Medizinisches Cannabis

Der Begriff Cannabis kommt ursprünglich aus dem lateinischen und bedeutet übersetzt Hanfpflanze. Diese Pflanze findet bereits seit Jahrtausenden Anwendung, Menschen stellten aus den Fasern Seile und aus den Samen Öl her. Die Rauschmittel Haschisch und Marihuana werden aus den getrockneten Blüten und Blättern gewonnen. Seit einiger Zeit wird die medizinische Wirkung von Cannabis stärker untersucht, die insbesondere auf die Inhaltsstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) zurückgeht. THC hat eine berauschende und entspannende Wirkung. Zudem kann es Brechreiz dämpfen. CBD wird eine angstlösende und entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben.


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Medizinischer Experte

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Online-Redaktion

Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.


Zuletzt aktualisiert: 5. November, 2023



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Die Cannabis-Pflanze gehört botanisch gesehen zu den Hanfgewächsen (Cannabaceae) und enthält mindestens 60 unterschiedliche Cannabinoide, von denen einige eine psychoaktive Wirkung aufweisen.


Der wesentliche Unterschied zwischen Cannabis als Droge und medizinischem Cannabis besteht darin, dass Cannabis für den medizinischen Gebrauch von Ärzten verschrieben werden muss und über eine Apotheke bezogen wird.


Nachdem die aufgenommenen Wirkstoffe nach etwa 15 Minuten ihr Maximum erreicht haben, lässt die Wirkung nach 30 bis 60 Minuten kontinuierlich ab und ist nach zwei bis drei Stunden in der Regel im Wesentlichen beendet.


Zum aktuellen Zeitpunkt können Ärzte ausschließlich aus dem Ausland importierte Cannabissorten verordnen.

Was ist medizinisches Cannabis?

Im medizinischen Bereich werden die getrockneten Blüten und daraus gewonnenen Wirkstoffe genutzt. Es gibt neben dem natürlichen pflanzlichen Cannabis auch synthetisch hergestellte Cannabinoide. Die Hauptwirkstoffe der Cannabis Pflanze sind Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Je nach Pflanzensorte variiert deren Gehalt.
Häufig verwendete Begriffe im Zusammenhang mit medizinischem Cannabis:

  • Hanfpflanze: Cannabis
  • Als Cannabinoide bezeichnet man die Inhaltsstoffe der Hanfpflanze, auf denen die pharmakologische Wirkung beruht. Auch synthetische hergestellte Substanzen haben eine ähnliche Wirkung und werden ebenfalls als Cannabinoide bezeichnet.
  • Cannabidiol (CBD) ist einer der Hauptwirkstoffe von Cannabis, der angstlösend und entzündungshemmend wirkt
  • Tetrahydrocannabinol (THC) ist ebenfalls einer der Hauptwirkstoffe von Cannabis, der berauschend und entspannend wirkt
  • Dronabinol und Nabilon sind zwei unterschiedlich hergestellte Cannabinoide, die als Arzneimittel verwendet werden
Zahnzusatzversicherung - Zahnprophylaxe

Beim medizinischen Gebrauch von Cannabis werden sehr unterschiedliche cannabishaltige Produkte angeboten. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln. Arzneimittel kommen in verschiedenen Formen und unterliegen unterschiedlichen rechtlichen Regelungen. Sie sind als Fertigarzneimittel und als Rezepturarzneimittel erhältlich. Fertigarzneimittel werden bereits im Voraus hergestellt und sind auf dem Markt erhältlich, sobald sie eine deutsche oder europäische Arzneimittelzulassung bzw. Registrierung besitzen. Zudem gibt es zugelassene Anwendungsgebiete, beispielsweise sind fertighergestellte Sprays oder Kapseln auf Cannabisbasis zur Behandlung einer Spastik aufgrund von Multipler Sklerose oder zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen im Rahmen einer Chemotherapie bei Krebspatienten zugelassen. Allerdings kommen diese Medikamente meist erst zum Einsatz, wenn alternative Therapieansätze nicht ausreichend erfolgreich waren oder nicht verfügbar sind.
Rezepturarzneimittel hingegen werden von der Apotheke nach ärztlicher Vorschrift individuell für den Patienten hergestellt. Dazu gehören etwa Cannabisextrakte, Cannabinoid-haltige Tropfen und Kapseln sowie Cannabisblüten, die als Pulver abgegeben werden. Letzteres kann als Tee getrunken, oder mit einem speziellen Inhalator inhaliert werden. Zurzeit gibt es für Rezepturarzneimittel keine zugelassenen Anwendungsgebiete.

