Lebensmittelallergie

Bauchschmerzen, Hautausschläge oder sogar Niesreiz nach dem Essen – nicht jede Lebensmittelunverträglichkeit ist auch eine Allergie, selbst wenn sich die Symptome ähneln. Denn bei einer Lebensmittelallergie bekämpft das Immunsystem harmlose Bestandteile der Lebensmittel, eine genaue Diagnose dessen kann nur der Arzt stellen. Diese ist dabei von großer Bedeutung, da eine Lebensmittelallergie potenziell gefährlich sein kann. In diesem Beitrag erfährst Du unter anderem, was der Unterschied zwischen einer Lebensmittelallergie und einer Lebensmittelunverträglichkeit ist, an welchen Symptomen Du eine Lebensmittelallergie erkennst, was die häufigsten Auslöser sind und natürlich auch, wie sich eine Nahrungsmittelallergie behandeln lässt und was Du selbst gegen die Beschwerden tun kannst.


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Zuletzt aktualisiert: 27. November, 2023

INHALTSVERZEICHNISInhaltsverzeichnis

Bei einer Lebensmittelallergie greift das Immunsystem harmlose Eiweiße in bestimmten Lebensmitteln an, was zu vielfältigen Symptomen führt. Es gibt aber eine Reihe weitere Unverträglichkeiten anderer Ursache, die mit ähnlichen Beschwerden einhergehen. Lebensmittelunverträglichkeiten sind gar nicht so selten, echte Allergien hingegen schon – vor allem bei Erwachsenen.

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Die Symptome sind sehr vielfältig, betreffen neben dem Mund-Rachenraum auch andere Organsysteme wie die Haut oder das Kreislaufsystem. Dazu können sie in verschiedenen Schweregraden auftreten, im schwersten Verlauf kann ein lebensgefährlicher anaphylaktischer Schock auftreten.

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Obwohl im Grunde jedes Lebensmittel eine Allergie auslösen kann, sind es 14 Hauptallergene, die für den überwiegenden Großteil der Allergien verantwortlich sind. Kinder und Erwachsene reagieren meist auf unterschiedliche Lebensmittel allergisch.

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Warum sich eine Lebensmittelallergie bildet, ist noch nicht ganz geklärt. Neben einer erblichen Komponente scheint sich das Immunsystem durch die Umwelt nicht fehlerfrei entwickeln zu können. Bei Erwachsenen spielen oft Kreuzallergien eine Rolle.

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Der erste Schritt ist ein Ernährungstagebuch und Ausschlussdiäten, um die Beschwerden verursachenden Lebensmittel zu ermitteln. Die auftretende Immunantwort wird mittels Bluttest und Hauttest nachgewiesen.

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Nach wie vor gilt die Vermeidung der allergieauslösenden Lebensmittel als Standard, weitere Therapien sind noch in der Entwicklungsphase. Für den Notfall sollte jeder Allergiker ein Notfallset dabei haben.

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Trotz der Vermeidung gewisser Lebensmittel darf die Ernährung nicht zu einseitig werden, dafür bieten Ernährungsberater Hilfestellungen an. Zeitweise führen gewisse Lebensmittel im rohen Zustand zu allergischen Reaktionen, nicht aber im gekochten Zustand.

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Der wichtigste Schutz vor Lebensmittelallergien beginnt schon mit der ersten Nahrung, der Muttermilch oder speziellen Babynahrung, die mindestens vier Monate lang gefüttert werden sollte. Eine einseitige Ernährung der Kinder aus Angst vor Allergien ist aber nicht nur sinnlos, sondern sogar kontraproduktiv.

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Die Kosten variieren, werden aber in der Regel von der Krankenkasse übernommen, selbst die Ernährungsberatung.

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Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Eine Lebensmittelallergie ist die Folge einer immunologischen Antwort auf harmlose Lebensmittelbestandteile, hauptsächlich Eiweiße (Proteine). Im Gegensatz dazu zeigen andere Lebensmittelunverträglichkeiten ähnliche Symptome, aber keine Immunantwort.


Die Symptome sind vielfältig und betreffen sowohl die Haut, die Atemwege, den Gastrointestinaltrakt als auch das Kreislaufsystem. Die schwerste Reaktion, ein anaphylaktischer Schock, kann lebensgefährlich sein.


