Dammriss

Der Damm liegt bei Frauen zwischen Scheide und Darmausgang, dem sogenannten After. Bei Geburten kann es oft passieren, dass es zu einem Dammriss kommt. Speziell wenn der Kopf des Kindes durch den Geburtskanal tritt, wird die Haut in diesem Bereich stark beansprucht. Meist stößt das Gewebe hierbei an seine Grenzen und hat einen Dammriss zur Folge. Besonders bei größeren Babys oder schnellen Geburten kann die Haut durch die übermäßige Dehnung einreißen. Die Tiefe des Risses hängt dabei davon ab, wie schnell das Gewebe gedehnt wird und auch von der natürlichen Gewebeelastizität. Meist wird das Einreißen des Dammes von den Frauen erst nach der Geburt wahrgenommen, denn während der Geburt schüttet der Körper viele schmerzbetäubende Hormone aus.


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Online-Redaktion

Dieser Text wurde nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Medizinern geprüft.


Zuletzt aktualisiert: 19. Juli, 2023



Wichtige Punkte zusammengefasst

Das Wichtigste zusammengefasst

Der Damm liegt bei Frauen zwischen Scheide und Darmausgang


Bei Geburten, besonders wenn der Kopf des Kindes durch den Geburtskanal tritt, kann es zu Dammrissen kommen


Kleinere Dammrisse heilen meist von alleine und müssen gar nicht genäht werden


Wenn bei einem Dammriss Haut, Muskeln und Schleimhaut des Afters betroffen sind, ist eine Operation dringend notwendig

Was versteht die Medizin unter einem Dammriss?

Besonders während der Austreibung des Kopfes und der Schulter des Kindes kommt es zur Strapazierung des Dammes. Je nachdem, wie lange die Geburt dauert, wie sich der kindliche Kopf gedreht hat und wie das mütterliche Gewebe beschaffen ist, kann es zu Dammrissen kommen. In der Regel verheilen die Risse komplikationslos und müssen nicht chirurgisch versorgt werden. Kommt es zu höhergradigen Rissen, wobei auch schon Darm und Klitoris betroffen sein können, kann dies bei Frauen zu unangenehmen Empfindungen beim Geschlechtsverkehr oder auch in allgemeinen Lebenssituationen führen. Mithilfe der Perineoplastik (Dammplastik) wird der Damm wieder vernäht und kann somit für eine bessere Lebensqualität der Frau sorgen.

Dammriss

Was ist die Ursache eines Dammrisses?

Die klassischen Ursachen eines Dammrisses sind meist schwere vaginale Geburten, Mehrlingsgeburten, eine ungünstige Kindslage oder eine zu schnelle Geburt mit kurzer Eröffnungsperiode und einem unzureichenden Dammschutz. Hierbei erleidet das Gewebe des Beckenbodens sowie der Vaginalbereich Schäden, die vor allem bei bestehender Bindegewebsschwäche besonders umfangreich sind.

Wie sehen die Symptome aus?

In erster Linie macht sich ein Dammriss durch Schmerzen und Blutungen bemerkbar. Die meisten Frauen nehmen die Symptome jedoch aufgrund der Periduralanästhesie, ein Verfahren zur Betäubung von Rückenmarksnerven, gar nicht wahr.

Wie diagnostiziert der Arzt einen Dammriss?

Die Diagnose stellen der Arzt und die Geburtshelfer direkt nach der Geburt anhand einer sorgfältigen klinischen Untersuchung. Dabei untersucht der Arzt Scheide und Damm der Mutter. Der Gynäkologe klärt so, ob nur die Haut gerissen ist, oder ob auch Darmmuskulatur und Schließmuskel betroffen sind. Je nach Ausmaß der Verletzung und Schweregrad der Symptome erfolgt die Therapie.

Wer ist davon am häufigsten betroffen?

Bei der natürlichen vaginalen Entbindung kommt es knapp bei einem Drittel aller Frauen zu einem Dammriss. Ein Riss tritt häufiger bei älteren Müttern auf, denn das Alter der Mutter hat einen Einfluss auf den Stoffwechsel des ungeborenen Kindes. Neugeborene von Müttern über 35 sind meist größer und schwerer, somit kommt es häufiger zu einem Dammriss.

