Blasenschwäche verstehen – der richtige Umgang mit einem tabuisierten Problem
Das Wichtigste zusammengefasst
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Die verschiedenen Formen der Inkontinenz
Bei Inkontinenz, auch Blasenschwäche genannt, wird zwischen mehreren Formen unterschieden. Eine Belastungs- oder Stressinkontinenz ist durch unwillkürlichen Abgang kleiner Mengen Urin geprägt. Als Ursache wird eine Schwäche des Beckenbodens vermutet. Die Symptome können jedoch auch aufgrund von Störungen im Verschlussapparat der Harnblase auftreten. Plötzlicher, nicht unterdrückbarer Harndrang sowie häufiges Wasserlassen kennzeichnet die Dranginkontinenz. Menschen mit einer überempfindlichen oder überaktiven Blase sind häufiger von einer Dranginkontinenz betroffen. Die sogenannte Mischinkontinenz weist eine Kombination aus Drang-Beschwerden und unwillkürlichem Verlust von Urin auf.
Die Symptome verstärken sich unter Belastung, wobei manchmal bereits ein Lachen oder Niesen ausreicht, um Harndrang zu spüren. Unwillkürlicher Urinverlust tritt oft im mittleren Lebensalter auf. In den verschiedenen Phasen der Wechseljahre leiden viele Frauen an Symptomen wie dem plötzlichen Urinverlust. Mit geeigneten Maßnahmen lässt sich die unangenehme Inkontinenz reduzieren. Die einfachste Möglichkeit ist die Verwendung von Slipeinlagen oder Inkontinenzvorlagen. Speziell für den besonderen Bedarf bei Blasenschwäche entwickelte Unterwäsche trägt dazu bei, sich trocken, geruchsfrei und sicher zu fühlen.
Ursachen und Maßnahmen bei unwillkürlichem Harnabgang
Ebenso vielfältig wie die Ursachen der Inkontinenz ist die Behandlung. Eine Belastungsinkontinenz lässt sich bereits durch stressreduzierende Maßnahmen minimieren. Yoga, Meditation oder autogenes Training entspannen Körper und Seele. Bei dieser Form der Inkontinenz nimmt der Druck auf die Blase ab, sobald der Stress nachlässt. Außerdem ist es möglich, die Blase zu trainieren. Gezielte Beckenboden-Übungen kräftigen die Körperpartie und stärken die Blase. Häufig spüren Frauen einen ungewollten Harnabgang erstmals in der Perimenopause.
Der Zeitraum vor der endgültigen Menopause dauert mehrere Jahre und endet mit der letzten Regelblutung. In diesem Zeitraum stellen die Eierstöcke ihre Produktion des Hormons Östrogen allmählich ein. Der natürliche Hormonmangel verursacht im Körper einige Veränderungen, die als typische Wechseljahrs-Symptome wahrgenommen werden. Dazu zählen unregelmäßige Regelblutungen ebenso wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Schlafstörungen und die gefürchtete Gewichtszunahme.
Auch Harninkontinenz tritt häufig als Symptom im Zusammenhang mit den Wechseljahren auf. Der Tröpfchenverlust beim Husten oder Niesen ist für die Betroffenen so unangenehm, dass umgehend die Frauenärztin oder ein Facharzt*in für Urologie aufgesucht wird. Im Beratungsgespräch beim Arzt können die Fragen geklärt und geeignete Maßnahmen besprochen werden.
Sport und Bewegung sind wichtig
Sport und Bewegung ist in jeder Lebensphase wichtig. Wenn regelmäßig trainiert wird, verbessert sich die Kondition und dies wirkt sich positiv auf alle inneren Organe aus. Das Risiko einer Inkontinenz ist durch eine gesunde Lebensweise mit abwechslungsreicher Ernährung und sportlichen Aktivitäten durchaus positiv beeinflussbar. Grundsätzlich kann eine Blasenschwäche jeden Menschen treffen. Ein erhöhtes Risiko haben Personen mit schwachem Bindegewebe. Daher ist es ratsam, möglichst früh mit geeigneten Maßnahmen gegenzusteuern. Damit eine effektive Wirkung erzielt wird, sollten die Maßnahmen bereits durchgeführt werden, bevor erste Symptome einer Blasenschwäche spürbar sind.