Mittels verschiedener Diäten können die allergieauslösenden Lebensmittel bestimmt werden, die Diagnose der Allergie erfolgt mit einem Haut- und Bluttest.


Aufgrund fehlender Alternativen ist die konsequente Vermeidung der allergieauslösenden Lebensmittel im Moment die einzig mögliche Behandlung. Wichtig ist auch im Rahmen dieser Diät eine ausgewogene Ernährung, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Was versteht die Medizin unter einer Lebensmittelallergie?

Das Immunsystem schützt unsere Gesundheit, indem es gefährliche Krankheitserreger, Fremdstoffe und entartete Körperzellen von harmlosen Stoffen unterscheidet und gezielt angreift. Bei einer Lebensmittelallergie reagiert das Immunsystem auf eigentlich harmlose Stoffe in den Lebensmitteln, hauptsächlich verschiedene Eiweiße (Proteine), und löst eine Entzündungsreaktion aus. Kommt der Körper zum ersten Mal mit dem Eiweiß in Kontakt, dann wird der Körper sensibilisiert und er bildet bestimmte Antikörper, die Immunglobuline E (IgE), gegen diese Eiweiße.

Lebensmittelallergie - Was versteht die Medizin unter einer Lebensmittelallergie?

Die IgE Antikörper werden ins Blut abgegeben und binden in weiterer Folge an sogenannte Mastzellen, die im gesamten Körper, wie beispielsweise den Schleimhäuten, vorkommen. Zu dem Zeitpunkt erfolgt aber noch keine körperliche Reaktion auf den Konsum des Lebensmittels. Kommt der Körper zum zweiten Mal mit dem Stoff in Kontakt, dann binden die IgE an die Eiweiße, die Mastzellen produzieren daraufhin Histamin, Serotonin oder Leukotrine, die die Entzündungsreaktion auslösen. Molekulare Strukturen, die an Antikörper binden können, werden in der Medizin als Antigene bezeichnet; wenn sie aneinanderbinden, bilden sich Antigen-Antikörper-Komplexe. Seltener erfolgt die Immunantwort einer Lebensmittelallergie statt durch Antigen-Antikörper-Komplexe durch T-Zellen, die an Antigene von sogenannten bestimmten antigenpräsentierenden Zellen binden.
 
Obwohl eine Lebensmittelallergie neben Heuschnupfen, allergischen Asthma und Insektengiftallergien zu den häufigsten Allergien zählt, ist sie nicht so häufig, wie viele Menschen denken. Nicht jede Unverträglichkeit gegen bestimmte Lebensmittel sind einer Reaktion des Immunsystems geschuldet. Kinder leiden häufiger unter einer Lebensmittelallergie, vier bis zehn Prozent der Kinder unter sechs Jahren sind davon betroffen. Bei vielen der kleinen Patienten kann sich die Allergie aber bis zum sechsten Lebensjahr auswachsen, bei den älteren Kindern und Erwachsenen sind es ein bis drei Prozent. Bildet sich die Lebensmittelallergie im Erwachsenenalter, bleibt sie ein Leben lang bestehen.

Was ist der Unterschied zwischen einer Lebensmittelallergie und einer Lebensmittelunverträglichkeit?

Lebensmittelallergie - Was ist der Unterschied zwischen einer Lebensmittelallergie und einer Lebensmittelunverträglichkeit?

Jede Reaktion des Körpers auf ein Lebensmittel ist eine Unverträglichkeit, aber nicht jede Unverträglichkeit ist eine Allergie, bei der das Immunsystem eingreift. Eine Lebensmittelunverträglichkeit ist mit bis zu 30 Prozent eine recht häufige Erscheinung, der Anteil der Lebensmittelallergien hingegen mit bis zu drei Prozent gering.

Abgesehen von toxischen Unverträglichkeiten, die auf verdorbene oder verunreinigte Lebensmittel beruhen, sind nicht-toxische Lebensmittelunverträglichkeiten verschiedener Natur. Sogenannte Intoleranzen entstehen, wenn es Probleme bei der Verdauung von Eiweißen gibt, wie ein fehlendes Enzym im Falle der Laktoseintoleranz oder eine chronische Entzündung der Dünndarmschleimhaut im Falle der Autoimmunerkrankung Zöliakie (Glutenunverträglichkeit). Die Eiweiße werden dann nicht richtig aufgenommen oder aufgespalten, was die weiteren Prozesse stört und beispielsweise störende Gase entstehen lässt, die die typischen Symptome wie Blähungen oder Bauchschmerzen verursachen. Die Ursachen liegen oft in Erkrankungen des Darms oder der Bauchspeicheldrüse, einer Histaminintoleranz, bei der Histamin nicht in dem benötigten Ausmaß abgebaut wird, einer zu hohen Menge an Histamin durch zum Beispiel stark histaminhaltige Nahrungsmittel oder einer mangelnden bis fehlenden Aktivierung von Histamin.
 