Cannabis - Geschichtliche Hintergründe

Was ist der Unterschied zwischen medizinischem Cannabis und Cannabis?

Die Hanfpflanze ist eines der ältesten bekannten Rauschmitteln und wurde jahrtausendelang als Nutz- und Heilpflanze verwendet. Cannabis enthält mehr als 60 Cannabinoide, also die spezifischen Inhaltsstoffe, die über eine pharmakologische Wirkung verfügen. Die bekanntesten zwei Cannabinoide sind THC und CBD. THC löst psychoaktive Effekte aus und ist daher in der Freizeit sehr beliebt. Zudem wird THC eine schmerzstillende, Brechreiz- und Übelkeitslindernde, krampflösende, stimmungsaufhellende und antidepressive Wirkung nachgesagt. CBD hat hingegen eine beruhigende und nur sehr gering psychoaktive Wirkung. Darüber hinaus ist es entzündungshemmend, neuroprotektiv, angstlösend und antipsychotisch.
Im medizinischen Bereich werden die getrockneten Blüten und die daraus gewonnenen Wirkstoffe genutzt. Zudem gibt es gegenüber dem herkömmlichen Cannabis einige wesentliche Unterschiede. Zum einen gibt es z. B. für den Anbau, Trocknung und alles Weitere gesetzlich geregelte Vorschriften. Das medizinische Cannabis wird unter hygienisch sauberen Bedingungen angebaut und ist pestizidfrei. Auch andere Stoffe, die die Wirkung und Verträglichkeit negativ beeinflussen könnten, sind nicht enthalten. Um die Wirkung und Qualität sicherzustellen, werden die Zusammensetzung und der Wirkstoffgehalt getestet. Durch diese strengen Vorlagen und Überwachung sind bei medizinischem Cannabis Wirkung, Dosierung und Nebenwirkungen besser einzuschätzen, wodurch die besten Therapieerfolge erzielt werden können.

Wie wird medizinisches Cannabis in der Medizin angewendet?

Cannabis - THC

Anerkannte Anwendungsgebiete für medizinisches Cannabis sind etwa die Behandlung von Muskelspastiken (z. B. bei Multipler Sklerose), Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen während der Chemotherapie, bestimmten Formen von Epilepsie und im Rahmen einer Schmerztherapie, besonders bei neuropathischen Schmerzen. Allerdings sind Cannabispräparate nicht die erste Wahl und kommen nur infrage, wenn andere Therapiemaßnahmen nicht möglich oder nicht erfolgreich waren.

Gegen welche Krankheiten kann medizinisches Cannabis helfen?

Aufgrund seiner vielseitigen Wirkung kann medizinisches Cannabis bei einigen Krankheitsbildern zum Einsatz kommen. Sei es die Behandlung von Magenproblemen, etwa bei einer Chemotherapie, oder von vielen Schmerzarten sowie von bestimmten neurologischen Erkrankungen, die Einsatzgebiete sind umfangreich.

