Kokosöl – Das Wundermittel Nummer 1?
Hardfacts.
Beginnen wir zunächst einmal mit den Fakten rund um das Kokosöl. Wie der Name bereits verrät, wird das Öl aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gewonnen. Hierbei gibt es verschiedene Verfahren. Eine Methode ist das Zentrifugieren des Fruchtfleisches (Zentrifugen-Methode) unter 38 Grad Celsius, wodurch nicht nur Kokosöl, sondern gleichzeitig Kokosmilch und Kokosmehl entstehen. Diese Produkte werden ebenfalls im Handel verkauft. Bei der Expeller-Methode hingegen wird das Fruchtfleisch der Nuss bei 60 Grad Celsius getrocknet und anschließend bei 38 Grad Celsius kalt gepresst. Während die Erhitzung der Kokosraspel vor allem beim industriellen Verfahren zum Einsatz kommt, setzen biologische Hersteller meist auf das schonendere Verfahren ohne Erhitzung. Oftmals findest Du in industriell hergestelltem Produkt zur Verfeinerung des Öls chemische Zusatzstoffe, weshalb wir Dir generell zu biologischen Produkten raten.
Haare.
Shampoos, Conditioner oder Haarkuren und -masken: Produkte mit Kokosöl findest Du nahezu überall, denn auch die Hersteller sind auf den Hype um das Öl aufgesprungen, doch auch das reine Produkt ist nicht zu unterschätzen. Kokosöl enthält viele wertvolle Nährstoffe und Vitamine, welche für Dein Haar eine wahre Wohltat sind. Gerade die gesättigten Fettsäuren tragen dazu bei, dass Dein Haar seinen seidigen Glanz erhält und kraftvoll aussieht, denn diese legen sich wie ein Schutzfilm um Dein Haar. Du kannst das Öl wunderbar als Conditioner verwenden, indem Du, je nach Haarlänge, etwas Kokosöl in das zuvor shampoonierte Haar gibst und es vorsichtig einmassierst. Lasse es dort für einige Minuten einwirken und wasche Deine Haare erneut mit Shampoo.
Als Maske massierst Du das Öl in die trockenen Haare und lässt es über Nacht einziehen. Am besten deckst Du Dein Kissen mit einem Handtuch ab oder ziehst Dir eine Duschhaube über, ansonsten hinterlässt Du ölige Flecken auf der Bettwäsche. Wasche Deine Haare am nächsten Morgen mit Shampoo.
Besitzt Du sehr feines und dünnes Haar, solltest Du lieber nicht zu purem Kokosöl greifen, denn während die Fettsäuren für trockenes Haar super sind, kann es bei einer feinen Haarstruktur dazu führen, das es beschwert wird und dadurch strähnig und fettig wirkt.
Haut.
Deine Haut kann ebenfalls vom Kokosöl profitieren, Du solltest aber beachten, dass nicht jeder Hauttyp für das pure Öl geeignet ist! Neigst Du an Körper und im Gesicht zu sehr trockener aber recht unkomplizierter Haut, können sich die Nährstoffe durchaus positiv auf Deine Haut auswirken. Das Öl pflegt und macht sie wieder weich und geschmeidig.
Neigst Du zu fettiger oder Problemhaut, ist Kokosöl eher nicht empfehlenswert. Zwar hört und liest man nicht selten davon, dass Kokosöl gegen Mitesser und Akne helfen soll, allerdings kann es durchaus passieren, dass sich die Akne verschlimmert, da Deine Haut von Natur aus bereits zu viel Fett produziert und das Öl die Poren zusätzlich verstopft. Bei Problemhaut solltest Du lieber zu Pflegeprodukten, die einen hohen Anteil an Wasser enthalten oder zu anderen Ölen greifen, welche auch bei unreiner Haut in geringer Menge zum Einsatz kommen können. Dazu zählen zum Beispiel Arganöl oder Calendula Öl.
Viele Frauen setzen Kokosöl gern zur Vorbeugung oder Linderung von Falten ein, denn die rückfettende Eigenschaft hilft bei der Regenerierung der Haut und Fältchen können nach und nach verschwinden. Zudem lässt sich damit super (wasserfestes) Make-up entfernen. Doch wie bereits zuvor geschrieben: Überprüfe am besten, ob die Anwendung von Kokosöl für Deinen Hauttyp geeignet ist.
Essen.
Kokosöl macht schlank – das ist zumindest eine der vielen Behauptungen, welche kursieren und den Vorteil des Öls beweisen soll. Doch stimmt das wirklich? Fett ist ja nicht gerade für seine schlank machende Art bekannt. Zwar gibt es die ein oder andere Studie, welche sich dem Thema gewidmet hat und bei der einige der Probanden tatsächlich einen leichten Gewichtsverlust verzeichneten, allerdings sollten die Ergebnisse mit Vorsicht betrachtet werden, denn die Studiendauer betrug meist nur wenige Wochen, die Anzahl der Teilnehmer war gering und zudem fanden die Studien während einer allgemeinen Gewichtsreduktionsmaßnahme statt.