Im Gegensatz zu einer Allergie werden kleine Mengen der Eiweiße gut vertragen, erst bei einer höheren Dosis kommt es zu Beschwerden. Bei einer Lebensmittelallergie hingegen reichen schon die kleinsten Mengen aus, um eine recht heftige Immunreaktion auszulösen.
Die sogenannten Pseudoallergien sind zwar keine Allergien, aber dennoch ernst zu nehmende Erkrankungen. Den Namen verdanken sie den allergieartigen Symptomen aufgrund einer Histaminausschüttung, es sind aber keine Immunzellen dafür verantwortlich. Daher gibt es keine Sensibilisierungsphase, die Symptome treten schon nach dem Erstkontakt auf. Auch hier bedarf es einer größeren Menge, um Symptome auszulösen.

Lebensmittelallergie - Im Gegensatz zu einer Allergie werden kleine Mengen der Eiweiße gut vertragen

Was sind die Symptome einer Lebensmittelallergie?

Lebensmittelallergie - Was sind die Symptome einer Lebensmittelallergie?

Bei einer Lebensmittelallergie können die verschiedensten Symptome auftreten, denn nicht jeder Mensch leidet unter denselben Beschwerden. Je nach individueller Ausprägung können auch Organsysteme betroffen sein, die keinen direkten Kontakt mit dem in den Nahrungsmittel enthaltenen Antigen haben.

Meistens treten Symptome bis zu zwei Stunden nach der Nahrungsaufnahme auf, dieses nennt der Mediziner eine Typ-I-Reaktion oder einen allergischen Soforttyp. Allergische Reaktionen durch T-Zellen treten bis zu 48 Stunden später auf und gelten als Typ-IV-Reaktion oder Spättyp. Die anderen beiden Typen bei allergischen Reaktionen treten nicht im Rahmen einer Lebensmittelallergie auf; die Typ-II-Reaktion ist eine Zerstörung der körpereigenen Zellen, wenn freie Antikörper an ihre Membran binden und die Typ-III-Allergie beruht auf Reaktionen mit IgG oder IgM.
 
Einige Symptome betreffen die Organe, die mit dem Essen Kontakt haben, den Mund-Nasen-Rachenraum und in weiterer Folge den Gastrointestinaltrakt. Das orale Allergie-Syndrom (OAS) äußert sich durch Juckreiz im Mundraum wie etwa am Gaumen oder durch Schwellungen von Lippen und Zunge. Auch ein Kribbeln oder pelziges Gefühl der Zunge, Halskratzen bis zu einer Kontakturtikaria (Nesselsucht) kommen vor. Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen und Durchfall sind ebenfalls häufige Beschwerden.

Im Bereich der Atemwege kommt es zu einer laufenden Nase, Nies- und Hustenreiz, Luftnot und Asthmaanfälle. Einige Patienten zeigen zudem geschwollene oder tränende Augen.
Die Haut reagiert mit Juckreiz, Quaddeln, zum Teil auch Schwellungen im Gewebe, Rötungen, Hautausschlägen und Ekzemen. Auch unspezifische Symptome wie eine Gefäßerweiterung mit Blutdruckabfall, Kreislaufversagen, Kopfschmerzen, Gelenkbeschwerden, Schlafstörungen oder Benommenheit sind möglich.

 

Bei kleinen Kindern zeigen sich die Symptome oft nicht so deutlich, am ehesten leiden die kleinen Patienten an Durchfall und Erbrechen. Zudem können Gedeihstörungen wie ein verzögertes Wachstum auftreten. Viele betroffene Kinder sind früher satt, verweigern die Flasche oder die Brust und schreien bei der Fütterung. Wie lange diese Beschwerden anhalten, ist ebenfalls verschieden und kann zwischen Minuten oder Stunden dauern. Einige Patienten zeigen biphasische Beschwerden: Nach dem Abklingen der Symptome zeigen sich Stunden später erneute Reaktionen.