Medizinisches Cannabis gegen Magenprobleme

Übelkeit

Übelkeit und Erbrechen sind eine sehr häufige Nebenwirkung einer Chemotherapie und können sehr belastend für die Betroffenen sein. Seit den 70er Jahren beschäftigt sich die Forschung mit der Rolle von Cannabinoiden in diesem Zusammenhang, da sich die Wirkmechanismen von konventionellen Medikamenten gegen Übelkeit und Erbrechen unterscheiden. Allerdings spalten sich die Forschungsergebnisse hinsichtlich der Wirkung von medizinischem Cannabis. Die einen Studien finden eine wissenschaftliche Evidenz für seine Wirkung, andere empfehlen den Einsatz von Cannabinoiden nicht.

Darmkrankheiten

Auch bei Darmerkrankungen, wie etwa Morbus Crohn oder das Reizdarmsyndrom, können Cannabinoide angewendet werden. Allerdings gibt es bislang nicht ausreichende wissenschaftliche Belege dafür, dass sich die Beschwerden durch medizinisches Cannabis verbessern.

Medizinisches Cannabis gegen Schmerzen

Regelschmerzen

Etwa jede dritte Frau leidet an sehr starken Regelschmerzen und benötigt Schmerzmittel während ihrer monatlichen Blutung. Häufig ist ein zu hoher Spiegel an Prostaglandin (ein Gewebshormon) die Ursache für die Schmerzen. Cannabidiol in Form von Öl, Tabletten oder Gel kann die Produktion von Prostaglandin beeinflussen und eine Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln bieten. Bei der Einnahme von Schmerzmittel empfehlen Experten, sie schon bei den ersten Anzeichen von Menstruationsschmerzen oder sogar schon vorher einzunehmen. Ähnlich kann man mit Cannabidiol vorgehen und das Präparat beispielsweise über die gesamte zweite Zyklushälfte anwenden.

Zahnschmerzen

CBD kann auch bei Zahnschmerzen Linderung verschaffen. Studien zufolge weist es einige Eigenschaften auf, die bei einer alternativen Behandlung von Zahnschmerzen und den damit verbundenen Beschwerden förderlich sein können. So wird CBD eine schmerzreduzierende, antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. All diese Eigenschaften können Zahnschmerzen und damit verbundene Beschwerden lindern.

Chronische Schmerzen

Medizinisches Cannabis gilt sozusagen als die letzte Rettung bei chronischem Schmerz. Denn Cannabis ist mehr als nur ein Rauschmittel, es kann die Schmerzen bei chronisch kranken Patienten lindern, wenn die üblichen Therapieansätze wirkungslos sind.

Medizinisches Cannabis gegen Nerven- und Bewegungsstörungen

Multiple Sklerose

Medizinisches Cannabis kann auch bei Spastizität in Folge einer Multiplen Sklerose angewendet werden. Allerdings ist die Wirksamkeit noch nicht vollständig belegt und stützt sich eher auf die subjektiv empfundene Wirkung der Patienten.

Demenz

Aktuell liegen noch nicht genügend wissenschaftliche Belege hinsichtlich der Wirksamkeit von medizinischem Cannabis bei Demenz vor.

Parkinson

Auch bei Parkinson besteht noch ein großer Bedarf an wissenschaftlichen Belegen, bezüglich der Wirkung von Cannabinoiden.

Medizinisches Cannabis gegen Psychische Erkrankungen

Burnout

CBD-Öl soll nicht nur vorbeugend wirken, sondern auch bei der Bewältigung der Burnout-Symptome helfen. Denn aufgrund des Zusammenspiels mit dem körpereigenen Endocannabinoid-System, kann CBD dazu führen, dass man sich besser entspannen kann.

Allerdings löst CBD nicht die Ursachen für ein Burnout und ist auch kein Wundermittel gegen Erschöpfung. Cannabinoide dienen vielmehr als Unterstützung bei der Behandlung von Burnout.

