Die Haut als Spiegelbild der Seele

Wenn Du glücklich bist, strahlt sie. Wenn Du dich schämst oder wütend bist, wird sie rot. Bist du nervös, bekommt sie rote Flecken. Die Haut ist nicht nur das größte Organ des Menschen, sondern auch das einzige, dessen Zustand unmittelbar sichtbar ist. Durch die Haut wissen Deine Mitmenschen immer, wie es Dir geht. Du bekommst feuchte Hände vor Aufregung, Angst treibt Dir den Schweiß auf die Stirn und vor Furcht bekommst Du Gänsehaut. Nicht umsonst existieren viele Redewendungen, die auf eine enge Verbindung von Haut und Psyche hinweisen: Dir kann etwas unter die Haut gehen, etwas juckt Dich nicht oder etwas ist zum aus der Haut fahren. Ob und wie sich Deine Psyche tatsächlich auf Deine Haut auswirken kann, erfährst Du in diesem Beitrag!


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Medizinische Expertin

CO-AUTOR

Online-Redaktion


Zuletzt aktualisiert: 24. November, 2023

Warum unsere Haut so wichtig ist

Die menschliche Haut ist mit einer Oberfläche von bis zu zwei Quadratmetern unser größtes Sinnesorgan und unser Schutzschild nach außen. Sie schützt uns unter anderem vor Hitze und Kälte, vor Druck und Stößen sowie vor UV-Strahlen, Schmutz und Mikroben, wie Bakterien und Viren.
 
Täglich ist unsere Haut vielen inneren und äußeren Belastungen ausgesetzt, welche sich auf ihren Zustand auswirken können, wie eine schlaflose Nacht etwa, die uns blass und grau erscheinen lässt. Außerdem ist die Haut das Sinnesorgan, mit dem wir unsere Umwelt und Mitmenschen tastend erkunden und eine Verbindung aufbauen. Die Haut als Kontaktmedium zu anderen Menschen kann uns einerseits Vorteile, andererseits aber auch Nachteile verschaffen, da ihre Ästhetik in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle spielt.
 
Eine glatte, reine Haut ist Ausdruck für allgemeine Gesundheit und Attraktivität. Eine sichtbar kranke Haut löst oft Gefühle von Ablehnung, Unsicherheit und Ekel aus, provoziert im sozialen Umfeld die Furcht vor Ansteckung und damit häufig Antipathie. Einige Hautkrankheiten, wie Psoriasis oder Neurodermitis, sind in den vergangenen Jahrzehnten zu Volkskrankheiten geworden.
 
Besonders bei Kindern sind Hauterkrankungen und Allergien immer häufiger, jedes vierte Kind ist beispielsweise von Neurodermitis betroffen. Hautprobleme und Hauterkrankungen sind ein deutliches Zeichen dafür, dass etwas in unserem sensiblen Organismus aus dem Gleichgewicht geraten ist. Kommen seelische Belastungen dazu, können sich die Symptome mitunter verstärken.

Täglich ist unsere Haut vielen inneren und äußeren Belastungen ausgesetzt, welche sich auf ihren Zustand auswirken können

Die Wechselwirkung von Haut und Psyche

Vielleicht kennst Du das Gefühl, Dich aufgrund von Hautunreinheiten, wie einem Pickel, Herpes oder einem Ausschlag, nicht wohl in Deiner Haut zu fühlen. Vielen Menschen geht es genau wie Dir und verlieren bei sichtbaren Hautveränderungen an Selbstbewusstsein, da auffällige Veränderungen der Haut oft als unhygienisch, ekelhaft oder ansteckend empfunden werden.
 
Chronische Hauterkrankungen werden von den Betroffenen häufig als hochgradig belastend erlebt. Die Folgen können Kontaktängste, sozialer Rückzug, Minderwertigkeitskomplexe oder Angst vor der Abwertung durch Mitmenschen sein. Die Isolation und Abgrenzung wird nach und nach immer größer und die Angst vor Ablehnung und Stigmatisierung kann sich bis zur sozialen Phobie steigern. Die Betroffenen beschäftigen sich gedanklich oftmals nur noch mit ihrem Hautproblem und schämen sich dafür.
 
Besonders schlimm ist, dass der Krankheitsverlauf in vielen Fällen unberechenbar und unkontrollierbar ist. Diese inneren Belastungen können die Hauterkrankung zusätzlich aufrechterhalten oder sogar intensivieren. Vor allem bei chronischen Hauterkrankungen können sich unverarbeitete emotionale Konflikte auf die Haut auswirken, Schübe verursachen oder bestehende Probleme verstärken. Kranke Haut kann wiederum zu einer seelischen Belastung oder psychischen Erkrankungen führen – ein wahrer Teufelskreis entsteht.