Lebensmittelallergie - Im Bereich der Atemwege kommt es zu einer laufenden Nase

In welche Schweregrade wird eine Lebensmittelallergie unterteilt?

Eine Lebensmittelallergie kann in verschiedene Grade eingeteilt werden, je nach den zusätzlich auftretenden Symptomen:

Grad 0: Der Körper zeigt nur leichte Beschwerden, die mitunter nicht gut als solche erkannt werden. Die Symptome betreffen vorwiegend Körperstellen, die im direkten Kontakt mit den Lebensmitteln stehen. Dazu zählen Rötungen, Juckreiz und Schwellungen der Schleimhäute.

Grad 1: Hier können Reaktionen den ganzen Körper betreffen, dazu zählen Hautausschläge, Rötungen, Quaddeln, Juckreiz oder auch Heiserkeit und Kopfschmerzen.

Grad 2: Zusätzlich können Beschwerden wie Luftnot, Schwindel, ein niedriger Blutdruck und schneller Puls auftreten.

Grad 3: Hier kommen schwere Symptome wie Erbrechen, Bewusstseinseintrübung und ein unwillkürlicher Stuhl- und Urinabgang zu den anderen Symptomen dazu.

Grad 4: Neben all den anderen Symptomen sind Bewusstlosigkeit sowie Atem- und Kreislaufstillstand möglich. Die schwerste Reaktion ist ein anaphylaktischer Schock, der immer mindestens zwei Organsysteme betrifft und ungefähr 30 Minuten später auftritt. Ein anaphylaktischer oder auch allergischer Schock bedeutet Lebensgefahr durch Erstickung aufgrund der Schwellungen im Halsbereich sowie Herz-Kreislauf-Stillstand.

Welche Lebensmittel lösen häufig Allergien aus?

Lebensmittelallergie - Welche Lebensmittel lösen häufig Allergien aus?

Im Prinzip kann jedes Lebens- und Konservierungsmittel, Farbstoffe und Ähnliches eine Allergie auslösen. Einige Lebensmittel wirken kaum allergieauslösend, wie zum Beispiel Reis, Blattsalate und Artischocken.

Im Gegensatz dazu verursachen 14 Hauptallergene bis zu 90 Prozent der Lebensmittelunverträglichkeiten. Dazu gehören glutenhaltiges Getreide wie Weizen, Gerste, Hafer, Roggen, die Hülsenfrüchtler Soja, Lupinen und Erdnüsse und echte Nüsse wie Haselnüsse, Walnüsse und Macadamianüsse. Keine echten Nüsse, auch wenn es ihr Name vermuten lässt, sind die zu den Steinfrüchten zählenden Pekannüsse, Pistazien und Mandeln, die Paranüsse, die eigentlich die Samen aus einer Kapselfrucht sind, und die Cashewnüsse, die zu den Scheinfrüchten gehören.
 
Weitere Hauptallergene sind Eier, Milch, Fisch, Krebstiere und Weichtiere (Mollusken) wie Schnecken, Muscheln und Tintenfische sowie Sellerie, Senf und Sesam. Auch Konservierungsstoffe aus Schwefeldioxid und Sulfite zählen zu den Hauptallergenen.
Interessanterweise sind Kinder vermehrt von anderen Allergien betroffen als Erwachsene, sie reagieren oft gegen Milch, Eier, Fisch, Erdnüsse, Weizen und Soja allergisch. Erwachsene reagieren stärker auf verschiedene Obst- und Gemüsesorten, Gewürze, Nüsse und Meerestiere. Eine Ausnahme bilden Erdnussallergien: Sie wachsen sich weniger aus als andere Allergien und betreffen so Kinder und Erwachsene.

Lebensmittelallergie - Welche Ursachen hat eine Lebensmittelallergie?

Welche Ursachen hat eine Lebensmittelallergie?

