Zöliakie (Glutenunverträglichkeit/Glutenintoleranz)
INHALTSVERZEICHNIS
Was versteht die Medizin unter einer Zöliakie?
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Handelt es sich bei der Zöliakie um eine Allergie oder eine Autoimmunerkrankung?
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Wie häufig ist eine Zöliakie?
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Welche Formen der Zöliakie gibt es?
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Was sind die Symptome einer Zöliakie?
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Wie äußert sich eine Zöliakie bei Kindern?
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Was sind die Symptome bei besonderen Verlaufsformen der Zöliakie?
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Welche Ursachen hat eine Zöliakie?
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Wie diagnostiziert der Arzt eine Zöliakie?
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Wie wird eine Zöliakie behandelt?
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Wie behandelt der Arzt eine Zöliakie beim Baby?
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Welche Nahrungsmittel sollte ich bei einer Zöliakie meiden?
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Welche Getreidesorten enthalten kein Gluten?
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Welche Nahrungsmittel enthalten kein Gluten?
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Wie werden Mangelerscheinungen bei einer Zöliakie therapiert?
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Wie ist der Krankheitsverlauf bei einer Zöliakie?
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Sind bei einer Zöliakie Kontrolluntersuchungen notwendig?
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Welche Kosten übernimmt die Krankenkasse bei einer Zöliakie?
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Das Wichtigste zusammengefasst
Die Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit ist eine Erkrankung, die nicht klar in Autoimmunerkrankung oder Allergie eingeteilt werden kann.
Betroffene weisen eine Unverträglichkeit gegenüber dem Eiweiß Gluten auf, welche sich in unspezifischen Beschwerden oder in Magen-Darm-Beschwerden äußern kann. Einige Betroffene bleiben allerdings gänzlich von Symptomen verschont.
Die bislang einzige Therapie besteht in der Vermeidung von glutenhaltigen Lebensmitteln.
Eine Zöliakie beim Baby oder beim Kind äußert sich mitunter ganz anders als bei Erwachsenen. Jedoch müssen auch hier fünf verschiedene Zöliakie-Formen unterschieden werden.
ICD-10-GM-2020 K90
Was versteht die Medizin unter einer Zöliakie?
Die Zöliakie ist eine immunologische Erkrankung des Darms, bei der die Ursache bislang unbekannt ist. Sie wird durch bestimmte Proteine ausgelöst, die in Getreide enthalten sind. Zusammenfassend bezeichnet man diese Proteine als Gluten. Im Verlauf der Erkrankung kommt es zu einer Unverträglichkeit der Dünndarmschleimhaut gegenüber den Getreideeiweißen. Nehmen Betroffene trotzdem glutenhaltige Lebensmittel zu sich, führt dies zu einer Immunreaktion des Darms mit einer chronischen Entzündung und Rückbildung der Dünndarmzotten.
Handelt es sich bei der Zöliakie um eine Allergie oder eine Autoimmunerkrankung?
Die Zöliakie weist sowohl Elemente einer Allergie als auch einer Autoimmunerkrankung auf. Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem zu stark auf eigentlich harmlose Stoffe. Bei der Zöliakie reagiert es mit einer überschießenden Immunantwort – obwohl Gluten für den Körper eigentlich unschädlich ist. Die Glutenunverträglichkeit kann aber auch als Autoimmunerkrankung gesehen werden, da das Immunsystem Antikörper gegen das körpereigene Enzym Gewebstransglutaminase bildet. Die Wissenschaft sieht die Zöliakie zum heutigen Zeitpunkt als Mischform aus einer Allergie und einer Autoimmunerkrankung.
Wie häufig ist eine Zöliakie?
Eine Zöliakie betrifft ungefähr eine von 200 bis 300 Personen. In Familien, in denen bereits Familienangehörige ersten Grades an einer Zöliakie erkrankt sind, besteht gegenüber der Normalbevölkerung ein zehnfach erhöhtes Risiko, ebenfalls an Zöliakie zu erkranken. Auch die Umwelt sowie das Immunsystem beeinflussen die Entstehung einer Glutenunverträglichkeit.
