwangere Frauen weder zugelassen noch empfohlen. In sehr schweren Fällen kann das Medikament Metformin in Ausnahmesituationen als Alternative eingesetzt werden.
Folgende Blutzuckerwerte solltest Du mit Schwangerschaftsdiabetes anstreben:
- vor dem Essen: 60 bis 90 mg/dl (3,3 bis 5,0 mmol/l)
- eine Stunde nach dem Essen: weniger als 140 mg/dl (7,7 mmol/l)
- zwei Stunden nach dem Essen: weniger als 120 mg/dl (6,6 mmol/l)
- vor dem Schlafengehen: 90 bis 120 mg/dl (5,0 bis 6,6 mmol/l)
- nachts (etwa zwei bis vier Uhr): über 60 mg/dl (3,3 mmol/l)
Um einen guten Überblick über Deine Werte zu behalten, empfiehlt es sich, diese mehrmals am Tag zu messen und ein Tagebuch zu führen. Anfangs wirst Du dabei von einem Diabetesberater eingeschult, welcher Dich während der Schwangerschaft gemeinsam mit Deinem Frauenarzt begleitet. Im Regelfall bekommst Du ein länger wirkendes Insulin als Grundlage und ein schnell wirkendes, um den Blutzuckeranstieg nach dem Essen zu regulieren. Da Hormonschwankungen in der Schwangerschaft eine gute Blutzucker-Einstellung erschweren und der Insulinbedarf anfangs eher sinkt, bekommst Du bis zur 14. Woche eher weniger Insulin, um eine Unterzuckerung zu vermeiden. Erst ab der 22. Woche steigt die Menge an benötigtem Insulin. Um die Geburt fällt der Bedarf wieder stark ab.
Des Weiteren wird Dein Arzt die Entwicklung Deines Kindes regelmäßig mittels Ultraschall beobachten. Auch der Blutdruck sollte regelmäßig gemessen werden, da dieser vor allem in der zweiten Schwangerschaftshälfte ansteigen kann. Die Geburt sollte in einer speziell für Frühgeburten und Risikoschwangerschaften eingerichteten Klinik erfolgen, da Du und Dein Kind bei Komplikationen dort sehr gut versorgt seid. Vor der Entbindung wird die Größe und das Gewicht des Babys gemessen. Sollte dieses mehr als 4.500 Gramm wiegen, werden Dir die Ärzte zu einem Kaiserschnitt raten.
Während der Geburt bestimmen die Spezialisten alle ein bis zwei Stunden Deinen Blutzuckerspiegel, um ihn gegebenenfalls mit kurz wirkenden Insulin zu korrigieren. Auch nach der Geburt sollten die Blutzuckerwerte weiterhin beobachtet werden, da das Risiko einer Unterzuckerung erhöht ist. Bei Schwangerschaftsdiabetes ist es wichtig, dass das Kind gestillt wird, da dies dessen Risiko, später Übergewicht oder Diabetes zu entwickeln, verringert.
Was kann man selbst bei Schwangerschaftsdiabetes machen?
Falls Du an Schwangerschaftsdiabetes leidest, solltest Du auf Dein Gewicht achten, Deine Ernährung umstellen und Dich mehr bewegen. Dazu solltest Du eine Beratung bei einem Diabetes-Spezialisten in Anspruch nehmen, um konkrete Maßnahmen festzulegen. Sollte dies zu keinem Erfolg führen und Du Insulin brauchst, solltest Du gemeinsam mit Deinem Arzt und einem Diabetes-Spezialisten üben, Deine Blutzuckerwerte allein zu überprüfen, zu interpretieren und das Insulin zu verabreichen. Für den Fall einer plötzlichen Unterzuckerung solltest Du immer ein Stück Traubenzucker bei Dir haben. Nach der Geburt solltest Du Dein Kind stillen, um das Risiko, später an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken, für euch beide zu senken.
Schwangerschaftsdiabetes und Ernährung: Was muss ich beachten?