Warum das Immunsystem harmlose Eiweiße als gefährlich einstuft, ist noch nicht ganz geklärt. Neben Umweltfaktoren spielt eine erbliche Komponente eine Rolle: Ist ein Elternteil von einer Allergie betroffen, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Lebensmittelallergie des Kindes auf 30 Prozent; sind beide Elternteile betroffen, auf 50 Prozent. Eine genetische Veranlagung aufgrund einer zu großen Menge an IgE-Antikörper auf Allergene mit einer überschießenden Immunantwort zu reagieren, wird als Atopie bezeichnet. Dies schließt mehrere Allergien ein wie Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis. Während einige Patienten nur von einer Allergie betroffen sind, zeigen andere mehrere Allergien simultan, auch im Laufe des Lebens kann sich eine andere dazugesellen.
 
Kinder, die von Lebensmittelallergien betroffen sind, die sich bis zum sechsten Lebensjahr auswachsen, leiden als Erwachsene häufiger an einer Pollenallergie. Eine andere Erklärung, warum Kinder häufiger betroffen sind als Erwachsene, wäre die körperliche Unreife. Bei Kindern ist der Darm noch nicht so weit entwickelt wie bei Erwachsenen, Nahrungsmittelbestandteile haben so mehr Kontakt zu den Zellen des Immunsystems. Auch die Magensäurewerte entwickeln sich bei Kindern bis zum Ende des zweiten Lebensjahrs, dann entsprecht sie der von Erwachsenen. Bei einem zu hohen pH-Wert der Magensäure ist die Verdauung durch das Enzym Pepsin verlangsamt. Recht populär ist auch die Hygienetheorie, nach der die gute Hygiene, die uns vor so manchen Krankheiten schützt, unserem Immunsystem die Chance nimmt, sich vollständig oder fehlerfrei zu entwickeln.

Welche Faktoren begünstigen eine Lebensmittelallergie?

Lebensmittelallergie - Welche Faktoren begünstigen eine Lebensmittelallergie?

Es gibt einige Faktoren, die scheinbar eine Lebensmittelallergie fördern, wie Alkohol, Schmerzmedikamente, Stress und körperliche Belastung. Bei Erwachsenen bilden sich neben neuen Sensibilisierungen oft sogenannte Kreuzallergien im Zusammenhang mit einer Pollenallergie.

Dabei ähneln die Eiweiße der Lebensmittel jenen in den Pollen, das Immunsystem reagiert dann auch auf diese Eiweiße. Häufig geschieht das im Falle einer Allergie auf Birkenpollen, hier lösen Eiweiße in bestimmten Apfelsorten, Haselnüssen, Karotten, Kirschen, Nektarinen, Pfirsichen oder Sellerie ebenfalls eine Immunantwort aus. Auch andere Allergien können Kreuzallergien mit sich bringen, so vertragen Patienten mit einer Latexallergie oft keine Bananen, Kiwis oder Avocados. Die Beschwerden müssen bei Kreuzallergien nicht zwangsweise auftreten, einige Patienten zeigen diese nur während der Pollensaison. Bei Kindern scheint auch das zu frühe Zufüttern vor dem vierten Lebensmonat sowie eine Antibiotikaeinnahme im Säuglingsalter das Risiko einer Lebensmittelallergie zu erhöhen.

Lebensmittelallergie - Dabei ähneln die Eiweiße der Lebensmittel jenen in den Pollen

Wie wird eine Lebensmittelallergie diagnostiziert?

Lebensmittelallergie - Wie wird eine Lebensmittelallergie diagnostiziert?

Viele Erwachsene bemerken zwar Veränderungen nach dem Essen, die Diagnose der Lebensmittelallergie kann aber nur der Arzt stellen. Als Ansprechpersonen dienen in erster Linie der Allgemeinmediziner und solche Ärzte, die eine Zusatzausbildung in Allergologie haben. Bei Kindern ist es natürlich der Kinderarzt.

Ein erster wichtiger Schritt ist ein Ernährungstagebuch, dieses kann schon vor dem ersten Termin beim Arzt wichtige Hinweise liefern. Allerdings sagt dieses Tagebuch nichts Genaues über die Ursache der Beschwerden aus und sollte immer mit einem Arzt besprochen werden. In diesem Tagebuch sollten alle Speisen, auch kleine Naschereien, Getränke, sogar Kaugummis und alles, was im Laufe des Tages konsumiert wurde, sowie alle Beschwerden aufgelistet werden. Während des Erstgesprächs erklärt Dir der Arzt die Führung eines Ernährungstagebuchs genauer.
 