Depression

Der Einfluss von Cannabinoiden auf Depressionen wird momentan eher wenig erforscht. In einigen wenigen Studien weisen Cannabinoide zwar eine starke Überlegenheit gegenüber Placebos auf, allerdings weisen sie auch ein erhöhtes Risiko für Verzerrungen der Ergebnisse auf.

Tourette

Das Tourette-Syndrom ist eine Störung, bei der multiple vokale und motorische Tics auftreten. Diese sind meist komplex und können sogar gleichzeitig auftreten. In einigen Studien konnte ein positiver Effekt von medizinischem Cannabis auf Tic-Störungen gefunden werden. Zudem wurden die Cannabinoide von den Patienten gut vertragen.

Andere Krankheiten

Allergien

Allergien stellen für das Immunsystem eine große Herausforderung dar. Aus diesem Grund ist CBD eine gute Alternative und kann den geschwächten Organismus stärken. Sehr häufig machen sich Allergien über die Haut sichtbar. Diese ist dann sehr stark strapaziert und die Hautbarriere geschädigt. Natürliche CBD-Cremes können die Beschwerden lindern.

Schlafstörungen

Die Wirkung von Cannabinoiden auf Schlafstörungen wurde bislang nicht sehr stark erforscht. Vereinzelt wurde es in Studien als sekundärer Parameter, etwa bei Schmerzen, untersucht. Es konnte dabei zwar nicht nachgewiesen werden, dass Cannabis bei Schlafstörungen wirkt, allerdings ist ein möglicher Nutzen nicht ausgeschlossen.

Appetitlosigkeit

Ein Einfluss von medizinischem Cannabis auf Appetitlosigkeit konnte insbesondere in Studien bei HIV bzw. Aids Patienten gefunden werden. Cannabinoiden konnte eine leicht gewichtstimulierende Wirkung nachgesagt werden. Vereinzelt konnte auch in Studien bei palliativ behandelten Krebspatienten eine leichte Steigerung des Appetits festgestellt gefunden werden. Jedoch war diese gegenüber den Placebos nicht signifikant.

Cannabis - Geschichtliche Hintergründe

Welche Sorten gibt es bei medizinischem Cannabis?

Ein Arzt kann unterschiedliche Arten von medizinischem Cannabis verordnen. Nabilon und Nabiximols sind beides Wirkstoffe, die es als Fertig-Medikamente in der Apotheke zu kaufen gibt. Diese sind als Kapseln oder als Mund-Spray erhältlich. Dronabinol ist ein Wirkstoff, der als sogenanntes RezepturArzneimittel zur Verfügung steht. Das heißt, es wird persönlich für Dich in einer Apotheke zubereitet und ist meist als ölige Tropfen erhältlich. Darüber hinaus gibt es Medizinal-Hanf, welches in Form von getrockneten Blüten oder als Pflanzen-Extrakt angeboten wird. Damit die Inhaltsstoffe ihre Wirkung entfalten können, müssen Sie erhitzt werden. Besonders geeignet ist dafür ein Verdampfer

Wie sieht momentan die Rechtslage bezüglich medizinischem Cannabis aus?

Cannabis - THC

Die Rechtslage unterscheidet sich in Deutschland, Österreich sowie der Schweiz. Zwar gilt Österreich als der Vorreiter, was die Legalisierung der Verschreibung von medizinischem Cannabis angeht, allerdings sind Deutschland und die Schweiz großzügiger bezüglich des Umfangs der Cannabisarzneimittel. Worauf Du in welchem Land achten sollten, liest Du in den folgenden Absätzen.

