Reise ins Ungewisse: Ein Einsatz mit Interplast-Germany

Vor wenigen Wochen erreichte Dr. Ben Gehl, medizinischer Berater bei MOOCI, ein Anruf von Interplast-Germany mit der Bitte um Unterstützung. Was Interplast ist, wohin die Reise geht und wie die ersten Tage für das Team sind, erfährst Du in diesem spannenden Beitrag.


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Online-Redaktion


Zuletzt aktualisiert: 26. August, 2020

Vor wenigen Wochen erreichte Dr. Ben Gehl, medizinischer Berater bei MOOCI, ein Anruf von Interplast-Germany mit der Bitte um Unterstützung. Was Interplast ist, wohin die Reise geht und wie die ersten Tage für das Team sind, erfährst Du in diesem spannenden Beitrag.

Was ist Interplast-Germany?

Interplast-Germany wurde 1980 in Frankfurt gegründet und ist ein gemeinnütziger Verein. Mitglieder des Vereines sind Plastische Chirurgen, Anästhesisten sowie OP-Personal, die Urlaube und Freizeit zur Verfügung stellen und kostenlose plastische Operationen in Entwicklungsländern durchführen.

Zu den häufigsten Operationen und Behandlungen zählen die Korrektur von Gesichtsfehlbildungen, wie beispielsweise die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, schwere Verbrennungsnarben sowie Defekte, die durch Unfälle oder Kriegsfolgen entstanden sind. Es geht in erster Linie um die Funktionalität des Körpers und nicht um ästhetische Eingriffe.

Wo geht die Reise hin?

Der Interplast-Germany Einsatz führt das sechsköpfige Operations-Team, bestehend aus zwei Chirurgen, zwei Anästhesisten, einer OP-Schwester sowie einer Studentin, nach Indien. Genauer gesagt nach Mumbai.

Mumbai ist eine der am dichtest besiedelten Metropolen der Welt und ist die größte Stadt Indiens mit mehr als über 15 Millionen Einwohnern. Indien ist per se kein Entwicklungsland mehr, allerdings fallen hier immer noch sehr viele Menschen durch das Sozialsystem und können sich keine medizinische Versorgung leisten.

Hier kommt das Team von Interplast-Germany zum Einsatz. Die Reise dauert rund zwei Wochen und in dieser Zeit will das Team zahlreiche Behandlungen und Operationen durchführen.

Die Anreise.

Wie eingangs bereits erwähnt, hat Interplast-Germany die Reise organisiert. Teamleiter Max hat sich im Vorfeld um die Flüge sowie um alle wichtigen Dokumente für die Einreise gekümmert. Zusätzlich organisierte er auch die Anerkennung der Facharzttitel in Indien, wodurch die Operationen überhaupt erst stattfinden können. Eine große Unterstützung ist auch Schwester Ela. Sie hat bereits knapp 20 Reisen mit Interplast gemacht und sich darum gekümmert, dass vor Ort bereits wichtige Dinge für einen mobilen Operationssaal vorhanden sind.

Am Flughafen in Mumbai wurde das Team bereits von ihren Ansprechpartnern empfangen und zur Unterkunft gebracht. Die Personen, die sich vor Ort um das Team kümmern, sind von der Glaubensgemeinschaft Jainismus. Dies ist eine Abspaltung des Hinduismus und sie haben in ihrem Glauben unter anderem drei wichtige Prinzipien verankert. Sie sollen 1/3 ihres Lebens lernen, 1/3 arbeiten und 1/3 lang etwas Gutes tun. Die Glaubensgemeinschaft sorgt in erster Linie für die Infrastruktur, vor allem auch dafür, dass politische Wege vereinfacht werden, damit sich das Team voll und ganz auf die Behandlungen konzentrieren kann.

Der erste Tag in Mumbai.

Nach nur drei Stunden Schlaf ging es für das gesamte Team in eine große Industriehalle. In dieser Halle wurde provisorisch ein riesiges Wartezimmer eingerichtet, wo hunderte Patienten bereits auf das Team warteten. Der gesamte Tag wurde damit verbracht, Patienten zu „screenen“. Dabei untersucht das Team die Patienten und stellt fest, ob sie die Operationen in den zwei Wochen durchführen können oder ob es sich um keinen medizinischen Notfall handelt. Diese Aufgabe ist alles andere als leicht für die Ärzte, da sie natürlich wissen, dass viele Patienten eine weite Reise auf sich genommen haben und womöglich ohne Behandlung wieder nach Hause zurückkehren müssen.

Was wird in den nächsten zwei Wochen passieren?

Bei diesem Einsatz fokussieren sich die Ärzte vor allem auf die Behandlung von frischen und alten Verbrennungen sowie deren Folgen. Dabei müssen die Ärzte die Wunden zunächst reinigen und die Patienten für eventuelle Hauttransplantationen vorbereiten. Anhand verschiedener Methoden wird in aufwendigen Operationen gesunde Haut an die teils schwer verbrannten Areale transplantiert. In der Regel werden Vollhaut- sowie Spalthauttransplantationen durchgeführt.

Eine weitere große Thematik wird die Behandlung von Verbrennungskontrakturen sein. Dabei handelt es sich um Spätfolgen von etwa ein bis zwei Jahre alten Verbrennungen. Meist ist die Funktionsfähigkeit der Gelenke, wie Arme oder Beinen, aber auch der Hals oder das Gesicht durch die Verbrennung stark eingeschränkt. Hier müssen die Chirurgen zunächst die Kontrakturen lösen und anschließend mithilfe von Lappenplastiken und Haut-, Fett- und/oder Muskelgewebstransplantationen eine bessere Narbe sowie eine bessere Beweglichkeit und Funktion schaffen. Dieser komplizierte Eingriff verbessert nicht nur die Beweglichkeit, sondern lindert auch die teils starken Schmerzen der Patienten. Zusätzlich operiert das Team in den zwei Wochen auch kleinere Fehlbildungen.

Das Ziel der Reise ist, Basisrekonstruktionen durchzuführen, bei denen Funktion und Stabilität wiederhergestellt werden. Patienten sollen durch die Eingriffe sich mit deutlich weniger Schmerzen bewegen, aber auch beispielsweise uneingeschränkt essen und sehen können. Das Team plant die Operationen und Behandlungen so, dass sie innerhalb von zwei Wochen abheilen können und bestmöglich vor Ort versorgt und nachbehandelt werden können.

 

In unserem nächsten Teil berichten wir euch über die ersten Operationen und wie es dem Team während dieser Zeit in Mumbai geht.


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