Innerhalb dieses Gesprächs fragt er den Patienten beziehungsweise die Eltern der Kinder genauer über die Beschwerden, wie sie sich äußern oder wann und unter welchen Umständen sie auftreten. Des Weiteren wird er sich nach der Krankengeschichte, familiären Vorbelastungen, einer möglichen regelmäßigen Medikamenteneinnahme und anderen Allergien erkundigen.

Welche Untersuchungen kommen bei der Diagnose einer Lebensmittelallergie zum Einsatz?

Für die Diagnostik stehen verschiedene Mittel zur Verfügung. Ein gängiger Test ist eine Ausschlussdiät, die sich je nach Patient unterschiedlich gestalten kann. In dieser Ausschlussdiät werden entweder die verdächtigen Lebensmittel aus dem Speiseplan gestrichen oder die Diät wird sehr streng mit nur wenigen bekannten allergenen Speisen begonnen. Während der ersten fünf Tage der Diät sollten alle vorher bestandenen Beschwerden abgeklungen sein, dann wird ein neues Lebensmittel eingeführt. Dieses neue Lebensmittel wird für zwei bis drei Tage konsumiert, dann wird wieder ein neues Lebensmittel eingeführt. Dies wird so oft wiederholt, bis bei einem Lebensmittel Beschwerden auftreten, dann wird diese Zutat über Wochen konsequent gemieden. In unserer heutigen Zeit ist das durchaus eine Herausforderung, denn sowohl die Speisen als auch die Getränke müssen wirklich rein sein, was bei Fertigprodukten und beim Auswärtsessen oft nicht garantiert werden kann. Eine Alternative bietet die Rotationsdiät, hier werden über bestimmte Zeiträume bestimmte Zutaten gemieden oder konsumiert.

Lebensmittelallergie - Welche Untersuchungen kommen bei der Diagnose einer Lebensmittelallergie zum Einsatz?

Zum Abschluss wird, wenn die verdächtigen Lebensmittel über Wochen gemieden wurden, unter ärztlicher Aufsicht eine Provokationsdiät durchgeführt. Der Patient muss dann bewusst die verdächtigen Lebensmittel zu sich nehmen und damit Allergiesymptome auslösen. Oft geschieht das mit steigender Dosis. Komplikationen wie ein anaphylaktischer Schock sind möglich, daher darf die Provokationsdiät ausschließlich im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung stattfinden. Die höchste Stufe eines Provokationstests ist die Doppelblindstudie, bei der weder der Arzt noch der Patient wissen, ob nun der allergieauslösende Stoff oder ein Placebo eingenommen wird.
 
Neben den Diäten stehen andere körperliche Untersuchungen zur Verfügung, die eine Allergie bestätigen können. Der bekannteste ist dabei der Prick-Test. Hier werden die allergenen Stoffe auf die Haut aufgetragen, bevor der Arzt die Haut darunter mit einer Lanzette anritzt. Alternativ wird bei dem Prick-zu-Prick-test die Lanzette mit dem Allergen beschmutzt, ehe der Arzt sie in die Haut einritzt. Nach einer gewissen Latenzzeit untersucht der Arzt mögliche Hautreaktionen wie Quaddeln, die auf eine allergische Reaktion auf das bestimmte Allergen hindeuten. Der Atopie-patch-Test zeigt eine Allergie aufgrund der T-Zellen und muss daher über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Die Allergene werden über Pflaster am Rücken auf die Haut aufgebracht und zwei Tage dort belassen. Bei der anschließenden Kontrolle untersucht der Arzt die Haut auf mögliche Ekzeme.

Im Rahmen dieser Hauttests kann der Arzt auch mögliche Kreuzallergien austesten. Zudem muss der Arzt die mögliche Einnahme von Antihistamin und Glukokortikoiden berücksichtigen, da diese das Ergebnis beeinflussen können.

 

Mittels Bluttest kann allgemein die Konzentration von IgE-Antikörpern im Blut, aber auch ganz spezifische IgE-Antikörper bestimmt werden. Angeboten werden in dem Zusammenhang auch IgG-Antikörper-Tests, die aber teuer und nicht aussagekräftig sind, da die Bildung dieser Antikörper eine natürliche Reaktion des Körpers auf das Essen darstellt und allein die Anwesenheit der IgG keinen Krankheitswert hat. Im Gegensatz dazu sind IgE-Antikörper nur bei Allergien, nicht aber bei anderen Lebensmittelunverträglichkeiten wie Intoleranzen und auch Pseudoallergien im Blut nachweisbar.