Welche Formen der Zöliakie gibt es?
Früher wurden die unterschiedlichen Formen der Zöliakie anders voneinander unterschieden. So wurden früher Definitionen wie „atypische Zöliakie“, „asymptomatische Zöliakie“, „latente Zöliakie“, „overte Zöliakie“, „oligosymptomatische Zöliakie“ oder „silente Zöliakie“ verwendet, heute hingegen sollen diese Bezeichnungen nicht mehr zur Diagnosestellung verwendet werden.
Die Zöliakie lässt sich heute in fünf unterschiedliche Verlaufsformen einteilen. Die klassische Zöliakie wird auch als Vollbild der Zöliakie bezeichnet und tritt bei ungefähr zehn bis 20 Prozent der Patienten auf. Oft entsteht sie bereits im Kleinkindalter, meist schon nach dem Abstillen. Typische Symptome der klassischen Zöliakie sind Appetitlosigkeit, Übelkeit, Blähungen, chronischer Durchfall, Wachstumsstörungen sowie ein aufgeblähter Bauch. Bei Kleinkindern äußert sich diese Form häufig auch durch Eisenmangel und Verhaltensveränderungen wie zum Beispiel übermäßige Weinerlichkeit.
Eine Verlaufsform, die erst nach dem Kleinkindalter entsteht, ist die symptomatische Zöliakie. Auch hierbei können die Betroffenen unter starken Bauchschmerzen und Durchfall leiden, allerdings treten diese Symptome in der Regel außerhalb der Bauchregion auf. Betroffene leiden häufig unter Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Depression, Migräne, aber auch Störungen der Schilddrüsenfunktion oder Epilepsie ist möglich.
In manchen Fällen haben die Patienten keine Symptome. Diese Form der Zöliakie bezeichnen Mediziner als subklinische Zöliakie. Nehmen die Betroffenen glutenhaltige Lebensmittel zu sich, entstehen im Blut die für eine Zöliakie typischen Antikörper. Außerdem lassen sich Veränderungen der Darmschleimhaut feststellen. Meist wird diese Form der Zöliakie im Rahmen anderer Untersuchungen entdeckt, wie zum Beispiel bei einer Biopsie des Dünndarms oder bestimmten labortechnischen Untersuchungen. Obwohl die Betroffenen einer subklinischen Zöliakie häufig keine klassischen Symptome bei sich bemerken, bessert sich bei vielen die Lebensqualität, nachdem sie auf glutenhaltige Lebensmittel verzichten, da beispielsweise Symptome wie Müdigkeit bislang nicht auf die Erkrankung zurückgeführt wurden.
Die sogenannte refraktäre Zöliakie betrifft meist Erwachsene und verläuft normalerweise eher langsam. Die Zöliakie wird als refraktär bezeichnet, wenn trotz einer strikten glutenfreien Diät erneut Zöliakie-Symptome auftreten.
Die letzte Form der Zöliakie ist die potenzielle Zöliakie. Der Arzt kann bei dieser Form keine Auffälligkeiten im Rahmen einer Dünndarmbiopsie feststellen, allerdings weisen sie die typischen Antikörper im Blut auf. Diese Patienten können sich durchaus weiter glutenhaltig ernähren, allerdings sollten sie regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnehmen.
Was sind die Symptome einer Zöliakie?
Typisch für eine Zöliakie sind Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen und ein fettiger Durchfall. Meist treten diese Symptome unmittelbar nach dem Verzehr von glutenhaltigen Nahrungsmitteln auf. Langfristig kommt es durch die daraus entstehende Entzündung zu einer Schädigung der Darmschleimhaut. Dies führt wiederum dazu, dass Nahrungsbestandteile schlechter aufgenommen werden und Mangelzustände wie zum Beispiel ein Eisenmangel auftreten können. Dadurch kann der Körper das Wasser schlechter in den Gefäßen halten, welches sich dann stattdessen im Gewebe einlagert und Ödeme verursacht. Häufig verlieren Zöliakie-Patienten durch die Magen-Darm-Beschwerden auch an Gewicht.