Kokosöl besteht zum Großteil aus mittelkettigen Fettsäuren und hat aus diesem Grund minimal weniger Kalorien als andere Öle und Fette, außerdem steigern diese den Energieverbrauch leicht. Trotzdem kannst Du mit Kokosöl allein nicht abnehmen, sondern musst Deine Ernährung komplett umstellen, denn nur auf diese Weise kannst Du nachhaltig abnehmen und Dein neues Gewicht auch halten.
Wahr ist jedoch, dass Kokosöl Vitamine und Nährstoffe enthält, die Deiner Gesundheit auf jeden Fall zuträglich sind und wie auch Oliven- oder Rapsöl, eignet es sich wunderbar zum Kochen. Ob es nun viel gesünder als anderen Öle ist, sei mal dahingestellt.
Zähne.
Schnell und günstig strahlend weiße Zähne? Das klingt zu gut, um wahr zu sein, doch mit Kokosöl soll dies tatsächlich funktionieren. Das Wirkprinzip ist einfach und schnell erklärt. Die Methode nennt sich „Ölziehen“ und kommt aus dem Ayurvedischen. Laut der Tradition soll das Öl nicht nur die Zähne aufhellen und den Mundraum pflegen, sondern zudem das Immunsystem stärken. Durch die Bewegungen des Kokosöls in Deinem Mund, binden sich Bakterien, Pilze und Partikel des Zahnbelangs an die Flüssigkeit. Bei regelmäßiger Anwendung können die gelblichen Verfärbungen somit verblassen und stattdessen kommen leuchtend weiße Zähne zum Vorschein. Falls Du auf den Geschmack gekommen bist und die Methode gern ausprobieren möchtest, haben wir Dir das Vorgehen für Dich zusammengefasst:
Am besten führst Du das Ölziehen immer morgens vor dem Frühstück durch. Nimm etwa einen Esslöffel des Kokosöls in den Mund und bewege es mit der Zunge durch den kompletten Mundraum. Das solltest Du für etwa 15-20 Minuten machen, aber Achtung: Schlucke das Öl bitte nicht hinunter und spucke es auch nicht in den Abfluss, ansonsten kann dieser verstopfen. Am besten ist es, wenn Du es über den Hausmüll entsorgst. Anschließend spülst Du Deinen Mund aus und putzt Deine Zähne ganz normal. Es wird empfohlen, den Vorgang über mehrere Wochen hinweg zu wiederholen.
Allerdings scheiden sich die Geister daran, ob das Ölziehen tatsächlich etwas bringt oder ob es sich um einen reinen Placeboeffekt handelt. Während die einen auf die Methode schwören und von den Erfolgen begeistert sind, gibt es auf der anderen Seite enttäuschte Berichte darüber, dass sich auch nach mehreren Wochen keine sichtbaren Erfolge eingestellt haben.
Wieso gibt es kritische Stimmen?
Wie Du wahrscheinlich bereits gemerkt hast, gibt es neben den ganzen positiven Stimmen auch viele, welche das Phänomen „Kokosöl“ sehr skeptisch betrachten. Da es noch an Langzeitstudien und somit den entsprechend wissenschaftlich relevanten Ergebnissen fehlt, kann es noch etwas dauern, bis wir eindeutige Antworten erhalten. Doch gerade was die Ernährung angeht, ist es wichtig zu wissen, dass Du damit gut fährst, wenn Du Kokosöl nicht in großen Mengen zu Dir nimmst. Denn auch wenn es weniger Kalorien als andere Öle hat, ist es dennoch Fett und sollte nur in Maßen zu sich genommen werden.
Auch bei Haut, Haaren und Zähnen kannst Du das Öl einfach mal ausprobieren. Solltest Du merken, dass sich Dein Hautbild verschlechtert oder Deine Haare fettig erscheinen, dann greife lieber zu anderen Produkten. Zudem raten wir Dir dazu, Deine Zahnhygiene normal fortzuführen, denn reines Kokosöl als Ersatz ist nicht ausreichend.
Seit ein paar Jahren erlebt Kokosöl einen wahren Aufstieg. Haare sollen geschmeidig, Zähne weiß und die Haut samtig weich werden, weswegen Du das Öl mittlerweile in unzähligen Produkten findest. Auch Dein Immunsystem soll von dem weißen Gold profitieren, wenn Du es über die Ernährung zu Dir nimmst. Es gibt jedoch nicht nur Fans vom Kokosöl und die kritischen Stimmen werden immer lauter. Wir haben uns das angebliche Wundermittel genauer angesehen und stellen es Dir in diesem Beitrag vor!
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Zuletzt aktualisiert: 24. November, 2023