Welche Schweregrade gibt es?

Bei einem Dammriss unterscheiden Ärzte zwischen vier verschiedenen Graden. Kleinere Dammrisse ersten und zweiten Grades kommen sehr häufig vor und sind eher unproblematisch. Größere Dammrisse des dritten und vierten Grades sind dagegen viel seltener. Bei Dammrissen dritten Grades reicht die Verletzung bis in den Darmausgang, sodass auch der Schließmuskel beschädigt ist. Bei einem Dammriss vierten Grades ist auch die Darmschleimhaut verletzt.

Dammriss

  • Schweregrad 1: Die Haut am Damm hat nur oberflächliche Verletzungen und die Dammmuskulatur ist nicht betroffen.
  • Schweregrad 2: Die Risse betreffen auch Muskelgewebe des Damms, die bis zum äußeren Schließmuskel des Afters reichen.
  • Schweregrad 3: Der Schließmuskel des Afters ist ebenso teilweise oder vollständig gerissen.
  • Schweregrad 4: Es liegt ein vollständiger Dammriss mit Rissen von Haut, Muskeln und Schleimhaut des Afters vor. Bei ausgeprägten Dammrissen kann es auch zu Verletzungen von Schamlippen, Klitoris und der Gebärmutter kommen. Da diese Dammrisse aber hauptsächlich in der Austreibungsphase während der Wehen entstehen, nehmen Mütter die Symptome des Dammrisses meist nicht wahr.

Welche nicht-operativen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Dammrisse des ersten und zweiten Grades sind im Normalfall unkompliziert und können von alleine oder mit konservativen Behandlungsmethoden verheilen. Oft entscheidet sich der Arzt für eine einfache Naht mit selbstauflösendem Nahtmaterial, sodass später keine Fäden gezogen werden müssen. Nur Frauen ohne Periduralanästhesie erhalten eine örtliche Betäubung bevor mit dem Nähen begonnen wird. Schmerzen, ein Spannungsgefühl und Beschwerden beim Sitzen, können meist eine Weile anhalten.

Dammrisse des dritten und vierten Grades sind hingegen problematischer. Bei der Behandlung geht es hier in erster Linie um die Wiederherstellung des Schließmuskels und Damms (Dammplastik). Daher kommt bei einem ausgeprägten Dammriss meist eine Vollnarkose zum Einsatz. Der Arzt vernäht den Damm im Normalfall schichtweise, nach der chirurgischen Versorgung von Muskel und Darm. Oft dauert es auch nach der Operation noch einige Wochen oder Monate, bis der Schließmuskel wieder intakt ist.

Wann ist eine Operation notwendig?

Wenn bei dem Dammriss Haut, Muskeln und Schleimhaut des Afters betroffen sind, ist eine Operation dringend notwendig. Meist entsteht ein starker Schmerz der Dammregion, der aber auch in die Beckenpartie und in den Rücken ausstrahlt.

Dammriss

Was muss ich vor der Operation beachten?

Vor der Operation findet ein Gespräch mit dem zuständigen Arzt statt, der sich über Deinen allgemeinen Gesundheitszustand informiert. Sollte der Arzt feststellen, dass noch weitere Untersuchungen vor der Durchführung der Operation notwendig sind, so wird er diese durchführen. Zusätzlich informiert er Dich meist über den Krankenhausaufenthalt, die Operation selbst und die ärztliche Versorgung vor und nach der Operation.

Wie verläuft die Perineoplastik?

Perineoplastik bezeichnet die operative Korrektur des Damms. Der Damm stützt unter anderem die hintere Scheidenwand und kann bei Geburten einreißen. Der gerissene Damm muss daher nach der Entbindung wieder vernäht werden. Bei der Entbindung können aber auch die Muskeln des Beckenbodens reißen und dies wiederum führt zur Erweiterung des Scheideneingangs. Somit verlängert der Arzt bei der Operation den Abstand zwischen After und Scheideneingang und verschließt den großen Eingang der Scheide. Dazu näht er die Muskeln des Beckenbodens schichtweise zusammen und verstärkt den Damm.

Was muss ich nach der Operation beachten?