Deutschland

Im Jahr 2017 trat in Deutschland eine Änderung der betäubungsmittelrechtlichen und anderen Vorschriften ein. Dadurch wurde die Möglichkeit zur Verordnung von medizinischem Cannabis erweitert. Laut Gesetz soll demnach eine sogenannte Cannabisagentur den Anbau von Hanfpflanzen zu medizinischen Zwecken in Deutschland steuern und kontrollieren.
Mediziner können somit Cannabisextrakt oder Medizinal-Cannabisblüten in pharmazeutischer Qualität als Betäubungsmittel verschreiben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die arznei- und betäubungsmittelrechtlichen Vorgaben eingehalten werden müssen.
Vor diesen neuen Regelungen konnten Fertigarzneimittel wie Sativex® und Canemes® sowie das Rezepturarzneimittel Dronabinol von Ärzten verschrieben und damit therapiert werden. Diese bleiben auch nach den neuen Regelungen bestehen.
Eine Begleiterhebung zur Anwendung von Cannabisarzneimittlern wurde von der Bundesopiumstelle durchgeführt. Das soll dazu dienen, weitere Erkenntnisse bezüglich der Wirkung von Cannabis im medizinischen Kontext zu gewinnen.

Österreich

Österreich gilt als Vorreiter, was die Änderung des Betäubungsmittelgesetzes anbelangt. Bereits seit 2015 ist der Wirkstoff Dronabinol im Cannabisextrakt in Österreich verschreibungsfähig. Allerdings ist Deutschland im Umgang mit Cannabis großzügiger, da das Verschreiben von Frucht- und Blütenständen ebenfalls erlaubt ist. Dies ist in Österreich bislang noch gesetzlich verboten mit der Argumentation, dass es der österreichischen Regierung an ausreichenden wissenschaftlichen Belegen mangelt. Tatsächlich gibt es noch keinen wissenschaftlichen Nachweis für die Wirkung von medizinischem Cannabis.
Ein weiterer Unterschied zu Deutschland ist der maximale THC-Gehalt. In Deutschland liegt dieser bei 0,2 Prozent, während laut österreichischer Regelung ein THC-Anteil von 0,3 Prozent zulässig ist. Bei Überschreitung dieses Wertes gilt der Vertrieb des Produktes als verboten.
Aufgrund der Teillegalisierung ist der Gebrauch von Cannabis in der Medizin eingeschränkt. Das hat zur Folge, dass sich Patienten Marihuana auf anderem Wege, also illegal, besorgen. Eine straffreie Behandlung ist möglich, wenn an vorgeschriebenen Untersuchungen und Schulungen teilgenommen wird.
CBD kann rezeptpflichtig erworben werden. Das wird damit begründet, dass es keine psychoaktive Wirksamkeit besitzt.

Schweiz

In der Schweiz wird Cannabis als verbotenes Betäubungsmittel eingestuft. Jedoch wurde im August 2022 das Verbot von Cannabis zu medizinischen Zwecken aufgehoben. Demnach werden unter Cannabisarzneimittel alle verwendeten Cannabisprodukte, inklusive Blüten, verstanden. Und das unabhängig von der rechtlichen Einstufung.

Cannabis - Geschichtliche Hintergründe

Welche Studien gibt es zu medizinischem Cannabis?

Cannabis - THC

Es gibt bislang nicht genügend gute Studien, um die Wirksamkeit von Cannabis gut beurteilen zu können. Studien legen nahe, dass THC-haltige Medikamente chronische Schmerzen, Muskelkrämpfe, Übelkeit oder Gewichtsverlust lindern können. Allerdings ist zu erwähnen, dass die beobachtete Wirkung in den meisten Fällen eher gering war. Zudem hilft Cannabis bei plötzlich auftretenden Beschwerden nicht, da es eine Weile benötigt, bis die Wirkung eintritt.
Medizinal-Cannabis könnte laut Studien möglicherweise bei Angst- und Schlafstörungen, Tourette-Syndrom und ADHS helfen. Allerdings gibt es für letzteres kaum wissenschaftliche Belege. Bei entzündlichen Darmerkrankungen, Depressionen, Psychosen, Demenz, Glaukom, Bewegungsstörungen, Zittern, Chorea Huntington (eine seltene Erbkrankheit) oder Blasenschwäche als Folge von multipler Sklerose konnten Cannabisarzneimittel bisher nicht helfen.
Cannabidiol wird in seltenen Fällen bei Epilepsiepatienten angewendet und auch als Hilfe bei vielen Beschwerden beworben. Momentan gibt es aber keine Hinweise dafür, dass es tatsächlich dagegen wirkt.
Ein weiteres Fragezeichen in der Forschung stellt das noch nicht vollkommen enträtselte Endocannabinoid-System, und welche Rolle es bei verschiedenen Krankheiten spielt, dar.