Eine Zöliakie muss sich jedoch nicht zwangsläufig durch diese Symptome zeigen. Einige Betroffene leiden stattdessen an atypischen Beschwerden, die nicht direkt mit der Darmfunktion zusammenhängen. Solche atypischen Symptome sind zum Beispiel Hautentzündungen mit juckenden, rötlich erhabenen Bläschen, Erkrankungen der Leber mit teils leicht erhöhten Leberwerten, Blutarmut, Zungenbrennen und Faulecken am Mund, die in Folge eines Eisenmangels entstehen können. Osteoporose, Muskelschwäche, Muskelkrämpfe und Knochenschmerzen aufgrund eines Kalziummangels, Nachtblindheit durch einen Mangel an Vitamin A, Blutungen, die unter anderem in der Haut auftreten und welche durch einen Vitamin-K-Mangel verursacht wurden, zählen ebenfalls zu den atypischen Symptomen. Dasselbe gilt für Schilddrüsenfunktionsstörungen, Entzündungen der Nierenkörperchen, Gelenkbeschwerden, epileptische Anfälle, Koordinationsstörungen, Nervenstörungen, Stimmungsschwankungen und Depressionen.
Allerdings gibt es auch Patienten, die zwar an einer Zöliakie erkrankt sind, Antikörper im Blut aufweisen und deren Dünndarmschleimhaut auch verändert ist, die aber trotzdem symptomfrei sind oder lediglich geringe atypische Beschwerden aufweisen. Häufig treten nur Symptome wie Abgeschlagenheit oder Müdigkeit auf. Die Erkrankung wird in solchen Fällen meist erst im Rahmen einer Screening-Untersuchung entdeckt, wenn nahe Verwandte erkrankt sind. Wichtig zu wissen ist, dass diese Patienten keine glutenfreie Diät einhalten müssen, es jedoch möglich ist, dass im Laufe der Zeit noch Symptome auftreten können, die dies dann doch nötig machen.
Wie äußert sich eine Zöliakie bei Kindern?
Kleine Kinder, die an einer Zöliakie leiden, können Verdauungsstörungen bekommen. Diese äußern sich durch einen aufgetriebenen Bauch oder voluminösen, stark riechenden Durchfall. Einige Kinder verweigern auch das Essen. Hinweisend können außerdem Wachstumsstörungen oder ein verzögerter Eintritt in die Pubertät sein. Auch Eisenmangel tritt recht häufig auf.
Typisch für an Zöliakie erkrankte Kinder sind außerdem Wesens- und Verhaltensveränderungen, welche sich in Weinerlichkeit, Missmut oder Apathie äußern können. Die ersten Zöliakie-Symptome zeigen sich meist gegen Ende des ersten Lebensjahres, etwa drei bis sechs Monate nach dem Verzehr der ersten glutenhaltigen Getreidemahlzeit.
Was sind die Symptome bei besonderen Verlaufsformen der Zöliakie?
Bei der klassischen Zöliakie leiden die Betroffenen an Symptomen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Blähungen, chronischem Durchfall, Wachstumsstörungen und einem aufgeblähten Bauch. Kleinkinder zeigen außerdem zusätzlich häufig Symptome wie Eisenmangel und Verhaltensveränderungen. Auch die symptomatische Zöliakie zeigt sich oft durch starke Bauchschmerzen und Durchfall. Symptome wie Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Depression, Migräne, Störungen der Schilddrüsenfunktion oder Epilepsie treten allerdings eher außerhalb der Bauchgegend auf.