Besonders schlimm ist, dass der Krankheitsverlauf in vielen Fällen unberechenbar und unkontrollierbar ist

Das bedeutet natürlich nicht, dass jede Hauterkrankung zwingend auf psychische Probleme zurückgehen muss oder umgekehrt jeder Mensch mit seelischen Belastungen Hautkrankheiten entwickelt. Studien belegen aber, dass jede dritte Hautkrankheit unmittelbar mit einem psychischen Leiden zusammenhängt. Wissenschaftler vermuten, dass sich der Zusammenhang zwischen Hautkrankheiten und Psyche durch Neuropeptide erklären lässt. Neuropeptide sind Botenstoffe, welche über die Nervenbahnen bis zu den Organen geleitet werden. Dort können sie Entzündungen hervorrufen oder verstärken und somit auch Hauterkrankungen.

Die psychosomatische Dermatologie

Grundsätzlich können Hautkrankheiten unter dermatologische oder psychosomatische Gesichtspunkte unterteilt werden. Die psychosomatische Dermatologie beschäftigt sich mit Hauterkrankungen, bei denen psychosoziale Ursachen, Folgen oder Begleitumstände einen wesentlichen Einfluss auf die Erstmanifestation, die Ausprägung oder den Verlauf der Hautsymptomatik haben.
 
Die psychosomatische Dermatologie unterscheidet drei Hauptgruppen von Hautkrankheiten. Die erste Gruppe besteht aus Erkrankungen, die auf psychische Störungen zurückgehen. Hier steht primär die psychische Störung im Vordergrund, Hautprobleme sind Begleiterscheinungen. Die zweite Gruppe bezieht sich auf Hauterkrankungen, bei denen sich seelische Probleme körperlich äußern. Typische Beispiele dafür sind Krankheiten, die meist genetisch bedingt sind, deren Manifestation und Verlauf jedoch vom seelischen Zustand des Patienten abhängt. Dazu gehören beispielsweise Psoriasis, Neurodermitis, Akne oder chronische Formen der Urtikaria.
 
Psychische Störungen infolge von schweren oder entstellenden Dermatosen bilden die dritte Gruppe. Beispiele dafür sind Krankheiten, die in sichtbaren Regionen lokalisiert sind und so stark ausgeprägt sind, dass der Betroffene nicht damit klarkommt, was zu seelischen und psychosozialen Belastungen führen kann.

Bei der Diagnose und Behandlung von Hautkrankheiten kann es von Vorteil sein, den Fokus nicht nur auf die erkrankte Haut und die Linderung der Symptome zu legen, sondern auf die seelische Verfassung des Patienten

Die richtige Diagnose und Therapie

Bei der Diagnose und Behandlung von Hautkrankheiten kann es von Vorteil sein, den Fokus nicht nur auf die erkrankte Haut und die Linderung der Symptome zu legen, sondern auf die seelische Verfassung des Patienten. Salben, Medikamente und Tinkturen mindern zwar die Symptome, doch steckt eine psychische Ursache dahinter, können die Symptome nach Absetzung der Medikamente bald wieder auftreten.
 
Bei der Diagnose ist es also sinnvoll, einen Blick auf die Psyche zu werfen und zu prüfen, ob beispielsweise eine Depression, Angsterkrankung oder auch einfach übermäßiger Stress, unterdrückte Wut oder andere Belastungen vorliegen. Eine Psychotherapie kann nämlich dazu beitragen, die Hautsymptomatik zu verbessern, da der hinter der Krankheit stehende Konflikt gelöst wird. Bestehende Hautprobleme verschwinden dadurch entweder oder der Patient kann zumindest besser damit umgehen.
 
Unter anderem können Entspannungstechniken, wie Meditation, autogenes Training oder progressive Muskelentspannung, sowie Achtsamkeitsübungen, Yoga oder kognitive Strategien hilfreich sein, um den persönlichen Zustand der Psyche zu verbessern. Da jedem Menschen andere Dinge helfen, entspannter zu leben und positiver zu denken, sind offene und aufklärende Gespräche von großer Bedeutung.
 
Veränderungen wie unreine Haut, Spannungsgefühle, Rötungen, Ausschläge, Schwellungen, Farbveränderungen, Juckreiz oder Haarausfall können ein Hinweis dafür sein, dass auf körperlicher oder seelischer Ebene etwas nicht in Ordnung ist. Mögliche Warnsignale Deiner Haut können auch Akne, Herpes, ein Kontaktekzem oder Allergien sein. Besonders Allergien hängen im dermatologischen Bereich oft mit der Psyche zusammen und können eine Überreaktion auf Konflikte in der Partnerschaft, Stress im Job oder ein gespaltenes Verhältnis zu den Eltern sein.
 
Deshalb ist es wichtig, dass Du Deine Haut kennenlernst, im Blick behältst und bei Veränderungen Deinen psychischen und physischen Gesundheitszustand hinterfragst.


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