Welche Erfahrungen haben Anwender mit medizinischem Cannabis gemacht?

Es wird häufig berichtet, dass bei den Patienten, denen medizinisches Cannabis verordnet wurde, sich ein positiver Effekt zeigte. Die Patienten berichten von einer deutlich höheren Lebensqualität, schlafen besser ein und leben mit dem Cannabis deutlich entspannter. Wie Cannabis konkret wirkt, ist noch unklar allerdings soll Cannabis das Belohnungssystem im Gehirn beeinflussen. Dort kann es beispielsweise für ADHS-Patienten einen regulativen Effekt bewirken. Weiters kann es auch entspannend und ermüdend wirken, was insbesondere Patienten mit Spastiken zugunsten kommt. Bei manchen Patienten kann es aufgrund dieser Wirkungen auch zu einer leichten Benommenheit führen.

Die Anwendung von Cannabis in der Medizin ist noch relativ neu, weshalb Mediziner auf die Erfahrungen und Rückmeldungen der Patienten angewiesen sind. Denn bislang liegen noch nicht ausreichend Studien vor

Welche Nebenwirkungen sind bei der Einnahme von medizinischem Cannabis möglich?

Die meisterwähnten Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis sind Müdigkeit und Konzentrationsschwäche. Weitere Beschwerden können sein:

  • Stimmungsschwankungen
  • Trockener Mund
  • Trockenes Auge
  • Schwindel
  • Muskelschwäche
  • Herzrasen
  • Herzbeschwerden
  • Erhöhter Appetit
  • Plötzlicher Blutdruckabfall

Bislang konnten keine lebensbedrohlichen Komplikationen im Rahmen eines medizinischen Einsatzes von Cannabis dokumentiert werden. Cannabiskonsum erhöht das Risiko für psychische Erkrankungen und Psychosen (Wahnvorstellungen). Rund ein Drittel der Patienten bricht die dauerhafte Behandlung mit medizinischem Cannabis aufgrund der Nebenwirkungen ab.

Nimmt man Cannabis über einen längeren Zeitraum ein, wird man unempfindlich gegenüber einem Großteil seiner Wirkung. Man bildet sozusagen eine Toleranz für Cannabis. Beim plötzlichen Absetzen kann es zu Entzugserscheinungen kommen.

Cannabis sollte nicht während der Schwangerschaft oder wenn man bereits eine Psychose, oder andere psychische Erkrankungen hatte, eingenommen werden. Auch Menschen mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten Cannabis meiden.

Zahnzusatzversicherung - Zahnprophylaxe

Darf man nach der Einnahme von medizinischem Cannabis Auto fahren?

Cannabis - THC

Aufgrund seiner Wirkung kann Cannabis die Fahrtüchtigkeit der Konsumenten einschränken. Unter Cannabis-Einfluss Auto zu fahren ist eine Straftat und wird unter anderem mit Führerscheinentzug sanktioniert.

Dies gilt jedoch nicht für Patienten, die Cannabis als Medizin verordnet bekommen. Diese dürfen am Straßenverkehr teilnehmen, ohne den Führerschein abgeben zu müssen. Vorausgesetzt, ihre Fahrfähigkeit ist nicht eingeschränkt. Das heißt, CannabisPatienten dürfen Auto fahren, solange sie das medizinische Cannabis ordnungsgemäß eingenommen haben und ihr Fahrzeug sicher führen können

Mit welchen Kosten ist medizinisches Cannabis verbunden?