Leidest Du unter einer subklinischen Zöliakie, stellst Du wahrscheinlich keine klassischen Symptome bei Dir fest. Wenn Du jedoch glutenhaltige Nahrungsmittel zu Dir nimmst, entstehen in Deinem Blut die für die Erkrankung typischen Antikörper. Bessern sich Deine Beschwerden trotz der Einhaltung einer strikten Diät nicht, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine refraktäre Zöliakie. Bei der potenziellen Zöliakie haben die Patienten zwar die typischen Antikörper im Blut, weisen allerdings keine Auffälligkeiten im Darm auf.
Welche Ursachen hat eine Zöliakie?
Eine Zöliakie tritt auf, wenn Du an einer Unverträglichkeit des Eiweißes Gluten leidest. Dieses Klebereiweiß, welches wir über die Nahrung aufnehmen, kommt in vielerlei Getreidesorten vor. Gesunde Menschen tolerieren Gluten wie andere Stoffe aus der Nahrung auch.
Der Körper von Patienten mit Zöliakie hingegen bekämpft Gluten, als wäre es potenziell schädlich. Das Immunsystem ihres Körpers versucht, die Glutenpartikel durch eine entzündliche Reaktion abzustoßen. Es greift die Zellbestandteile im Dünndarm an und zerstört die den Darm auskleiden Schleimhautzellen. Dies führt dazu, dass die Zotten, die die Oberfläche des Darms vergrößern, verschwinden und so die Nährstoffaufnahme verringert wird. Viele Bestandteile der Nahrung verbleiben unverdaut im Darm und werden wieder ausgeschieden anstatt vom Körper aufgenommen. Patienten leiden dann unter Durchfall und Mangelernährung.
Wie diagnostiziert der Arzt eine Zöliakie?
Zunächst führt Dein Hausarzt oder ein Gastroenterologe ein Anamnesegespräch mit Dir, in welchem er Dich zu Deinen aktuellen Beschwerden, aber auch zu möglicherweise bereits vorliegenden Erkrankungen wie zum Beispiel DiabetesTyp 1 oder einem IgA-Mangel befragt.
Wenn der Arzt vermutet, dass Deine Beschwerden durch eine Zöliakie verursacht werden könnten, stellt er Dir verschiedene Fragen, wie zum Beispiel, ob Du häufig an Durchfall und Bauchschmerzen leidest, ob Du in letzter Zeit deutlich an Gewicht verloren hast, ob Du Veränderungen an Deiner Haut festgestellt hast, ob ein naher Verwandter an Zöliakie leidet oder ob bei Dir bereits ein Test auf Zöliakie durchgeführt wurde. Ist der Patient ein Kind oder ein Jugendlicher, fragt der Arzt außerdem, ob Wachstumsstörungen bemerkt wurden oder ob sich der Eintritt in die Pubertät verzögert hat.
Im Anschluss an das Anamnesegespräch folgt die körperliche Untersuchung, im Rahmen derer der Arzt vor allem Deine Haut und Deine Zunge untersucht, mit dem Stethoskop am Bauch nach Darmgeräuschen horcht und den Bauch abtastet, um festzustellen, ob sich darin zu viel Luft oder Flüssigkeit sowie Darmverdickungen befinden.
Zur sicheren Diagnosestellung ist des Weiteren noch ein Zöliakie-Test notwendig. Dabei analysiert der Arzt Dein Blut im Labor. Wenn er feststellt, dass sich in Deinem Blut die für Zöliakie typischen Antikörper befinden, ist dies ein Nachweis für die Glutenintoleranz. Auch ein Test über die Atemluft, ein sogenannter H2-Atemtest ist möglich. Des Weiteren führen viele Betroffene einen Selbsttest durch, welcher zwar einen ersten Hinweis liefern kann, aber nicht so zuverlässig ist wie die Tests, die der Arzt vornimmt.