 

Manchmal werden auch andere Messungen herangezogen, da sich IgE-Antikörper auch im Darm sowie Methylhistamin im Urin nachweisen lassen. Möglicherweise wird der Arzt bei Bedarf weitere Untersuchungen anordnen, um organische Ursachen wie Magen-Darm-Erkrankungen auszuschließen. Da sich bei Kindern solche Allergien auswachsen können, sollte die Diagnose nach zwei Jahren noch einmal gesichert werden.

Lebensmittelallergie - Im Bereich der Atemwege kommt es zu einer laufenden Nase

Wie lässt sich eine Lebensmittelallergie behandeln?

Lebensmittelallergie - Wie lässt sich eine Lebensmittelallergie behandeln?

In den meisten Fällen gilt für die Patienten, die allergieauslösenden Lebensmittel konsequent zu meiden. Dies gilt zu einem gewissen Grad auch für stillende Mütter, wenn das Baby allergisch reagiert, weil einige Allergene in die Muttermilch übergehen.

Dies bedeutet auch, bei Fertigprodukten und beim Auswärtsessen auf die Inhaltsstoffe zu achten. Mittlerweile sind die Lebensmittel EU-weit auf die wichtigsten Allergene hin gekennzeichnet.
 
Eine Lebensmittelallergie kann im Grunde noch nicht behandelt werden. Während eine Hyposensibilisierung bei anderen Allergien Linderung bringen kann, ist dies in diesem Fall zu gefährlich und nicht durchführbar. Wissenschaftlich untersucht wird eine Immuntherapie, die die Toleranz gegen die Allergene erhöht und damit das Risiko eines allergischen Schocks senkt. Die orale Immuntherapie (OIT), sublinguale Immuntherapie (SLIT) und die epikutane Immuntherapie (EPIT) ermöglichen, durch eine tägliche Einnahme kleinster Mengen einen Gewöhnungseffekt zu erzielen. So kann der Patient größere Mengen einnehmen, ohne eine allergische Reaktion zu erwarten. Je nach Methode werden diese Mengen oral eingenommen (OIT), als Tropfen oder Tabletten unter der Zunge eingebracht (SLIT) oder unter die Haut injiziert (EPIT). Medikamentöse Therapien wie Präparate, die die Histaminausschüttung verhindern, gehören nicht zur Standardtherapie bei Lebensmittelallergien.
 
Allergiker sollten immer ein Notfall-Set mit sich tragen, um im Falle einer schweren allergischen Reaktion gewappnet zu sein. Darin enthalten ist ein Antihistaminikum, das die Bindungsstellen des Histamins blockiert und so die Entzündungsreaktion stoppt, ein Glukokortikoid, welches das Immunsystem hemmt und antientzündlich wirkt, ein bronchienerweiterndes Medikament und eine Adrenalinspritze für den Oberschenkelmuskel im Falle eines drohenden anaphylaktischen Schocks.

Lebensmittelallergie - Was kann ich selbst bei einer Lebensmittelallergie tun?

Was kann ich selbst bei einer Lebensmittelallergie tun?

Lebensmittelallergie - Durch die ausgewiesenen Inhaltsstoffe unserer Lebensmittel

Durch die ausgewiesenen Inhaltsstoffe unserer Lebensmittel lassen sich die Allergene zwar konsequent meiden, allerdings darf die Ernährung nicht zu einseitig werden. Deshalb solltest Du Dich an einen Ernährungsberater wenden, der Dir bei Deiner Ernährungsumstellung helfen kann. Einige Lebensmittel können leichter vertragen werden, wenn sie gekocht sind, da die Eiweiße nicht hitzestabil sind. Kinder, die keine Milch oder Eier vertragen, können diese meistens in gebackener Form wie in Kuchen problemlos essen. Extrem hitzestabil sind Erdnüsse, für die trifft es dann nicht zu.

Lebensmittelallergie - Zudem bestehen schon innerhalb bestimmter Obst- oder Gemüsesorten Unterschiede

Zudem bestehen schon innerhalb bestimmter Obst- oder Gemüsesorten Unterschiede. So vertragen einige Patienten mit einer Unverträglichkeit gegen Äpfel nur bestimmte Sorten nicht, während andere Apfelsorten keinerlei Beschwerden verursachen.

