10 Fragen zu Botox und Filler an Prof. Dr. Peter Arne Gerber
Was ist der Unterschied zwischen Botox und Fillern?
Botulinumtoxin A oder kurz Botox/Botulinum ist ein Wirkstoff der Muskeln entspannt. Botox wird daher eingesetzt um mimische Falten, also jene Falten, die durch Muskelkontraktion ausgelöst werden, zu behandeln. Bei Fillern handelt es sich um Füllstoffe, wie beispielsweise Hyaluronsäure oder Calcium-Hydroxylapatit, welche in die Haut injiziert werden, um zum einen Falten zu unterfüttern und zum anderen auch Volumen aufzubauen.
Welche Filler gibt es?
Unangefochtener Goldstandard und bei weitem am häufigsten eingesetzter Filler ist Hyaluronsäure oder auch Hyaluronan genannt. Darüber hinaus finden sich auch weitere Füllstoffe wie etwa Calcium-Hydroxylapatit und gerade bei Plastischen Chirurgen wird auch häufig Eigenfett als Füllersubstanz angewendet.
Wann kommt Botox zu Anwendung?
In der ästhetischen Medizin wird Botulinum zur Behandlung mimischer Falten eingesetzt, also zur Entspannung solcher Falten, die durch Muskelkontraktur entstehen. Zusätzlich finden sich auch weitere Behandlungsindikationen, wie etwa die Behandlung der Hyperhidrose (übermäßiges Schwitzen) unter den Achseln, an Handflächen oder den Fußsohlen. Es finden sich auch Anwendungen im Bereich der Kaumuskulatur, etwa beim Zähneknirschen oder auch zur Behandlung von Spannungskopfschmerzen. Klassische Falten, die mit Botulinum behandelt werden, sind die Zornesfalte, die Stirnfalten oder auch die Lachfältchen beziehungsweise Krähenfüße.
Wann kommt Hyaluronsäure zur Anwendung?
Hyaluronsäure-Injektionen können bei verschiedenen Indikationen genutzt werden. So besteht die Möglichkeit einzelne Falten zu unterfütten, Volumen aufzubauen und das Gesicht anzuheben und schließlich kann Hyaluronsäure angewendet werden, um die Haut zu hydratisieren und das Hautbild zu verbessern. Klassische Indikationen für ästhetische Behandlungen mit Hyaluronsäure sind die Unterfütterung der Nasolabialfalte oder Marionettenfalten, die Vergrößerung der Lippen und der Wangen oder eben die Hydratisierung der Haut mittels Skin-Booster.
Ist Botox giftig und macht es süchtig?
Botox oder Botulinumtoxin, wie der Name schon sagt ein Toxin, also tatsächlich ein Gift. In der Medizin und insbesondere in der ästhetischen Medizin wird aber mit extrem niedrigen Dosen von Botox gearbeitet, die für den Menschen nachweislich nicht schädlich sind. Zudem sind auch keine Langzeitkomplikationen oder Folgeerscheinungen bekannt. Hierzu gibt es auch Langzeitdaten und in der ästhetischen Medizin verfügen wir mittlerweile über 20 Jahre Erfahrung. Botulinum gilt heute als extrem sicheres Medikament.
Botulinum führt nicht zu einer Sucht im eigentlichen Sinne. Die Wirkdauer von Botulinumtoxin ist aber auf drei bis sechs Monate beschränkt und die Ergebnisse, die durch eine entsprechende Behandlung erreicht werden können, sind sehr gut und mit einer extrem hohen Patientenzufriedenheit assoziiert. Folglich ist es nicht ungewöhnlich, dass Patienten die einmal angefangen haben sich mit Botulinum behandeln zu lassen, dass diese sich in der Folge regelmäßig bei ihrem Arzt des Vertrauens wieder behandeln lassen.
Bauen sich Botox und Hyaluronsäure komplett ab und wie lange dauert der Prozess?
Ja, die Wirkdauer von Botulinum ist auf drei bis maximal sechs Monate beschränkt, dass bedeutet, spätestens sechs Monate nach der Behandlung kann der Muskel wieder voll aktiviert werden. Nichtsdestotrotz kann es sein, dass die Behandlungsintervalle mit zunehmender Dauer der Therapie immer länger werden. Dies liegt vor allem daran, dass bestimmte unbewusste Bewegungen durch die dauerhafte Entspannung „verlernt“ werden und somit nicht mehr durchgeführt werden.
Die Haltbarkeit von Hyaluronsäure-Fillern liegt je nach Grad der Vernetzung etwa zwischen sechs Monaten bis zu eineinhalb Jahren. Die Haltbarkeit kann auch variieren, je nach dem in welchem Areal eine Filler-Behandlung durchgeführt wurde. So ist die Haltbarkeit der Filler in solchen Regionen, die einer hohen Bewegung ausgesetzt sind, tendenziell eher kürzer.
Wie häufig kann eine Botox- oder Hyaluronsäurebehandlungen wiederholt werden?
Aus medizinischer Sicht können sowohl Botulinum- als auch Fillerbehandlungen unbegrenzt wiederholt werden. Wie bereits angesprochen sind für Behandlungen mit Botulinum bis dato keine langfristigen Komplikationen bekannt und gleiches gilt auch für wiederholte Behandlungen mit Hyaluronsäure-Fillern.
Wann darf keine Botox-/Fillerbehandlung gemacht werden?