Ergänzend zum Zöliakie-Test können Betroffene eine Biopsie aus dem Dünndarm entnehmen lassen. Wenn im Gewebe charakteristische Zöliakie-Veränderungen gefunden werden, bestätigt sich der Verdacht.
Sollte nach all diesen Untersuchungen immer noch nicht sicher feststehen, dass es sich um eine Zöliakie handelt, empfiehlt Dir Dein Arzt, Dich für acht Wochen lang glutenfrei zu ernähren. Im Anschluss daran kann Dein Arzt nach einer gezielten Glutenbelastung die Gewebeprobe und die Blutuntersuchung wiederholen. Die meisten Betroffenen (bis zu 90 Prozent) leiden lediglich unter untypischen Symptomen, weswegen es für den Arzt nicht immer einfach ist, die richtige Diagnose zu stellen. Bis dies geschieht, vergehen im Durchschnitt vier Jahre.
Wie wird eine Zöliakie behandelt?
Die Zöliakie ist eine Krankheit, die die Betroffenen ein Leben lang begleitet. Leider gibt es bislang noch keine heilende Therapie, die Beschwerden bilden sich aber in den meisten Fällen komplett zurück, wenn sich die Betroffenen konsequent glutenfrei ernähren. Sind durch die Zöliakie bereits Mangelzustände entstanden, lassen sich diese in der Regel gut behandeln, sodass sich der geschädigte Darm wieder erholt.
Für viele Patienten bedeutet die Diagnose Zöliakie zwar zunächst eine große Umstellung, welche sie verunsichert, allerdings kann auch eine glutenfreie Ernährung sehr abwechslungsreich sein. Du lernst in der Regel recht schnell, welche Lebensmittel Du ab jetzt meiden solltest und welche Du gut verträgst.
Bei der Zöliakie gibt es sehr seltene Verlaufsformen, bei denen eine glutenfreie Diät leider nicht zum gewünschten Erfolg führt und die Symptome aufrechterhalten bleiben. In diesem Fall handelt es sich um eine sogenannte refraktäre Zöliakie. Bei dieser seltenen Form lassen die Beschwerden auch während einer zwölf Monate andauernden glutenfreien Diät nicht nach oder aber die typischen oder atypischen Symptome treten im Anschluss an eine Besserung wieder auf. In diesem Fall kann Dir Dein Arzt bestimmte Medikamente verschreiben, die Deine Beschwerden lindern.
Wie behandelt der Arzt eine Zöliakie beim Baby?
Wenn eine Schwangere oder eine ihr nahe Verwandte an einer Zöliakie erkrankt, empfehlen die Ärzte, dass die Mutter ihr Baby möglichst lange stillt, da die Muttermilch das Neugeborene gegen die Zöliakie schützt. Außerdem können geringe Mengen glutenhaltiger Nahrungsmittel, die dem Baby im mittleren Säuglingsalter verabreicht wurden, vorbeugend wirken. Diese prophylaktische Maßnahme wirkt sich besonders deutlich zwischen dem fünften und dem siebten Lebensmonat aus.
Welche Nahrungsmittel sollte ich bei einer Zöliakie meiden?
Glutenhaltige Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Grünkern, Einkorn und Kamut solltest Du lieber meiden, wenn Du an Zöliakie leidest. Hafer löst zwar nicht bei allen Betroffenen Beschwerden aus, sollte aber ebenfalls vermieden werden, wenn Du nach dem Verzehr von Hafer Symptome zeigst. Ebenso ist Triticale, eine Kreuzung aus Roggen und Weizen, für Personen mit Zöliakie nicht zu empfehlen.
Du solltest außerdem auf bestimmte Lebensmittel verzichten, die fast immer Gluten enthalten. Dazu zählen alle herkömmlichen Backwaren wie Brot, Semmeln oder Kuchen, Nudeln, Pizza, Müsli und andere Frühstückszerealien, Kekse, paniertes Fleisch oder Fisch, Malzkaffee, Bier und Sojasauce, sofern sie nicht explizit als glutenfrei gekennzeichnet ist.