Durch eine Ernährungsumstellung sollten die Blutzuckerwerte auf ein normales Niveau gesenkt werden. Auch die Gewichtszunahme soll sich auf ein gesundes Maß reduzieren. Als Richtwerte gelten 1.800 bis 2.400 Kilokalorien pro Tag, die eine Frau mit Schwangerschaftsdiabetes zu sich nehmen sollte. Diese sollen sich aus 40 bis 50 Prozent langsam resorbierenden Kohlenhydraten, wie Vollkornmehl, 30 Prozent vor allem pflanzlichen Fetten und 20 bis 30 Prozent Eiweißen aus fettarmen Milchprodukten oder fettarmen Fleisch- und Wurstwaren zusammensetzen. Darüber hinaus solltest Du mindestens 30 Gramm Ballaststoffe, wie zum Beispiel in Vollkorn, Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse verzehren. Süß- und Zuckerwaren solltest Du dagegen meiden. Auch Fruchtsäfte sind eher ungünstig, da sie den Blutzucker schnell und stark ansteigen lassen.
Um Blutzuckerspitzen zu vermeiden, solltest Du fünf bis sieben kleine Mahlzeiten zu Dir nehmen und auch am späten Abend noch eine kleine kohlenhydrathaltige Speise essen, um einen nächtlichen Energiemangel zu verhindern. Außerdem solltest Du auf eine ausreichende Vitamin- und Mineralstoffzufuhr achten.
Wie ist die Prognose bei Schwangerschaftsdiabetes?
Im Normalfall regulieren sich die erhöhten Blutzuckerwerte nur durch eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung wieder von selbst. Auch der Diabetes mellitus verschwindet direkt nach der Entbindung. In den meisten Fällen verläuft die Schwangerschaft ansonsten normal und das Kind wird gesund geboren. Dennoch zählt eine Schwangerschaft mit Schwangerschaftsdiabetes als Risikoschwangerschaft, da diverse Komplikationen auftauchen können.
Wie lässt sich Schwangerschaftsdiabetes vorbeugen?
Schon vor der Schwangerschaft sollten Frauen mit Kinderwunsch darauf achten, dass ihr Gewicht im Normalbereich liegt und sich gesund ernähren. Darüber hinaus sollten sie sich regelmäßig bewegen und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Sollte eine genetische Vorbelastung vorliegen, sollen Betroffene frühzeitig einen Zuckertest durchführen und regelmäßig zur Kontrolle gehen.
Was kostet die Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes?
Je nach Insulinbedarf und Art des Insulins fallen unterschiedliche Kosten an, die im Normalfall aber von den Krankenkassen übernommen wird. Informationen dazu erhältst Du bei Deinem Frauenarzt oder Diabetes-Spezialisten.
Übernehmen die Krankenkassen die Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes?
Alle notwendigen Untersuchungen für eine Diagnose werden von den Sozialversicherungsträgern bezahlt. Für einige Untersuchungen kann eine chefärztliche Bewilligung notwendig sein. Frag dazu Deinen Frauenarzt. Auch die Behandlungskosten mit Insulin werden von den Krankenkassen übernommen.
Über die Autorin: Dr. Simone Hermanns
Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe
Dr. med. Simone Hermanns ist als Fachärztin am Universitätsspital Zürich tätig und unterstützt MOOCI seit Februar 2020 als medizinische Expertin für den Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe.
Seit nunmehr 7 Jahren arbeitet sie voller Energie und Lebenslust als Ärztin in verschiedenen klinischen Fachbereichen in Deutschland und der Schweiz. Die Liebe zur Medizin entdeckte Sie besonders im operativen Bereich,da die Vielfältigkeit dieses Bereichs immer wieder aufs Neue fasziniert.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Schwangerschaftsdiabetes ist eine Form der Zuckerkrankheit und wird erstmals während der Schwangerschaft diagnostiziert. Sie tritt meist ohne konkrete Beschwerden auf, weshalb sie oft übersehen wird. Schwangere haben dabei einen erhöhten Blutzuckerspiegel, was in einer Schwangerschaft grundsätzlich normal ist, da sich der Zuckerstoffwechsel aufgrund der Hormonumstellung verändert. Übersteigt der Zuckerwert jedoch einen bestimmten Grenzwert, sprechen Ärzte von Schwangerschaftsdiabetes - in der Fachsprache auch als Gestationsdiabetes bekannt. Abzugrenzen ist der Schwangerschaftsdiabetes von einer normalen Zuckerkrankheit, welche schon vor der Schwangerschaft besteht. Der Gestationsdiabetes gehört zu den häufigsten Komplikationen während einer Schwangerschaft und betrifft in etwa vier von zehn Frauen, Tendenz steigend. Im Regelfall verläuft sie weitgehend symptomlos, kann aber auch zu ernsten Komplikationen bei Mutter und Kind führen.
AUTOR
Dr. med. Simone Hermanns
Medizinische Expertin
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 4. September, 2023