Für die Behandlung mit Botulinum oder Fillern bestehen relativ wenig Kontraindikationen, ich persönlich würde aber zum Beispiel bei Schwangeren keine entsprechende Behandlung durchführen. Als weitere Kontraindikation kann zum Beispiel auch eine Infektion im zu behandelnden Bereich angeführt werden, also bakterieller Natur oder auch eine aktive Herpesinfektion.
Ist eine Injektion von Fillern geplant, so sollte der behandelnde Arzt erfragen, ob im zu injizierenden Areal bereits im Vorfeld die Injektion von Fillern stattgefunden hat und wenn ja, welches Material verwendet wurde und wie lange die Behandlung her ist. Wurden etwa in der Vergangenheit permanente Füllstoffe implantiert, so sollte in diesen Arealen von einer Injektion eines weiteren Fillers abgesehen werden, da hier ein deutlich erhöhtes Risiko für Folgekomplikationen besteht.
Welche Risiken birgt die Behandlung mit Botox oder Fillern?
Eine Behandlung mit Botulinum birgt relativ wenige Risiken, akut kann es durch das Verletzen kleinerer Gefäße beim Einstechen mit der Nadel zum Auftreten von kleineren Blutergüssen kommen, diese verschwinden aber wie jeder blaue Fleck innerhalb von wenigen Tagen. Des weiteren besteht bei der Behandlung mit Botulinumtoxin das Risiko, dass nicht nur der Zielmuskel sondern auch andere Muskeln entspannt werden. Hier kann es dann zu unerwünschten Effekten, wie etwa dem Absinken des Augenlides kommen. In der Hand des Facharztes und erfahrenen Behandlers sind solche Nebenwirkungen aber äußerst selten und ferner muss man sagen, dass jegliche Nebenwirkung einer Botulinumbehandlung temporär ist, also bedingt durch den natürlichen Wirkverlust sich nach spätestens drei bis sechs Monaten limitiert.
Auch bei der Behandlung mit Fillern kann es bei der Injektion zu einer Verletzung von Gefäßen und zur Ausbildung von Hämatomen kommen. Das Risiko ist hier höher, als bei einer Behandlung mit Botulinumtoxin. Ein weiteres Risiko ist, dass es bei der Injektion zur Verschleppung von Keimen und in der Folge zu einer Infektion mit der Ausbildung eines Abszesses kommen kann. Dieses Risiko besteht insbesondere dann, wenn nicht hygienisch gearbeitet oder minderwertige Filler verwendet wurden. Gleiches gilt für die Ausbildung von Knoten, in Folge einer Fillerinjektion.
Eine der gravierendsten Komplikationen die in der ästhetischen Medizin auftreten können, ist der Verschluss eines arteriellen Gefäßes, durch die Injektion eines Fillers. Hier kann es in der Folge zu Nekrosen und großflächigen Narben oder sogar zur Erblindung kommen. Das Risiko gerade solcher schwerwiegenden Komplikationen ist deutlich höher, wenn entsprechende Injektionen durch medizinische Laien, also etwa Kosmetikerinnen durchgeführt werden. Folglich sollten ästhetische Injektionsbehandlungen aus unserer Sicht nur durch Fachärzte erfolgen.
Was muss ich vor und nach einer Behandlung mit Botox oder Fillern beachten?
Wie bereits angesprochen sollten Injektionsbehandlungen nicht erfolgen, wenn im zu behandelnden Areal aktuell eine Infektion besteht. Vor der Behandlung selbst sollte der behandelnde Arzt eine ausführliche Aufklärung und eine standardisierte Fotodokumentation durchführen. Nach einer Behandlung mit Botulinum sollten die Injektionsareale am Tag der Behandlung nicht massiert werden. Ferner empfehlen wir am Tag der Behandlung keinen Sport zu treiben und etwa Saunabesuche zu vermeiden. Unmittelbar nach einer Injektion von Fillern empfehlen wir dem Patienten noch in der Praxis die Injektionsareale über circa zehn Minuten mit Coolpacks zu kühlen und auch hier sollten am Behandlungstag kein Sport gemacht und keine Sauna besucht werden.
Die muskelentspannende Wirkung von Botulinum zeigt sich, je nach Präparat und Patient, im Normalfall in einem Zeitraum von 24 bis 72 Stunden nach der Injektion. Mit der vollen Wirkstärke ist im Normalfall nach zwei Wochen zu rechnen, sodass wir den Patienten, gerade bei einer Erstbehandlung, nach zwei Wochen zu einer Verlaufskontrolle wieder einbestellen. Auch nach Fillerbehandlungen sind Schwellungen nach zwei Wochen abgeklungen, sodass auch hier nach zwei Wochen zu einer Verlaufsbeurteilung einbestellt werden können.
Prof. Dr. med. Peter Arne Gerber ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten und ist Vize-Präsident der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft e.V. (DDL). Er ist leitender Oberarzt der Klinik für Dermatologie sowie Leiter des Hauttumorzentrums am Universitätsklinikum Düsseldorf. Zu seinen Spezialgebieten zählen unter anderem die konservative Dermatologie sowie die ästhetische Dermatologie.
Seit Jahren erfreuen sich Botox- und Fillerbehandlungen immer größerer Beliebtheit. Wir haben Prof. Dr. Peter Arne Gerber, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, zehn Fragen zu den Behandlungen gestellt. Unter anderem beantwortet er die Fragen, ob Botox süchtig machen kann und welche Risiken die Injektionen bergen!
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Zuletzt aktualisiert: 30. Oktober, 2020