Welche Getreidesorten enthalten kein Gluten?
Es gibt Getreidesorten oder sogenannte Pseudogetreide, die kein Gluten enthalten und somit für Personen mit Zöliakie geeignet sind. Produkte mit Reis, Mais, Hirse, Buchweizen, Amarant, Quinoa und Wildreis kannst Du also bedenkenlos konsumieren.
Welche Nahrungsmittel enthalten kein Gluten?
Auch wenn eine glutenfreie Diät zunächst viele Einschränkungen zu haben scheint, gibt es sehr viele Nahrungsmittel, die kein Gluten enthalten. Dazu zählen Kartoffeln, Maniok, Tapioka, Soja und Hafer. Bei Letzterem musst Du allerdings darauf achten, dass es sich um reinen oder als glutenfrei gezeichneten Hafer handelt, da dieser produktionsbedingt häufig mit anderen, glutenhaltigen Getreidesorten verunreinigt ist.
Auch Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen oder Kichererbsen können in einer glutenfreien Diät vielfältige Anwendung finden. Weiters kannst Du Deinen Speiseplan mit naturbelassenen Milchprodukten, Fleisch, Fisch, Meeresfrüchten, Eiern, Nüssen, Obst und Gemüse füllen. Außerdem eignen sich Honig sowie nicht aromatisierte Fette und Öle als Zusätze in einer glutenfreien Ernährung. Salz und Zucker sowie Gewürze ohne glutenhaltige Zusätze kannst Du ebenfalls bedenkenlos zu Dir nehmen.
Wie werden Mangelerscheinungen bei einer Zöliakie therapiert?
Um die Mangelerscheinungen bei einer Zöliakie zu behandeln, musst Du die fehlenden Vitamine und Spurenelemente künstlich zuführen. Handelt es sich lediglich um einen leichteren Fall, ist dies in Form von Tabletten oder Kapseln möglich. Manchmal müssen die Vitamine und Spurenelemente allerdings über eine Infusion über die Vene oder eine Infektion in den Muskel im Körper aufgenommen werden. Ansonsten könnte der entzündete Darm die fehlenden Substanzen nur unzureichend aufnehmen.
Wie ist der Krankheitsverlauf bei einer Zöliakie?
Die Zöliakie begleitet die Betroffenen ihr Leben lang, allerdings lassen sich die Symptome durch eine glutenfreie Diät abmildern oder sie klingen gar komplett ab. Wenn sich die Patienten konsequent glutenfrei ernähren, bessern sich deren Zöliakie-Symptome in der Regel bereits innerhalb weniger Wochen. In den Gewebeproben lässt sich wenige Monate später normalerweise keine Schädigung der Schleimhaut nachweisen.
Leider bessern sich die Symptome nicht bei allen Patienten, die sich konsequent glutenfrei ernähren. Zöliakie-Patienten haben außerdem ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen oder Komplikationen wie unter anderem Osteoporose, Infertilität, Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse oder Störungen der Nervenfunktion.
Während sich die Betroffenen glutenhaltig ernähren, ist auch ihr Risiko für Lymphdrüsenkrebs erhöht. Halten sie sich aber an die glutenfreie Diät, sinkt dieses Risiko etwas ab. Das erhöhte Risiko für andere Krebsarten reduziert sich hingegen deutlich, indem die entsprechenden Ernährungsempfehlungen eingehalten werden und ist dann mit dem der Allgemeinbevölkerung vergleichbar.
Es gibt allerdings eine Vielzahl von Menschen, die nichts von ihrer Erkrankung wissen. Um aber die Symptome und Folgerisiken abzumildern, ist eine frühe Diagnose der Zöliakie enorm wichtig. Außerdem können Betroffene so Folgeschäden vermeiden. Mögliche Mangelerscheinungen können zu Nervenschäden führen, den Hormonhaushalt beeinflussen und die körperliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen. Bei Kindern können Wachstums- und Gedeihstörungen resultieren.