Lebensmittelallergie - Frag in einem Restaurant vor dem Bestellen lieber einmal nach

Frag in einem Restaurant vor dem Bestellen lieber einmal nach, denn schon die Zubereitung in der gleichen Pfanne, in der ein allergieauslösendes Lebensmittel zubereitet wurde, kann unter Umständen zu einem Problem werden. In einigen Fällen löst sogar die Inhalation der Allergene schwere Allergiesymptome aus. Selbst Dir bekannte Produkte solltest Du regelmäßig auf ihre Zutatenliste kontrollieren, da Firmen auch hin und wieder ihre Rezepturen ändern. Das Wichtigste ist, dass Du immer Dein Notfall-Set dabei hast. Informiere den Kindergarten oder die Schule sowie die Mütter der Freunde über die bestehenden Allergien. Am besten erlernst Du spielerisch mit Deinen Kindern, welche Lebensmittel sie essen dürfen und welche nicht.

Wie kann ich einer Lebensmittelallergie vorbeugen?

Babys sollten mindestens vier Monate gestillt werden, alternativ mit einer hypoallergenen Formula Nahrung (HA-Nahrung) gefüttert werden. HA-Nahrung schmeckt zwar etwas bitter, enthält aber Molken und Vollmilchproteine in so kleinen Stückchen, dass sie von den Antikörpern nicht mehr erkannt werden. Alternativen auf Sojabasis können durchaus problematisch sein, da diese selbst allergen sind. Eine bessere Alternative stellt Reismilch dar. Ganz wichtig ist es, in der Gegenwart von Kindern nicht zu rauchen, denn neben den vielen negativen Effekten der Gesundheit scheint es auch einen Einfluss auf spätere Allergien zu haben.
 
Eine strickte vorbeugende Diät der Kinder beziehungsweise der stillenden Mutter ist nicht sinnvoll, so droht die Gefahr einer Mangelernährung. Laut einigen Studien senkt der frühe Kontakt mit bestimmten Lebensmitteln das Risiko einer Allergie. Kinder, die im ersten Lebensjahr gemahlene Erdnüsse gegessen haben, waren seltener von einer Erdnussallergie betroffen. Eine ähnliche vorbeugende Wirkung zeigte ein früher Fischkonsum. Generell sollte die Ernährung möglichst abwechslungsreich sein, da ein zu häufiger Kontakt mit bestimmten Lebensmitteln wie bestimmten Gemüsesorten eine Allergie begünstigen kann.

Was kosten Diagnose und Behandlung bei einer Lebensmittelallergie?

Lebensmittelallergie - Kosten

Die Kosten der Diagnose und der Behandlung variieren, je nachdem, um welchen Test es sich handelt oder von welchen Anbieter sie angeboten werden. Dein Arzt wird Dich im Erstgespräch über die möglichen Kosten der Untersuchungen und Behandlungen informieren.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten bei einer Lebensmittelallergie?

Im Normalfall übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Diagnose und Behandlung. Bei Medikamenten bleibt aber in der Regel ein Selbstbehalt, den der Patient bezahlen muss. Sogar die Ernährungsberatung wird von den Krankenkassen zumindest teilweise übernommen. Ausnahme bildet beispielsweise ein IgG-Antikörper-Test, dieser ist privat zu zahlen.

 


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Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl

Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie


Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.

Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.

Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.

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Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Eine Lebensmittelallergie ist die Folge einer immunologischen Antwort auf harmlose Lebensmittelbestandteile, hauptsächlich Eiweiße (Proteine). Im Gegensatz dazu zeigen andere Lebensmittelunverträglichkeiten ähnliche Symptome, aber keine Immunantwort.


Die Symptome sind vielfältig und betreffen sowohl die Haut, die Atemwege, den Gastrointestinaltrakt als auch das Kreislaufsystem. Die schwerste Reaktion, ein anaphylaktischer Schock, kann lebensgefährlich sein.


Mittels verschiedener Diäten können die allergieauslösenden Lebensmittel bestimmt werden, die Diagnose der Allergie erfolgt mit einem Haut- und Bluttest.


Aufgrund fehlender Alternativen ist die konsequente Vermeidung der allergieauslösenden Lebensmittel im Moment die einzig mögliche Behandlung. Wichtig ist auch im Rahmen dieser Diät eine ausgewogene Ernährung, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

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