Nach dem Eingriff empfiehlt der Arzt den Frauen, sich körperlich zu schonen. Daher solltest Du Dich für einen gewissen Zeitraum von der Ausübung sportlicher Aktivitäten fernhalten, keine schweren Lasten tragen und körperliche Belastung vermeiden. Denn es dauert im Durchschnitt zwischen vier Wochen und drei Monate bis die Wunde vollständig verheilt ist. Die Betroffenen sollten auch bedenken, dass der Geschlechtsverkehr für einen Zeitraum von circa sechs Wochen schmerzhaft sein kann.

Welche Komplikationen und Risiken können auftreten?

Im Normalfall treten keine Komplikationen auf, jedoch sollten sich Betroffene dennoch über mögliche Gefahren bewusst sein. Die Verletzung benachbarter Organe, Schwellungen und Nachblutungen zählen zu den meistgenannten bestehenden Risiken.

Dammriss

Kann ich einen Dammriss vorbeugen?

Schwangere Frauen können während der Schwangerschaft versuchen, mit einer Dammmassage einem Dammriss vorzubeugen. In den ersten Monaten der Schwangerschaft kannst Du das Dammgewebe wöchentlich mit speziellen Ölen massieren. Ab der 34. Schwangerschaftswoche kannst Du diese Massage dann täglich durchführen. Speziell mit Ölen wie Johanneskrautöl und einfachen Keimölen empfinden viele Frauen diese Massagen als noch entspannender.

Während der Geburt kannst Du Dammrissen nicht direkt vorbeugen, Hebammen und Ärzte versuchen jedoch sehr wohl, diesem Einreißen durch den sogenannten Dammschutz entgegenzuwirken. Der Dammschutz ist ein spezieller Handgriff, bei dem die rechte Hand der Hebamme den mütterlichen Damm umfasst, während ihre linke Hand durch Druck die Geschwindigkeit reguliert, mit der der Kopf des Babys austritt. Oftmals können so Dammrisse verhindert werden.

Wenn der Dammschutz nicht ausreichend ist, so führt der Arzt in seltenen Fällen einen Dammschnitt durch, um einem Einreißen des Damms entgegenzuwirken. Dazu schneidet der Arzt von der Scheide aus den Damm etwas ein. Jedoch muss nicht jeder gefährdete Damm auch einreißen und so können Blutgefäße und Nerven leichter verletzt werden. Daher werden Dammschnitte auch nicht zu voreilig durchgeführt. Der Arzt führt einen Dammschnitt nur dann durch, wenn der Geburtskanal zu eng ist oder das Kind schnell geholt werden muss. Ein Dammschnitt geht durch mehrere Gewebeschichten, so ist die Wunde meist größer.

Aber auch die Auswahl der Gebärposition spielt bei der Vorbeugung eine wichtige Rolle. In Rückenlage kommt es zu den meisten Dammrissen, wobei dies die häufigste Gebärposition ist. Bei einer Position im Hocken oder Stehen wird der Damm hingegen entlastet. Auch Wassergeburten senken das Risiko, denn durch das Wasser wird das Gewebe weicher und elastischer.

Dammriss

Zahlt die Krankenkasse die Behandlungskosten?

Die Perineoplastik ist meist ein Eingriff mit medizinischer Notwendigkeit. Folglich übernehmen die Krankenkassen die entstehenden Kosten in der Regel komplett. Jedoch kannst Du Dich sicherheitshalber bei Deiner Krankenkasse über die Kostenübernahme informieren.


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Über den Autor: Dr. med. Benjamin Gehl

Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie


Als Facharzt für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie liegt die Leidenschaft von Dr. Gehl schon immer im Bereich der medizinischen Contentproduktion.

Aufgrund seiner Ausbildung, einer langjährigen Einsatzzeit in der rekonstruktiven und plastischen Chirurgie, sowie zahlreichen Auslandseinsätzen in Indien, Afrika und Amerika weiß er, welche Techniken und Behandlungen für medizinische Indikationen international Anwendung finden und State of the art sind.

Weiterhin beschäftigt er sich täglich mit neuen Trends und Techniken in der operativen und nicht-operativen Chirurgie. Fortbildungen sowie Studien zählen genauso zu seiner Leidenschaft wie die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten zu den neuesten fachspezifischen Themen.

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