Als Prophylaxe gegen Harninkontinenz wird empfohlen, auf das Körpergewicht zu achten und überflüssige Kilos abzubauen. Durch eine Gewichtsabnahme wird der Druck auf den Beckenboden gelindert, sodass der Harndrang abnimmt.
Abwechslungsreiche Ernährung stärkt die Blase
Mit dem Rauchen aufhören verbessert den Gesundheitszustand sehr und hilft der Blase, sich auf ihre eigentliche Aufgabe zu konzentrieren. Ein Rauchstopp wirkt sich günstig auf die Funktion des Herz- und Kreislaufsystems aus. Durch den Verzicht auf Nikotin erholt sich der Körper und Hustenanfälle, häufiger Auslöser für ungewollten Harnabgang, nehmen ab. Bei Blasenschwäche ist eine gute Toilettenroutine wichtig. Dies bedeutet, den Harndrang nicht zu unterdrücken und sich auf dem WC ausreichend Zeit zu nehmen.
Auf gesunde, vitaminreiche Ernährung zu achten, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Eine ausgeglichene Ernährungsweise kann einer Blasenentzündung vorbeugen. Nahrungsmittel, die entzündungsfördernde Substanzen enthalten, wie Schweinefleisch und zuckerreiche Lebensmittel, sollten möglichst gemieden werden. Eine besondere Diät ist, außer bei Übergewicht, nicht notwendig. Die Ernährungsweise sollte abwechslungsreich sein, viel Obst und Gemüse enthalten. Einige wenige Gemüsesorten, wie Tomaten, reizen eine schwache Blase. Möhren und Pastinaken sowie Kohlsorten wie Rotkohl und Wirsing fördern den Harndrang. Gleiches trifft auch auf Schwarztee, grünen Tee und Kaffee zu. Vorteilhaft für die Blasengesundheit sind Beeren, Milch und Milchprodukte wie Joghurt.
Was hilft, wenn die Blase überaktiv ist?
Das Heben schwerer Gegenstände belastet die empfindliche Muskulatur im Beckenboden und ist bei Blasenschwäche eher ungünstig. Beim Tragen von Wasserkästen und dem Transportieren der Wocheneinkäufe sollte man den Partner oder andere Familienmitglieder um Unterstützung bitten. Auch die Überprüfung von Medikamenten, die täglich eingenommen werden, kann sich lohnen. Manche Arzneimittel sind Diuretika (Entwässerungsmittel) und wirken harntreibend. Bei Bedarf kann der Hausarzt eine Medikamentenumstellung vorschlagen oder eine blasenschonende Therapie empfehlen.
Was viele Betroffene nicht wissen ist, dass die Kleidung günstig oder ungünstige Auswirkungen auf die Blasenschwäche haben kann. Enge Jeans üben zusätzlich Druck auf die Blase aus, während Hosen mit hoher Taille die Beckenbodenmuskeln unterstützen. Flecken durch ungewollten Harnaustritt sind durch weite Kleidung am besten kaschierbar. Eine überaktive Blase ist zwar mit einigen Herausforderungen verbunden, dennoch gibt es keinen Grund, pessimistisch zu sein.
Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl
Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie
Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.
Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.
Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.
Bitte beachte, dass sämtliche zur Verfügung gestellten Inhalte zu den einzelnen Behandlungen, Abläufen, Preisen etc. generelle Informationen sind und je nach Ärzt*in und individuellem Fall und Ausgangslage variieren können.
Für genauere Auskünfte frag bitte direkt bei dem/der von Dir ausgewählten Ärzt*in an.
Blasenschwäche beruht auf einer Störung der Blasenfunktion. Obwohl dieses Phänomen weit verbreitet ist, wird das Thema meist tabuisiert. Zahlreiche Betroffene fühlen sich daher alleingelassen. Doch der Umgang mit Inkontinenz ist erlernbar.
AUTOR
Dr. med. Benjamin Gehl
Medizinischer Experte
CO-AUTOR
Leonie Müller
Online-Redaktion
Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.
Zuletzt aktualisiert: 5. Juni, 2024