Sind bei einer Zöliakie Kontrolluntersuchungen notwendig?
Bei einer Zöliakie ist es empfehlenswert, regelmäßige Kontrolltermine bei einem Gastroenterologen, einem Facharzt für Magendarmkrankheiten, wahrzunehmen. Handelt es sich bei dem Patienten um ein Kind, ist der pädiatrische Gastroenterologe der richtige Ansprechpartner. Im Rahmen der Kontrolluntersuchungen diskutiert der Arzt mit Dir Deine Ernährung. Unter Umständen bestimmt der Arzt nochmals Deinen Antikörperspiegel. Dagegen ist eine wiederholte Magenspiegelung mit einer Probenentnahme meist nur bei Fortbestehen oder Wiederauftreten der Symptome nötig.
Welche Kosten übernimmt die Krankenkasse bei einer Zöliakie?
Wenn Du gesetzlich versichert bist, hast Du grundsätzlich ein Recht auf ambulante und stationäre Versorgung sowie auf Arzneimittel und weitere Leistungen. Häufig musst Du jedoch einen geringen Anteil selbst bezahlen. Dieser Betrag umfasst in der Regel zehn Prozent der Kosten, allerdings maximal zehn Euro pro Zuzahlung.
Wenn die Leistung weniger als fünf Euro kostet, musst Du als Versicherter den kompletten Preis selbst übernehmen. Diese Grenzen gelten auch für Arzneimittel. Erhältst Du ein besonders günstiges Präparat, entfällt die Zuzahlung. Die Krankenkassen dürfen feste Beiträge bestimmen, die sie erstatten, sofern es mehrere Präparate mit demselben Wirkstoff gibt. Medikamente, deren Preis 30 Prozent unter diesem Festbetrag liegt, erstatten die Krankenkassen ohne Zuzahlung.
Außerdem musst Du auch bei einem Krankenhausaufenthalt gewisse Zuzahlungen leisten. Diese betragen zehn Euro pro Kalendertag, wobei die Du diese Zuzahlung lediglich für maximal 28 Tage pro Jahr leisten musst. Wenn Du Dich für eine Schmerzbehandlung in eine Schmerzklinik begibst, übernehmen die Krankenkassen diese Kosten in aller Regel, weitere Kosten wie beispielsweise Zuzahlungen können trotzdem privat anfallen.
Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl
Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.
Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.
Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Die Zöliakie ist auch unter dem Namen Glutenunverträglichkeit oder Glutenintoleranz bekannt und ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Dünndarmschleimhaut, die auf eine überschießende Reaktion des Immunsystems zurückzuführen ist. Die Zöliakie entsteht durch eine Unverträglichkeit gegen bestimmte Nahrungsbestandteile in der Nahrung, das sogenannte Klebereiweiß Gluten oder seine Untereinheit, das Gliadin. Gluten ist Bestandteil vieler Getreidesorten wie zum Beispiel Weizen, Gerste, Roggen oder Dinkel. Wenn die Betroffenen glutenhaltige Lebensmittel zu sich nehmen, reagiert ihr Immunsystem mit der Ausschüttung von Antikörpern gegen körpereigene Zellen des Dünndarms. Durch die Überreaktion des Immunsystems kommt es zu einer Entzündung der Darmschleimhaut, wodurch sich die Darmzotten zurückbilden. Dies bezeichnet man als Zottenatrophie. Diese Zotten sind Ausstülpungen der Darmschleimhaut, die die Oberfläche des Darms vergrößern und so für eine ausreichende Aufnahme von Nährstoffen sorgen. Wenn sich die Darmzotten zurückbilden, nehmen Betroffene also weniger Nährstoffe auf, als notwendig. Diese verminderte Nährstoffaufnahme bezeichnet man als Malabsorption.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 31. August, 2023