Cannabis - THC

Cannabis als Medizin ist eine vergleichsweise kostspielige Therapie. Zum Beispiel bekommen Krebspatienten häufig drei Gramm Cannabisblüten pro Tag verordnet, die sie in einer Apotheke erwerben. Cannabisblüten kosten pro Gramm etwa 22 Euro, was mit monatlichen Kosten von 300 bis 2.200 Euro verbunden sein kann. Eine alternative Opiattherapie stellt im Vergleich eine weitaus günstigere Therapiemöglichkeit dar. Allerdings erweisen sich cannabishaltige Fertigarzneimittel und Dronabinol als weniger kostenintensiv. Dronabinol kostet im Durchschnitt monatlich zwischen 70 und 500 Euro. Bei Fertigarzneimitteln wie etwa Savitex belaufen sich die monatlichen Kosten durchschnittlich auf 31 bis 373 Euro. Aus diesem Grund sollte vorab genau geprüft werden, ob eine Cannabis-Therapie für den Patienten notwendig, zweckmäßig in der Indikation und vergleichsweise ökonomisch ist.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?

Deutschland

Damit es zu einer Kostenübernahme der Krankenkasse für Cannabisarzneimittel, müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein:

  • Es handelt sich um eine schwerwiegende Erkrankung
  • Es gibt keine Alternativen Therapieansätze zur Behandlung mit Cannabisarzneimitteln oder kann nach einer begründeten Einschätzung des Arztes nicht angewendet werden
  • Cannabis-Arzneimittel könnten einen spürbaren positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf oder schwere Symptome haben
  • Der Patient nimmt an einer anonymisierten Begleitstudie teil, wobei über die Therapie hinausgehende Untersuchungen oder Interventionen nicht dazu zählen.

Wenn Du Deine Bewilligung von der Krankenkasse erhalten hast, übernimmt der Versicherer die Kosten für die Behandlung. Jedoch musst Du, wie bei allen Medikamenten, eine sogenannte Rezeptgebühr bezahlen, die zehn Prozent des Preises für das Medikament beträgt. Meist handelt es sich hier um etwa fünf bis höchstens zehn Euro.

Österreich

In Österreich gelten Cannabismedikamente meist als Privatleistung. Die monatlichen Kosten für eine Cannabis-Therapie belaufen sich im Durchschnitt auf etwa 150 bis 500 Euro. Der Preis variiert jedoch je nach verschriebenem Präparat und Dosierung. In manchen Fällen übernimmt die Krankenkasse auf Anfrage die Kosten, etwa bei schwerwiegenden, chronischen Erkrankungen. Die Entscheidung fällt von Fall zu Fall separat.

Schweiz

In der Schweiz werden Cannabisarzneimittel nur in Ausnahmefällen durch die Krankenkasse vergütet. Eine generelle Vergütung ist derzeit aufgrund der ungenügenden Beweise für die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit nicht möglich.


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Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl

Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie


Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.

Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.

Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.

Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.

Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.

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Wichtige Punkte zusammengefasst

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Die Cannabis-Pflanze gehört botanisch gesehen zu den Hanfgewächsen (Cannabaceae) und enthält mindestens 60 unterschiedliche Cannabinoide, von denen einige eine psychoaktive Wirkung aufweisen.


Der wesentliche Unterschied zwischen Cannabis als Droge und medizinischem Cannabis besteht darin, dass Cannabis für den medizinischen Gebrauch von Ärzten verschrieben werden muss und über eine Apotheke bezogen wird.


Nachdem die aufgenommenen Wirkstoffe nach etwa 15 Minuten ihr Maximum erreicht haben, lässt die Wirkung nach 30 bis 60 Minuten kontinuierlich ab und ist nach zwei bis drei Stunden in der Regel im Wesentlichen beendet.


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